Logo Universitat Bremen
Seitenpfad:

Seesternregeneration - Süßwasser auf Inseln

Seesternregeneration

Wie ist es um die Regenerationsfähigkeit von Seesternen bestellt?
Simone Nürnberger

„Sich ein Bein ausreißen“ ist bei Menschen eine Redensart. Seesterne und ihre Verwandten, die Feder-, Haar- und Schlangensterne, tun dies allerdings regelmäßig – um Feinden zu entkommen oder sogar auch, um sich zu vermehren. Denn die Stachelhäuter, wie die Gruppe inklusive der ebenfalls verwandten Seegurken und Seeigel heißt, können nicht nur verlorene Gliedmaßen, Stacheln, und sogar Eingeweide neu wachsen lassen. Ein paar Arten nutzen ihre ausgeprägte Regenerationsfähigkeit durchaus auch, um Gebiete in denen sie sich wohl fühlen schnell mit vielen genetisch identischen Ablegern zu bevölkern. Sie lösen an Sollbruchstellen einen Arm oder auch mehrere ab. Diese wachsen dann im Laufe eines Jahres - wenn viel Nahrung zur Verfügung steht, auch schneller - zu einem kompletten Tier heran. Echinaster luzonicus treibt dieses Spiel so oft, dass kaum ein normales Tier mit fünf gleichlangen Armen zu finden ist. Auch Larven teilen sich zum Teil schon, sodass die Zahl der Nachkommen eines Tieres nach der Eiablage noch einmal stark steigen kann. Da wundert es nicht, dass die Idee Seesterne zu bekämpfen, indem man die gefangenen Tiere entzweischnitt und wieder ins Meer warf, nicht den gewünschten Erfolg brachte.

Seezeichen

Warum stehen im Norden Sylts Seezeichen in Form von auf den Kopf gestellten Dreiecken?
Werner Blomenkamp, per E-Mail

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das ehemalige Herzogtum Schleswig geteilt. In einem Staatsvertrag vom April 1922 einigten sich Dänemark und Deutschland auf eine neue Grenzlinie. Während auf dem Festland 280 Granitsteine und Eichenpfähle deren Verlauf markieren, ist die Seegrenze zwischen Sylt und Röm durch neun geradlinige Teilstücke gekennzeichnet. Die Linienführung beginnt nördlich des Hindenburgdamms, knickt zunächst nach Norden, dann nach Westen ab. Jeder der zehn Knickpunkte dieser Grenzlinie ist durch geografische Koordinaten eindeutig definiert; zudem sind markante Punkte durch gelbe Tonnen gekennzeichnet. Bei gutem Wetter sind einige dieser Tonnen mit Hilfe sogenannter Richtbaken von Land aus sichtbar. Dabei handelt es sich um eben jene rot-weiß gestrichenen Dreiecke, die unser Leser auf Sylt entdeckte. Um eine Visur, d.h. eine geradlinige Sichtverbindung zur Tonne herzustellen, bedarf es einer Vorderbake, deren Dreieck nach oben, und einer Hinterbake, deren Dreieck nach unten zeigt. Die Tonne liegt dann in der Fluchtlinie der beiden Baken. Der Staatsvertrag regelt übrigens auch deren Instandhaltung. In 10jährigem Turnus finden daher Grenzbegehungen statt; die nächste noch in diesem Jahr, genau 90 Jahre nach der Erstbegehung 1924.

Seite pfeifen

Welchen Ursprung hat das "Seite" pfeifen bei der Marine?
Uwe Tesch, Hamburg

Sie hat sage und schreibe einundzwanzig Buchstaben, hängt an einem Bändsel und macht - so jedenfalls ist es in der Zeitschrift "Wehrausbildung" nachzulesen - "Rise, Rise". Außerdem erfordert sie bisweilen eine abgekniffene Hand. Die Rede ist, wie könnte es anders sein, von der Bootsmannsmaatenpfeife. Einem leicht gekrümmten, dünnen Metallrohr, dem sich lang gezogene Triller entlocken lassen. So, wenn ein Offizier sich anschickt, das Fallreep oder die Stelling eines Kriegsschiffs zu betreten. Dann gibt der Wachhabende Offizier das Kommando "Seite", der Bootsmannsmaat greift flugs zur Pfeife und im nächsten Moment schrillt das Ehrensignal für den an Bord Kommenden über Deck und bedeutet der Haltung annehmenden Mannschaft ("rise, rise") bzw. den Unteroffizieren, an welcher Schiffsseite der zu grüßende Gast erwartet wird.

