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Ringatolle - Rum

Ringatolle

Wie bilden und öffnen sich ringförmige Atolle?
Sandra Bühler, per Email

Atolle sind Überreste von Vulkanen, die erloschen und im Meer versunken sind. Am Beispiel Hawaii kann man die Entwicklung einer Vulkaninsel in ihren Stadien beobachten. Der Archipel liegt wie eine Perlenkette im Pazifik. Würde dieser leer laufen, sähe man, dass die Kette im Nordwesten unter Wasser noch weitere, inzwischen versunkene Perlen der Kette besitzt. Sämtliche Inseln Hawaiis, auch die versunkenen, entstanden einst über derselben Stelle. Über diesem „Hot Spot“ bricht immer wieder Magma durch die hier dünne Erdkruste und bildet einen Vulkan. Die Erdplatte, auf der sich der Vulkan bildet, wandert im Lauf der Zeit nach Nordwesten, und der Vulkan erlischt, da er von seinem Magmanachschub abgeschnitten wird. Hat er jedoch lange genug Zeit gehabt, dann ist der Vulkan bis an die Wasseroberfläche gewachsen und hat eine Insel gebildet. Kaum ist neues Land geboren, schmirgeln es Wind und Wellen jedoch ab. Außerdem drückt sein eigenes Gewicht es langsam hinab. Nach zehn bis dreißig Millionen Jahren verschwindet der Vulkan wieder unter Wasser.

Mittlerweile haben sich im flachen Wasser Korallen angesiedelt. Sind die Hänge gleichmäßig, ziehen sie sich in einem geschlossenen Riff um die Insel. Wachsen die Korallen auf der Suche nach Nährstoffen zu weit nach außen, kann sich das Riff selbst öffnen. Die meisten bricht aber der Ansturm von Wind und Wellen auf. Wachsen die Korallen so schnell, wie der Vulkan sinkt, bleibt das Atoll über Wasser. Schaffen sie es nicht oder steigt das Meer, schließen sich die Fluten auf immer über einer weiteren Perle der Kette.

Ringkorallenwachstum

Warum wachsen Ringkorallenriffe nicht nach innen?

Ringförmige Atolle entstehen, wenn Inseln über Jahrmillionen langsam versinken oder der Meeresspiegel ansteigt. Riff-bildende Korallen brauchen viel Licht, das sie nur in der Nähe der Wasseroberfläche erhalten. Steigt der Wasserspiegel zu schnell, können sie nicht mitwachsen und sterben schließlich ab. Steigt er langsam, kann das Riff mithalten und überlebt.

Ginge es nur um den Abstand von der Wasseroberfläche, so könnte sich das Riff zur versinkenden Insel hin ausdehnen. Dabei steht es sich jedoch selbst im Weg: Das vorhandene Riff schneidet die entstehende Lagune weitgehend vom offenen Meer ab. Das wiederum ist ungünstig für die Korallen, denn die Kleinstlebewesen, das Plankton, von denen sie sich ernähren, trägt ihnen die Strömung aus dem freien Meer zu. Durch das mehr oder weniger geschlossene Riff gelangt aber nur wenig Strömung in das Innere der Lagune. Zudem können Temperatur und Salzgehalt in der Lagune stark schwanken. Korallen lieben in dieser Hinsicht jedoch die Eintönigkeit. Ideale Bedingungen – freier Wasseraustausch, flaches Wasser, konstante Umweltbedingungen – finden die Korallen also nur im ringförmigen Riff selbst. Dieses wächst daher an seinem Ursprungsort weiter, ohne sich nach innen auszubreiten.

Robbenbeobachtung

Warum muss man sich bei einer Fahrt zu den Seehundsbänken im Flüsterton unterhalten?
Ulrich Dreher, Mettmann

Angesichts des schönen Wetters der letzten Wochen und Monate haben viele Touristen während ihres Urlaubs an der Nordseeküste eine Kutterfahrt zu den Seehundsbänken im Wattenmeer unternommen. Als die Sandbänke in Sicht kamen sind sie, wie Familie Dreher, vom Kapitän angehalten worden, sich doch bitteschön im Flüsterton zu unterhalten. Ob dies indes dazu beiträgt, die empfindsamen Tiere zu schonen, hängt von vielen Faktoren ab. So spielt der Abstand der Ausflugsschiffe zur Sandbank eine mitentscheidende Rolle. Untersuchungen in Schleswig-Holstein haben ergeben, dass Seehunde erst bei einer Distanz von achthundert Metern keine auffälligen Reaktionen mehr zeigen.

