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Neue Studie zu Megaflut im Mittelmeer

19.08.2022
Straße von Gibraltar, aufgenommen vom Sentinel3A-Satelliten der ESA. Foto: Copernicus Sentinel data (2016)
Straße von Gibraltar, aufgenommen vom Sentinel3A-Satelliten der ESA. Foto: Copernicus Sentinel data (2016)

Eine neue Studie der Australian National University (ANU) in Zusammenarbeit mit dem MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen enthüllt ein fehlendes Stück in der Evolutionsgeschichte des Mittelmeers.

Das Mittelmeer trocknete während der so genannten Messinischen Salinitätskrise vor 6 bis 5,3 Millionen Jahren fast komplett aus. Durch tektonische Plattenbewegungen wurde die Verbindung zum Nordatlantik verschlossen. Das Mittelmeer trocknete aus, und fast alles marine Leben verschwand. Diese 630.000 Jahre andauernde Krise wurde abrupt durch eine katastrophale Megaflut vor etwa 5,33 Millionen Jahren beendet. In Höhe des heutigen Gibraltars stürze durch einen neuen Durchbruch nordatlantisches Meerwasser in das ausgetrocknete Mittelmeerbecken und füllte es wieder auf. Der Einstrom bei der Wiedergeburt des Mittelmeers war so gewaltig, dass der globale Meeresspiegel absank.

Bisher wurde vermutet, dass sich nach der katastrophalen Megaflut die normalen marinen Umweltbedingungen im ganzen Mittelmeerraum schnell wieder einstellten. Eine neue Studie, geleitet von Udara Amarathunga, Andrew McC. Hogg und Eelco J. Rohling von der ANU in Canberra, zeichnet ein deutlich komplizierteres Bild. Eine Kombination von numerischen Modellierungen und geologischen Analysen an Bohrkernproben half nun bei der Lösung einer langjähriger Kontroverse über das Ende einer der prominentesten regionalen ozeanografischen Störungen in geologischen Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit mit Thomas Westerhold vom MARUM wurden Ablagerungen aus dem östlichen Mittelmeer, die die Flutung dokumentieren, neu datiert. Sie lieferten so die Grundlage, ein neues Modell der Flutung des Mittelmeerraumes zu testen.

Die Studie zeigt, dass es nur wenige Jahre dauerte, das Mittelmeer wieder mit salzigem Meerwasser zu füllen, aber 26.000 Jahre, bis sich die normalen marinen Bedingungen im östlichen Mittelmeerraum wieder einpegelten – deutlich länger als bisher angenommen. Ein derartiges Ereignis, so Westerhold, sei natürlich für die nähere Zukunft nicht zu erwarten, „aber es zeigt, wie abrupte Veränderungen im Erdsystem langwierige Folgen haben können“.

Die Studie hebe den außerordentlichen Wert wissenschaftlicher Bohrungen und der Archivierung des erbohrten Kernmaterials hervor. Sie sind eine sehr wichtige Quelle für Primärinformationen, um numerische Modellierungen zu testen. „Unser Verständnis von umweltbeeinflussenden Ereignissen und die Reaktion des Klimas auf Änderungen der Randbedingungen für das Leben muss verbessert werden“, sagt Thomas Westerhold. „Neue wissenschaftliche Bohrungen sind ein unverzichtbares Werkzeug weltweit um den Blick in die Zukunft anhand von Modellen zu schärfen.“

Originalveröffentlichung:

Udara Amarathunga, Andrew McC. Hogg, Eelco J. Rohling, Andrew P. Roberts, Katharine M. Grant, David Heslop, Pengxiang Hu, Diederik Liebrand, Thomas Westerhold, Xiang Zhao, Stewart Gilmore: Sill-controlled salinity contrasts followed post-Messinian flooding of the Mediterranean. Nature Geoscience (2022) DOI: 10.1038/s41561-022-00998-z

 

Kontakt:

Dr. Thomas Westerhold
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften
Universität Bremen
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