Normalerweise halten Zeigefinger und Daumen der rechten Maatshand die Pfeife recht lose. Als erwiesen gilt jedoch, dass eine gewisse Virtuosität im Umgang mit der Pfeife nützlich ist. Echte Könner sind unschwer an der "abgekniffenen" Handhaltung zu erkennen. Laut Vorschrift werden dabei "Luftloch und Austrittsspalte so weit wie möglich abgekniffen; dazu kräftiges Hineinblasen."

Ein reiner, klarer Ton soll, so heißt es weiter, "sowohl bei nur hauchartigem als auch stärkstem Hineinblasen" entstehen. Doch mit dem hingehauchten Triller ist das so eine Sache. Er kann nur gelingen, wenn Maat und Material eine Einheit bilden. Sollte das grazile Instrument anhaltend fiepen, ist Feinfühligkeit freilich fehl am Platz. Laut Vorschrift muss das Austrittsloch der Pfeife in diesem Fall wenigstens teilweise zugelötet werden. "Bisweilen hilft auch, wenn der dem Austrittsloch gegenüberliegende Rand des Luftlochs der Kugel scharf gefeilt oder das Luftloch selbst erweitert wird."

Dies alles, lieber Herr Tesch, mag ihnen bereits geläufig gewesen sein. Was Sie nicht wussten ist, dass der Brauch aus der Zeit der Segelschifffahrt stammt. Wenn Offiziere im Beiboot an größere Schiffe herangerudert wurden, brauchten sie im Gegensatz zu ihren Untergebenen nicht über eine schwankende Strickleiter an Bord zu klettern sondern wurden per Korb an Deck gehievt. Der mehr oder minder schwankende Korb hing an einem Seil, das wiederum über eine Rolle lief. Damit das Manöver auch bei Sturm und flatternden Segeln buchstäblich wie am Schnürchen klappte, wurden die dazu notwendigen Befehle akustisch, per Pfeife eben, erteilt. So lange der alles übertönende Pfiff erklang, mussten die Decksleute hieven, was das Zeug hielt.

Auch heute noch soll der Triller erst enden, wenn der Offizier das Deck betreten hat - vorausgesetzt, der Bootsmannsmaat hat genügend Luft. Doch wie im richtigen Leben gilt auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme. Sollte der Offizier während eines Bordgottesdienstes oder einer Munitionsübergabe an Bord kommen oder aber ständig das Fallreep hinauf- und hinuntereilen, so wird die "stille Seite" praktiziert. Die Pfeife bleibt stumm.

Sieben Meere

Wie heißen die Sieben Meere und wer ist ihr Herrscher?
Herr Feenders

Die sieben Meere heißt eine Gedichtsammlung von Rudyard Kipling, dem Autor des Dschungelbuchs. Doch schon vor dem Erscheinen dieses Bandes 1896 war dieser Begriff weit verbreitet. Die Bedeutung allerdings wandelte sich im Laufe der Zeit mit dem wachsenden Wissen um die Meere, ihre Anzahl und Größe. Ursprünglich war dieser Begriff wohl nicht wortwörtlich gemeint, sondern meinte alle bekannten Meere. Unter sieben" verstand man dabei viele oder alle, nicht aber eine konkrete Zahl.

Der Begriff taucht u.a. in alten chinesischen, persischen und römischen Texten auf, meint aber jeweils andere Seegebiete. Frühe Seefahrer zählten zu "den sieben Meeren": das Rote Meer, das Mittelmeer, den Persischen Golf, das Schwarze Meer, das Adriatische Meer, das Kaspische Meer und den Indischen Ozean.

Heute kennen wir mehr von der Welt und beziehen den Begriff dementsprechend auf größere Meere: Nord- und Südatlantik, Nord- und Südpazifik, Indischer, Antarktischer und Arktischer Ozean. Doch da sich diese Meere nicht wirklich gegeneinander abgrenzen lassen und man auch vom globalen Weltozean spricht, meinen der Ausdruck "die sieben Meere" noch immer das, was er auch im Ursprung bedeutete: alle bekannten Meere der Welt. Nur sind heute mehr Meere bekannt als noch vor ein paar hundert Jahren.

