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H4 - Hurrikan

H4: wie stellte man früher Uhren?

1761 wurde der berühmte englische Schiffschronometer H4 auf einer Segelreise von England nach Jamaika getestet. Die H4 verlor in drei Monaten nur 5 Sekunden. Wie ließ sich das damals feststellen? Es gab ja noch keine "Atomuhr".
Heinz Schultz, Hamburg

In ihrem Sachbuch "Längengrad" erzählt die Wissenschafts-journalistin Dava Sobel die spannende Geschichte des schottischen Uhrmachers John Harrison, der im 18. Jahrhundert jene Schiffschronometer entwickelte, mit denen das damals größte nautische Problem gelöst wurde: die zeitabhängige Bestimmung des Längengrads auf See. Im November 1761 schiffte sich Harrisons Sohn William auf dem Segler "Deptford" ein. Im Gepäck die taschenuhrgroße H4.

Nach einundachtzig Tagen auf See erreichte das Schiff im Januar 1762 Jamaika. Dass der Chronometer fünf Sekunden nachging, konnte damals nur mit Hilfe einer "Himmelsuhr" festgestellt werden. "Am besten waren dafür die Jupitermonde geeignet", schreibt uns Dr. Robert Massey vom Königlichen Observatorium Greenwich. "Die vier hellsten, von Galileo entdeckten Monde verfinstern sich etwa eintausend mal pro Jahr. Diese Mondfinsternisse ereignen sich zu vorab berechenbaren Zeiten und können unabhängig von der geographischen Position eines Beobachters verfolgt werden." Eine perfekte Himmelsuhr also. William Harrison mußte also die "Jupiter-Zeit" mit der seines Chronometers vergleichen, um deren Ganggenauigkeit zu ermitteln.

Mehr Info unter:
http://www.schmuckunduhren.de/uhrmacher/harrison.shtml

Haie Harnstoffregulation

Wie gehen Haie, besonders der Grönlandhai mit den hohen Harnstoffkonzentrationen im Körper um?
Cathleen Holze, per Email

Der chemische Cocktail, der in unserem Blut – und auch dem, der meisten anderen Organismen - wirbelt, ist nicht nur aus Gutverträglichem zusammengemischt. Das Blut befördert neben Zucker, Hormonen und Sauerstoff auch die Abfallstoffe des Zellstoffwechsels. Daher haben die meisten Tiere und auch Haie eine körpereigene Entgiftungsstation – die Niere. Bei manchen Haien ist dies kein abgegrenztes Organ, sondern nur verteilte Gewebe, die diese Funktion wahrnehmen. Trotzdem haben viele Haie ein Gift in großer Menge im Körper: Harnstoff. Dieser zerlegt in zu hohen Konzentrationen wichtige Proteine. Trotzdem können die Haie gut überleben, denn sie haben auch das Gegengift: Trimethylaminoxid, kurz TMAO. Die hohen Konzentrationen von Harnstoff und TMAO helfen ihnen, im Salzwasser zu überleben. Denn Wasser hat recht egalitären Charakter und versucht Konzentrationsunterschiede auszugleichen, so auch zwischen dem salzigen Meerwasser und dem an sich etwas weniger salzhaltigen Haikörper. Der Hai braucht aber das Wasser damit alle Körperfunktionen wie geschmiert laufen. Also gleicht er seine Gesamtsalzkonzentration mit Harnstoff und TMAO der Konzentration des Meerwassers an, und - voila, das Wasser bleibt im Hai.

