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Seeanemonen - Seespinnen

Seeanemonen

Sind Seeanemonen Pflanzen oder Tiere?

Wenn man Seeanemonen sieht, drängt sich das Bild der Blume unweigerlich auf. In allen Farben, filigran und zerbrechlich wiegen sich ihre Fangarme in der Strömung. Doch die zu den Blumentieren gehörigen Wesen sind eindeutig Tiere. Etwa 1.000 Arten gibt es weltweit, vom Strand bis in die Tiefen der Ozeane, von der Südsee bis zu den Polen. Auch wenn es keine Blumen sind, so ernährt sich doch eine ganze Reihe von ihnen mit Hilfe eingelagerter einzelliger Algen vom Sonnenlicht, genau wie ihre engen Verwandten, die Korallen. Von diesen Algen stammen auch viele der bunten Farben.

Auch der Eindruck, dass Anemonen sich nicht vom Fleck bewegen, trügt. Ihre Haftscheibe, mit der sie sich am Untergrund halten, ist muskulös. Mit ihr kriechen sie langsam, aber stetig über den Boden. Das tun sie vor allem, wenn die Strömung ihnen nicht mehr genug Nahrung in die Arme treibt. Haben sie einen Fang gemacht, stecken sie ihn mit eleganten Bewegungen in den im Kreis der Arme gelegenen Mund. Zu nahe sollte man den meisten der Schönheiten übrigens nicht kommen. Sie gehören wie Quallen zu den Nesseltieren und hinterlassen bei Berührung schmerzhafte Spuren.

Seebeben

Warum gab es nie eine Ölpest nach einem Seebeben?
Heiko Kusatz, per Email

„Die meisten Offshore-Lagerstätten bzw. -Explorationsgebiete befinden sich an tektonisch ruhigen, sogenannten passiven Kontinentalrändern“, sagt Dr. Dieter Franke von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. „Daher ereignen sich etwa im Golf von Mexiko, vor Brasilien, Westafrika, China oder Australien keine nennenswerten Seebeben.“ Zwar werden Erkundungsbohrungen auch an aktiven, d.h. Erdbeben gefährdeten Kontinentalrändern wie etwa vor Nicaragua oder Sumatra abgeteuft. Allerdings sind die potenziellen Lagerstätten dort recht weit von den Erdbebenzonen entfernt. Zudem liegen die Epizentren der starken Beben in relativ großen Tiefen unterhalb der Lagerstätten. „Nur wenn im Zuge eines Erdbebens die Ozeankruste vom Meeresboden bis zur Lagerstätte aufreißen würde, könnte es zu Ölaustritten kommen.“ Dennoch werden im Golf von Mexiko oder im Schwarzen Meer natürliche Ölaustritte am Meeresboden beobachtet. Ursache dafür sind untermeerische Salzdome, die Risse und Klüfte verursachen. Geschätzt wird, dass es im Golf von Mexiko etwa eintausend natürliche Quellen gibt, aus denen täglich bis zu 200 Tonnen Öl austreten. Die dadurch an der Meeresoberfläche verursachten Flecken sind selbst auf Satellitenbildern zu erkennen.

Seebestattungen

Wäre es ökologisch vertretbar, wenn sich jeder nach seinem Ableben verbrennen und die Asche ins Meer werfen ließe? 
Frage aus mare Redaktion

Wie viele Menschen sich aktuell auf See bestatten lassen, darüber gebe es keine exakten Zahlen, sagt Alexander Helbach vom Verein Aeternitas. Die Verbraucherinitiative für Bestattungskultur geht allerdings davon aus, dass es zwischen 10.000 und 20.000 sind – etwa zwei Prozent aller Verstorbenen in Deutschland. Welche Gefahren Beisetzungen für die Natur haben können, diskutiert die Bestattungsbranche, seit die immer zahlreicheren Bestattungswälder öfter als Grabstelle nachgefragt werden. „Viele Schadstoffe in menschlichen Körpern verdampfen beim Verbrennen“, erklärt Helbach. Wie viel davon und in welcher Masse dann noch in der Asche nachweisbar seien, ist nur unzureichend erforscht. Im Übrigen sei es nicht so, dass sich die Asche einfach im Wasser verteilt, sagt Helbach. „Die spezielle Urne sinkt und löst sich auf, die Asche bildet ein Häufchen auf dem Grund und verteilt sich mit der Zeit langsam.“

