Logo Universitat Bremen
Sorry, this page is not available in English.
Page path:

Dreharbeiten auf M70/3

Dreharbeiten

Sonntag, 3. Dezember, 6.30 Uhr

Ansteckender Enthusiasmus - Eindrücke von Bord der METEOR

Schiffsposition: 35°12 Nord, 30°16 Ost,
also im sehr blauen Mittelmeer,
immer noch südlich der Türkei, westlich von Zypern

Wetter: T-Shirt-Wetter (20°C, östliche Winde 3-4 Beaufort, sonnig), rücksichtsvoller Seegang (1 – 1,5 m)

Der achte Tag auf dem Forschungsschiff Meteor beginnt so früh, wie die vorangegangenen auch: um sechs Uhr wurde das Autoklav-Kolbenlot ins Wasser gelassen. Für uns hieß das: Drei Menschen und ein Stahlkörper vor einem unglaublichen Morgenrot.

Seit einer Woche sind wir nun als Kamerateam auf dem Forschungsschiff Meteor. Diese sieben Tage auf dem Mittelmeer bedeuteten für uns: viele Dinge, die wir (anfangs) nicht verstanden, Fremdworte, chemische Formeln, merkwürdig aussehende Instrumente – aber vor allem: Begeisterung. Es waren sieben Tage voller Spannung, Enttäuschung, Erfolg und Freude. Inzwischen wissen wir nicht nur, dass Pushcore, Schwerelot und Autoklav-Kolbenlot Instrumente zur Probengewinnung sind, sondern vor allem haben wir erlebt, welchen Enthusiasmus ein Wissenschaftler ausstrahlt, wenn ihm diese Instrumente eine ordentliche Probe aus 2.000 Metern Tiefe an die Wasseroberfläche mitgebracht haben. Ein Enthusiasmus, der sich schnell auf uns übertrug, weil wir das Glück hatten, einige besondere Momente mit der Kamera einzufangen – Momente des Erkenntnisgewinns, die die Wissenschaft ein Stück weiter gebracht haben. Und da wir inzwischen wissen, wie begehrt die Plätze auf einem Forschungsschiff unter Wissenschaftlern sind, sind wir Gerhard Bohrmann sehr dankbar, dass er uns mitgenommen hat.

Kameramann Erik Sick bei den Dreharbeiten.

Dass der Inhalt der Reise spannend sein würde, war uns gleich klar: Jeder, der Frank Schätzings „Schwarm“ gelesen hat, ist vom Thema Methanhydrat fasziniert – jenem Methaneis, dass sich unter hohem Druck im Meeresboden der Tiefsee bilden kann, sofern dort Methan aus organischer Masse entsteht. Gewaltige Mengen soll es davon geben. Ist das ein möglicher Brennstoff der Zukunft? Oder ist es ein Beschleuniger der globalen Erwärmung? Wie viel gibt es davon, wie entsteht es und wie stabil ruht es im Sediment unter dem Meer? Am Ende sind das Fragen, die auch die Wissenschaftler an Board der Meteor leiten – doch um den Antworten auf die Spur zu kommen, sind ihre Fragen zunächst viel kleiner: Wie ist das Methanhydrat chemisch zusammen gesetzt, welche Gase enthalten die gefundenen Blasenaustritte, wie verändert sich die Zusammensetzung des Wassers im Meeresboden mit zunehmender Tiefe – und vor allem: wie kommt man da heran? Die Forscher haben so spezielle Fragen, dass sie sich die Instrumente zur Probennahme zumeist selbst entwerfen und bauen lassen müssen. Techniker und Entwickler stellen daher einen wichtigen Teil des wissenschaftlichen Personals auf dem Schiff.

Gestern gelang es erstmals, an den zuvor gefundenen Austrittsstellen die am Meeresboden austretenden Gasblasen aufzufangen. In einem Auffangtrichter, der mit dem Tauchroboter über der Austrittsstelle positioniert wurde, wandelten sich die Blasen sofort in Methanhydrat um. Als sich genug davon gesammelt hatte, wurde die ganze Probe in einen Druckbehälter eingezogen – ein Schauspiel, das den beteiligten Wissenschaftlern eine ganze Nacht Arbeit bescherte, denn viele Auswertungen und Analysen müssen direkt auf dem Schiff passieren, noch ehe die Proben sich verändern können.

So schläft das Schiff nie - doch es hat einen festen Rhythmus: 7.30 Uhr Frühstück, 11.30 Mittagessen, 17.30 Uhr Abendessen – Zeiten, an die sich auch unsere Landei-Mägen inzwischen gewöhnt haben. Sehr gut sogar: Wir werden das Schiff alle mit einigen Kilos mehr verlassen. Denn nur selten erlaubt man sich, eine Mahlzeit zu verpassen. Und da es inzwischen 7.15 Uhr ist, muss der Eintrag jetzt enden. Die Viertelstunde bis zum Frühstück ist reserviert für den Sonnenaufgang: Vom Deck sieht er noch schöner aus als durch die Bullaugen im Computerraum.

Herzliche Grüße

Achim Pollmeier und Erik Sick

Achim Pollmeier und Kamermann Erik Sick mit Expeditionsleiter Prof. Gerd Bohrmann bei den Dreharbeiten im Ausgangshafen der Expedition, Heraklion auf Kreta.

Auf der Kommandobrücke: Kapitän Niels Jakobi und ZDF-Autor Achim Pollmeier.

Geschafft! Erick Sick am Ende eines langen Drehtages. Was wird die Nacht an neuen Bildern bringen? Schließlich wird auf METEOR in drei Schichten gearbeitet - The vessel that never sleeps...