Logo Universitat Bremen
Seitenpfad:

Nachruf Ousmane Coulibaly

17.05.2024
Ousmane Coulibaly. Foto: privat
Ousmane Coulibaly. Foto: privat

Völlig bestürzt trauern wir um unseren jungen Kollegen Ousmane Coulibaly, der ohne erkennbare Erkrankung und für uns unerklärlich plötzlich am 8. Mai 2024 verstorben ist – noch nicht einmal 29 Jahre alt. Ousmane war in den letzten fünf Jahren zu einem festen Bestandteil des MARUM Werkstatt-Teams geworden. Wann immer man die Werkstatt betrat, grüßte er immer freundlich, vor der CNC-Fräse stehend, seinem vorrangigen Arbeitsplatz.

Wenn wir uns den Lebensweg von Ousmane anschauen, muss man ihm Respekt zollen. Bitter müssen wir zugleich zur Kenntnis nehmen, wie ungerecht das Leben einigen Menschen gegenüber immer wieder eingreift. Ousmane wurde 1995 in Guitry (Côte d'Ivoire) geboren und floh im Jahr 2000 zusammen mit seinen Eltern, dem Bruder und 7 Schwestern in den Senegal. Im Alter von 16 Jahren machte sich Ousmane als Flüchtling alleine auf den riskanten Weg über das Mittelmeer nach Europa, eigentlich auf den Weg nach Schweden. In Deutschland wurde er zweimal aufgegriffen, bis er in Bremen untergebracht wurde und für 2 Jahre die Oberschule Rockwinkel besuchte. Nach der Teilnahme an einer einjährigen Einstiegsqualifizierung trat Ousmane die Ausbildung zum Industriemechaniker im AFZ an (hier in der Lehrwerkstatt NW1 der Uni Bremen), die er erfolgreich im Januar 2019 abgeschlossen hat. Danach begann auf Empfehlung sein Arbeitsverhältnis bei uns im MARUM, welches im Jahr 2021 aufgrund seiner sehr guten Leistungen entfristet wurde. Neben seiner Tätigkeit im Werkstatt-Team hat Ousmane sehr schnell Zugang zu den Expeditions-Teams der Tauchroboter gefunden und ist bereits im Mai 2019 auf seine erste MeBo-Expedition gegangen. Von seiner 7. Expedition war er jetzt gerade 6 Wochen zurück, wieder in Bremen.

Ousmane war ein sehr höflicher und stets freundlicher Mensch, eher leise und zurückhaltend in seinem Wesen und sehr geschätzt bei seinen Kollegen und Kolleginnen. Er war das Beispiel für eine hervorragende Integration in eine fremde Kultur und einem fremden Land, weit entfernt von seiner Familie - nach einem hoch riskanten Weg während der Flucht.

Aufgrund seines zurückhaltenden Wesens und seiner Geschichte war es nicht leicht, den privaten Ousmane kennen zu lernen, was jeder respektiert hat, der ihn kannte. Ich denke man kann sagen, dass Ousmane hier angekommen war. Offensichtlich war er dabei, seinem Leben einen neuen Lebensinhalt zu geben, mit einer eigenen Familie – welch eine Tragik.

Wir alle sind noch betroffen und versuchen das alles einzuordnen, was sehr schwerfällt. Ein junger, äußerlich gesund wirkender Mensch ist plötzlich nicht mehr da, von jetzt auf gleich, und wird auch nicht mehr wieder kommen.

Wir vermissen Ousmane, sehr, und viele seiner Kolleginnen und Kollegen werden ihre gemeinsamen Erinnerungen abrufen, mit Ousmane im MARUM aber auch mit ihm auf Reisen, an Bord der Forschungsschiffe, im Restaurant, unterwegs im Team und in der Welt. Viele von uns Expeditions-Reisenden haben diese „Anekdoten-Bücher im Kopf“, mit Geschichten und Bildern… in diesem Fall bewahren wir darin die Erinnerungen an unseren lieben Kollegen Ousmane Coulibaly.

Gerrit Meinecke

(MARUM, Meerestechnik)