Seebestattungen Seeleute

Haben Seeleute eigentlich eine Präferenz für Seebestattungen?
Emil Schuschnig, Eichenau

In Deutschland sind Seebestattungen seit etwa 35 Jahren üblich. Von Borkum bis Sylt, von der Flensburger Förde bis zum Greifswalder Bodden finden pro Jahr etwa 5 000 Menschen ihre letzte Ruhestätte auf See. Etliche Reedereien bieten dafür ihre Dienste an. Menschen, die sich für diese Form der Bestattung entscheiden, haben laut Auskunft des Bundesverbands Deutscher Bestatter in der Regel einen persönlichen Bezug zum Wasser. Sei es, weil sie Segler und Angler waren oder Bootsführer und Binnenschiffer. „Diesen Hang zur See trifft man nicht nur an den Küsten an“, sagt Ralf Paulsen von der Deutschen See-Bestattungs-Genossenschaft. „Wir erhalten auch Anfragen aus Süddeutschland; etwa von Menschen, die Angehörige auf See verloren haben und sich nach ihrem eigenen Tod durch eine Seebestattung mit ihren Liebsten vereint fühlen wollen.“ Da die Seebestatter indes nur selten über Informationen zu den beruflichen Hintergründen der Toten verfügen und auch keine entsprechenden Statistiken geführt werden, ist ungewiss, ob sich etwa Schiffsoffiziere oder -mechaniker, d.h. Seeleute im Sinn geltender Berufsbilder, bevorzugt im Meer bestatten lassen.

Seegras

Stimmt es, dass man Seegras als Matratzenfüllung benutzt hat?
Katja Böttger, Bremen

Früher, als Latex, Schaumstoff und Federkern noch nicht das Innenleben einer Matratze bestimmten, war es an den Küsten gang und gäbe, Matratzen mit Seegras zu füllen. Untergetaucht in bis zu mehreren Metern Wassertiefe gediehen an Nord- und Ostsee ausgedehnte Bestände des Gewöhnlichen bzw. des Zwergseegrases. Wenn schwere Stürme wüteten, wurden die langen und sehr schmalen Blätter der Pflanze in großen Mengenlang an Stränden und Küsten angeschwemmt. Sie brauchten nur noch eingesammelt und getrocknet zu werden. Als Füllstoff für Matratzen hatte Seegras viele Vorteile: Es war recht gut zu verarbeiten und isolierte gegen Kälte. Zudem wirkte der hohe Salzanteil als Brandschutz und hielt Schimmelpilze bzw. Insekten ab. Pilzbefall, zunehmende Verschmutzung trugen ab etwa 1930 dazu bei, dass die Seegrasbestände arg schrumpften. Dennoch wurde Seegras bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts als Polstermaterial für Sessel und Sofas verwendet. Heute haben Polsterer es nur noch sehr selten mit der Wasserpflanze zu tun: meist dann, wenn ältere Menschen ihre Familienerbstücke zum Aufarbeiten bringen.

Seeigel

Warum bedecken sich manche Seeigel mit Materialien, die am Meeresboden herumliegen, andere aber nicht?
Helmut Braun, St. Ulrich

Seeigel sind trotz ihrer Stacheln für viele Fische ein beliebter Snack. Um diesem Schicksal zu entgehen, haben die Seeigel Gegenstrategien entwickelt. Sie bedecken sich mit Algen, Muschelresten oder anderen am Meeresboden umher liegenden Materialien.

