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Schmelze folgt auf Schmelze

12.07.2018
Eisberg im Nordatlantik. Foto: MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen; V. Diekamp
Eisberg im Nordatlantik. Foto: MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen; V. Diekamp

Eine Gletscherschmelze auf der einen Seite der Erde kann auf der anderen Seite des Globus‘ ebenfalls Gletscher in Bewegung bringen. Das zeigt eine aktuelle Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Bremerhaven, Bremen und Lanzhou (China). Sie haben eiszeitliche Ablagerungen von Meeresalgen untersucht und, gestützt auf diese Daten, Klimaberechnungen durchgeführt. Dabei aufgedeckte Prozesse sind beunruhigend: Bei weiterer Erwärmung der Ozeane können sie auch zum Abbau heutiger polarer Eismassen und zu einem raschen Anstieg des Meeresspiegels führen. Ihre Ergebnisse hat das Team, unter Federführung von Edith Maier vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Auf der Weltkarte erscheinen die Ozeane voneinander getrennt, abgeriegelt durch die Landmassen der großen Kontinente. Tatsächlich aber stehen die Ozeane über große Meeresströmungen miteinander in Verbindung. Und wie mit einem globalen Förderband wird das Wasser durch diese Strömungen in verschiedenen Tiefen rund um den Globus transportiert. Die daraus resultierende Verteilung von warmen und kalten Wassermassen ist entscheidend für die Klimabedingungen in den verschiedenen Gebieten der Erde. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom AWI, dem MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und der Lanzhou University (China) haben jetzt herausgefunden, wie Änderungen der Meeresströmungen in einem Meeresgebiet über dieses globale Strömungs-Förderband massive und unerwartete Änderungen in einer weit entfernten Region auf der anderen Seite des Globus auslösen können.

Wie das Team im Fachjournal Nature berichten, löste während der letzten Eiszeit der massive Eintrag von Süßwasser in den polaren Nordatlantik über eine Kettenreaktion im Ozean und in der Atmosphäre eine starke Gletscherschmelze im Tausende Kilometer entfernten Nordpazifik aus. Quelle des Süßwassers waren schmelzende Eispanzer, die damals große Teile der Landmassen um den Nordatlantik bedeckten. Am Ende dieser Kettenreaktion stand das Eindringen von warmem Wasser in den pazifischen Küstenbereich des nordamerikanischen Kontinents, der in der letzten Eiszeit von einem Eisschild bedeckt war. Als Folge davon brachen Teile des Eisschildes ab und flossen als Eisbergflotille in den Pazifik.

 

Originalpublikation:

E. Maier, X. Zhang, A. Abelmann, R. Gersonde, S. Mulitza, M. Werner, M. Méheust, J. Ren, B. Chapligin, H. Meyer, R. Stein, R. Tiedemann, G. Lohmann: North Pacific freshwater events linked to changes in glacial ocean circulation. Nature, 2018. DOI: 10.1038/s41586-018-0276-y

 

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Beprobung eines Kastenlotsediments. Foto: Rainer Gersonde/Awi
Beprobung eines Kastenlotsediments. Foto: Rainer Gersonde/Awi