Über ihren Herrscher lesen wir in der griechischen Mythologie folgendes: Einst teilten die drei Söhne des Titanen Kronos die Welt unter sich auf. Dabei fiel der Ozean dem Mann mit dem Dreizack zu. Fortan war Poseidon der Herr(scher) der Meere. Die alten Römer pflegten ihn mit ihrem Meeresgott Neptun gleichzusetzen. Künstler späterer Jahrhunderte stellten Neptun alias Poseidon meist als ehrwürdige, bärtige Mannsgestalt dar, die, bisweilen von Delphinen begleitet, ihre Harpune fest umschlossen hält.

Wer schon jemals auf einem Schiff den Nord- bzw. Südpolarkreis oder den Äquator überfahren hat, müsste dem Herren der Meere eigentlich schon begegnet sein. Denn er ist es, der Landratten, die in sein Reich eindringen, einem mehr oder minder grobem Taufritual unterzieht.

Sichtweiten auf See

Wie weit kann man auf offener See maximal sehen?
Michael Sander, Bremen

Bei bester Fernsicht stand einer unserer Leser auf einem 128 Meter hohen Kreidefelsen der dänischen Insel Møn. „Ich habe gestaunt, als ich mit dem Fernglas die Pfeiler der etwa 70 Kilometer entfernten Øresundbrücke sowie das ungefähr 140 Kilometer entfernte Bornholm zu sehen meinte.“ Gute Augen, gutes Fernglas – oder Sinnestäuschung?

Das lässt sich mit Hilfe einer Formel zur optischen Sichtweite (S) beantworten. Die hängt nämlich sowohl von der Augenhöhe des Beobachters (h1) als auch von der des angepeilten Objekts (h2) ab. Denn wir können nur sehen, was nicht hinter dem gekrümmten Horizont verschwunden ist. Was sichtbar ist und was nicht, errechnet man wie folgt: S (in Kilometern) = 3,843 x (?h1 + ?h2). Nun sind die Brückenpfeiler je 203,5 Meter hoch, die höchsten Erhebungen Bornholms aber nur 162 Meter. Demnach ergeben sich bei einer Augenhöhe von gut 130 Metern folgende maximale Sichtweiten: Richtung Øresundbrücke knapp 100, Richtung Bornholm gut 92 Kilometer.

Bornholm lag also hinter der Kimm. Möglich ist aber, dass die Kontur der Ferieninsel durch ungewöhnliche Lichtbrechungen über den Horizont gehoben wurde – als Fata Morgana des Baltischen Meeres.

Sinkgeschwindigkeit

Wie schnell sinkt ein Schiff, wenn es voll Wasser ist?
Roger Schelker, Basel

Auch wenn es Schiffbrüchigen meist anders vorkommt, so sinken Schiffe doch relativ langsam. Es dauert meist Stunden bis Tage, ehe sich die Wellen über einem lecken Schiff schließen.

Es gibt daher keine Faustformel, wie schnell ein Schiff untergeht. Ist es erst einmal unter Wasser, sinkt es je nach Gewicht, Form und Lage unterschiedlich schnell, im Extremfall sogar mit 25 km/h, aber auch nur dann, wenn das Schiff mit dem Bug voran in die Tiefe geht. Meist liegt die Geschwindigkeit nur bei ein bis zwei Metern je Sekunde. Das sinkende Schiff hinterlässt ein Loch, in das Wasser nachströmt.

Ein Badewannenexperiment: Drückt man die flache Hand unter Wasser, so bildet sich eine "Delle" im Wasser, die aber sofort wieder gefüllt wird. Im Fall des Schiffes entsteht eine entsprechend größere Delle, so dass Schiffbrüchige mit dem Schiff in die Tiefe gesogen werden können. Auch für die Geräusche, die ein sinkendes Schiff von sich gibt, gibt es eine Erklärung: Während des Untergangs entweicht Luft aus dem Schiffsinneren; zusammen mit dem sich biegenden und berstenden Stahl entsteht so das typische laute und unheimliche Stöhnen und Knarren.

