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Neue Studie zu sich ändernden Meeresspiegelwerten

11.08.2021
Eine neue Studie über die Küsten der Bahamas könnte die Schätzungen der Meeresspiegelhöhe der Vergangenheit verändern. Hier untersuchen einige der Autoren Küstenfelsen auf der Inselgruppe Crooked Island, die entstanden, als der Meeresspiegel höher als heu
Eine neue Studie über die Küsten der Bahamas könnte die Schätzungen der Meeresspiegelhöhe der Vergangenheit verändern. Hier untersuchen einige der Autoren Küstenfelsen auf der Inselgruppe Crooked Island, die entstanden, als der Meeresspiegel höher als heute war. Foto: Blake Dyer

Forschende rekonstruieren die Meeresspiegel der Vergangenheit. Dafür untersuchen sie fossile Meeressedimente und Korallenriffe. Ihr Ziel ist es herauszufinden, wie Eisschilde auf wärmere Temperaturen reagiert haben könnten. Bislang gingen Forschende davon aus, dass der globale Meeresspiegel während der letzten natürlichen Warmzeit des Planeten vor etwa 128.000 bis 117.000 Jahren einen Höchststand erreichte, der sechs bis neun Meter höher lag als heute. Während dieses Interglazials, sozusagen einer Zwischeneiszeit, waren die Temperaturen nur um ein oder zwei Grad Celsius wärmer als in der vorindustriellen Zeit. Das sind Werte, die bis zum Ende dieses Jahrhunderts, wenn nicht früher, überschritten werden könnten. Dass die Meeresspiegel in dieser Zeit aber um mehrere Meter ansteigen, halten Forschende für unwahrscheinlich.

In einer neuen Studie präsentiert ein Team des Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University (USA) und des MARUM eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Meeresspiegelwerte: Durch das Gewicht der Eismassen verhält sich das Land über die Zeit wie eine Wippe. Das Gewicht des Eises hebt an anderer Stelle die Landmasse an. Schmilzt das Eis, bewegt sich die Wippe in die andere Richtung.

Auf der Grundlage neu entwickelter Messungen auf den Bahamas und neuer Methoden zur Datenanalyse haben die Forschenden niedrigere Schätzungen für das letzte Interglazial vorgenommen. Demzufolge lag der Höchststand des Meeresspiegels mindestens 1,2 Meter höher als heute. Das würde in etwa mit den meisten aktuellen Modellen für die kommenden 100 Jahre übereinstimmen, wobei der Pegel auch noch höher gewesen sein könnte. Eine unwahrscheinliche Obergrenze liegt bei 5,3 Metern, so das Team, an dem auch Prof. Alessio Rovere vom MARUM gehört. Die Studie erscheint diese Woche in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

Originalpublikation: 

Blake Dyer, Jacqueline Austermann, William J. D’Andrea, Roger C. Creel, Michael R. Sandstrom, Miranda Cashman,  Alessio Rovere, and  Maureen E. Raymo: Sea-level trends across The Bahamas constrain peak last interglacial ice melt. PNAS 2021. DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.2026839118

 

Pressemitteilung Lamont-Doherty Earth Observatory (in Englisch)