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Pinguinalter - Pricke

Pinguinalter

Wie alt werden die Kaiserpinguine in der Antarktis?

Erstaunlicherweise gibt die Literatur auf den ersten Blick nur wenig zum Thema her. Offenbar erforschen die Biologen, die sich mit diesen Tieren befassen, eher ihre Rolle im polaren Nahrungsnetz. Der englische Autor Richard Laws behauptet in seinem Buch Antarctica – The last frontier, Kaiserpinguine würden eventuell bis zu achtzig Jahre alt. Eine überraschende Aussage, die bei Fachleuten auf ungläubiges Staunen stößt. Rory Wilson, Pinguinexperte aus Kiel, meint: „Ich wäre sehr überrascht, wenn Kaiserpinguine in freier Natur älter als zwanzig Jahre werden“.

Ähnliche Zahlen werden auch für andere Pinguinarten genannt. Während Königspinguine im Zoo schon bis zu 28 Jahre alt wurden, erreichen die putzigen Vögel unter den harschen Bedingungen des Sechsten Kontinents kaum mehr als 15 Lebensjahre. Und auch dazu müssen die jungen Königspinguine erst einmal ihren ersten Winter überleben. Kaiserpinguine brüten auf dem winterlichen Packeis. Wenn ihre Kücken schlüpfen, ist zwar der Frühling im Anmarsch. Doch falls die Packeisdecke zu früh oder zu spät aufbricht, kann dies für den gesamten Nachwuchs einer Kolonie den Tod bedeuten.

Pinguinfedern

Haben Pinguine eigentlich Federn oder ein Fell?
Ingelore Tiemann, Bremen

Überdimensionale braune Kaffeewärmer: daran erinnern Königspinguinküken mit ihren flauschigen Daunen, bevor sie sich elegant in Schale werfen und für den Rest ihres Lebens im Frack einherwatscheln. Doch auch wenn das Jugendkleid der Pinguine aussieht wie Fell, so haben sie doch Federn. Schließlich sind sie Vögel, die einzigen Tiere, die diese geniale Konstruktion entwickelt haben. Pinguinen sprießen sogar wesentlich mehr Federn als anderen Vögeln: zwölf Stück pro Quadratzentimeter, viermal so viele wie Enten und das von Schnabel bis Fuß. Immerhin fliegen sie ja nicht durch die Lüfte, sondern durch eisiges Wasser. Regelmäßig fettet jeder Pinguin die nur drei Zentimeter langen und leicht gekrümmten Federn ein. Lebenswichtig, denn sie halten ihn trocken und warm. ?Direkt über der Haut bilden die Federn dichte, flauschige Daunenäste, die von den darüber liegenden Federspitzen wie durch Dachziegel abgedeckt sind?, erklärt Pinguinexperte Professor Boris Culik in seinem Bildband ?Pinguine, Spezialisten fürs Kalte?. ?Die wolligen Daunen wirken wie Thermo-Unterwäsche, während die gefetteten Federspitzen den Wasser abweisenden Taucheranzug bilden. An Land plustern sie ihr Federkleid mit Hilfe kleiner Muskeln auf, so dass sich ein wärmendes Luftpolster bildet.?

Pinguinfüße

Haben Pinguine Probleme mit kalten Füßen?

Pinguinmännchen haben Glück im Unglück: Ihre Damen haben zwar extrem kalte Füße, aber sie wollen es nicht anders. Warme Füße trotz eisiger Temperaturen könnten Pinguinen – und anderen Vögeln – sogar zum Verhängnis werden, da sie das Eis schmelzen würden. Ähnlich einer feuchten Zunge am Eiszapfen, könnten die Füße dann festfrieren und der Vogel wäre gefangen. Zudem wäre der Wärmeverlust enorm.

Doch zum Glück gibt es ja das geniale Wärmetauscher-Prinzip: Statt einiger großer Adern fließt das warme Blut vom Körper durch viele kleine Äderchen in die Füße. Diese Äderchen laufen sehr dicht an den kleinen Venen vorbei, die das kalte Blut aus den Füßen zurücktransportieren. So gibt das warme Blut auf dem Weg in die Füße seine Energie direkt an das kalte, zurückkehrende Blut ab. Die Wärme nimmt sozusagen eine Abkürzung und kehrt direkt in den Körper zurück. Die Temperatur nimmt daher zu den Füßen hin drastisch ab.