Haie im Mittelmeer

Gibt es weiße Haie im Mittelmeer?
Gian Franco Broggi, Langenthal/Schweiz

Der Weiße Hai ist der größte Raubfisch der Ozeane. Er kommt weltweit in gemäßigten Gebieten, im Winter auch in den Subtropen und Tropen vor. Auch im Mittelmeer gibt es ihn und nicht nur - wie man vermuten könnte - als Besucher aus dem Atlantik: Der Weißhai ist im Mittelmeer tatsächlich heimisch. Und dies schon lange vor den ersten Mittelmeertouristen. Wie Funde fossiler Haizähne aus dem Südwesten Spaniens belegen, schwamm der Große Weiße bereits im Mittelmeer des frühen Pliozäns (5,3 bis 3,6 Millionen Jahre vor heute). Forscher der Universität Aberdeen fanden mittels Genanalysen heraus, dass die nächsten Verwandten der heute im Mittelmeer lebenden Weißhaie nicht etwa ihre Artgenossen aus dem Atlantik sind, sondern im Indo-Pazifik leben. Von hier aus machten sich die Vorfahren der Mittelmeerhaie vor etwa 450 000 Jahren auf den Weg in den mediterranen Raum. Ob der Weiße Hai auch in Zukunft noch im Mittelmeer zuhause sein wird, ist ungewiss. Laut WWF gilt er hier bereits als stark gefährdet. Viele Weißhaie enden als Beifang in den Fischernetzen oder als Trophäen der Sportfischer. Seit 2000 ist er auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „gefährdet“ eingestuft.

Haifleisch - giftig?

Ist Haifischfleisch giftig?
Im Artikel "Wikingers Weihnacht" in Heft 47, heißt es dass Rochen giftig sind, weil sie die Harnsäure im eigenen Fleisch ablagern, ähnlich wie der Hai.
Pavlos Polyzogopoulos und Peter Preuss, per Email

Haikrank nennen Isländer jemanden, der betrunken ist. Denn das Fleisch des Grönland- oder Eishais wirkt tatsächlich berauschend, wenn auch nicht tödlich. Es enthält viel Harnstoff und Trimethylaminoxid (TMAO), Produkte des Proteinabbaus. Jeder Organismus muss seinen Salz- und Wasserhaushalt regulieren. Im Meerwasser ist es aufwändiger diese Balance zwischen innen und außen zu halten, da es viel Salz enthält. Wasser dringt durch fast alle Membranen und wandert immer dorthin, wo die Konzentration an Stoffen wie Salzen, Proteinen oder Zucker größer ist. Haie – und Rochen – speichern große Mengen Harnstoff und TMAO, und halten so genügend Wasser in ihrem Körper zurück. Sie haben bis zu 100-mal mehr Harnstoff im Blut als Säugetiere. Für Menschen wäre dies tödlich, u. a. weil Harnstoff viele Enzyme zerstört. Davor schützen sich die Haie mit dem TMAO. Allerdings enthält nur das frische Fleisch des Grönlandhais giftige Harnstoff-Konzentration. Daher muss es gut abhängen oder eben vergammeln, wie die Isländer es zu Weihnachten auch mit Gammel-Rochen machen. Harnstoff und TMAO setzen beim Verfallen beißenden Ammoniakgeruch frei, aber das Fleisch wird mehr oder weniger verzehrfähig. Wie andere Haiarten auch, ist der für Gammel-Rochen verwendete Fisch jedoch auch in frischer Form genießbar, wie uns die Isländerin Lovísa Birgisdóttir versicherte. Trotzdem lieben viele Isländer am 23. Dezember ihren Rochen vergammelt und streng riechend.