Wird dieser Abstand unterschritten, heben die Tiere sichernd ihre Köpfe, fliehen vereinzelt an den Rand der Sandbank oder flüchten rudelweise ins Wasser. Wie und wann Seehunde auf solche Störungen reagieren, ist jedoch von Tier zu Tier unterschiedlich. In manchen Fällen verharren Seehunde selbst bei einer Entfernung von nur ein- bis zweihundert Metern auf ihrer Sandbank. Zudem scheinen sie sich vielerorts an den Lärm gewöhnt zu haben, den Fischereifahrzeuge und Sportboote im Wattenmeer verursachen. Andererseits, so die Beobachtungen des Kieler Robbenforschers Thomas Orthmann, reagieren die Tiere, die an Land schlechter sehen können als unter Wasser, nervös, wenn sie menschliche Silhouetten oder Stimmen wahrnehmen. Da die Robben gerade dann ihre Jungen aufziehen und ihr Haarkleid wechseln, wenn der Touristenansturm am größten ist, macht es Sinn, dass Ausflugsdampfer einen gebührenden Abstand wahren und dass sich die Passagiere im Flüsterton unterhalten; zumal dann, wenn der Wind ungünstig steht und vom Schiff Richtung Sandbank weht.

Robbensichtung

Kann man in der Unterelbe tatsächlich Seehunde beobachten?
Bastian Glöckner, Glückstadt

Der Lebensraum der niedlichen „Heuler“ bzw. ihrer ausgewachsenen Artgenossen reicht von der offenen Nordsee bis weit elb- und weseraufwärts. „Manchmal kann man in der Unterelbe Seehundrudel von bis zu siebzig Tieren beobachten“, sagt Delf Wille. Bis hinauf nach Geesthacht, immerhin knapp 150 Kilometer von der offenen Nordsee entfernt, sind die Hundsrobben nach Angaben des Mitarbeiters der Seehundstation Friedrichskoog anzutreffen.

Auch auf der Weser wird Ähnliches beobachtet. So tummelt sich im Frühjahr 2007 regelmäßig eine Robbe vor dem Bremer Weserstadion – die Bremer bescheinigen ihr natürlich guten Geschmack in Sachen Fußball. Seehunde leben also keineswegs ausschließlich im Salzwasser. Vielmehr kommt es ihnen auf günstige Liegeflächen und gute Nahrungsgründe an. Als so genannte Nahrungsopportunisten fressen sie, was ihnen vor die Schnauze kommt: sowohl Flussfische wie Barben und Neunaugen als auch die in der Nordsee vorkommenden Flundern, Dorsche und Klieschen. Da Flussmündungen oft fischreich sind, wundert es kaum, dass die Robben elb- oder weseraufwärts ziehen.
Infos: www.seehundstation-friedrichskoog.de

Robbentauchen

Warum können Robben länger und tiefer tauchen als Menschen?
Robert Neumann, Winsen

Seehunde tauchen bis in mehr als 550 Meter Tiefe, See-Elefanten gar dreimal so tief und länger als eine Stunde – ohne Sauerstoffmangel oder Druckprobleme. Überraschend ist: Während Menschen vor dem Abtauchen meist tief Luft holen, atmen Robben noch einmal kräftig aus. Dies scheint erstmal unsinnig, brauchen sie doch Sauerstoff. Dieser wird jedoch nicht in der Lunge mitgeführt. „Das rote, sauerstofführende Hämoglobin im Blut und Myoglobin, das sauerstoffbindende Eiweiß in der Muskulatur, bilden hervorragende Depots, die vor dem Tauchgang aufgefüllt werden“, erklärt der Kieler Robbenexperte Thomas Orthmann. Auch der Verbrauch wird eingeschränkt: Während des Tauchens werden nur Herz und Hirn versorgt, das Herz schlägt nur noch wenige Male pro Minute. Das Muskelgewebe wird vom Myoglobin mit Sauerstoff versorgt.