Besondere Proteine und Fettpolster in den Füßen sorgen dafür, dass diese trotz geringer Temperatur ihren Job erfüllen können. Als weitere Sparmaßnahme ziehen Möwen häufig ein Bein ins Gefieder. Pinguine können das zwar nicht, aber um möglichst wenig Wärme zu verlieren, balancieren sie tagelang auf den Hacken.

Piraterie

Wie lassen sich große Schiffe vor Piratenangriffen schützen?
Clemens Gerhard, per Email

Für 2009 meldet das Internationale Schifffahrtsbüro weltweit 406 Piratenüberfälle, gut 100 mehr als im Jahr zuvor. Mehr als die Hälfte der Übergriffe ereignete sich im Seegebiet vor Somalia, durch das die wichtigste Handelsroute zwischen Europa und Asien führt. Besonders gefährdet sind langsame Schiffe, die nicht schneller als 15 Knoten, knapp 28 Stundenkilometer, fahren. Piraten können sich mit ihren kleinen Schnellbooten leicht nähern und das Schiff mit Handfeuerwaffen oder sogar Raketen beschießen. Sie fahren dicht an die Bordwand heran und gelangen mit Seilen, Leitern und Enterhaken an Bord. Um Schiffe und Besatzungen zu schützen, rüsten die Reedereien auf. Zum Beispiel sollen Wasserwerfer oder rutschige Flüssigkeiten das Erklimmen der Bordwand erschweren. Schallkanonen lassen die Trommelfelle der Angreifer platzen; immer öfter sind private Sicherheitsdienste im Einsatz. Auch Soldaten der Bundeswehr beteiligen sich an der europäischen Operation Atalanta, um seeräuberische Handlugen vor der Küste Somalias zu verhüten und zu bekämpfen.

Plankton

Wie definiert man eigentlich Plankton?
Volker Distel, Ebersbach

Der Begriff wurde erstmals 1887 von dem Kieler Meeresforscher Victor Hensen benutzt. Er stammt aus dem Griechischen und bedeutet „das Umherirrende“. Das, was umherirrt, sind Wasserlebewesen, die passiv in Meeren, Seen und Flüssen treiben.

Die Vielfalt und Vielzahl der Organismen, die unter diese Definition fallen, ist überwältigend. Am unteren Ende des Größenspektrums ist das Femto- und Nanoplankton, das aus Viren und Bakterien besteht und bis zu einem zweitausendstel Millimeter klein ist. Dafür dominiert es zahlenmäßig: Etwa zwei Millionen finden sich in jedem Teelöffel Salzwasser, wie uns Manfred Schlösser vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen versichert. Am anderen Ende befinden sich Quallen, die mehrere Meter groß werden, den Strömungen aber nicht trotzen können. Dazwischen tummeln sich einzellige Algen (Phytoplankton) und kleine Krebse, Schnecken, Würmer, Larven und Eier verschiedenster Tiere (Zooplankton).

Auch wenn sie alle nicht gut schwimmen können, bewegen sich doch viele Plankter zumindest auf und ab. Nachts wandern Teile tierischen Planktons an die Wasseroberfläche, um sich dort von dem pflanzlichen Gegenpart zu ernähren. Am Tag sinken sie in tiefere Zonen, um nicht von Fischen gefressen zu werden.

Plastikmüll I

Landet der Plastikmüll aus den Meeren irgendwann auf unseren Tellern?
Dietrich Fischbeck, per E-Mail