Hai gegen Segler

Können Haie Seglern in der Nordsee gefährlich werden?
Lambert Thomas , per Email

Seit 1958 tragen Haiforscher im Florida Museum of Natural History alle Informationen zu Haiangriffen in der Datenbank „International Shark Attack File“ (ISAF) zusammen. Der früheste dokumentierte Haiunfall stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im Jahr 2010 wurden laut ISAF weltweit 115 Unfälle mit Haien dokumentiert; 36 davon wurden durch unachtsames Verhalten von Menschen ausgelöst. Hierzu zählen auch drei Haiangriffe auf Boote. In der Nordsee wurde bis heute kein Haiunfall erfasst. Dort leben insgesamt elf verschiedene Haiarten, darunter Katzenhai, Dornhai und Schokoladenhai. Diese heimischen Populationen sind für den Menschen allesamt ungefährlich. Für viele als gefährlich eingestufte Haiarten wie etwa den Tigerhai ist die Nordsee als Lebensraum zu kalt. „Da die Nordsee zum Atlantik hin offen ist, könnten sich eventuell Mako- oder Blauhaie aus dem Nordatlantik in die östliche Nordsee verirren“, erklärt Dr. Alexander Godknecht, Präsident der Schweizer Hai-Stiftung (www.hai.ch). „Meines Wissens wurden aber in dieser Region noch keine wirklich gefährlichen Haie registriert.“ Demnach ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es in der Nordsee zu einem Haiunfall kommt.

Harndrang

Nach dem Schwimmen muss ich fast immer sofort zur Toilette und meine Blase entleeren. Welche Ursache hat das?
Kerstin Gliesche, Münster

Das Wasserlassen nach dem Schwimmen ist ein komplexes Phänomen. Die Vermutung, dass Wassertemperatur oder -druck die Nierenfunktion anregt, liegt auf der Hand. Der Bremer Urologe Klaus-Hennig Kaufmann belehrte uns eines Besseren und klärte uns über den Gauer-Henry-Reflex auf. Er wird über Dehnungsrezeptoren in den Herzvorkammern gesteuert. Im Schwimmbad, ja selbst in der Badewanne wird der Druck erhöht. Denn: Die Haut kühlt ab, die Blutgefäße ziehen sich zusammen, und das Blut konzentriert sich im Rumpf. Vor allem in den Beinen zirkulierendes Blut wird zur Körpermitte gelenkt. Der so erhöhte Druck signalisiert dem Körper, dass sein Flüssigkeitsvolumen den „zulässigen Pegel“ überschritten hat. Folge: In der Hirnanhangsdrüse wird die Produktion des Anti-Diuretischen Hormons gedrosselt. Dadurch bildet die Niere mehr Harn, der Pegel normalisiert sich.

Mediziner der Österreichischen Gesellschaft für Weltraummedizin, die sich mit dem Flüssigkeitshaushalt des Menschen beschäftigen, haben gefunden, dass weitere, bislang noch unbekannte Mechanismen an diesem Prozess beteiligt sein müssen. Diese werden derzeit weiter erforscht.

Harriersand - Flussinsel

Welche ist die längste Flussinsel Europas?
Lutz Rode, Osterholz-Scharmbeck

Wer im Internet nach der längsten, Flussinsel Europas sucht, stößt – u.a. bei Wikipedia – auf viele Einträge, die dem bei Brake liegenden Eiland Harriersand gewidmet sind. Noch vor einhundert Jahren bestand Harriersand aus sieben kleineren Inseln. Zwischen 1924 und 1932 wurde die Unterweser jedoch zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut. Die sieben Inselchen wurden zum Harriersand vereinigt, dessen elf Kilometer Länge ihn zum Titel „längste Flussinsel Europas“ verhalfen. Freilich schmückt sich das von nur wenigen Dutzend Menschen bewohnte Eiland zu Unrecht mit der Auszeichnung. Wer – etwa mit Hilfe von Google Earth – dem rumänischen Donaulauf folgt, kann entdecken, dass sich der zweitlängste europäische Fluss nahe der Stadt Calarasi, genauer: bei Flusskilometer 346, teilt und erst etwa 75 Kilometer weiter flussabwärts unweit des kleinen Städtchens Harsova wieder eins wird. Die beiden Flussarme umschließen die Insel Balta Ialomitei. „Balta“ steht im Rumänischen für „See“; offenbar ein Hinweis auf den Wasserreichtum des heute landwirtschaftlich genutzten Niederungsgebiets. Übrigens: Die 75 Kilometer lange Insel weist eine Fläche von 831 Quadratkilometern auf. Das sind knapp 140-mal mehr als die Fläche des Harriersands.

