Logo Universitat Bremen

SEKT

Flan­ken­kol­lap­se von Vul­kan­in­seln er­zeu­gen ei­ni­ge der volumetrisch größ­ten Mas­sen­be­we­gun­gen auf der Erde. Sie kön­nen ver­hee­ren­de Tsu­na­mis aus­lö­sen, die Küs­ten­ge­mein­den und An­la­gen wie See­ka­bel am Mee­res­bo­den ge­fähr­den. Ge­naue Tsu­na­mi-Vor­her­sa­gen hän­gen stark von In­for­ma­tio­nen über die Geo­me­trie, das Vo­lu­men und die Ki­ne­ma­tik des aus­lö­sen­den Er­eig­nis­ses (d. h. der Rutschung) ab. Über die Rutschungsprozesse von Flan­ken­kollapsen ist der­zeit nur sehr we­nig be­kannt. Der Schlüs­sel zur Ent­wick­lung ei­ner zu­ver­läs­si­gen Tsu­na­mi-Ge­fah­ren­ab­schät­zung und -vor­her­sa­ge be­steht dar­in, tie­fe­re Ein­bli­cke in das Zu­sam­men­spiel zwi­schen ver­schie­de­nen Fak­to­ren (Vo­lu­men, Ur­sprung und Trans­port­distanz) und Rutschungs­pro­zes­sen (Zeit­punkt, Ki­ne­ma­tik und Dy­na­mik) von Flan­ken­kol­lap­sen zu ge­win­nen.

Nur we­ni­ge Vul­kan­in­seln welt­weit bie­ten die Mög­lich­keit, Flan­ken­kol­lap­se zu un­ter­su­chen. Die Vul­kan­in­sel Mont­s­er­rat in den Klei­nen An­til­len ist ein idea­les Ziel, um ei­nen Kol­laps in den Se­di­men­t­auf­zeich­nun­gen zu studieren. Süd­öst­lich von Mont­s­er­rat be­fin­det sich eine gro­ße, durch eine submarine Rutschung entstandene Ablagerung (Deposit 2). Im Jahr 2019 wur­de die Me­te­or-Ex­pe­di­ti­on M154-2 durch­ge­führt: Ins­ge­samt wur­de an sechs Stand­or­ten in­ner­halb und in der Nähe von Deposit 2 mit Me­Bo70 ge­bohrt. Dar­über hin­aus wur­den 21 er­gän­zen­de Schwer­elotker­ne in der Nähe der Me­Bo70-Bohr­stel­len ent­nom­men. Da­her lie­fer­te die Me­te­or-Ex­pe­di­ti­on M154-2 ei­nen her­vor­ra­gen­den Da­ten­satz, um wei­te­re Se­di­men­t­ana­ly­sen zu er­mög­li­chen, und da­mit eine ein­zig­ar­ti­ge Ge­le­gen­heit, neue Ein­bli­cke in die Entwicklung von Vul­kan­in­seln zu ge­win­nen.

Ba­sie­rend auf dem Da­ten­satz, der wäh­rend der Me­te­or-Ex­pe­di­ti­on M154-2 er­wor­ben wur­de, hat die­ses Pro­jekt das Ziel, zum all­ge­mei­nen Ver­ständ­nis des Zu­sam­men­bruchs vul­ka­ni­scher In­sel­flan­ken bei­zu­tra­gen, ins­be­son­de­re der Wech­sel­be­zie­hung zwi­schen vul­ka­ni­schen Pro­zes­sen, da­mit ver­bun­de­nen Mas­sen­be­we­gun­gen und der nach­fol­gen­den Tsu­na­mi-Ent­ste­hung. Das Haupt­ziel des Pro­jek­tes ist die Re­kon­struk­ti­on des Vo­lu­mens, des Al­ters, der Trans­port­ent­fer­nung und des Ursprungsge­biets so­wie der Ablagerungsprozesse von Deposit 2.