Davon ist auszugehen, denn das sogenannte Mikroplastik – Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind – wird von Meeresbewohnern oftmals mit Futter verwechselt und gelangt so über Plankton, Muscheln und Fische in die Nahrungskette, an deren Ende bekanntlich der Mensch steht. Zum sogenannten primären Mikroplastik zählen die industriell hergestellten Kunststoffe, die zum Beispiel verschiedenen Kosmetika wie Zahnpasta und Peelings zugesetzt werden und dann über Abwässer ins Meer gelangen. Das sekundäre Mikroplastik entsteht aus größeren Kunststoffteilen, die durch Sonneneinstrahlung, Reibung oder bakterielle Aktivität in immer kleinere Teile zerfallen. Ihre Langlebigkeit und die Eigenschaft einiger Kunststoffe, Chemikalien und Umweltgifte an ihrer Oberfläche zu binden, machen sie besonders gefährlich. Sie finden sich an den Stränden aller Kontinente, sogar in die Atmosphäre sollen sie vorgedrungen sein. In geringer Konzentration wurde Mikroplastik sogar schon in Leitungswasserproben aus Deutschland nachgewiesen. Welche gesundheitlichen Risiken sich für den Menschen ergeben, sollte er vermehrt Mikroplastik zu sich nehmen, ist bislang allerdings noch kaum untersucht.

Plastikmüll II

Was wird derzeit getan, um die Verschmutzung der Meere mit Plastikabfällen einzudämmen?
Klaus Hoffmann, Leutkirch

299 Millionen Tonnen Kunststoffartikel werden derzeit alljährlich produziert. Tendenz steigend. Davon landen vermutlich 10 Prozent in den Ozeanen. Organisationen wie die US-amerikanische Ocean Conservancy versuchen, mit dem internationalen Coastal Cleanup Day Zeichen gegen die Müllflut zu setzen. 2014 sammelten 562.000 Freiwillige weltweit etwa 7.300 Tonnen Müll an Stränden und Küsten. Das nächste Großreinemachen findet am 19. September 2015 u.a. an der Ostsee statt. Im Rahmen des Meeresschutzabkommens OSPAR initiierten einige europäische Staaten die Aktion Fishing for Litter. In diesem Rahmen sammelten Fischer bereits Hunderte Tonnen Kunststoffmüll aus dem Meer. „Bei solch symbolisch wichtigen Aktionen geht es um größeren Müll wie Kunststoff-Fischnetze oder Plastikflaschen“, sagt Dr. Melanie Bergmann, Meeresbiologin am Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven und Mitherausgeberin eines unlängst erschienen Grundlagenwerks zum Müll im Meer: „Es wäre aber illusorisch anzunehmen, dass wir die Meere großflächig vom Müll befreien könnten; vom Problem des schädlichen Mikroplastiks gar nicht zu reden.“ Weniger Kunststoffproduktion, mehr abbaubare Einmalverpackungen, besseres Müllmanagement und bewussteres Verbraucherverhalten bieten allemal bessere Lösungen.

Plattfische

Warum haben Schollen beide Augen auf derselben Seite?

Schollen gehören zu den Plattfischen, und diese leben am Meeresboden. Aus gutem Grund: Denn ihre besondere Körperform findet leicht Deckung, und ihre Fähigkeit, die Haut der Farbe und Musterung der Umgebung anzupassen, ist ein effizienter Schutz vor Fressfeinden, zumal sich Plattfische schnell eingraben können. Manche Bodenfische sind im Laufe der Evolution gewissermaßen „in die Breite“ gegangen, Plattfische hingegen sind „umgefallen“ – und zwar Seezungen und Butte nach rechts, Schollen nach links. Letztere liegen also mit der linken Seite auf dem Boden. Ein Auge an der Körperunterseite hat da nicht viel Sinn, also ist es im Lauf der Evolution an die Oberseite gewandert. So tragen Schollen beide Augen rechts und sind „rechtsäugige“ Plattfische. Natürlich hat sich der „Bauplan“ der Plattfische über lange Zeiträume verändert. Doch sieht man sich Schollen-Larven genau an, kann man diesen Prozess verfolgen: Wenn die Larven aus dem Ei schlüpfen, sehen sie aus wie ganz normale Fische – mit je einem Auge auf jeder Seite. Doch nach ein bis zwei Monaten - die jungen Schollen sind dann etwa zehn Millimeter groß - werden sie im Wortsinn zu Plattfischen: Das linke Auge wandert auf die rechte Seite und die Fische schwimmen mehr und mehr auf der Seite, und die Fische schwimmen mehr und mehr auf der Seite, bis sie schließlich mit der linken Seite auf dem Boden liegen und mit beiden Augen nach oben schauen können.