Die Stacheltiere sind eng mit den Seesternen verwandt. Wie diese verfügen sie über Saugnäpfe, die allerdings wesentlich länger sind. Manche Arten haben sogar Saugnäpfe an der Oberseite ihrer Kalkschalen. Angehörige dieser Arten können damit Material vom Meeresboden aufnehmen und über ihre Stacheln balancieren. Versuche haben ergeben, dass "behütete" Exemplare nicht so schnell im Bauch des nächst besten Raubfisches landen, da sie schwerer zu fressen sind. Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, legen sich nicht alle Seeigel, die es könnten, einen Schutzschild zu. Ausschlaggebend ist, dass genügend geeignete Materialien verfügbar sind.
Ist das der Fall, so sind auch alle Tiere wohl behütet.

Seeigel - Laterne des Aristoteles

Warum heißt der Kiefer der Seeigel „Laterne des Aristoteles“?
Helmut Braun, St. Ulrich

Aristoteles, der griechische Philosoph und Universalgelehrte beschrieb erstmals den Aufbau des Kieferskeletts bei Seeigeln und verglich ihn mit einer Laterne. Ihm zu Ehren prägte später Plinius den Begriff „Laterne des Aristoteles“. Die Bezeichnung trifft zu: Wie eine damals gebräuchliche, nach oben spitz zulaufende Laterne wirkt der komplizierte, fünfseitige Aufbau. Alle Stachelhäuter, zu denen auch die Seeigel zählen, lassen sich nicht oder nur schwer in rechts und links teilen. Sie besitzen also keine zweigeteilte bilaterale, sondern eine fünfseitige Symmetrie. Besonders gut zeigen dies die Seesterne. Entsprechend ist auch der Seeigelkiefer aufgebaut. Insgesamt sind es etwa 40 Elmente, die eng verzahnt ineinander greifen, um den Seeigeln das kraftvolle Zubeißen zu ermöglichen. Mit diesem Präzisionsinstrument schaben die etwa 1.000 Arten von Seeigeln Algen von Felsen, knabbern an Schwämmen und verzehren Würmer, Weichtiere und manche auch Korallen. Andere bohren sogar Löcher in Steine. Kein Wunder also, dass ihre Zähne beständig nachwachsen – bis zu 0,2 Millimeter am Tag. Das Abnutzen geschieht an Sollbruchstellen, die so aufgebaut sind, dass die Zähne immer scharf und somit einsatzfähig bleiben.

Seeigelvermehrung

Wie vermehren sich Seeigel?
Hermine Ulrich, St. Moritz

Auch wenn man es nicht sieht: Es gibt auch bei Seeigeln Männchen und Weibchen. Allerdings kommen sie sich – wie die meisten Wirbellosen – bei der Paarung nicht zu nahe, sondern geben Eier und Samen frei ins Wasser ab – angesichts ihrer stachligen Natur vielleicht besser. Manche Seeigelarten versammeln sich zur Paarungszeit in Gruppen von 10 bis 30 Tieren. So ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Same auf Ei trifft. Zusätzlich gibt das Ei Lockstoffe ab, denen die Spermien folgen. Nach der Befruchtung entwickelt sich aus dem Ei eine Larve, die ein bis mehrere Monate frei durch die Meere schwebt, bevor der Miniseeigel am Meeresboden seine Heimat findet.

Stachelhäuter, zu denen neben Seeigeln auch Seesterne, Seegurken, Haar-, Feder- und Schlangensterne zählen, besitzen im erwachsenen Stadium alle eine mehr oder weniger fünfstrahlige Symmetrie. Doch ihre Larven besitzen die normale zweiseitige Symmetrie, die auch alle anderen Tiere aufweisen. Geschlechtsreif werden Seeigel - je nach Art - nach zwei bis fünf Jahren und können sich bis ins hohe Alter fortpflanzen. Rote Seeigel werden immerhin bis zu 200 Jahren alt. Diese Methusaleme produzieren sogar mehr und bessere Samen- und Eizellen als die Jüngeren.

