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Rekordtiefe für Kohlenwasserstoff-Austritte am Ozeanboden

04.02.2020
Öltropfen, die am Ozeanboden in die Wassersäule sickern, bilden an der Wasseroberfläche einen natürlichen Ölteppich. Foto: Ian MacDonald
Öltropfen, die am Ozeanboden in die Wassersäule sickern, bilden an der Wasseroberfläche einen natürlichen Ölteppich. Foto: Ian MacDonald

Natürlich gebildetes Öl und Methan des Ozeanbodens sickert an vielen Stellen im Meer nach oben in die Wassersäule und erreicht teilweise die Wasseroberfläche. Ein internationales Forschungsteam, unter Leitung des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, hat jetzt den Weg von Gasblasen und Öltropfen aus dem Ozeanboden bis an die Wasseroberfläche im südlichen Golf von Mexiko quantitativ untersucht. Ihre Ergebnisse haben sie in der Zeitschrift Frontiers in Marine Sciences veröffentlicht.

Die Daten, die das Team um Dr. Miriam Römer ausgewertet hat, stammt von der 114. Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR zum südlichen Golf von Mexiko. Die Region dort gilt als sehr aktiv was Öl- und Methan-Emissionen angeht – nun wurden hier die bisher tiefsten bekannten Austritte in über 3.400 Metern entdeckt und untersucht. 

Das Besondere an der Studie, so Hauptautorin Miriam Römer, sei der integrative Ansatz: So wurde der Ozeanboden hydroakustisch kartiert, sowohl vom Schiff aus als auch unter Wasser mit dem autonomen Unterwasserfahrzeug MARUM-SEAL. In den Echogrammen konnten 32 Gastaustritte oberhalb eines Salzdomes akustisch lokalisiert werden. Diese Lokationen am Meeresboden wurden mit dem Tauchroboter MARUM-QUEST detailliert untersucht. So wurden Gas- und Wasserproben genommen, anhand derer der Weg von Gasen und Öl aus natürlichen Quellen bis an die Wasseroberfläche verfolgt werden konnte. Obwohl die insgesamt quantifizierten 550 bis 4.650 Liter an Methan, die pro Stunde aus dem Meeresboden ausströmen, zu den stärksten je gemessenen natürlichen Quellen zählen, löst sich das Methan beim Aufstieg in der Wassersäule vorwiegend auf. So konnten die Forschenden zwar viel gelöstes Methan in Ozeanbodennähe nachweisen, aber nur einen Bruchteil dessen direkt unter der Wasseroberfläche. Modellierungen bestätigen diese Ergebnisse, zeigen aber auch, dass ein großer Anteil der Gasblasen bis an die Meeresoberfläche gelangt und dort noch Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan in die Atmosphäre entlässt.

Ähnlich wie beim Gas tritt auch Öl aus dem Meeresboden aus und steigt in Form von Öltropfen in Richtung Wasseroberfläche. Im Gegensatz zu den Gasblasen lösen sich diese nur geringfügig während ihres Aufstieges und erreichen zum größten Teil die Wasseroberfläche, wo sie als natürliche Ölteppiche sowohl vom Schiff als auch via Satellit sichtbar und somit messbar sind.

An den Öl- und Gasaustrittstellen haben sich trotz der großen Tiefe zahlreiche Organismen angesiedelt. „Organismen wie zum Beispiel bestimmte Mikroben aber auch Muscheln und Krebse sind auf die dort herrschenden Bedingungen eingestellt. Sie leben chemoautotroph und sind in der Lage, durch Umsatz von chemischen Verbindungen anstelle von Licht Energie zu gewinnen“, sagt Miriam Römer.

 

Kontakt:

Dr. Miriam Römer
Allgemeine Geologie – Marine Geologie
E-Mail: [Bitte aktivieren Sie Javascript]
Telefon: 0421-218 65059

Originalveröffentlichung:

Miriam Römer, Chieh-Wei Hsu, Markus Loher, Ian R. MacDonald, Christian dos Santos Ferreira, Thomas Pape, Susan Mau, Gerhard Bohrmann, and Heiko Sahling: Amount and fate of gas and oil discharged at 3,400 m water depth from a natural seep site in the southern Gulf of Mexico. Frontiers in Marine Science (2019), 6. DOI: 10.3389/fmars.2019.00700

 

 

Gasblasenaustritte werden durch Echolotsysteme als sogenannte Flares sichtbar gemacht. Dieser Flare gehört mit 2.900 Metern zu den höchsten je aufgezeichneten und zeigt, dass auch in der Tiefsee austretende Gasblasen enorme Distanzen durch die Wassersäule aufsteigen können.
Gasblasenaustritte werden durch Echolotsysteme als sogenannte Flares sichtbar gemacht. Dieser Flare gehört mit 2.900 Metern zu den höchsten je aufgezeichneten und zeigt, dass auch in der Tiefsee austretende Gasblasen enorme Distanzen durch die Wassersäule aufsteigen können.