Polare Temperaturmessung

Wie werden extrem tiefe Temperaturen in Arktis und Antarktis gemessen?
Urs Kenen, Thun

Jetzt, wo der der Winter vor der Tür steht, wirft manch einer frühmorgens schon mal einen Blick auf das Thermometer. Zumal, wenn man, wie MARE-Leser Urs Kenen, am Fuß von Eiger, Mönch und Jungfrau wohnt. Die besseren Thermometer hierzulande sind mit Quecksilber gefüllt, das allerdings bei Temperaturen unter minus 38,9 Grad Celsius erstarrt. Da diese Grenze an den Polarstationen des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) immer mal wieder unterschritten wird, setzen die Bremerhavener Forscher bei ihren im Dreistunden-rhythmus durchgeführten Temperaturmessungen vorzugsweise sogenannte Pt-100-Thermometer ein.

"Das sind Widerstandsthermometer. Sie sind mit einem dünnen Draht aus Platin (Pt) ausgestattet, dessen elektrischer Widerstand pro Grad Celsius um 0,385 Ohm schwankt", erklärt AWI-Mitarbeiter Helmut Tueg: "Bei Raumtemperatur entwickelt das Platin-Drähtchen, nomen ist omen, einen Widerstand von ca. 100 Ohm. Die Messgenauigkeit des Pt-100 beträgt typischerweise ein Hundertstel Grad Celsius."

Polarlichter

Gibt es als Gegenstück zum Nordlicht eigentlich auch ein Südlicht?
Bernd Lubetzki, Hamburg

Nordlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf Gasteilchen in der Atmosphäre treffen und sie zum Leuchten anregen. Der Sonnenwind, der mit 400 bis 800 Kilometern pro Sekunde durch den Weltraum fegt, wird vom Erdmagnetfeld abgebremst und teils um die Erde herumgeleitet, teils zu den Polen hin abgelenkt. Dies geschieht auf der Nordhalbkugel wie auf der Südhalbkugel. Es existiert also auch ein Südlicht, aurora australis genannt entsprechend der aurora borealis, dem Nordlicht. Üblicherweise spricht man allgemein von Polarlichtern, meint man die Lichterscheinungen an beiden Polen. Doch in der Umgangssprache hat sich eher das Wort Nordlicht durchgesetzt, was auch daran liegen dürfte, dass sehr viel mehr Menschen in den Genuss kommen, ein Nordlicht zu sehen, als ein Südlicht. Zu den wenigen Glücklichen gehören auch die Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), die in der Neumayer-Station in der Antarktis überwintern. So schreibt zum Beispiel ein Überwinterer im AWI-Blog: „Es hatte etwas unwirkliches und außerirdisches dort mitten in der Eiswüste zu stehen und Zeuge dieser fabelhaften Lichtershow zu sein.“

Polynesier

Woher kamen eigentlich die Ureinwohner Polynesiens?
Hans-Georg Lindner, per E-Mail

Die faszinierende Geschichte der Polynesier um ihre Besiedlung der pazifischen Inseln zwischen 200 und 1250 n. Chr. ist mit Hilfe von DNA-Analysen heute gut rekonstruierbar. So lassen sich alle polynesischen Populationen genetisch auf eine ursprüngliche Gemeinschaft in Tonga und Samoa zurückführen. Von hier aus starteten die Pioniere der Hochseefahrt mit ihren einfachen Segelbooten die Besiedlung der pazifischen Eilande. Doch wie kamen die Polynesier bzw. ihre Ahnen nach Tonga und Samoa? Mit seiner Kon-Tiki-Expedition 1947 bewies Thor Heyerdahl, dass eine Besiedlung von Südamerika aus technisch möglich war. Aktuellere Studien sprechen allerdings gegen Heyerdahls These: Nach der heute vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung stammen die Polynesier von den Lapita ab, die etwa 900 v. Chr. nach Tonga und Samoa gelangten. Ihre Spur lässt sich anhand archäologischer Funde, vor allem Tonscherben, über Fidschi, Neukaledonien, die Salomonen und Neuguinea bis nach Taiwan zurückverfolgen, von wo aus die Vorfahren der Polynesier ungefähr 3000 v. Chr. in See stachen. Auf der Lapita-Expedition 2008 segelte ein Forscherteam mit zwei Katamaran-Nachbauten auf dieser Route auf den Spuren der polynesischen Vorfahren.