Aber warum atmen die Tiere dann aus? In der Luft in der Lunge ist viel Stickstoff enthalten. Je höher der Druck ist, umso mehr davon löst sich in der Tiefe im Blut. Taucht das Tier schneller auf als der Stickstoff wieder in die Luft in der Lunge überführt werden kann, so perlt er beim Auftauchen im Blut aus, wie die Gasblasen aus einer Selterflasche. Atmet das Tier vorher aus, so ist nur wenig Stickstoff vorhanden, der ins Blut übertreten kann. Zusätzlich kann der Druck den Brustkorb von Robben und auch von Walen eindrücken, so dass die Restluft in Bereiche gepresst wird, in denen kein Gasaustausch stattfindet.

Diese Schutzmechanismen besitzen Menschen nur sehr schwach. So verlangsamt sich zwar der Herzschlag beim Menschen um 6 bis 15 Prozent, wenn er sein Gesicht unter Wasser hält. Aber die Durchblutung des Körpers nimmt nicht so stark ab, so dass mehr Sauerstoff gebraucht wird. Auch die Lunge ist starr, so dass zuviel Luft in ihr verbliebe, um ähnliche Tauchleistungen zu vollbringen.

Robinson Crusoe-Insel

Was hat eigentlich die Robinson Crusoe-Insel im Pazifik mit dem atlantischen Eiland aus Daniel Defoes Roman zu tun?
Jürgen Höewels, Bremen

Die beiden Inseln haben einiges gemeinsam: Beide gehören zu Südamerika, beide sind vulkanischen Ursprungs, und beide waren jahrelang die Heimat von Robinson Crusoe – die eine literarisch, die andere in Wirklichkeit. Tobago, die südlichste der Kleinen Antillen, liegt vor der Küste Venezuelas, nahe der Mündung des Orinoko. In der modernen Reiseliteratur trägt sie häufig den Beinamen „Robinson-Crusoe-Insel“, denn von den karibischen Inseln ähnelt sie der Vorlage in Daniel Defoes Roman am meisten.

Im Pazifik dagegen, etwa 670 Kilometer vor dem chilenischen Valparaíso, liegt die zum Juan-Fernández-Archipel gehörige Insel Más a Tierra („näher am Festland“). Kürzlich wurde dort sogar ein Schatz entdeckt, den Piraten vor 300 Jahren zurückließen. Einer ihrer wenigen wirklichen Bewohner war der schottische Seefahrer Alexander Selkirk, der 1704 nach einem Zerwürfnis mit seinem Kapitän hier zurückblieb und erst viereinhalb Jahre später gerettet wurde. Seine Erlebnisse erschienen 1713 in der Zeitschrift The Englishman. Vermutlich waren sie es, die Defoe zu seiner Romanfigur inspirierten. Más a Tierra ist also die „echte“ Robinson-Insel. Und seit 1966 heißt sie auch offiziell so. Vermutlich verlegte Defoe seine Geschichte, um sich nicht vorwerfen zu lassen, er habe abgekupfert.

Rochen in der Ostsee

Gibt es in der Ostsee Rochen?
Thomas Lambert

„In der Ostsee gibt es keine endemischen Rochen, d.h. keine Rochen, die hier regelmäßig und über ihren gesamten Lebenszyklus vorkommen oder überhaupt auch nur regelmäßig einen Teil ihres Lebens hier verbringen“, erklärt Prof. Dr. Cornelius Hammer vom Institut für Ostseefischerei in Rostock. Die Verbreitung der Rochen ist vor allem aufgrund hydrographischer Bedingungen eingeschränkt. So ist die Ostsee zu salzarm und weiter im Inneren auch zu kalt für diese Arten. Trifft man doch einmal Rochen in der Ostsee an, so werden diese mit einströmendem Salzwasser aus dem Kattegat, dem Meeresgebiet zwischen Dänemark und Schweden, in die Ostsee gespült. In diesem Gebiet gibt es verschiedene Rochen- und auch Haiarten, deren Bestand jedoch durch Fischerei stark zurückgegangen ist. „Einstrom von Salzwasser in die Ostsee findet unregelmäßig statt und wird von den großen Tiefdruckgebieten über der Nordsee getrieben“, erklärt Hammer. „Damit können auch Rochen und andere Exoten in die Ostsee gelangen, wie beispielsweise die kürzlich gemeldeten Mondfische.“ Diese Tiere würden jedoch meist nach wenigen Tagen oder Wochen verenden.

