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Logbuch METEOR 84/2

Am 26. Februar begann in Istanbul der zweite Fahrtabschnitt der 84. Reise des Forschungsschiffes METEOR. Auf der fünfwöchigen Expedition untersucht ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung von Professor Gerhard Bohrmann Gashydrate im Schwarzen Meer. Die Forscher wollen herausfinden, wie die Gashydrate in den obersten 50 Metern des Meeresbodens verteilt sind und welche Zusammensetzung und Struktur sie haben. Um Proben vom Meeresboden gewinnen zu können, setzen die Forscher das transportable Meeresboden-Bohrgerät (MeBo) ein. Ebenfalls mit an Bord ist das autonome Unterwasserfahrzeug MARUM-SEAL 5000, mit dem die Wissenschaftler den Meeresboden vermessen.

Dieses Logbuch berichtet über die Arbeiten und das Leben an Bord des Forschungsschiffes.

Haben Sie Fragen an die MARUM-Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffes? Schreiben Sie uns einfach eine E-mail:

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Samstag, 2. April 2011, 19:10 Uhr

Schiffsposition:
41° 00' nördliche Breite, 29° 01' östliche Länge
Hafen von Istanbul

Wetter:
8°C, Sprühregen bei schlechter Sicht; nördliche Winde 4 Beaufort

Donnerstag brachte uns Temperaturen um 8 °C, Sprühregen und Nebel, und war mit drei Windstärken und leichter Dünung recht ruhig. Somit war der Tag wunderbar geeignet, um sich auf das Ende dieser Fahrt vorzubereiten und letzte Proben zu analysieren, Protokolle zu vervollständigen, erste Ergebnisse in Fahrtberichten zusammen zu fassen und alles Mitgebrachte wieder in Kisten zu verstauen und die Container auf dem Arbeitsdeck zu beladen (Abbildungen 1 und 2).

Kurz nach Mitternacht wurden die Kartierungsarbeiten in den Untersuchungsgebieten Ukraine und Eregli, dem türkischen Sektor des Schwarzen Meeres, fortgesetzt. Nach kurzer Unterbrechung zwischen beiden Arbeitsgebieten dauerten die Arbeiten bis zum späten Freitagvormittag an. Dann wurden die Vermessungsarbeiten für diesen Fahrtabschnitt eingestellt.

Auch am Freitag gab es wenig Wetterbesserung, der Nebel hatte sich zwar gelichtet, stattdessen war es von da an bewölkt. In den inzwischen leeren Laboren wurde „rein Schiff“ gemacht, um die METEOR denen, die zum nächsten Fahrtabschnitt an Bord kommen, das Schiff so zu übergeben, wie wir es vor fünf Wochen vorgefunden haben (Abbildung 3).

Nachmittags fand im Konferenzraum ein letztes Treffen statt (Abbildung 4). Hier wurden erste Ergebnisse präsentiert und organisatorische Fragen geklärt. Auch der Fahrtverlauf von M84/2 wurde graphisch präsentiert (Abbildung 5). Anschließend haben sich alle Wissenschaftler traditionell ins Gästebuch der METEOR eingetragen.

Abbildung 4: Im Konferenzraum werden erste Ergebnisse präsentiert, diskutiert und letzte Absprachen getroffen, bevor es wieder nach Hause geht (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Abends erreichten wir den Bosporus, die einzige Verbindung vom Schwarzen Meer zum Marmarameer mit einer Länge von ca. 30 Kilometern und eine Minimalbreite von etwa 700 Metern. Dort gingen wir zunächst vor Anker und warteten mit anderen Schiffen auf die Erlaubnis zur Durchfahrt. Wegen seiner relativ geringen Breite ist der Schiffsverkehr im Bosporus streng geregelt, abwechselnd dürfen entweder nur Nord- oder nur Süd-gehende Schiffe einfahren.

Abbildung 5: Übersicht über die Untersuchungsgebiete im Schwarzen Meer: Eregli, Samsun, Georgia und Ukraine, eingezeichnet der Fahrtverlauf des Fahrtabschnittes M84/2 (Daten AG Gerhard Bohrmann, MARUM, Bremen).

Tja, und dann lagen wir vorm Bosporus und konnten nicht einfahren; die schlechte Sicht hatte uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und zwischenzeitlich war die Meerenge zwischen Europa und Kleinasien sogar komplett gesperrt. Die Anzahl der gemeinsam mit METEOR wartenden Schiffe war am Samstagmittag auf über 150 angestiegen, die nacheinander die Erlaubnis zur Durchfahrt erhielten. Nach einer Wartezeit von etwa 22 Stunden durften wir uns bei Sichtweiten um die 2500 Meter und Regen endlich auf den Weg machen.

Schließlich haben wir am Samstagabend um 19:10 Uhr im Hafen von Istanbul festgemacht und werden noch eine weitere Nacht an Bord verbringen, bevor wir morgen früh die Heimreise antreten.

Alle Fahrtteilnehmer sind gesund, bedanken sich sehr beim Fahrtleiter, dem Kapitän und der ganzen Crew für die überaus erfolgreiche Forschungsfahrt, grüßen herzlich und: Freuen sich auf zu Hause!

