Logo Universitat Bremen

Neues Verbundprojekt TRIPLE-MoDo

18.02.2021
Bremer Konsortium entwickelt innovatives Dockingsystem für Unterwasserroboter
Die Illustration zeigt einen Einsatz der Station, der Eissonde und des kleinen autonomen Unterwasserfahrzeugs. Mit dessen Hilfe soll ermöglicht werden, Proben aus von eisbedeckten Gewässern zu gewinnen. Grafik: MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaf
Die Illustration zeigt einen Einsatz der Station, der Eissonde und des kleinen autonomen Unterwasserfahrzeugs. Mit dessen Hilfe soll ermöglicht werden, Proben aus von eisbedeckten Gewässern zu gewinnen. Grafik: MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen

Wie können unzugängliche Orte auf der Erde – zum Beispiel die Tiefsee –, aber auch auf anderen Planeten erforscht werden? Extreme Ziele stellen auch extreme Anforderungen an die eingesetzte Technik. Dabei geht es nicht nur um Korrosion oder Druckbeständigkeit: Neue technische Lösungen sollen zum Beispiel die Kommunikation mit und die Energieversorgung von abgetauchten Robotern ermöglichen – und zwar mithilfe eines innovativen Andocksystems. Dafür hat ein Konsortium aus drei Bremer Partnern das Forschungs- und Entwicklungsprojekt TRIPLE-MoDo gestartet.

Sowohl für die Erforschung der Weltmeere als auch für die Erkundung extraterrestrischer Ozeane werden robotische Systeme benötigt, die eigenständig und über längere Zeiträume unter Wasser operieren können. Dafür arbeitet ein Bremer Konsortium im jetzt gestarteten Projekt TRIPLE-MoDo („Technologies for Rapid Ice Penetration and Subglacial Lake Exploration– Mobile Docking“) an einem innovativen Dockingsystem. Zu den Projektpartnern gehören die DSI Aerospace Technology GmbH, das Robotics Innovation Center des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und das MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Finanziert wird das Projekt vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Bonn.

Das geplante System soll es einem autonomen Unterwasserfahrzeug (AUV) ermöglichen, an einer Unterwasserstation anzudocken, um gesammelte Daten zu übermitteln, seine Batterie aufzuladen und somit längere Zeit unter Wasser zu bleiben. Um den hohen Anforderungen an das Andocken in tiefen Gewässern gerecht zu werden, setzen die Partner auf Komponenten aus dem Bereich Soft Robotics. Diese zeichnen sich durch eine enorme Flexibilität und die Fähigkeit aus, Kollisionen sanft abfangen zu können.

Das Projekt TRIPLE-MoDo ist eins von mehreren Vorhaben innerhalb der übergeordneten TRIPLE-Projektlinie des DLR Raumfahrmanagements. Ziel der Projektlinie ist es, ein intelligentes Explorationssystem zu entwickeln, das sich zur Durchführung wissenschaftlicher Beobachtungen in Gewässern unter Eis eignet. Das projektierte System besteht aus einem vollautonomen Kleinst-Tauchroboter (einem sogenannten nanoAUV) einer teilautonomen Einschmelzsonde, die sich in die Eisschicht einschmilzt und das AUV hindurchtransportiert, sowie einem astrobiologischen Labor (AstroBioLab) zur Untersuchung von Flüssigkeits- und Sedimentproben. Die Schmelzsonde dient dem Roboter zudem als feste Unterwasserstation zum Daten- und Energieaustausch.

Das innovative System soll sowohl für planetarische Missionen als auch für Raumfahrtanwendungen im erdnahen Bereich von großem Nutzen sein. Das Interesse seitens der Raumfahrt besteht darin, künftig ein derartiges auf der Erde eingesetztes und erprobtes System auch für die Erforschung von Ozeanen auf anderen Planeten und Monden, wie zum Beispiel jenem auf dem Jupitermond Europa, zu nutzen. Unter der Eisdecke des Jupitermondes werden in rund 100 Kilometern Wassertiefe Hydrothermalquellen vermutet, die durch einen Wärmestrom und das Einbringen von Mineralien selbst an dunklen und kalten Orten Leben ermöglichen.

„Der vermutete Ozean auf Europa besitzt eine Wassermenge, die ungefähr dem Doppelten unseres Planeten Erde entspricht“, erklärt Projektleiter Dr. Christoph Waldmann vom MARUM. „Am Ende geht es um die Frage, ob sich in den extraterrestrischen Ozeanen Spuren von vergangenen oder gegenwärtigen Lebensformen finden lassen.“

Das entwickelte Gesamtsystem soll bis 2027 fertiggestellt und im Rahmen einer Demonstrationsmission in der Antarktis in enger Zusammenarbeit mit Meeres- und Weltraumwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern getestet werden.

 

Kontakt:

Dr. Christoph Waldmann
Gesamtkoordinator TRIPLE-nanoAUV 1
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen
Telefon: 0421 218 65606
E-Mail: [Bitte aktivieren Sie Javascript]

Dr.-Ing. Jochen Rust
Projektkoordination TRIPLE-MoDo
DSI Aerospace Technologie GmbH
Telefon: 0421 596969 35
E-Mail: [Bitte aktivieren Sie Javascript]

Dipl.-Ing. Miguel Bande Firvida
Teamleitung TRIPLE-nanoAUV
Telefon: 0421 17845 5064
E-Mail: [Bitte aktivieren Sie Javascript]

 

Das MARUM gewinnt grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Rolle des Ozeans und des Meeresbodens im gesamten Erdsystem. Die Dynamik des Ozeans und des Meeresbodens prägen durch Wechselwirkungen von geologischen, physikalischen, biologischen und chemischen Prozessen maßgeblich das gesamte Erdsystem. Dadurch werden das Klima sowie der globale Kohlenstoffkreislauf beeinflusst und es entstehen einzigartige biologische Systeme. Das MARUM steht für grundlagenorientierte und ergebnisoffene Forschung in Verantwortung vor der Gesellschaft, zum Wohl der Meeresumwelt und im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Es veröffentlicht seine qualitätsgeprüften, wissenschaftlichen Daten und macht diese frei zugänglich. Das MARUM informiert die Öffentlichkeit über neue Erkenntnisse der Meeresumwelt, und stellt im Dialog mit der Gesellschaft Handlungswissen bereit. Kooperationen des MARUM mit Unternehmen und Industriepartnern erfolgen unter Wahrung seines Ziels zum Schutz der Meeresumwelt.

Modellzeichnung des autonomen Unterwasserfahrzeugs nanoAUV. Es hat eine Länge von 0,45 Metern. Grafik: MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen; Christian Engler
Modellzeichnung des autonomen Unterwasserfahrzeugs nanoAUV. Es hat eine Länge von 0,45 Metern. Grafik: MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen; Christian Engler

 

 

Die vermutete Wassermenge auf dem Jupitermond beträgt etwa das doppelte der Wassermenge auf der Erde. Grafik: Kevin Hand (JPL/Caltech), Jack Cook (WHOI), Howard Perlman (USGS)
Die vermutete Wassermenge auf dem Jupitermond beträgt etwa das doppelte der Wassermenge auf der Erde. Grafik: Kevin Hand (JPL/Caltech), Jack Cook (WHOI), Howard Perlman (USGS)
Logo