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Sonntag, 23. August - Auf Bä(ee)rensuche

Die erste Nacht im Base Camp liegt hinter uns. Immer noch erstaunt von der Ruhe und der grandiosen Natur um uns herum gehen wir um 9 Uhr an Bord der Inuttatik. Eine 90-minütige Fahrt durch den Saglek-Fjord des Torngat Mountains Nationalparks liegt vor uns. Wir fahren an Felsformationen vorbei, die zu den ältesten weltweit zählen. Einige Gesteinsproben wurden auf ein Alter von mehr als 3,8 Milliarden Jahre datiert.

Bald liegt unser Ziel, Rose Island, vor uns. Gary und sein Team von Parks Canada sowie, zur Sicherheit aller einige Bear Guards, begleiten unsere Gruppe. Rose Island ist einzigartig. Auf der Insel, die in der Inuit Sprache Sallikuluk heißt, befinden sich mehr als 600 Inuit-Gräber. In den frühen siebziger Jahren haben Archäologen einige der Grabstellen freigelegt und die Skelette inklusive der beigelegten Habseligkeiten entwendet. Die Überreste von 113 Inuit wurden 1995 im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in einem Gemeinschaftsgrab auf Rose Island wieder beigesetzt. Vor diesem mit Felsbrocken eingefassten Grab machen wir jetzt Halt. Nicht nur für Gary und unsere Inuit-Begleiter herrscht an diesem Ort eine besondere Atmosphäre.

Wir wandern durch Wolken von Stechmücken zu einer kleinen Bucht und passieren einige Felsbrocken, die in einem etwa zwei Meter Durchmesser großen Kreis angeordnet sind. Gary klärt uns darüber auf, dass dies ein ungefähr Tausend Jahre alter Zeltring ist, in dem einst Inuit lagerten, wenn sie aus der nahen Bucht von der Jagd zurückkamen. Nur wenige Meter weiter befinden sich andere Anzeichen der Jahrtausende alten Besiedlungsgeschichte Rose Islands. Beim Anblick des Fundaments der Hütte, die einst aus Felssteinen und Grassoden errichtet wurde, fällt es schwer sich vorzustellen, dass in diesem kleinen Raum etwa 15 Personen einst lange arktische Winter verbracht haben.

Nach einem Mittagspicknick am Strand zwischen Felsen, Eisbärenspuren und leckeren Blaubeeren machen wir uns mit der Inuttatik auf die Suche nach Polarbären. Wir sind alle sehr aufgeregt. Der erste Bär lässt nicht lange auf sich warten. Er hopst tollpatschig durch das Gelände, bis er hinter einer Bergkuppe verschwindet. Während unserer eher stürmischen Rückfahrt ins Base Camp begegnen wir noch zwei weiteren Eisbären. Einer räkelt sich behaglich und scheinbar tiefenentspannt auf einem Fels. Unwillkürlich fragt man sich: Wer beobachtet hier wen?

Zurück im Camp und nach dem leckeren Abendessen ziehen einige Mutige los, um die lokalen Schwarz- und Blaubä(ee)ren in den Hügeln zu finden, in die das Base Camp eingebettet ist. Zur Freude aller treffen wir nicht auf schwarze, sondern nur auf viele blaue B(ä)eeren.

Kerstin Kretschmer

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Rose Island

Ein neugieriger Eisbär.