Rochen-Elektrik

Wie erzeugen Rochen ihre elektrischen Stösse?
Falk Rosenthal, per Email

Mehr als 200 Fischarten produzieren elektrische Energie, wenn sie auf Beutefang gehen oder sich gegen Feinde verteidigen – so auch die Zitterrochen. Zwischen Brustflossen und Kopfbereich verfügen diese Rochen über zwei sich gegenüberliegende, nierenförmige elektrische Organe. Diese bestehen aus einer Vielzahl umgewandelter Muskelzellen, den so genannten Elektroplaxen. Diese Zellen sind säulenartig angeordnet. Sie sind hauchdünn und haben einen Durchmesser von bis zu fünf Millimetern. Jede Säule besteht aus mehreren hundert Elektroplaxen, und jedes der beiden elektrischen Organe enthält viele Hundert solcher Säulen.

Bei Gefahr oder auf Beutejagd wirken die Elektroplaxen wie eine lange Reihe miteinander verbundener Miniaturbatterien, die gleichzeitig entladen werden, wobei deren Spannungen sich addieren. Zwar sind die durch nervöse Impulse ausgelösten Stromstöße nur sehr kurz, doch die Gesamtspannung der vielen Zellen kann sich auf bis zu 60 Volt belaufen. Manche Autoren gehen gar von bis zu 200 Volt aus. Hinzu kommt, dass nicht nur ein Stromschlag ausgeteilt wird. Bei jagenden Pazifischen Zitterrochen wurden 150 bis 200 Stromstöße pro Sekunde beobachtet. Das kann auch für Menschen äußerst schmerzhaft und gefährlich werden. Gleichwohl ist die Gefahr eines lebensbedrohenden Herzstillstands nur gering. Dafür wären Stromstöße von bis zu 400 Millisekunden notwendig. Die einzelnen Stromstöße der Zitterrochen dauern zum Glück indes maximal fünf Millisekunden.

Rohstoffe in der Antarktis

Wie groß sind die förderbaren Rohstoffreserven in der Antarktis?
Stefan Klose, Ulm

Aufgrund ihrer geologischen Geschichte werden in der Antarktis reiche Rohstoffvorkommen vermutet. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sind auf der Antarktischen Halbinsel etliche Kupfer- bzw. Molybdänvorkommen bekannt. Andernorts lagern Eisenerz und Kohle. Weil die meisten Lagerstätten durch den bis zu vier Kilometer mächtigen Eispanzer bedeckt sind und weil ein Umweltschutzprotokoll Erschließung und Gewinnung von Bodenschätzen grundsätzlich verbietet, ist nach jetzigem Stand keine Förderung denkbar. Anders sieht es im angrenzenden Südpolarmeer aus. Dort geht es allerdings nicht um mineralische, sondern um biologische Rohstoffe. Südlich des 60. Breitengrads werden jährlich 200 000 Tonnen Krill gefangen. Die wichtigste fischereiliche Nutzung stellt jedoch der Langleinenfang auf Schwarzen Seehecht bzw. auf Antarktischen Schwarzen Seehecht mit Grenadierfischen und Rochen als Beifang dar. „Zwar sind die Seehechtbestände in einzelnen Regionen des Südpolarmeers durch illegale Fischerei zurückgegangen“, berichtet Dr. Karl-Herman Kock vom Hamburger Institut für Seefischerei. „Aber derzeit werden die meisten Bestände nachhaltig genutzt.“

Rollende See

Woher kommt der Begriff "Rollen der See" und was ist darunter zu verstehen?
Jochen Friedrichs, Berlin

Wohl jeder Seeman - und so manche Landratte - kann den romantisierende Shanty "Rolling home" mitsingen oder -summen. Darin ist von einem Schiff die Rede ist, das mit heimatlichem Kurs den Ozean durchpflügt und in den Wellen vermeintlich sanft hin- und herschaukelt.