Port

Den Begriff Backbord gibt es meines Wissens nur im Deutschen. International heißt es Portbord. Wie kam es zu diesem Wort?
Dieter Reich, per Email

Von Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN schreibt unser Gewährsmann für nautische Fragen, Kapitän Klaus Bergmann: „Vom Ausdruck portbord habe ich weder gehört noch gelesen. Wenn überhaupt, müsste es portboard heißen“. Ursprünglich wurde die linke Schiffsseite als larboard bezeichnet. Dieser Begriff, der im Englischen seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen ist, ist von ladde borde im Sinne von loading board, Ladeseite, abgeleitet. Um die Sicherheit der Navigation zu erhöhen, wurde er 1844 bzw. 1847 auf Geheiß der Britischen Admiralität bzw. des US-amerikanischen Marineministeriums durch den Ausdruck port ersetzt. Als Kommandos klangen larboard und starboard allzu ähnlich und konnten in kritischen Situationen leicht missverstanden werden. Inhaltlich beziehen sich larboard, port und Backbord indes auf ein und denselben Sachverhalt. Da sich das Steuerruder ursprünglich an der rechten Schiffseite, an Steuerbord befand, mussten Frachtschiffe mit der linken Seite, der Lade- oder Hafenseite anlegen, wollten sie die Steueranlage nicht beschädigen. Eben jener Seite, der der Steuermann seinen Rücken – englisch: back – zuwandte; wenigstens solange, bis das Ruderblatt von Steuerbord zum Heck wanderte.

Portugiesische Galeere

Was ist eigentlich eine "Portugiesische Galeere"?
Heinrich Kuhn, Emmendingen

Die Portugiesische Galeere gehört zur Gattung der Staatsquallen, den Physalia, die insgesamt etwa 150 Arten umfasst. Ihr Name verweist auf die Organisation dieser Meeresbewohner, die sich im Lauf der Evolution zu Kolonien zusammen getan haben. Die Einzeltiere bleiben Zeit ihres Lebens miteinander verbunden. Sie wurden von Ernst Heckel, einem der bedeutendsten deutschen Zoologen des 19. Jahrhunderts, einst als "Personen" bezeichnet.

Ähnlich einer menschlichen Staatsgemeinschaft überleben diese Personen nur dank ihrer ausgefeilten Arbeitsteilung. Betrachtet man die einzelne Staatsqualle als Kolonie, so lassen sich vier verschiedene Typen stark spezialisierter Polypen unterscheiden: Das Segel wird von einem einzigen Polypen gebildet und sorgt für den Auftrieb. Polypen, die darauf spezialisiert sind, Nahrung zu finden und zu fangen, bilden die Tentakeln. Haben sie Beute erlegt, ziehen sie sich zusammen und übergeben den Fang an die für die Verdauung zuständigen Polypen. Angehörige des vierten Polypentypus sorgen für die Fortpflanzung. Das Nesselgift dieser Staatsquallen ist auch für den Menschen sehr unangenehm und kann bei allergischen Reaktionen ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen.

Position Null

Was bedeutet Position Null?
Torsten Middendorf, Osterholz-Scharmbeck

Jede Position auf der Erdoberfläche kann exakt mit Hilfe des gedachten Gradnetzes von Längen- und Breitenkreisen, die den Globus überziehen, bestimmt werden. Der Äquator ist ein besonderer Breitenkreis; er hat die geografische Breite 0°. Die vom Nord- zum Südpol verlaufenden Längengrade unterteilen den Globus in östlicher bzw. westlicher Richtung. Bezugspunkt und nullte Längengrad ist der durch Greenwich verlaufende Nullmeridian. Mit Hilfe der Längen- und Breitengrade lässt sich die geografische Lage jedes Standorts eindeutig bestimmen. Die Position wird üblicherweise in Grad und Minuten sowie der Himmelsrichtung angegeben. So beschreibt die Positionsangabe 53° 32,7' Nord 9° 59,7' Ost den Ort, an dem die mare-Hefte entstehen. Die Position Null wäre demnach der Schnittpunkt zwischen Äquator und Nullmeridian. Er liegt im tropischen Atlantik, 628 Kilometer südlich von Accra, der Hauptstadt Ghanas.