Doris Meyerdierks

Abbildung 6: Auch die interessanteste Forschungsreise geht einmal zu Ende: Nach Durchfahrt durch den Bosporus im Hafen von Istanbul angelegt heißt es Abschied nehmen von FS METEOR (Foto: Moritz Langhinrichs, Reederei F. Laeisz, Bremerhaven).

Abbildung 1: Alle mitgebrachten Geräte werden in Kisten oder direkt in Container verladen, so wie diese beiden überdimensionierten „Thermoskannen“, die Schock-gefrorene Gashydrat-Proben in flüssigem Stickstoff bei -196 °C zur Untersuchung ins Heimatlabor transportieren (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Abbildung 2: Diese Aluminium-Kisten sind bereits auf Paletten gestapelt und können direkt im Hafen verladen werden (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Abbildung 3: „Rein Schiff“: Nach Ende der Laborarbeiten werden sowohl die Ausrüstung als auch das Schiff komplett gesäubert, wie hier auf dem Arbeitsdeck (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Mittwoch, 30. März 2011, 10:00 Uhr

Schiffsposition:
43° 49’ nördliche Breite, 34° 13’ östliche Länge
Aus dem Ukrainischen Sektor auf dem Weg nach Eregli

Wetter:
7°C, östliche Winde 3-4 Beaufort; diesige Sicht

Am Sonntag wurde es mit Lufttemperaturen um 5 °C deutlich kühler. Nachmittags wurde die Kartierung des Meeresbodens mit Fächerecholoten und Parasound weiter fortgesetzt. Die Fächerecholote dienen der bathymetrischen Vermessung des Meeresbodens; das Parasound gibt als Sedimentecholot je nach Wassertiefe und Bodenbeschaffenheit Auskunft über die internen Strukturen der Meeresbodensedimente (Abbildung 1). Die Daten stammen aus einer internationalen geologischen Datenbank, die mit einem detaillierteren Datensatz des aktuellen Fahrtabschnitts weiter ergänzt wurde; die Vermessungen dauerten bis Montagmittag an.

Abbildung 1: Bathymetrische Karte des westlichen Schwarzen Meeres.

Am Vormittag wurde eine Brandschutzübung durchgeführt. Diese Übungen werden auf der METEOR regelmäßig mit Wissenschaft und Besatzung praktiziert. Nach Ertönen des Generalalarms (siebenmal kurz, einmal lang) muss sofort die „Musterstation“ in warmer Kleidung und mit Rettungsweste aufgesucht werden, wo die Anwesenheit aller überprüft wird und weitere Instruktionen folgen (Abbildung 2).

Abbildung 2: Im Rahmen der Brandschutzübung versammeln sich die Fahrtteilnehmer an der Musterstation auf dem Arbeitsdeck (Foto: Tatyana Malakhova, Ukraine).

Nachmittags wurden die Arbeiten im Bereich des Schlammvulkans „Helgoland“ wieder aufgenommen, der seinen Namen nach alter geologischer Tradition erhielt, nachdem er vor etwa einem Jahr eindeutig als Schlammvulkan identifiziert werden konnte. Benannt ist er nach dem Geburtsort von Heiko Sahling (MARUM Bremen), einem der damals maßgeblich an den Untersuchungen beteiligten Wissenschaftler, der von eben dieser Insel stammt.

Der Dienstag war den Beprobungsarbeiten im Bereich des MV Helgoland gewidmet (MV steht für „mud vulcano“). Eine der gewählten Stationen wies extrem Gashydrat-haltiges Sediment auf, was an den vielen platzenden Gasblasen darin deutlich zu erkennen ist (Abbildung 3); im Sediment waren auch zahlreiche größere Gashydratstücke enthalten (Abbildung 4). Aus den Kernen wird z.T. auch Porenwasser gewonnen, um anschließend gelöste Substanzen zu analysieren (Abbildung 5).

Abbildung 3: Gashydrat-führendes Sediment, das rasch zerfällt und dabei Blasen bildet (Foto: André Bahr, Goethe Universität Frankfurt/Main).

Die Beprobungen wurden am Mittwoch in den frühen Morgenstunden abgeschlossen, seitdem fahren wir mit 10 Knoten Richtung Eregli in das letzte Untersuchungsgebiet dieses Fahrtabschnittes.

An Bord sind alle Fahrtteilnehmer wohlauf, weiterhin hochmotiviert und grüßen herzlich!

Doris Meyerdierks

Abbildung 4: Gashydrat mit einem Durchmesser von ca. 4 Zentimetern, das im Labor zusehends zerfällt und dabei kleine Wasserpfützen hinterlässt (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Abbildung 5: Dem Sediment wird durch Unterdruck Porenwasser entzogen, um darin gelöste Substanzen zu analysieren (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Abbildung 6: Zur Dokumentation und Archivierung werden die Sedimente systematisch fotografiert und beschriftet (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Sonntag, 27. März 2011, 10:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 17’ nördliche Breite, 35°östliche Länge
Ukrainischer Sektor des Schwarzen Meeres

Wetter:
9 °C, südwestliche Winde um 1 Beaufort, Dünung 1,5 m; mittlere Sicht

Am Donnerstag wurden die Stationsarbeiten im Arbeitsgebiet fortgesetzt. Ziel des Beprobungsprogramms waren erneut Gashydrat-führende Sedimente. Mit dem Schwerelot wurde zunächst aus 890 Meter Tiefe ein ca. 5 Meter langer Kern geborgen, der nicht nur horizontal, sondern auch vertikal ausgerichtete Gashydratlagen enthielt.