Skrei

Ist der Verzehr von Skrei vertretbar?
Dagmar Wolf, per Email

Der Bestand des nordostarktischen Kabeljaus in der Barentssee ist der größte weltweit. Im Winter ziehen die Fische zu den nordnorwegischen Inselgruppen der Vesterålen und Lofoten, um dort zu laichen. Weil sie während der langen Wanderung an Muskelmasse gewinnen und daher besonders gut schmecken, ist der Winterkabeljau, der Skrei, zu Recht beliebt. Und er lässt sich guten ökologischen Gewissens genießen, obwohl er vor oder während des Laichens in die Netze geht: „Die Fischerei auf Skrei hat nur einen geringen Anteil an den Fangmengen des nordostarktischen Kabeljaus“, sagt Dr. Bjarte Bogstad, der am Institut für Meeresforschung im norwegischen Bergen die Entwicklung der Kabeljaubestände in der Barentssee verfolgt und prognostiziert: „Derzeit wird dieser Bestand auf nachhaltige Weise bewirtschaftet.“ Dies bekräftigt der ICES, der Internationale Rat für die Nutzung der Meere. Das Netzwerk aus mehr als 4.000 Wissenschaftlern sieht den Barentssee-Bestand im grünen Bereich und empfiehlt für 2015 eine maximale Fangmenge von 894.000 Tonnen. Einziger Wermutstropfen: „Aufgrund unzureichender Kartierung der Fischgründe können wir nicht ausschließen, dass die Grundschleppnetze, mit denen Kabeljau gefangen wird, Kaltwasserkorallenriffe zerstören“, gibt Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF zu bedenken.

Sonnenblumen

Stimmt es, dass sich Sonnenblumen – wo vorhanden – nach dem Passatwind ausrichten?

Noch im 16. Jahrhundert galten Sonnenblumen als Raritäten. Sie waren aus Amerika zu uns gekommen und galten wegen ihrer großen Blüte als kostbar. Es wundert nicht, dass sie zunächst fast nur in den königlichen Gärten Europas wuchsen. Heute dagegen lächeln uns im Sommer ganze Felder der fröhlich-gelben Köpfe entgegen.

Auf einer Reise bemerkte einer unserer Leser, dass sich die Blumen in Richtung des stetigen Passatwinds zu neigen scheinen. Vermutlich beobachtete er dieses Phänomen nachmittags, denn: Die Sonnenblume wendet ihr Gesicht stets zur Sonne. Am Nachmittag weht auf der Nordhalbkugel der Nordostpassat der Sonne entgegen, die dann im Südwesten steht. Für den Rest des Tages gilt die Beobachtung allerdings nicht, da sich die Blüten stets der Sonne zuwenden, die ihren Stand vom Aufgang im Osten bis zum Untergang im Westen ständig verändert. Dies bedeutet, dass Sonnenblumen auf Nord- wie Südhalbkugel nur nachmittags in dieselbe Richtung zeigen wie der jeweils vorherrschende Passat.

Sonnencreme

Kann Sonnencreme das Wachstum von Korallen beeinflussen?
Daniela Sandrock, Stuttgart

Auch in diesem Jahr zieht es wieder viele Sommerurlauber an die weißen Traumstrände der Tropen; mit im Gepäck oftmals der Sonnenschutz zum Eincremen. Beim Baden und Schnorcheln geben die Urlauber einen Teil des unsichtbaren Films auf ihrer Haut an das Meerwasser ab. Die in den Cremes enthaltenen UV-Filter gelten als umweltschädlich, da sie sich in den Körpern der Meeresbewohner anreichern können. Für Korallen sind sie besonders gefährlich. Wie ein italienisches Forscherteam herausfand, führen selbst geringe Mengen bei den Algen, die mit Steinkorallen in Symbiose leben, zu Virusinfektionen. Die Korallen bleichen aus und sterben ab. Dieses Phänomen der Korallenbleiche tritt weltweit auf und wird unter anderem von erhöhten Wassertemperaturen ausgelöst. Das hat fatale Folgen für das Ökosystem Korallenriff. Nach Abschätzungen der Forscher sind weltweit bis zu 10 Prozent der Riffe von der durch Sonnencremes verursachten Bleiche bedroht. In einigen Touristengebieten wie den marinen Ecoparks in Mexiko sind herkömmliche Sonnenlotionen daher bereits verboten. Hier schützen sich die Strandurlauber mit biologisch abbaubaren Cremes.

Sonnenuntergang

Stimmt es, dass die Sonne eigentlich schon untergegangen ist, wenn sie bei Sonnenuntergang am Horizont steht?