Wenn meterhohe Brecher von Backbord oder Steuerbord auf das Schiff zurollen, gegen die Schiffswand schlagen, den gesamten Schiffskörper vibrieren lassen bis er sich immer stärker um seine Längsachse schaukelt, dann leider weniger Sturmerprobte schnell unter der gefürchteten Seekrankheit. Der Begriff "Rollen" bezieht sich also auf die Bewegung eines Schiffes um seine Längsachse. Er wird eher weniger in Zusammenhang mit der See oder den Wellen selbst verwendet. Ein Schiff rollt dann am stärksten, wenn die Periode, sprich: der Rhythmus der Schiffsbewegungen mit der, der heranrollenden Wellen übereinstimmt. Schiffsbauer versuchen das Rollen des Schiffes mit speziellen Dämpfungskielen zu mindern; das sind seitlich angebrachte, langgestreckte Stahlwülste im Unterwasserbereich des Schiffsrumpfs. Auch Stabilisatoren - rotierende, schmale Unterwasserflügel - zeigen bei mittleren Windstärken einige Wirkung. Bei einem richtigen "Kuhsturm" helfen Stabilisatoren freilich wenig. Sie müssen nämlich eingefahren werden, weil sie unter den peitschenden Wellenschlägen abknicken könnten. Ob die Passagiere etwa eines Kreuzfahrtschiffs unter diesen Umständen noch "Rolling home" anstimmen, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Romantischer Meer

Warum finden wir das Meer so romantisch?
Frage aus mare Redaktion

Das Meer ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Verträumt stehen sie am Strand, blicken über das Wasser auf den Horizont, gestehen sich ihre Liebe mit Herzen im Sand oder halten auf Knien um die Hand der Liebsten an. Dass das Meer so verdammt romantisch ist, dafür ist der offene Horizont verantwortlich. „Er ist die ästhetische Vergegenwärtigung von Unendlichkeit, die Menschen im Meer sehen“, sagt Prof. Dr. Stefan Matuschek von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Menschen können – ob romantisch veranlagt oder nicht – am Meer an eine sinnliche Erfahrung anknüpfen und auch darüber hinaus gehen. Dafür gibt es Beispiele in der Kunst: Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ etwa. Es ist das erste kulturhistorische Werk, in dem die Landschaft, also das Meer, als Metapher für einen inneren Zustand gezeigt wird. Das romantische Meer ist ein Luxus, ein Bild für die innere Stimmung – das gilt aber nur für diejenigen, die sicher am Strand stehen. Wird das Meer zum Angst- oder Arbeitsort, ist es mit der Romantik nämlich schnell vorbei.  

Rotes Meer

Woher hat das Rote Meer seinen Namen?
Axel Rowohlt, Bremen

Eigentlich hätte es ein leichtes sein sollen, die Frage von Herrn Rowohlt zu beantworten. Zumal Wissenschaftler aus den Anrainerstaaten des Roten Meers in Bremen erwartet wurden, um über den Fortgang ihres "Red Sea Projects" zu beraten. Doch in der Meeresforschung funktioniert das Schema "Einfache Frage, knappe Anwort" offenbar nicht. Im Gegenteil, die Befragung der Wissenschaftler löste temperamentvolle Diskussionen aus.

Es liege doch auf der Hand, daß der rötliche Widerschein der Morgensonne auf den Gebirgszügen des Sinai die Namensgebung beeinflußt habe, meinte ein deutscher Meeresbiologe. Ganz und gar nicht, konterte sein bibelfester israelischer Forscher. Hier handele es sich eindeutig um einen Übersetzungsfehler. In Wahrheit sei in der Heiligen Schrift von "reed" (= Schilf) die Rede, was dann aber zu "red" verballhornt worden sei. Promptes Kopfschütteln auf ägyptischer Seite. Alles falsch, wandte der Professor aus Kairo offenbar mit Blick auf den lahmenden Tourismus in seinem Land ein. Der Name sei gewählt worden, damit die Menschen neugierig würden und sich die Sache, sprich das Tauchparadies, einmal aus der Nähe ansähen.

Wir, lieber Herr Rowohlt, haben uns dem Diskurs an diesem Punkt entzogen und in Westermanns Geographisches Lexikon geblättert. Vom "Mare Erythraeum", so die Bezeichnung seit den Zeiten Plinius des Älteren, ist dort die Rede. Seine Farben werden mit blaugrün, in der Nähe von Untiefen grün, angegeben. Und: "Seinen Namen trägt es wegen des zeitweisen Auftretens einer rot erscheinenden Alge (Trichodesmium erythraeum), deren Chlorophyll durch rote Pigmente überdeckt wird." Dem ist nur noch hinzuzufügen, daß es sich bei der vermeintlichen Alge um ein Cyanobakterium handelt, das in tropischen Ozeanen vorkommt. Früher wurden Cyanobakterien als "Blaualgen" bezeichnet. Einfach kompliziert, oder??