Ergebnis erfolgreicher Beprobung mit dem Schwerelot ist die mit Sediment gefüllte Röhre, die zunächst in mehrere Segmente zerlegt wird (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Zudem wurde ein Kern aus einem Bereich geborgen, wo keine Gashydrate zu erwarten waren. Die Daten dieses „Hintergrundkernes“ dienen dem Vergleich von Gashydrat-führenden und Gashydrat-freien Sedimenten. Jeweils zum Ende der täglichen Stationsarbeiten wurde der „Minicorer (MIC)“ eingesetzt, um Sediment der oberen 50 Zentimeter des Meeresbodens zu gewinnen. Anschließend wurden die Stationsarbeiten beendet und die Kartierung des Meeresbodens mit dem Parasound über Nacht fortgesetzt.

Wichtige Informationen für die Arbeit an Bord liefert auch die Bordwetterwarte. Dort werden täglich Wetterprognosen, insbesondere für das aktuelle Arbeitsgebiet erstellt. Bei ungünstigen Vorhersagen, die bestimmte Stationsarbeiten behindern oder sogar unmöglich machen, wird die Arbeitsplanung entsprechend angepasst. Zudem werden täglich Wetterballone gestartet, an denen Radiosonden befestigt sind. Die Messfühler dieser Sonden messen Parameter wie Temperatur, Luftfeuchte und Luftdruck, während der Ballon aufsteigt. Diese Daten werden periodisch ca. 90 Minuten lang per Funk an die Bordstation gesendet und fließen in ein Netzwerk ein, dessen Stationen über ganz Europa verteilt alle zur selben Zeit Daten liefern, die in Wetterprognosen einfließen.

Es werden Batterien in die Radiosonde eingesetzt und anschließend ihre Sensoren aktiviert (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Mit zunehmender Höhe können sich die Wetterballone etwa auf das achtfache ihres ursprünglichen Durchmessers ausdehnen und zerplatzen schließlich; maximal können sie eine Höhe von etwa 25 Kilometern erreichen.

Im Container des Deutschen Wetterdienstes wurde der Ballon mit Helium befüllt, die Radiosonde befestigt und schließlich durch den „Hinterausgang“ des Containers in die Atmosphäre entlassen (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Der Samstagnachmittag bescherte uns strahlenden Sonnenschein bei Lufttemperaturen um 10 °C, der Wind nahm auf 6 bis 7 Beaufort zu und die Dünung wurde auf 2,5 Meter geschätzt. Somit war die Nacht zum Sonntag wieder bewegt und vor allem kürzer als sonst; auch auf der METEOR wurden die Uhren auf Sommerzeit gestellt.

Alle Fahrtteilnehmer sind gesund und grüßen herzlich!
Doris Meyerdierks

Anschließend werden die Segmente beschriftet und der Länge nach aufgeschnitten (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Der „Minicorer“ (MIC) wird ausgesetzt (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Sediment aus dem MIC, das deutlich sichtbare Schichten aufweist (Foto: Doris Meyerdierks, HWK, Delmenhorst).

Donnerstag, 24. März 2011, 8:30 Uhr

Schiffsposition:
44° 42’ nördliche Breite, 35° 36’ östliche Länge
Ukrainischer Sektor des Schwarzen Meeres

Wetter:
8°C, nordwestliche Winde 2 Beaufort; gute Sicht

Am Dienstag haben wir den türkischen Sektor des Schwarzen Meeres wieder verlassen und sind in nordwestlicher Richtung in das nächste Untersuchungsgebiet vor der Ukraine gefahren. Mit 5 Knoten kamen wir nur sehr langsam voran; Schuld daran waren die Wellen mit bis zu 4 Meter Höhe bei Windstärken um 8 Beaufort, was Vielen hier an Bord zu schaffen machte.

METEOR kämpft sich langsam, aber stetig mit 5 Knoten bei 8 Windstärken und 3 Meter hohen Wellen Richtung Ukraine (Foto: Michael Schneider, Laeisz Bremerhaven).

Nachmittags gab es dann doch eine Maschinenführung, die wegen des rauen Wetters nicht so gut besucht war. Mit dem Chief Volker Hartig sind wir ins Schiffsinnere hinabgestiegen in eine eigene Welt bestehend aus lauten Maschinen und öligen Gerüchen, wo man im Labyrinth der Gänge schnell die Orientierung verlieren kann.

Beginn der Maschinenführung im Maschinenkontrollraum (MKR): Hier werden die Funktionen der schiffseigenen Technik rund um die Uhr überwacht (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Über Nacht hatte sich das Wetter deutlich beruhigt und am Mittwochvormittag hatten wir einen Tag nach Frühlingsbeginn strahlenden Sonnenschein! Zum Wochenende wird das Wetter wieder wechselhaft, Windstärken und Wellen werden aber längst nicht so heftig wie am Anfang der Woche.
Im Untersuchungsgebiet angekommen wurde auf einer Schwerelotstation in 877 Meter Tiefe nach Gashydrat-führenden Sedimenten gebohrt. Ein Kern von über 5 Metern Länge wurde an Bord genommen, nahezu über die gesamte Länge des Kernes waren kleinere (bis ca. 2 Zentimeter), überwiegend flach geformte Gashydrate verteilt, die entweder direkt analysiert oder in flüssigem Stickstoff eingefroren wurden. Anschließend wurden Sedimentproben für weitere Untersuchungen genommen und kühl gelagert. Über Nacht wurden im „Kerch fan“-Gebiet Profile mit akustischen Systemen gefahren, um frühere Ergebnisse in dieser Region zu überprüfen und Karten zu vervollständigen.