Havarie im Barriereriff

Wie konnte es zur Havarie der Shen Neng 1 im Großen Barriereriff kommen?
Martin Eicher, Regensburg, per Email

Dass der mit allen gängigen navigatorischen Instrumenten ausgestattete chinesische Kohlefrachter am helllichten Nachmittag des 3. April bei gutem Wetter auf Grund lief, ist auf menschliches Versagen des Ersten Offiziers zurückzuführen. Das legt ein Bericht der australischen Behörde für Transportsicherheit nahe. Demnach hatte der Erste in der Nacht zuvor die Ladeaktivitäten im Hafen von Gladstone überwacht und sich nur eineinhalb Stunden Ruhezeit gegönnt. Der sehr erfahrene Kapitän plante, den Frachter durch die Capricorn-Passage auf die offene See zu steuern; er hatte dafür vorab einen zunächst nördlichen Kurs festgelegt. Gegen halb vier Nachmittags entschied der wachhabende Zweite Offizier etwa 20 Grad vom vorgesehenen Kurs abzuweichen, um so die Distanz zur Riffpassage abzukürzen. Darüber informierte er den noch immer sehr müden Ersten Offizier, als dieser eine halbe Stunde später die Nachmittagswache übernahm. Statt die Position zum nächsten Wegpunkt zu berechnen, schätzte der Offizier, dass dieser Punkt wohl gegen 17 Uhr erreicht sein würde – und behielt den anliegenden Kurs bei. Ein fataler Fehler, denn kurz nach 17 Uhr lief das Schiff mit voller Fahrt auf das Riff.

Haven

Wie ist die Schreibweise von „Hafen“ bzw. Wilhelmshaven, Bremerhaven und Cuxhaven begründet?
Heero Feenders, Bremen

Das Wort Hafen geht auf den mittelniederdeutschen Begriff „havene“ zurück. Im nördlichen Mitteleuropa war das Mittelniederdeutsche während der Zeit der Hanse zwischen 1300 und 1600 die vorherrschende Sprache. Erst im 18. und 19. Jahrhundert konnte sich das Hochdeutsche im nördlichen Deutschland und an der Küste allmählich gegenüber dem Niederdeutschen durchsetzen. In diese Zeit wurden etliche norddeutsche Küstenstädte gegründet. Weil Nieder- und Hochdeutsch nebeneinander bestanden, wundert es nicht, dass die Schreibweise etwa Bremerhavens zunächst stark variierte. „Auf einem Hafenplan von 1829 ist vom `Bremer Hafen` die Rede. Auf einer Gedenktafel zur Hafeneröffnung aus dem Jahr 1830 steht `Bremer=Haven`“, sagt Dr. Bernhard Kreutz vom Historischen Museum Bremerhaven. Ein Stadtplan aus dem Jahr 1831 zeigt bereits die heute übliche Schreibweise, die auch in den folgenden beiden Jahrzehnten auf Stadt- und Hafenplänen zu finden ist. „Jedoch taucht parallel in den Jahren 1858 und 1862 auch noch „Bremerhafen“ auf.“ Erst um 1900 hatte sich die noch heute gültige Schreibweise durchgesetzt.

Heard-Island Experiment

Was hat es mit den Experimenten auf sich, die mit Unterwasser-Schallwellen zur Erforschung des Treibhauseffekts unternommen wurden?
Ortwin Poltier, per Email

Das Projekt mit Namen „Heard Island Feasibility Test“ fand im Januar 1991 vor der australischen Insel statt, die etwa 4.100 Kilometer südwestlich von Perth liegt. Von einem Schiff aus wurden fünf Tage lang Schallwellen unter Wasser ausgesandt. Die legten bis zu 18.000 Kilometer zurück, ehe sie von der letzten der 16 Messstationen in Coos Bay an der Westküste der USA empfangen wurden. Weitere Empfangsstationen waren an den Küsten Indiens, Japans, Australiens, der Antarktis sowie auf Forschungsschiffen installiert. Die Forscher wollten testen, ob sich Schallwellen als eine Art Fieberthermometer eignen, um die globale Erderwärmung auch im Ozean nachzuweisen. Denn: Je wärmer das Meerwasser, desto schneller laufen die Schallwellen hindurch.