Rotlicht

Warum wird in Kriegsfilmen auf U-Booten im Alarmfall auf Rotlicht umgeschaltet?
Roland Wiener, per Email

Das hat weder mit U-Booten noch mit Kriegsschiffen zu tun. Rotlicht wird bei Nacht (bzw. bei Dunkelheit) allgemein auf Schiffen und auch in Flugzeugen angeschaltet, weil das Auge durch Rotlicht nicht geblendet wird.

Das kann jedermann zu Hause mit einer Taschenlampe ausprobieren; mal mit, mal ohne Rotfilter. Der Wachgänger auf der Brücke eines Schiffes hält sich abwechselnd im Kartenhaus – dort liegen die Seekarten und das Navigationsbesteck und auf der Brücke auf. So pendelt er nachts zwischen völliger Dunkelheit auf der Brücke und dem Licht im Kartenhaus hin und her. Deshalb ist es sinnvoll, das Kartenhaus so zu beleuchten, dass die Umgewöhnung der Augen nicht zu lange dauert. Und diese Zeit ist bei Rotlicht am kürzesten. Dass es außerdem auch noch dramatisch aussieht, hat Filmen wie „Das Boot“ und „Jagd auf Roter Oktober“ sicherlich nicht geschadet.

Ruderhäuser

Warum waren Steuerleute auf alten Frachtschiffen nicht durch Ruderhäuser geschützt?

Der Steuermann eines Segelschiffs hält nicht nur den Kurs, er sorgt auch dafür, dass sein Schiff bei unterschiedlichen Windverhältnissen immer gute Fahrt macht. Dazu müssen die Segel im richtigen Winkel zum Wind stehen. Auf heutigen Segelschiffen erledigt der Steuermann diese Aufgabe mit Hilfe elektronischer Geräte wie einer Windmessanlage.

Bis Anfang des vorigen Jahrhunderts, in der Ära der Frachtsegler, musste ein Steuermann Richtung und Stärke des Windes buchstäblich am eigenen Leib spüren, um den optimalen Kurs zu segeln. Dazu benötigte er ein ungehindertes Sichtfeld. Die Scheiben eines Ruderhauses wären gerade bei Schlechtwetter beschlagen; Salz- und Regenwasser hätten die Sicht zusätzlich erschwert, denn Scheibenwischer waren noch nicht erfunden. Doch gerade bei stürmischem Wetter musste der Steuermann die Wellen im Blick haben, um ihrer Gewalt ausweichen zu können.

Rum

Stimmt es, dass Seeleute der Royal Navy bis 1970 jeden Tag einen halben Pint Rum als Ration bekamen?
Hans Malte Engel, Bremerhaven

Rum war auf See nicht nur unter karibischen Piraten sehr beliebt. Als das Zeitalter der großen Entdeckungsfahrten im 17. Jahrhundert anbrach, wurde auch die britische Royal Navy auf die Vorzüge von Rum aufmerksam. Auf den lang andauernden Seereisen in warme Gefilde musste ein ausreichend großer Getränkevorrat für die ganze Mannschaft an Bord sein. Im Trinkwasser breiteten sich Algen schnell aus und verdarben es, während Bier versauerte.1731 wurde daher der länger haltbare Rum als Getränkeration in die Regelungen der Royal Navy aufgenommen. Dabei schenkte der Zahlmeister jedem Seemann täglich einen halben Pint, umgerechnet 0,284 Liter, Rum aus. „Diese Ration wurde über die Zeit langsam reduziert, bis die Regelung am 31. Juli 1970 endgültig abgeschafft wurde“, erklärt Heather Johnson vom National Museum of the Royal Navy. Dieser Tag ging als „Black Tot Day“ (tot: Gläschen, Schlückchen) in die Geschichte ein. Mancher britische Seemann gedenkt noch heute dieses Tages, indem er sich ein Schlückchen Rum genehmigt und eines dem Meer übergibt.