Seeigelversteinerung

Wie versteinert ein Seeigel?

Entpuppt sich der merkwürdige Kiesel am Strand als versteinerter Seeigel, ist die Freude groß. Seeigel haben gute Chancen in der Vitrine eines Fossiliensammlers zu landen, da sie eine harte Kalkschale haben und im Meer leben. Dort werden sie eher schnell von Schlamm bedeckt als an Land. Dies schützt vor Aasfressern und Verwesung. Nur ein winziger Teil aller Überreste von Lebewesen fossilisiert. Manchmal füllt sich die Schale eines Seeigels mit Meeresschlamm. Dieser versteinert im Laufe der Jahrmillionen durch den Druck der auf ihm abgelagerten Schichten – ein Steinkern entsteht. Wie aufgedruckt bildet er die Innenseite der Seeigelschale ab. Die Schale selbst löst sich meist auf. Wandelt sich aber ihre Kristallstruktur um, so kann auch sie erhalten bleiben.

Ob Steinkern, Abdruck im umgebenden Gestein oder Schale überdauern hängt von den Umständen ab. Wie lange es dauert, bis ein Fossil entsteht, weiß keiner genau. Aber zeigt ein Fischfossil, sogar Details der filigranen Kiemen, muss der Fisch innerhalb von Stunden von einer schützenden Hülle umgeben worden sein.

Seekrankheit

Warum wird man seekrank und was kann man dagegen tun?
Helmut Braun, St. Ulrich

Selbst Bobby Schenk, Weltumsegler, gibt offen zu, dass er seekrank wird. Normal, denn bei gesunden Menschen liefern der achte Kopfnerv und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr bei heftiger Schaukelei widersprüchliche Informationen. Jede Bewegungsrichtung des Kopfes im Raum wird durch die drei Bogengänge im Ohr, jeweils einer für rechts-links, vor-zurück und auf- ab, wahrgenommen. Allerdings leicht verzögert. Da aber auch Augen und Skelettmuskeln Informationen über die Lage und Bewegung des Körpers an das Gehirn senden, ist das Gehirn verwirrt. Dieses Chaos macht müde, schwindelig und übel. Medikamente und Tricks dagegen gibt es viele. Medikamente helfen alle nur vorbeugend, indem sie das Gleichgewichtsorgan oder den Magen beruhigen – oft mit starken Nebenwirkungen. Folgende Tipps helfen vielen: den ruhigsten Punkt an Bord suchen, hinlegen, frische Luft, nicht darüber reden, entspannen, den Horizont möglichst in Fahrtrichtung betrachten, sich auf die Bewegung einstellen und im Kopfe mitgehen. Oder einfach warten: Der Kopf schafft es meist nach zwei bis drei Tagen das Informationschaos zu einem Ganzen zusammenzufügen. Nicht schnell genug für die fünf bis zehn Prozent der Menschen, die am liebsten sterben würden, wenn sie fest im Griff der Seekrankheit sind.

Seemannssonntag

Donnerstag ist "Seemanns Sonntag".
Woher kommt er, wer hat ihn eingeführt und warum?
Lothar Rüdiger, Essen

Die Mägen der Seemänner freuen sich auf den Donnerstag. Das war auf den alten Wikingerschiffen so und hat sich auch auf modernen Forschungsschiffen wie der "Meteor" nicht geändert. Die Bezeichnung "Seemannssonntag" ist eigentlich ironisch, denn so wie den Christen der Sonntag heilig ist, so war den alten Wikingern, von denen dieser Brauch stammt, der Donnerstag - Thorsdag - heilig. Und den Göttern zu ehren wurde nun einmal auch gut gespeist. Die Besonderheit des heidnischen Donnerstages lebte im 18. Jahrhundert wieder auf. Zu dieser Zeit verging kein einziger Tag auf den Schiffen ohne kirchliche Andacht. Den Seemännern war dies Recht: Denn mit gefalteten Händen lässt sich keine schwere Arbeit verrichten. Dem Hamburger Senat war dies wohl ein Dorn im Auge. Vermutlich ohne den Ursprung zu kennen, wies der Senat die christlichen Schiffsprediger in den "Artikelsbriefen" von 1727 an: "Wenn ein Schiff im Hafen lieget und das Volk frisch Wasser hohlet, auch andere Arbeit zur Rückreise verfertigen muss, alsdann soll der Gottesdienst nur am Sonntage und am Donnerstage abserviert werden!"
Heute zeugt vom "Sonntag der Seemänner" meist nur noch eine üppige Mittagsmahlzeit. Und die schmeckt immer - Thor sei Dank!