An Bord sind alle Fahrtteilnehmer wohlauf und grüßen herzlich!

Doris Meyerdierks

Im Geologie-Labor wird ein über 5 Meter langer Bohrkern untersucht und beprobt (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Unterwegs in den endlosen Gängen der Maschine (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Brennendes Gashydrat (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Ein blinder Passagier kommt aus seinem Versteck: Seit Istanbul haben wir eine Eule an Bord (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen).

Sonntag, 20. März 2011, 06:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 31’ nördliche Breite, 37° 36’ östliche Länge, Ordu Rücken (Türkei)

Wetter:
9,0 °C, nordwestliche Winde 2 Beaufort, leiser Zug, neblig

Die zurückliegende Woche wurde durch die Kartierungs- und Stationsarbeiten in Georgien und der türkischen Region Samsun sowie durch den Hafenaufenthalt in Trabzon bestimmt. Bei herrlichem Sonnenschein näherten wir uns am Donnerstag frühmorgens der Stadt Trabzon, deren Lage zwischen Meer und Hochgebirge bereits in der Antike von Bedeutung war. Heute ist die Stadt mit ca. 235.000 Einwohnern Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum der gleichnamigen Provinz. Den Fußballfans ist vor allem die Mannschaft Trabzonspor als eine der erfolgreichen Mannschaften in der Türkei bekannt. Sie gewann mehrere Meisterschaften und vielmals den Türkischen Pokal.

Besprechung der Ergebnisse der nächtlichen Kartierungsarbeit im Hydroakustiklabor (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

FS METEOR erreichte am Donnerstagmorgen pünktlich das Hafenbecken in Trabzon und das Schiff lag um 08:49 Uhr fest an der Pier. Sogleich nach der zolltechnischen Einklarierung begannen die Entladeaktivitäten. Es galt das Meeresboden-Bohrgerät in seine sechs Container zu verpacken und zwei weitere Container zu entladen. Aufgrund des notwendigen wissenschaftlichen Wechsels zwischen den beiden Fahrtabschnitten wurde auch etwa die Hälfte der Wissenschaftler ausgetauscht. Während wir noch am Donnerstag herrlichen Sonnenschein hatten, trübte sich am Freitag der Himmel ein und die zuvor genossene weite Sicht ging verloren. Viele von uns genossen aber die warme, frühlingshafte Atmosphäre der Stadt - kamen die meisten von uns doch Ende Februar aus Deutschland, wo der kalte Winter bisher bestimmend war.

Skizze der bisher während der Fahrt M84/2 von Istanbul bis Trabzon zurückgelegten Strecke im Schwarzen Meer. Die Arbeitsgebiete in der Türkei, Georgien und der Ukraine sind ebenfalls dargestellt.

Samstagmorgen hieß es wieder „Leinen los“ und nach einem kurzen Transit von 7,5 Stunden erreichten wir unser Arbeitsgebiet Samsun. Der Hafenaufenthalt war schnell vergessen und in der Nacht wurden ergänzende Kartierungsarbeiten auf dem Ordu Rücken durchgeführt. Dabei haben wir vor allem im nördlichen Teil des Rückens Gasaustritte vermessen, sowie deren Emissionsaktivität untersucht. Die nächtlichen Ergebnisse werden gleich heute bei der Beprobungsstrategie umgesetzt und so gibt es heute den ganzen Tag über mehrere Lotstationen vor allem Schwerelotstationen zur Beprobung der Gashydrat-führenden Sedimente.

An Bord sind weiterhin alle gesund und es grüßt im Namen der Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

Panorama der Stadt Trabzon (Foto: Michael Schneider)

Vor der Hafeneinfahrt von Trabzon wird der Lotse an Bord genommen. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Die Brückenbesatzung bei konzentrierter Arbeit während der Einfahrt in den Hafen von Trabzon (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Containerbe- und Entladung im Vorschiffbereich der METEOR (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Mittwoch, 16. März 2011, 14:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 36’ nördliche Breite, 37° 68’ östliche Länge,
Ordu-Rücken (Türkei)

Wetter:
12 °C, nördliche Winde 3 Beaufort, schwache Brise; sonnig

Am Wochenende und am Montag haben wir in Georgien an den wichtigsten Seep-Lokationen Schwerelote gefahren, um möglichst einen kompletten Satz von Gashydraten für die Untersuchungen im Labor zur Verfügung zu haben. Dabei wissen wir von unseren früheren Untersuchungen, dass wir zum einen reine Gas-Seeps mit sehr reinen Methanhydraten haben, zum anderen Seeps mit höheren Kohlenwasserstoffen und Kohlenstoffdioxid sowie Öl, die gemischte Gashydrate bilden. Es ist nun sehr spannend hier in Georgien, diese prinzipiell unterschiedlichen Seeps sehr nahe beieinander zu haben, wobei die geologischen Untergrundstrukturen für den Seeptyp entscheidend sind. Dieses Arbeitsprogramm haben wir dann am Montagabend abgeschlossen und unser östlichstes Arbeitsgebiet in Georgien verlassen.