Heimatinstitut Forschungsschiff

Das Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg ist Heimatinstitut des neuen Forschungsschiffs SONNE. Welche Aufgaben hat es?
Besucher beim Open Ship auf dem Forschungsschiff SONNE

„Die meisten Forschungsschiffe haben ein Heimatinstitut, gut sichtbar durch das Logo am Schornstein und den Namen des Heimathafens am Heck“, sagt Oliver Zielinski, Professor für Marine Sensorsysteme am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und dort zuständig für die wissenschaftlich-technische Koordination des Forschungsschiffs SONNE. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern kümmert sich Zielinski um das Datenmanagement für die an Bord fest installierten Messsysteme wie z.B. die Temperatur-, Salzgehalt- und Algensensoren, welche kontinuierlich den Zustand der Meeresoberfläche erfassen. Zudem müssen die erhobenen Rohdaten aufbereitet, qualitativ gesichert und in Datenbanken überführt werden. Erst dann sind sie für nationale und internationale Projekte und Datennetzwerke wie etwa MaNIDA nutzbar. Das Marine Network for Integrated Data Access bereitet meereswissenschaftliche Daten auf und stellt sie der Forschergemeinde zur Verfügung. Das ICBM sorgt dafür, dass die SONNE-Daten in das Netzwerk einfließen. „Die Wissenschaftler des ICBM sind so in die Abläufe der SONNE-Forschungsreisen eingebunden und fahren mindestens einmal jährlich selbst auf einem Fahrtabschnitt mit“, sagt Zielinski und fügt hinzu: „Die SONNE fungiert letztlich auch als Botschafter für die Meeresforschung des ICBM.“

Heiße Quellen

Was würde passieren, wenn ein Meeresbewohner in eine heiße Quelle geraten würde?
Lea, 12 Jahre, per E-Mail

In der Umgebung heißer Quellen sickert kaltes Meerwasser durch Spalten und Risse in den Meeresboden, wird dort auf über 400 °C aufgeheizt und sprudelt wieder nach oben. Solche heißen Quellen in der Tiefsee erforscht Prof. Wolfgang Bach vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen. Seines Wissens kann den schwimmenden Tieren, die an diesen Quellen leben, nichts passieren, da sie dem heißen Wasser ausweichen können. Schlechter haben es da festgewachsene Tiere wie Röhrenwürmer oder die sehr langsamen Muscheln. „Würde an einer dicht besiedelten Stelle eine heiße Quelle durchbrechen oder auch Lava ausfließen, würden diese Tiere dort quasi gekocht oder gegrillt“, so Bach. Dies ist schon einmal im Ostpazifik geschehen: Forscher haben dort 1989 heiße Quellen gefunden, die vor Leben nur so wimmelten. Als sie zwei Jahre später wieder dort waren, stellten sie fest, dass ein Lavastrom alles Leben ausgelöscht hatte. Weil dort besonders viele Röhrenwürmer siedelten, sprechen die Forscher seither vom sogenannten "Tube Worm Barbecue". Es gibt aber auch Tiere, die für kurze Zeit sehr hohe Temperaturen ertragen. Rekordhalter ist der Pompeji-Wurm, der bis zu 105°C aushalten kann.

Heringskönig

Ist ein Heringskönig ein besonderer Hering?
Martin Schneider, Syke

Im Schwarm ändern Millionen von Heringen gleichzeitig die Richtung. Haben sie einen Anführer, den Heringskönig? Nein, Schwärme sind anarchisch und kommen ohne Leittiere aus. Der angebliche König ist in Wahrheit nicht einmal ein Hering. Da sich aber einzelne dieser Tiere oft in den Netzen der Heringsfischer finden, nahm man früher an, sie leiteten die Schwärme.