Positionslichter I

Gibt es Situationen, in der man beide Seitenlichter eines Schiffes sehen kann?
Dieter Hausner, Michelbach

Auch auf hoher See gibt es Regeln und Vorschriften. Eine davon besagt, dass Schiffe bei Nebel und Dunkelheit Positionslichter führen müssen. Sie geben Auskunft über deren Größe, Art und Manövrierfähigkeit. Da es auf Wasserstraßen keine weder Seiten- noch Mittelstreifen gibt, sind verschieden farbige Lichter notwendig, um Havarien zu verhindern. Unter anderem muss jedes Schiff über sieben Meter Länge je ein rotes und ein grünes Licht an Backbord bzw. Steuerbord führen. Sie sind so angebracht, dass sie nach vorne und zur Seite strahlen. Sieht ein Schiffsführer beide Lampen gleichzeitig, so weiß er, dass er sich in Fahrtrichtung direkt vor einem anderen Schiff befindet. Diese so genannte Position Null ist besonders gefährlich, da sich beide Fahrzeuge dann auf derselben Kurslinie bewegen. Damit der Skipper sicher und schnell erkennt, dass sich sein Schiff in dieser Gefahrenzone befindet, dürfen sich die Lichtkegel der grünen und roten Lampen maximal sechs Grad überlappen.

Die Seglerzeitschrift "Palstek" bietet unter www.palstek.de/night_view.html einen tollen Service. Hier können Skipper und Skipperinnen ihr Wissen trainieren. Vom kleinen Ruderboot über den Fischkutter zum Saugbagger werden alle Lichterführungen simuliert. Der Clou: Man kann die Lichter sogar aus verschiedenen Positionen betrachten - einschließlich der Position Null.

Positionslichter II

Wie heissen die Positionslichter, die von Schiffen tags und nachts betrieben werden müssen?
Sonja Niemeier, per Email

Eine scheinbar einfache Frage – deren Antwort en detail indes den Rahmen dieser Rubrik sprengen würde. Denn die Zahl der Sicht- und Schallzeichen, die unterschiedliche Schiffstypen auf hoher See, in Revierfahrt oder Häfen führen oder ertönen lassen müssen, ist unübersichtlich groß.

Beschränken wir uns also auf den Normalfall eines frei fahrenden Seeschiffs, das mehr als 50 Meter lang ist und nicht in die Kategorie der Spezialfahrzeuge fällt. Ist ein solches Schiff auf See unterwegs, dann ist von Sonnenuntergang bis -aufgang oder bei unsichtigem Wetter eine Lichterführung vorgeschrieben, die seine Lage und Fahrtrichtung erkennen lässt. Das sind zwei weiße „Topplichter“ mit Leuchtwinkeln von 225 Grad, also jeweils 112,5 Grad nach links und rechts von genau geradeaus. Dabei muss das achtere mindestens 4,5 Meter höher angebracht sein als das vordere. Sie müssen außerdem einen Abstand von mindestens halber Schiffslänge haben und ihr Licht noch in sechs Seemeilen zu sehen sein. Dies bezeichnen Nautiker als „Tragweite“. Backbord ist eine rote Positionslaterne vorgeschrieben, Steuerbord eine grüne. Sie müssen von direkt voraus ebenfalls jeweils 112,5 Grad zu beiden Seiten abdecken. Die noch fehlenden 135 Grad werden von dem weißen „Hecklicht“ bestritten. Sowohl die farbigen Seitenlichter als auch das Hecklicht müssen mindestens drei Seemeilen Tragweite haben.

Positionslichter III

Seit wann haben Schiffe Positionslaternen? Und ist es nur Zufall, dass Backbord Rot und Steuerbord Grün hat?

Maritime Lexika erwiesen sich als Fehlgriff. Nautiklehrer des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie zuckten mit den Schultern. Selbst die Experten des Deutschen Schiffahrtsmuseums wussten nicht recht weiter. Ein Artikel der Zeitschrift Der Seewart von 1957 zitiert den byzantinischen Kaiser Leo Isaurus, der um das Jahr 740 für nachts ankernde Schiffe ein weißes Licht vorschreibt. Diese erste Regel hielt sich mehr als 1.000 Jahre.