Das obligatorische Gruppenfoto der Expeditions-Crew.

Am Dienstag gab es dann keine geologischen Geräteeinsätze. Das gab den Sedimentologen und Geochemikern eine kleine Verschnaufpause. Wir nutzten den Tag, um in dem Arbeitsgebiet Samsun, das schon in türkischen Hoheitsgewässern liegt, ein Areal zu vermessen, in dem es Gasaustritte gibt. Die Kartierung erbrachte, dass auch diese Gasemissionen mit einem typischen Rückstreuungsmuster auf dem Meeresboden korreliert werden können, so dass wir bei der Beprobung diese Signale sehr schön berücksichtigen können. Etwa 22 sehr unregelmäßig geformte Flecken mit höherer Rückstreuung konnten wir auf dem Kamm eines Rückens nachweisen, den wir nun in Abstimmung mit unserer türkischen Kollegin Asli Özmaral mit dem Namen Ordu-Rücken bezeichnen. Der Rücken ist in Nord-Süd-Richtung etwa 30 Kilometer lang und 12 Kilometer breit. Er zeichnet sich durch eine steile Flanke im Westen sowie einer abgeflachten Flanke im Osten aus. Der Name Ordu stammt von einer kleinen Siedlung an der Küste, die in Verlängerung des Rückens liegt.

Der Mittwochmorgen war wieder ein fantastisch schöner Tag: Strahlender Sonnenschein und völlig ruhige Wasseroberfläche. Das Wetter stimmte uns schon auf den kommenden Zwischenstopp im Hafen von Trabzon ein. Zuvor aber haben wir zwei der 22 Flecken am Meeresboden mit Schwereloten beprobt und wurden sogleich in Bezug auf Gashydratproben fündig. Dabei haben wir etliche Gashydratlagen bergen können und sind daher in der Lage, erste Gasuntersuchungen bereits an Bord durchführen zu können. Nach diesem schönen Erfolg werden wir bis heute gegen Mitternacht weitere Vermessungsprofile fahren und in der Nacht Kurs auf Trabzon nehmen.

An Bord sind alle gesund und es grüßt im Namen der Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

Auf dem Arbeitsdeck der METEOR: Schwerelot im Einsatz.

Blick aus dem Winden-Leitstand.

Am Ziel der Wünsche: Gashydratlagen im Schwerelotkern.

Samstag, 12. März 2011, 18:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 57’ nördliche Breite, 41° 17’ östliche Länge
Kobuleti Rücken, Georgien

Wetter:
9,0 °C, nördliche Winde 1 Beaufort, still; Himmel bewölkt

Das Wetter hat sich nach den ersten Tagen zu Beginn dieser Reise ständig verbessert, so dass wir tagsüber momentan bei den Arbeiten an Bord keine Beeinträchtigungen mehr haben. In der Nacht fahren wir meist Profile mit den akustischen Systemen, wobei wir die uns bekannten Gas-Seeps mit Wiederholungsmessungen belegen, um über die zeitliche Variabilität der Gasemissionen eine Vorstellung zu bekommen. Andere Gebiete hier am Kontinentalrand von Georgien sind neu für uns und vervollständigen unser Bild der Gasemissionen. Neue Gebiete, die sehr aktive Gasaustritte zeigen, sind der Kulevi Rücken im Nordosten und im Südwesten der Adjara Rücken.

Kritischer Blick des Bootsmannes Peter Hadamek über die Kante des Schiffes auf die Wasseroberfläche, bevor das MeBo seinen weiteren Weg außenbords antritt. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Mit der folgenden MeBo Bohrung am Mittwoch am Batumi Seep konnten wir zwar noch eine Abfolge von 10 Metern mit Gashydraten erbohren, mussten aber danach die Bohraktivitäten auf dieser Reise einstellen. Bereits die zweite Hydraulikpumpe ging während des Bohrvorganges kaputt, so dass wir keinen weiteren Ersatz haben, um mit Bordmitteln das Bohrgerät zu reparieren. Dieses bedeutet, dass wir trotz der vielen Bemühungen des MeBo-Bohrteams ein wichtiges Arbeitsmittel der Expedition nicht mehr einsetzen können.

Weiße Methanhydratstücke werden für die Gasanalyse zerkleinert und vom Sediment (dunkelgrau) mechanisch gereinigt, damit sie zur Entgasung abgefüllt werden können. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Während einer Art Krisensitzung am Nachmittag haben wir alle Konsequenzen diskutiert und entschieden, dass wir auch mit den anderen uns zur Verfügung stehenden Geräten den verbleibenden Teil der Expedition mit erfolgreicher Forschung sehr gut weiter bestreiten können.