In der Tat ist die Sonne physikalisch bereits hinter dem Horizont versunken, während wir noch ihren Untergang beobachten. „Dies hat mit der Lichtbrechung in der Atmosphäre zu tun,“ erklärt Stephan Fichtner vom Planetarium Hamburg. Man kennt diesen Effekt aus Experimenten im Physikunterricht, bei denen ein Lichtstrahl beim Übergang von Wasser zu Luft – also an der Grenzschicht zweier Stoffe unterschiedlicher Dichte – durch Brechung abknickt. „Auf ihrem Weg durch die Atmosphäre passieren die Sonnenstrahlen viele Luftschichten mit stetig zunehmender Dichte und werden immer wieder gebrochen. Diese Übergänge sind jedoch fließend, so dass das Licht auf einer gekrümmten Bahn durch die Atmosphäre läuft,“ so Fichtner. Das Sonnenlicht wird sozusagen um den Horizont herum gebogen und gaukelt uns vor, die Sonne stünde noch über ihm. Der Unterschied beträgt hierbei etwa 0,5 Grad, was uns umgerechnet morgens und abends circa zwei Minuten mehr Tageslicht schenkt. Auch treffen die Strahlen vom unteren Rand der Sonne in einem anderen Winkel auf die Atmosphäre als die vom oberen Rand und werden auf ihrem Weg durch die Lufthülle daher stärker abgelenkt. Hierdurch wird der untere Teil der Sonne stärker „angehoben“, weshalb das Sonnenscheibchen uns dicht über dem Horizont in ovaler, abgeplatteter Form erscheint.

Spring

Woher kommt der Begriff „Spring“ in Vor- oder Achterspring?
Reiner Mischke, per Email

Im Seemännischen Wörterbuch werden als Vor- bzw. Achterspring jene Festmacherleinen bezeichnet, die vom Bug schräg nach achtern bzw. vom Heck schräg nach vorn verlaufen und verhindern, dass ein am Kai liegendes Schiff sich in Längsrichtung bewegt. Im Etymologischen Wörterbuch der deutschen Seemannssprache, das 1902 erschien, wird auf eine ältere Bedeutung verwiesen, auf jene Epoche, in der Schiffe noch ohne Motorkraft auskommen mussten. So wurden Segelschiffe in eine Lage quer zum Wind gebracht, indem die Matrosen eine Trosse querab vom Achterschiff an der Ankerkette, einem Dalben oder einer Boje befestigten. Sodann wurde der Segler „auf den Spring geholt“; er lag also, sei es, weil er entladen oder, als staubiger Kohlenfrachter, belüftet werden musste, „auf dem Spring“. Erstaunlicherweise wird in keinem der konsultierten Lexika und Wörterbücher auf die Etymologie, also auf die eigentliche Herkunft und Grundbedeutung des Begriffs eingegangen. Es liegt daher nahe zu vermuten, dass der Begriff Spring sich auf die Lage der Trosse querab vom Schiff bezieht; anders als Vor- oder Achterleine „sprang“ sie quasi vom Schiff weg.

Squateffekt

Wie viel Wasser unter dem Kiel muss ein Schiff in Fahrt mindestens haben, um Grundberührung zu vermeiden?
Dr. Peter Voeltz, per E-Mail

Bei fahrenden Seeschiffen treten komplexe Strömungs- und Wellensysteme auf. So läuft ein Teil der durch den Rumpf verdrängten Wassermassen als „Gegenströmung“ am Rumpf Richtung Heck, und es entsteht eine Verdrängungswelle. Dadurch verändern sich die Druckverhältnisse am Schiff. Ergebnis: Es „sackt“ ungleichmäßig in das selbst verursachte Wellensystem tiefer ins Wasser ein. „Das Ausmaß dieses Squateffekts hängt wesentlich von der Geschwindigkeit und Größe des Schiffs ab“, sagt Dr.-Ing. Klemens Uliczka von der Bundesanstalt für Wasserbau, Dienststelle Hamburg. 300 Meter lange Ozeanriesen können bei voller Fahrt bis zu zwei Meter zusätzlich zum normalen Tiefgang „eintauchen“. Dies ist vor allem bei Revierfahrten, also in flachen Küsten- oder Flussfahrwassern, heikel. Damit mehr als die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel steht, sind Schiffsführungen gut beraten, im Revier u.a. auf Squat, Tiefgang, Tidenwasserstand und hinreichende Peilgenauigkeit zu achten. Andernfalls drohen Grundberührungen, wie sie zu Dutzenden und – wie zur Warnung – auf der Webseite www.ship-squat.com verzeichnet sind. Demnach wurde selbst die stolze Queen Elizabeth 2 vor gut zehn Jahren Opfer des Squateffekts.