Mehr Informationen zu Begriffen der Seefahrt im Marinelexikon auf www.marine.de

Seeohren und Seeigel

Wieso finden sich Seeohren so häufig in der Nähe von Seeigeln? 
Axel Siebert, Hamburg

Seeohren gehören zu den Meeresschnecken und sind auch unter dem Namen Abalone bekannt. Die Form ihre Schale erinnert an eine Ohrmuschel. Sie weist mehrere in einer Reihe angeordneter Atemlöcher auf und ist innen mit einer Perlmuttschicht überzogen. Wie der Fragesteller beobachten konnte, finden sich Seeohren häufig in der Nähe von Seeigeln. Forscher haben die Beziehung zwischen der Seeigelart Parechinus angulosus und der Abaloneart Haliotis midae in südafrikanischen Gewässern genauer untersucht. Die Larven der Seeohren benötigen festen Untergrund und siedeln dort bevorzugt auf krustenbildenden, korallenartigen Algen. Wachsen die Larven zu jungen Abalone heran, verlieren sie ihre Tarnfarbe und ziehen um: Die meisten von ihnen verbringen ihre Jugend tatsächlich unter einem Seeigel. Hier finden sie Schutz vor Fressfeinden wie Fischen und Oktopussen. Haben junge Seeohren die Wahl, sitzen sie lieber unter einem Seeigel als unter einem Stein. Das bietet einen weiteren Vorteil: Anscheinend fressen sie herabfallende Reste des Seetangs, den die Igel verspeisen. Gebiete, in denen Seeigel stark dezimiert werden, können sich rasch verändern und so als Abalone-Kinderstube untauglich werden – unabhängig davon, wie viele ausgewachsenen Abalone in diesem Gebiet leben. Die Seeigel scheinen keinen Vorteil aus dieser ungewöhnlichen WG zu ziehen.

Seepferdchen

Wie kommt es, dass unter Schutz gestellte Seepferdchen an der Nordsee getrocknet als Souvenir verkauft werden?
Martina Bromba, Dortmund

In den Souvenirläden der Küstenorte finden sich vermutlich mehr Seepferdchen als in der Nordsee selbst. Die dortigen Bestände wurden in den Dreißiger Jahren fast vollständig hinweggerafft, als eine Pilzinfektion jene Seegrasbestände vernichtete, in denen die Seepferdchen lebten. Heute sind auch die zahlreicheren Bestände in südlicheren Breiten bedroht. Überfischung und die Zerstörung ihres Lebensraums setzen den Seepferdchen zu. Deshalb unterliegen alle 33 Arten der Gattung Hippocampus, wie Seepferdchen wissenschaftlich genannt werden, nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen besonderen Handelsbeschränkungen. Lebende oder tote Seepferdchen können nicht ohne Genehmigung des Importlands in die EU eingeführt werden. Die zuständige Behörde prüft dann, ob die Seepferdchenpopulation im Herkunftsland den Verlust einiger Exemplare verschmerzen kann. Nur wenn eine Art besonders stark gefährdet ist, verhängt die EU ein vollständiges Einfuhrverbot. 2007 wurden übrigens 2.050 Seepferdchen nach Deutschland eingeführt. Herkunft: Brasilien und Sri Lanka. Getrocknete Seepferdchen sind also nicht nur ein makaberes, sondern auch ein exotisches Souvenir.