An Bord sind alle gesund und es grüßt im Namen der Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

Meetings zur Besprechung der Lage und der wissenschaftlichen Fragestellungen führen wir jeden Tag im Konferenzraum der METEOR durch. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Nach der Bergung des Meeresboden-Bohrgerätes nach seinem fast 20-stündigen Einsatz am Meeresboden werden die Kernrohre aus den Magazinen des MeBo herausgeholt. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Vor dem Abfülllabor werden die nummerierten Kernrohre von der MeBo-Bohrmannschaft an die Wissenschaftler übergeben. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Stark zersetzendes Gashydrat im Sediment führt sowohl zur blasenartigen Gasfreisetzung als auch durch Wasserfreisetzung zur völligen Verflüssigung der Sedimente. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Die Gashydratproben werden sofort nach der Bergung in flüssigem Stickstoff bei -190°C eingefroren, damit der beginnende Zersetzungsprozess der Gashydrate unmittelbar gestoppt wird. Heiko Sahling beim Versenken der mit Gashydrat gefüllten Jutesäcke im Stickstoffbehälter (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Mittwoch, 9. März 2011, 11:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 57’ nördliche Breite, 41° 17’ östliche Länge
Kontinentalrand von Georgien; Batumi Seep

Wetter:
8,5 °C, westliche Winde 2 Beaufort, leichter Zug; blauer Himmel, Sicht nicht sehr weit

Nach dem bereits schon zweiten Wochenende auf See fühlen wir uns auf FS METEOR schon sehr zuhause. Wir haben uns an die Essenszeiten, die Meetings, das Arbeitsprogramm schon gewöhnt, so dass wir teilweise das Gefühl haben, schon deutlich länger auf dem Schiff zu sein. Trotzdem vergeht die Zeit sehr schnell und der kommende Hafenaufenthalt am Freitag, den 18. März, in Trabzon will geplant werden.

In der Lotzentrale von FS METEOR laufen alle Informationen zur Stationsplanung zusammen. Miriam Römer und Paul Wintersteller betreuen das Fächerecholot und das PARASOUND-System während einer speziellen Vermessungsfahrt über den Kobuleti Rücken. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

In der Nacht von Sonntag auf Montag haben wir auf dem Pechori Mound mit MeBo gebohrt. Der Pechori Mound ist eine über 60 Meter hohe Erhebung des Kobuleti Rückens von etwa 1,5 Kilometer im Durchmesser. Dort treten diapirartig Sedimente des Zeitabschnittes Oligozän-Miozän an die Oberfläche und unser Bohrgerät MeBo, das sonst in den weichen Sedimenten des Schwarzen Meeres große Schwierigkeiten hat, hatte hier einen recht guten Bohrfortschritt. Bei 19 Meter Sedimenttiefe mussten wir aus technischen Gründen die Bohrung einstellen. Über die vielen Gashydratlagen in den Kernliners haben wir uns gefreut, denn es war nicht klar, ob MeBo Gashydratlagen überhaupt so gut erbohren kann.

In den letzten Tagen haben wir vermehrt sehr gute Wetterbedingungen, allerdings kaum weite Sicht. Wird der Horizont dann einmal klar, sehen wir die verschneiten Randgebirge. (Foto: Thorsten Klein, MARUM, Bremen)

Während am Faschingswochenende unsere Anhänger des Karnevals an Bord von FS METEOR noch relativ ruhig blieben, waren sie am Rosenmontag doch nicht mehr zu halten und das geplante Programm, einschließlich der Polonaise mit Musikinstrumenten über das Schiff zur Brücke wurde in karnevalistischer Art realisiert.

An Bord sind alle gesund und es grüßt im Namen aller Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

Auch im Schwarzen Meer lässt sich der Karneval nicht ganz ausschalten. Eine kleine Faschingsgruppe zelebrierte am Rosenmontag diese in den Faschingshochburgen besondere Jahreszeit. Dem Kapitän wurde um 20:20 Uhr am Rosenmontag das silberne Paddel wieder zurück gegeben. Es war ihm am 11.11. um 11:11 Uhr abhanden gekommen. (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM, Bremen)

Ein neues Autoklavkolbenlot wurde von Jürgen Hohnberg (Mitte) entwickelt und kommt hier erstmals zum Einsatz. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Im Geologielabor ist Jiangong Wei unter anderem dafür verantwortlich, dass alle Sedimentkerne auf ihre Farbspektren hin untersucht werden. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Der Minicorer geht zu Wasser. Ähnlich einem Multicorer werden mit ihm vier Plastikrohre in den Meeresboden gedrückt, die eine sehr gut erhaltene Oberflächenbeprobung darstellen. Er ist eines der Geräte, die aufgrund ihrer einfachen Handhabung eine sehr große Erfolgsquote haben. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Sonntag, 6. März 2011, 07:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 58’ nördliche Breite, 41° 07’ östliche Länge
Kontinentalrand von Georgien nahe der Stadt Batumi

Wetter:
7,5 °C, westliche Winde 6 Beaufort aber abnehmend; blauer Himmel mit klarer Sicht

Heute, am frühen Sonntagmorgen, wurden wir auf unserem Forschungsschiff METEOR im östlichen Schwarzen Meer von einem blauen Himmel, strahlendem Sonnenschein und einer fantastischen Sicht überrascht. Obwohl wir noch 40-50 Kilometer von der Küste entfernt sind, sehen wir die verschneiten Randgebirge hier im südöstlichsten Teil des Schwarzen Meeres. Im Süden werden wir von den bis zu 4000 Meter hohen Gipfeln des Pontischen Gebirges der Türkei begleitet und in östliche Richtung folgt der Kaukasus, der uns umgibt und mit dem Elbrus Gebirge über 5000 Meter das Schwarze Meer überragt. Eine faszinierende Kulisse, die wir als Geologen unter der Wasseroberfläche fortsetzen können. Denn dort im submarinen Teil dieser Gebirgszüge sehen wir, basierend auf unseren Fächerecholotdaten, stark abfallende Morphologien eines Kontinentalrandes. Dieser ist durchfurcht von Canyons, welche als Fortführung der Gebirgsflüsse an Land zu sehen sind und sich sehr tief in den Kontinentalrand einschneiden.