Südsee-Grenzen

Wo liegen die Grenzen der Südsee?
Mechtild Müser, Bremen

Die Reisen Cooks und die Beschreibungen Polynesiens durch Georg Forster haben unser Bild von der Südsee geprägt. Bisweilen wird die Meeresregion gar mit der Inselgruppe um Tahiti gleichgesetzt. Dabei taucht der Begriff Südsee in keinem gängigen ozeanografischen Lehrbuch auf. Kein Wunder also, dass die Grenzen dieser Meeresregion nicht verbindlich definiert sind. Fest steht indes, dass der spanische Konquistador Vasco Nuñez de Balboa den Begriff Südsee prägte. Als er 1513 Panama durchquert und – deutlich nördlich des Äquators – den Pazifik erreicht hatte, wähnte er sich am Mar del Sur. In dieser Tradition zählt Werner Kreisel in seiner Monografie „Die Pazifische Inselwelt“ Mikronesien, Melanesien einschließlich Neuguinea und Polynesien zur Südsee. Da Neuseeland und Hawaii von Polynesien aus besiedelt worden seien, gehörten auch sie zur Südsee. Dies obwohl die Vulkaninseln Hawaiis ebenso wie viele mikronesischen Inseln deutlich nördlich des Äquators liegen. Die Südsee, gerne auch als Ozeanien bezeichnet, erstreckt sich also bis auf die Nordhalbkugel; laut Brockhaus bis zum Nördlichen Wendekreis. Sie endet, so der Brockhaus, auf 50 Grad südlicher Breite und umfasst mit etwa 70 Millionen Quadratkilometer ein Gebiet siebenmal so groß wie Kanada.

Suspension Nizza

Durch welchen Effekt entsteht an der Côte d'Azur eine Farbgrenze im Meer?
Richard May, per E-Mail

Der Fragesteller konnte bei einem Flug über die Côte d'Azur, etwa zwischen Nizza und Antibes, eine Farbgrenze im Meer beobachten: Auf der Seeseite azurblaues Wasser, entlang der Küstenregion dagegen eine trübe, hellbraune Suppe, die eher an die Nordsee erinnert. Hierbei handelt es sich um Material, das der Fluss Var ins Ligurische Meer transportiert. „Diese Suspensionsfracht ist vor dem Var-Delta am westlichen Rand Nizzas gut erkennbar. Durch die Schneeschmelze und Frühjahrsniederschläge in der Region wird viel Material im Fluss transportiert,“ erklärt Prof. Dr. Achim Kopf von der Universität Bremen. „Grund für den recht abrupten Abriss der braunen Suspension ist die besondere Form des Meeresbodens. Der untermeerische Schelf ist hier nur wenige Kilometer breit, so dass die Suspension sehr schnell in größere Tiefen verfrachtet wird.“ Wie ein Wasserfall im Meer rauscht der Trübestrom durch den Var-Canyon bis in das tiefere Mittelmeer, in Wassertiefen von 1.500 Meter und mehr. Dass der Fragesteller selbst aus der Luft kein größeres Flussdelta hat ausmachen können, liegt übrigens am Menschen, so Achim Kopf. In dieser Region ist viel begradigt, zum Teil sind die Flüsse, wie zum Beispiel der Paillon, sogar mit Straßen komplett übertunnelt.

Süßwasser auf Inseln

Wo kommt das Süßwasser auf Inseln her?
Benjamin Deutsch aus Ritterhude

Ob auf Sylt, Mallorca oder Ibiza: Niemand tauscht während des Inselurlaubs gern Sonnen- gegen Regenschirme. Doch ohne Mistwetter wäre das Inselleben viel unangenehmer. Da Meeresinseln von Salzwasser umgeben sind, ist das Grundwasser einer Insel ebenfalls salzig. Doch wenn Regen und Schnee im Boden versickern, verdrängen sie das Meerwasser. Sie legen sich wie ein Fettauge auf das schwerere Salzwasser. Das liegt daran, dass ein Liter Süßwasser 25 Gramm weniger wiegt als ein Liter Meerwasser. Von der Seite betrachtet, erinnert die Form dieses Wasserdepots an eine Linse. Darum tauften Forscher es auch Süßwasserlinse. Salz- und Süßwasser vermischen sich nur in der zwei bis drei Meter breiten Grenzschicht, der Rest der Linse birgt gutes Trinkwasser, oft besser als Quellwasser. Bei Sturmflut allerdings kann Meerwasser von oben ins Depot dringen und es versalzen. Auch der Mensch greift die Linse an: Pumpen wir zu viel aus der Tiefe oder versiegeln den Boden übermäßig, schrumpft die Linse, und das Süßwasser wird knapp. Wir können dann zwar immer noch das salzige Bad im Meer genießen, für die Dusche danach reicht das süße Nass indes nicht mehr.