Vielleicht lag es auch an ihrem Aussehen: Die Haut schimmert golden, und lange, hoch aufgestellte Rückenstrahlen krönen ihn. Tatsächlich folgt der scheibenförmige Fisch im Ostatlantik sowie im Indischen und Westpazifischen Ozean den Heringen, da er ihr Fleisch ebenso schätzt wie wir. Dabei steht er bei Feinschmeckern selbst hoch im Kurs, als Petersfisch. (Die Griechen nannten ihn sogar nach dem mächtigsten ihrer Götter, Zeus, was ihm den zoologischen Namen Zeus faber eintrug.) Die dunklen Flecken an seinen Seiten sind der Legende nach Fingerabdrücke des Apostels Petrus. Er fand im Maul des Fisches eine Goldmünze für die Steuereintreiber des Tempels. Dieses Maul stülpt der bis zu 70 Zentimeter lange Heringskönig ruckartig vor, nachdem er sich von vorne an seine Beute herangepirscht hat. Diese Methode ist erfolgreich, da der Heringskönig ein sehr schmaler Fisch ist und so für seine Opfer schlecht zu sehen. Immerhin fand ein britischer Forscher fand einmal 25 Heringe im Magen eines Heringskönigs. Nicht gerade die feine Art mit seinen Untertanen umzugehen.

Hohe See

Wo fängt die Hohe See an?

Vor 20 Jahren, am 10. Dezember 1982, wurde die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen verabschiedet und zur Zeichnung ausgelegt. Noch am selben Tag unterschrieben Vertreter von 120 Staaten das Vertragswerk. Es legt fest, welche rechtlichen und wirtschaftlichen Ansprüche beziehungsweise Verpflichtungen sich für die Unterzeichnerstaaten in bestimmten Meeresgebieten ergeben.

Dabei werden drei Bereiche unterschieden. Erstens die Küstengewässer der Zwölf-Meilen-Zone: Für diese „territorialen“ Gewässer gelten dieselben Gesetze und Bestimmungen wie an Land; der jeweilige Staat übt in diesem Bereich also die Polizeigewalt aus. Dieser Küstenzone folgen seewärts die „Anschlusszone“ zwischen zwölf und 24 Seemeilen sowie die „Ausschließliche Wirtschaftszone“ zwischen 24 und 200 Seemeilen, jeweils gerechnet von der Küstenlinie eines Staates. Seewärts dieser unsichtbaren Grenzlinie beginnt schließlich die Hohe See – zumindest im Prinzip, denn die 320 Artikel der Konvention und ihre bislang neun Anhänge regeln manches Detail.

So kann eine Wirtschaftszone die 200-Meilen-Grenze überschreiten, wenn der untermeerische Kontinentalsockel weiter seewärts reicht. Andererseits gilt im deutschen Umweltrecht alles jenseits der Zwölf-Meilen-Zone als Hohe See. Also gilt: Nicht jeder, der kein Land mehr sieht, befindet sich auch wirklich auf Hoher See.

Horizont, Krümmung

Kann man von einem Schiff aus die Krümmung des Horizonts erkennen?
Frau Scheuren, per Email

Selbst ein Krähennest von 30 m Höhe ist zu niedrig, um die Krümmung des Horizonts zu erkennen. Die Sichtweite aus dieser Höhe beträgt unter optimalen Bedingungen ca. 21 km. Nehmen wir an, dass Sie, Frau Scheuren mit ihren Augen einen Bereich von 150° scharf abbilden können. Dann könnten Sie aus dem Krähennest einen Horizont von 150 km Länge überblicken. Auf dieser Länge krümmt sich der Horizont nur um etwa 45 Meter. Zu wenig um wahrgenommen zu werden. Anders sieht das aus, wenn sie auf einem Berg stehen, zum Beispiel auf dem über 3.000 m hohen Pico del Teide auf Teneriffa. Lassen Sie von dort Ihr Auge in die Ferne schweifen, so können Sie bei optimalen Bedingungen etwas weniger als 200 km weit sehen. Die Horizontlänge beträgt grob 1.500 km. Die auf dieser Strecke um 450 m verbogene Erdkante lässt sich wirklich erkennen. Ab welcher Höhe genau der Horizont als gebogen erscheint, konnten wir allerdings nicht recherchieren. Dies variiert vermutlich von Mensch zu Mensch.