Das Meeresboden-Bohrgerät beim Ausfahren über die Heckschleppe im Einsatzgebiet am georgischen Kontinentalrand (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Wir haben damit auf dem 560 Seemeilen langen Weg von Istanbul entlang der türkischen Küste unser östlichstes Gebiet im Schwarzen Meer, den georgischen Sektor, erreicht, in dem wir die nächsten 14 Tage weitere Untersuchungen durchführen wollen. Zuvor hatten wir in der Türkei auf dem Archangelski Rücken, der das Schwarze Meer in das westliche und östliche Schwarze Meer unterteilt, den gesamten Donnerstag mit Vermessungen zugebracht. Ein Schwerelotkern in diesem Gebiet, welches nach der Stadt Samsun benannt wird, zeigte uns eine etwas ausgedünnte Schwarzmeer-Abfolge der letzten 10.000 Jahre. Das Parasound zeigte dort eine Sedimenteindringung von über 100 Meter, so dass wir planen, im zweiten Teil unserer Expedition mit MeBo die tieferen Sequenzen zu erbohren.

Nachdem das Meeresboden-Bohrgerät beim Fieren unter der Wasseroberfläche verschwunden ist, wird das fast drei Zentimeter dicke Glasfaserkabel mit Auftriebskörpern versehen, damit es am Meeresboden in der Wassersäule aufrecht über dem MeBo schwimmt und die Bohrarbeiten am Boden nicht behindert. Diese Ostereier, so nennen die Matrosen des Schiffes die ellipsoiden Auftriebskörper, müssen jeweils beim Einsetzen des Gerätes am Kabel montiert und beim Reinholen von MeBo wieder abgenommen werden. (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM, Bremen)

Der Sonntag scheint also recht ruhig zu verlaufen und einige Planungen an Bord scheinen mit dem herannahenden Rosenmontag zu tun zu haben. Aber lassen wir uns morgen überraschen.

An Bord sind alle gesund und es grüßt im Namen aller Fahrtteilnehmer
Gerhard Bohrmann

Die Sedimentkerne des Meeresboden-Bohrgerätes werden im Sedimentlabor von den Sedimentologen und Geochemikern weiter bearbeitet und für die detaillierten Untersuchungen im Labor gleich beprobt. (Foto: George Komakhidze, Batumi)

Am Samstagnachmittag klarte das Wetter immer weiter auf und wir konnten südlich unseres Arbeitsgebietes in etwa 50 Kilometer Entfernung das verschneite Küstengebirge der Türkei erkennen. (Foto: Adrian Stachowski, MARUM, Bremen)

André Bahr ist unser Chefgeologe im Labor und dokumentiert jeden Sedimentkern sehr genau auf seine Zusammensetzung und Stratigraphie. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Die METEOR unter einem beeindruckenden wolkenbehangenen Himmel im östlichen Schwarzen Meer (Foto: Thorsten Klein, MARUM, Bremen)

Mittwoch, 2. März 2011, 17:00 Uhr

Schiffsposition:
42° 4’ nördliche Breite, 36° 28’ östliche Länge
Türkischer Sektor des Schwarzen Meeres nahe der Stadt Samsun

Wetter:
6°C, nordöstliche Winde 3 Beaufort; klare Sicht, aber bewölkt

Nach einer erfolgreichen Vermessungsfahrt in der Nacht von Sonntag auf Montag wurde am Montag das Meeresboden-Bohrgerät MeBo erstmals im Schwarzen Meer zu Testzwecken eingesetzt. Wir hatten dazu eine Lokation ausgesucht, an der keine Gashydrate den Bohrvorgang stören sollten. Allerdings war der Meeresboden sehr weich und das Bohrgerät ist leider etwas stärker in den Boden eingesunken. Das führte dazu, dass wir erst einmal nur ein paar Meter tief bohrten, dabei aber die klassische Sedimentabfolge in sehr hoher Qualität erbohren konnten.

Im Geologielabor wird der erste Schwerelotkern der Reise in zwei Hälften geteilt. Er wurde in 1080 Meter Sedimenttiefe zwischen zwei Canyons auf einem Plateau geborgen. Gashydrate waren nicht zu sehen. Vielleicht waren die Methanhydrate sehr kleine Stücke, die sich auf dem Weg vom Meeresboden zum Schiff sehr schnell zersetzt haben. (Foto: George Komakhidze, Batumi)

Sehr erfolgreich haben wir verschiedene Vermessungsarbeiten mit den Lotsystemen des Schiffes durchführen können. Dabei haben wir mehrere rundliche Strukturen zwischen 300-450 Meter Durchmesser, von denen einzelne in einer früheren Seitensichtsonaraufnahme schon identifiziert wurden, mit dem Fächerecholot EM122 aufzeichnen können und dabei deutlich mehr dieser Strukturen kartieren können. Überraschend war die hohe Qualität dieser Aufzeichnungen und das Parasound zeigte uns, dass diese rundlichen Strukturen alle mit Gasfahnen in der Wassersäule assoziiert sind.