Seepockenpenis

Stimmt es, dass Seepocken den längsten Penis der Welt haben?
Bodo Meusel, Fleckeby

Seepocken gehören zur weltweit verbreiteten biologischen Klasse der Rankenfußkrebse. Im Lauf der Evolution sind sie sesshaft geworden. Wenn eine Seepockenlarve bereit ist, sich niederzulassen, muss sie eine geeignete Stelle finden, wo sie ihr Kalkhäuschen bauen kann. Entscheidend ist, dass schon andere Seepocken in der Nähe siedeln. So ist gewährleistet, dass sie einen festen Untergrund zum Anheften findet sowie hinreichend viele Artgenossen. Das ist wichtig für den Fortbestand der Art, denn Seepocken tauschen ihren Samen direkt aus. Bei den Krebstieren handelt es sich um Zwitter. Daher benötigen sie Samen einer anderen Seepocke und können umgekehrt andere Artgenossen befruchten. Bei sessilen, also festgewachsenen Tieren, bei denen die Befruchtung im Körperinnern stattfindet, muss zumindest der Samenschlauch lang und flexibel sein. Bei einigen Seepockenarten erreichen die Geschlechtsorgane das 30-fache der Körperlänge. Das ist Weltrekord – zumindest relativ gesehen in Hinblick auf die Körpergröße. Denn Seepocken werden meist nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß.

Seerecht I

Auf wen geht das moderne Seevölkerrecht zurück?

Zu Zeiten der Entdecker und abenteuerlustigen Seefahrer galt die Rechtsfreiheit auf den Meeren. Doch bereits 1609 etablierte Hugo Grotius, heute als Vater des modernen Völkerrechts bekannt, in seiner Streitschrift Mare Liberum ein neues Rechtsverständnis: Die Freiheit der Meere. Dies sollte über die Jahrhunderte Bestand haben. Die Völkerrechtskommission der Vereinten Nationen begann 1950 mit Vorarbeiten für eine Rechtsordnung der Meere und Ozeane. Ein jahrzehntelanger, langwieriger Prozess und drei UN-Seerechtskonferenzen sollten sich anschließen. 1967 schlug Arvid Pardo, der Ständige Vertreter Maltas in den UN, ein eigenes Rechtsregime für den Meeresboden und den Grund darunter vor – für eine Nutzung zu friedlichen Zwecken, ohne Schädigung Einzelner und zum Wohle Aller. „Damit war das Prinzip des gemeinsamen Erbes der Menschheit geboren“, sagt Prof. Andree Kirchner, Direktor des Institutes für Seevölkerrecht und Internationales Meeresumweltrecht (ISRIM). „Es hinterfragt die seit 1609 bestimmende Freiheit der Meere und überträgt Verantwortung auf die internationale Gemeinschaft.“ 1982 konnte dann das UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS) verabschiedet werden, das 1994 in Kraft trat. Diese „Verfassung der Meere“ ist laut Kirchner eines der wichtigsten und visionärsten internationalen Übereinkommen unserer Zeit. 

Seerecht II

Ist die Hohe See ein rechtsfreier Raum?

Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) sieht die Freiheit der Hohen See als zentrales Recht aller Staaten, das heißt Küsten- oder Binnenstaaten gleichermaßen vor. Dieses Recht umfasst die Freiheit der Schifffahrt, die Freiheit des Überflugs, die Freiheit, unterseeische Kabel und Rohrleitungen zu legen, die Freiheit, künstliche Inseln und andere Anlagen zu errichten, die Freiheit der Fischerei sowie die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung. Doch zum rechtsfreien Raum wird die Hohe See damit keineswegs. Denn diese Freiheiten gelten nicht uneingeschränkt. „Spätestens mit dem Inkrafttreten des UN-Seerechtsübereinkommens 1994 sind sämtliche Freiheiten aber auch sonstige Nutzungen der Meere und Ozeane unter der allgemeinen Verpflichtung der Staaten zu sehen, die Meeresumwelt zu schützen und zu bewahren“, sagt Prof. Dr. Andree Kirchner, Direktor des Institutes für Seevölkerrecht und Internationales Meeresumweltrecht (ISRIM). „Diese Verpflichtung ist in Teil XII des UN-Seerechtsübereinkommens näher ausgestaltet und in einer Vielzahl weiterer Rechtsinstrumente im Detail geregelt. In diesem Teil wird die Bedeutung des UN-Seerechtsübereinkommens als „Verfassung der Meere“ besonders deutlich.“

Seespargel

Was ist Seespargel, und wie isst man ihn?

„Arme-Leute-Spargel“ hieß der Seespargel früher, denn schon vor 1.000 Jahren sammelten ihn vornehmlich holländische, englische und französische Küstenbewohner der unteren Schichten. Heute hingegen bekommt man die Spitzen der grünen, fleischigen Pflanze aus der Familie der Gänsefußgewächse nur in Delikatessenläden und Gourmetrestaurants. Dort wird die knackige Wiederentdeckung gedünstet, als Salat, eingelegt oder roh zu saftigen Preisen angeboten.

Das könnte sich ändern: Als erste Nutzpflanze, die sich ausschließlich mit Meerwasser bewässern lässt, birgt sie große Hoffnung für versalzte Böden. Aus den bis zu einem halben Meter hohen Stängeln lässt sich zudem hochwertiges Öl und proteinreiches Mehl gewinnen, das sich gut als Tierfutter eignet. Wenn Sie beim nächsten Strandspaziergang Seespargel für eine exklusive Vorspeise sammeln möchten: Entfernen Sie alles Getier und andere Meerespflanzen, ehe Sie die Spargelspitzen für vier Minuten blanchieren, um überschüssiges Salz zu entfernen. Bon appétit!

Seespinnen

Was weiß man eigentlich über die Lebensgewohnheiten von Japanischen Seespinnen?
Robert Korte, Bremen

Wie unsere heimischen Strandkrabben, so zählen auch Seespinnen zu den Krebstieren, genauer: zur Unterordnung der Echten Krabben. Daher ist sie keine Spinne – allein schon, weil sie nicht acht, sondern zehn Beine hat, wie es sich für einen anständigen Krebs gehört. Insgesamt zählt die Familie der Seespinnen etwa 800 Arten. Manche dieser Krebstiere, die aufgrund ihrer Körperform treffend auch Dreieckskrabben genannt werden, messen nur wenige Zentimeter. Andere dagegen gehören ins Guinness-Buch der Rekorde, so die Japanische Seespinne, die größte lebende Art unter ihresgleichen. Wenn ausgewachsene Exemplare ihr langes, dünnes scherenbestücktes Vorderbeinpaar recken und strecken, sind Spannweiten von mehr als drei Metern keine Seltenheit, manche bringen es sogar auf vier Meter. Dabei weist der kalkpanzerbewehrte Körper „nur“ einen Durchmesser von knapp vierzig Zentimetern auf.

Die „Stelzenläufer“ siedeln ausschließlich im nördlichen Pazifik an den Küsten einiger japanischer Inseln. Dort verbringen sie den Sommer in Wassertiefen um die dreihundert Meter. Bei Anbruch der kalten Jahreszeit zieht es die Zehnfüßer in flachere, inselnähere Bereiche, die um die 50 Meter tief sind. Dort geraten die bis zu 20 Kilogramm schweren Krustentiere bisweilen in die Netze der Küstenfischer. Die sehr seltene Japanische Seespinne trägt den zoologischen Namen Macrocheira kaempferi; sie wurde erstmals von einem deutschen Arzt namens Engelbert Kämpfer beschrieben, der Japan zwischen 1690 und 1692 bereiste.