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Oekosystem Boje 15/08/2017

Leo Magerl

 

Eine Boje, die ein Jahr lang im Zentralatlantik schwimmt, bleibt von den Meeresorganismen nicht unbemerkt. Als feste treibende Oberfläche stellt die Boje ein Mikrohabitat dar, das vielseitig genutzt wird. Neben Algen ist die Boje über und über mit Entenmuscheln bewachsen, sessilen Krebstieren, die sich mit ihrem fleischigen Stiel an der Oberfläche verankern. Die zwei Kalkschalen (Carapax) öffnen sich in regelmäßigen Abständen, es schieben sich tentakelartige Filtrier-Organe ins Freie. Mit diesen wird Plankton als Nahrung aus dem Meerwasser gefiltert. Auch kleine Krabben sind mit an Bord gekommen und krabbeln übers Deck. Die Boje muss von allem Bewuchs befreit werden, denn schon nach kurzer Zeit an Bord beginnt sie in der tropischen Sonne zu stinken. Beim Säubern finde ich einen Polychaeten (Vielborster), einen eigentümlichen, etwa 12 cm langen Vertreter des Stamms der Ringelwürmer (Annelida), der mit dem Wattwurm verwandt ist. Anders als dieser lebt der gefundene Polychaet 5000 über dem Meeresboden! Tatsächlich ist die Boje ein Produktivitäts-Hotspot im nährstoffarmen (oligotrophen) Hochseewasser. Das verbesserte Nahrungsangebot lockt Konsumenten vieler Nahrungsebenen an - kurz vor dem Einholen der Boje werden einige sehr große Fische geangelt. Die abgekratzten Entenmuscheln werden dem Meer und nicht der Küche übergeben - diese Delikatesse bleibt uns unbekannt.

Leo Magerl

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