Seit seiner Installation in Istanbul dominiert das Meeresboden-Bohrgerät den Heckbereich von FS METEOR. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Mittlerweile haben wir das westlichste Gebiet verlassen und dampfen nach Osten entlang der türkischen Küste und befinden uns kurz vor dem Eintritt in unser nächstes Arbeitsgebiet bei Samsun. Das Wetter hat sich stetig verbessert und heute hatten wir erstmals für kurze Zeit etwas Sonnenschein. Eine Hochdruckzone, die sich von Westen über das Schwarze Meer schiebt, lässt uns auch in den nächsten Tagen weitere Wetterverbesserungen erhoffen.

Es grüßt im Namen aller Fahrtteilnehmer
Gerhard Bohrmann

Die Küche auf FS METEOR ist der Kreativraum der beiden Köche Klaus Hermann und Mike Fröhlich, die uns alle mit köstlichen Mahlzeiten verwöhnen. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Uwe Rosiak aus dem MeBo-Team bedient die Winde des Meeresboden-Bohrgerätes während das Gerät zu Wasser gelassen wurde. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Das Meeresboden-Bohrgerät am Heck-Galgen hängend kurz über der Wasserlinie mit eingeklappten Füßen. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Sonntag, 27. Februar 2011, 20:30 Uhr

Schiffsposition:
41° 24’ nördliche Breite, 30° 51’ östliche Länge
Türkischer Sektor des Schwarzen Meeres nahe der Stadt Eregli

Wetter:
4°C, südöstliche Winde 3-4 Beaufort; diesige Sicht

29 Wissenschaftler und Techniker aus Deutschland, China, Österreich, Spanien, Georgien, Rumänien und der Türkei wurden in der Hafenliegezeit von FS METEOR zwischen dem 22. und 24. Februar eingeschifft. Zehn Container aus Deutschland galt es in der Hafenliegezeit zu verstauen. Vor allem das Meeresboden-Bohrgerät MeBo aber auch andere Geräte der Meeresforschung mussten auf METEOR aufgebaut und installiert werden. Der erfolgreich durchgeführte Hafentest von MeBo am Freitag, den 25. Februar, belohnte die geleistete Arbeit, so dass wir am folgenden Samstag auslaufen konnten.

Der Aussetzungsvorgang von MeBo im Hafen wird von Thorsten Klein im Steuercontainer des Bohrgerätes sehr genau überwacht. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Obwohl wir die Pier von Haydarpasa pünktlich um 8 Uhr verließen, mussten wir auf Reede warten, bis es um 13 Uhr hieß „Anker los zur Bosporus-Durchfahrt“. Diesiges Wetter und ein eisiger Wind verhinderten die volle Freude am Genuss der Passage. So hat denn auch kaum jemand von den interessierten Mitfahrern die zwei Stunden dauernde Durchfahrt bis zum Schwarzen Meer an Deck ausgehalten.

Während wir auf der Reede von Ahirkapi südlich des Goldenen Horns in Istanbul auf das Signal zur Durchfahrt durch den Bosporus warten, wird auf der FS METEOR ein Sicherheitsstellmanöver durchgeführt. (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM, Bremen)

Offizieller Beginn der Seereise war 16:18 Uhr, so steht es im Logbuch des Schiffes. Beim Erreichen des Schwarzen Meeres überraschte uns zunächst die Heftigkeit der hohen Dünung und des starken Windes und die meisten von uns wurden am Samstagabend seekrank. Beim Abendessen in der Messe der METEOR sah man nur wenige. Der Wind flaute aber entsprechend der Vorhersage unseres hervorragenden Wettertechnikers in der zweiten Nachthälfte ab und beim Frühstück schienen alle wieder recht gesund zu sein. In der Nacht erreichten wir das erste Arbeitsgebiet Eregli und fanden auch sogleich kräftige Methanaustritte am Meeresboden in Form von akustischen Anomalien in der Wassersäule.

Es grüßt im Namen aller Fahrtteilnehmer
Gerhard Bohrmann

Das erste Schwerelot wurde am Sonntagnachmittag im Arbeitsgebiet Eregli im türkischen Sektor des westlichen Schwarzen Meeres eingesetzt. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Hafentest des Meeresboden-Bohrgerätes MeBo an der Pier von Haydarpasa in Istanbul. Nachdem das MeBo beim Aussetzen achtern in horizontaler Lage über das Heck der FS METEOR hinaus geschoben wurde, wird es unter dem A-Galgen in die vertikale Lage gekippt, bevor es dann zu
Wasser geht. (Foto: Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Bei der Passage durch den Bosporus konnten wir aufgrund der diesigen Sicht und der kalten Lufttemperaturen die Durchfahrt wenig genießen. Spektakulär ist natürlich die Durchfahrt unter der 64 Meter hohen und 1560 Meter langen Bosporusbrücke, welche Asien mit Europa verbindet. (Foto:
Volker Diekamp, MARUM, Bremen)

Methanemissionen am Meeresboden führen zu bis zu 600 Meter hohen Gasfahnen in der Wassersäule des Schwarzen Meeres.