Erst als dampfgetriebene Schiffe häufiger werden und der küstennahe Verkehr wächst, kommt Farbe ins Spiel. 1834 schlägt der englische Ingenieur Shaw der City of Dublin Steamship Company vor: weißes Topp-, weißes Steuerbord-, rotes Backbordlicht. Zwei Jahre darauf führt die konkurrierende P&O Company aus Southampton an Backbord grün und an Steuerbord rot ein. Die britische Admiralität spricht 1847 ein Machtwort: Steuerbord grün und Backbord rot. Warum sich die Admirale so und nicht umgekehrt entscheiden, ist freilich nicht überliefert.

Die Hamburger und Bremer Handelshäuser ignorieren die neue Regelung zunächst. Erst 1853 schreibt das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe die britische Lichterführung vor. 1858 einigen sich Frankreich, Österreich-Ungarn und die norddeutschen Küstenländer auf die von den Briten vorgegebenen Farben, jetzt auch für Segelschiffe. 1889 beschließen 27 Staaten in Washington eine international abgestimmte Seestraßenordnung.

Pottwale

Schlafen Pottwale mit geschlossenen Augen?
Margot Berger per Email

Pottwale sind gesellige Schläfer und finden sich oft zu gemeinsamen Nickerchen zusammen. Dabei müssen sie darauf achten, dass sie nicht ertrinken, denn sie müssen sich ? als Anpassung an ihre tiefen Tauchzüge ? für jeden einzelnen Atemzug bewusst entscheiden. Wenn sie schlafen, bleibt daher immer eine Gehirnhälfte wach. Dementsprechend schließen sie vermutlich auch niemals beide Augen, wenn sie schlafen. Aber schließen können sie sie, denn wie wir besitzen sie Augenlider, was bei Walen nicht selbstverständlich ist. Wimpern haben sie jedoch nicht. Stattdessen sondern sie eine fettreichen Tränenflüssigkeit an, um ihre winzigen Augen vor dem aggressiven Salzwasser zu schützen.
Mit sieben bis acht Zentimetern scheinen die rötlich-braunen Augen für einen bis zu achtzehn Meter langen Giganten wirklich zu klein. Doch sie liefern ? zumindest unter Wasser ? ein scharfes Bild. Daran kann es also nicht liegen, dass sie in ihrem ?Halbschlaf? mit Schiffen zusammenstoßen. Wohl aber daran, dass sie dabei lieber ihre Artgenossen beobachten, als das, was um sie herum vorgeht. Was sie aber an ihren schlafenden Artgenossen so interessant finden, konnten Wissenschaftler noch nicht ergründen.

Pricke

Woher kommt der Begriff Pricke?
Heiner Möller, Bremen

Allein im ostfriesischen Wattenmeer dienen rund 750 schlanke, von Laubbüscheln gekrönte Birkenstämme an Prielen und Baljen als Fahrwasserkennzeichen. Diese Pricken sind acht bis neun Meter hoch und zwecks besserer Sichtbarkeit mit reflektierenden Bändern versehen. Je nach Verlauf des Fahrwassers werden Pricken in Abständen von 50 bis 150 Meter angespitzt in den Wattboden gesteckt. Daher rührt auch ihre Bezeichnung. Der Begriff war bzw. ist in vielen Sprachen geläufig: im Altnordischen bzw. Angelsächsischen als prika bzw. prica, im Mittelniederländischen als prik. Von dort scheint er als prikke den Weg zunächst ins Mittelniederdeutsche und dann als prigg ins Niederdeutsche gefunden zu haben. Zwar heißt es in Kluges Etymologie: „Über Alter und Herkunft dieser germanischen Wörter steht nichts fest. Außergermanische Verwandte sind nicht gesichert“. Der Begriff wird aber immer in der Bedeutung von Stachel oder Stechwerkzeug verwendet. „Als Prigge wird auch ein dornartiges Werkzeug bezeichnet, mit dem früher in Handarbeit Pfähle in den Wattboden getrieben wurden.“