Hühnergott

Was ist ein Hühnergott?

Am Ostseestrand findet man häufig Steine mit einem natürlich entstandenem Loch – so genannte Hühnergötter. Oft sind es Feuersteine aus denen sich ein eingeschlossenes Fossil, z. B. ein Seelilienstängel herausgelöst hat. Wellen spülen die von weicheren Kreideeinlagerungen umgebenen Einschlüsse nach und nach heraus. Die Bezeichnung geht auf einen alten, hauptsächlich slawischen Volksglauben zurück, wonach diese Steine im Stall aufgehängt das Federvieh vor Kikimora schützen. Kikimora ist eine alte slawische Göttin, die im Laufe der Zeit zum Poltergeist abstieg. Sie hat eine Affinität zu Hausgeflügel, das sie entweder stiehlt oder am Eierlegen hindert. So beschreibt es zumindest das Wörterbuch der großrussischen Sprache von Wladimir Dal aus dem 19. Jahrhundert. Kuriny bog bezeichnet im Russischen aber auch gebrauchte und zerschlagene Gegenstände, wie Gefäße ohne Boden oder abgetragene Bastschuhe. Im Deutschen taucht der Begriff zum ersten Mal 1927 in einem Buch zur Ostslawischen Volkskunde auf. Der Aberglauben von der schützenden Wirkung der Lochsteine vor bösen Geistern aller Art ist übrigens nicht nur im Osten weit verbreitet. Auch in der Schweiz und in Frankreich schützen sie das Vieh vor Unglück.

Hurrikan

Gibt es eigentlich Hurrikane der Kategorie 6?
Klasse 7d der Integrierten Gesamtschule Delmenhorst

Hurrikane sind extreme Sturmtiefs, die sich vor allem in tropisch-subtropischen Breiten wie etwa in der Karibik oder im Golf von Mexiko entwickeln. Der US-Wetterdienst teilt Wirbelstürme auf der Saffir-Simpson Hurrikan Skala in fünf Kategorien ein. Dabei ist die höchste Kategorie, „Fünf“, nach oben offen. Eine Kategorie „Sechs“ oder höher gibt es also nicht. Die Typisierung gibt vor allem Rettungsdiensten und betroffenen Gemeinden eine bessere Vorstellung von dem, was sie erwartet.

Hurrikane mit Windstärken von 119 bis 153 Kilometer pro Stunde (km/h) fallen in die Kategorie Eins (zum Vergleich: Die Windstärke 12 Beaufort beginnt bei 117 km/h). Dabei können zwar schon mal Wohnwagen durch die Luft fliegen oder Bootsanleger in Kleinholz zerlegt werden. Kategorie-Fünf-Winde mit mehr als 249 km/h legen aber Häuser und ganze Fabrikgebäude flach. Dann kann es nötig sein, Wohngebiete in bis zu zwanzig Kilometern Küstenabstand zu evakuieren. Dies passiert statistisch gesehen nur alle paar Jahrzehnte.

Die letzten „Fünfer“ waren der Hurrikan „Mitch“, der 1998 Teile Mittelamerikas verheerte, und der Hurrikan „Gilbert“, der 1988 durch den Golf von Mexiko zog. Auch der Hurrikan „Katrina“, der Ende August 2005 im US-Bundesstatt Mississippi eine Spur der Verwüstung hinterließ, zählte zu Kategorie 5 und überdies zu jenen fünf Wirbelstürmen, die die meisten Menschenleben forderten. Schon kurz darauf, im Oktober 2005, tobte sich der nächste Hurrikan dieser Kategorie, „Wilma“, über Florida aus.