Logo Universitat Bremen
Seitenpfad:

Logbuch RV Pelagia DUST 2023

Expedition mit der R.V. Pelagia zum Cap Blanc

Die R.V. Pelagia ist ein niederländisches Forschungsschiff, das vom Königlich Niederländischen Institut für Meeresforschung (NIOZ) eingesetzt wird. Ein Team des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Exzellenzclusters "The Ocean Floor - Unerforschte Schnittstelle der Erde" wird mit RECEIVER- und RECORDER-Einheiten an dieser Fahrt in die subtropische Region südwestlich der Kapverdischen Inseln und in das Auftriebsgebiet vor Kap Blanc (NW Afrika) teilnehmen. Das Auftriebsgebiet des östlichen subtropischen Atlantiks vor Cap Blanc (NW-Afrika) ist eine der produktivsten Regionen der Welt. Dies ist auf den hohen Eintrag von Nährstoffen in die obere Wassersäule zurückzuführen, die aus tieferen Gewässern aufgewirbelt werden und in Form von Staubeintrag aus der Sahara in die Region gelangen.

Die Region spielt eine Schlüsselrolle im globalen Kohlenstoffkreislauf und beeinflusst somit das Klima weltweit. Partikel, die atmosphärisches CO2 gebunden haben, sinken aus der oberen Wassersäule zum Meeresboden und bilden so eine Senke für atmosphärisches CO2. Diese sinkenden Partikel stehen im Mittelpunkt eines langfristigen Überwachungsprogramms des MARUM. In diesem Programm wird die Partikelproduktion im Zusammenhang mit dem Klimawandel seit 1988 verfolgt, indem der Fluss von Partikeln, die durch die Wassersäule sinken, mit verankerten Sedimentfallen erfasst wird.

R.V. Pelagia
R.V. Pelagia (Foto mit freundlicher Genehmigung des Royal Netherlands Institute of Sea Research, Prof. J-B. Stuut)
Fahrtroute der Expedition
Fahrtroute der Expedition "Dust-2023"
Bergung der NIOZ-Staubboje
Bergung der NIOZ-Staubboje "Carmen" auf der R.V. Maria S. Merian während der Expedition MSM104. Foto: K. Zonneveld

An der gleichen Stelle, an der eine der MARUM-Sedimentfallen verankert ist, setzt das NIOZ eine so genannte "Staubboje" aus, die Staub aus der Atmosphäre sammelt. Dies ermöglicht es uns, die Variabilität des Partikelexports direkt mit dem Eintrag von Saharastaub zu korrelieren.

Über die Jahre hinweg bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen dem MARUM und dem NIOZ, und ein niederländisches Team nahm häufig an MARUM-Expeditionen in die Region teil. Diesmal ist ein MARUM-Team auf der R.V. Pelagia willkommen, um die MARUM-Sedimentfallenverankerungen zu warten und Untersuchungen im Rahmen der laufenden Aktivitäten in den Exzellenzclustern RECEIVER und RECORDER durchzuführen.

Neben der Wartung der Sedimentfallenverankerungen werden sie die Partikelproduktion in der oberen Wassersäule, das Sinkverhalten (Transport) durch die Wassersäule und die Konservierung/Degradierung am Meeresboden untersuchen. Zu diesem Zweck wird der Partikelfluss aus der oberen Wassersäule mit frei treibenden Fallen beprobt. Diese Fallen schwimmen mit den oberen Wasserströmungen und sammeln die Partikel in verschiedenen Wassertiefen ein. Gleichzeitig werden Temperatur, Salzgehalt, Chlorophyll-a-Gehalt und Trübung der Wassersäule während der gesamten Untersuchungen aufgezeichnet. Darüber hinaus wird der Partikelgehalt in tieferen Wasserschichten mit so genannten "in-situ"-Pumpen erfasst. Außerdem werden Sedimente vom Meeresboden gesammelt, um die langfristigen Veränderungen in der Region zu untersuchen und festzustellen, inwieweit die anthropogene Verschmutzung das Ökosystem beeinflusst hat.

Bergung einer der MARUM-Sedimentfallen. Foto: Karin Zonneveld
Bergung einer der MARUM-Sedimentfallen. Foto: Karin Zonneveld

Mehr Informationen:

Zur Expedition

Expeditionsblog vom NIOZ

Aktuelle Position des Forschungsschiff R.V. Pelagia

Kontakt:

Prof. Dr. Karin Zonneveld
Mikropaläontologie - Paläozeanographie
MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen
Telefon: +49 421 218 65797
E-Mail: [Bitte aktivieren Sie Javascript]

Freitag 03.03.2023; "Wir sind auf dem Weg"

Lissabon.

Heute begannen wir unsere Reise etwas anders als ursprünglich geplant (mit dem Auto statt mit dem Zug/Bus), da die großen Demonstrationen in Hamburg und Bremen heute die Nutzung der lokalen Zug-/Bus- und U-Bahn-Verbindungen stark behinderten.

Wir schafften es sicher und pünktlich zu unserem Flug nach Lissabon. Hier bleiben wir eine Nacht, um morgen weiter auf die Kap Verden zu reisen - dort wartet das Schiff Pelagia auf uns.

Vor der Fahrt mussten wir einige Vorbereitungen treffen, nicht nur, indem wir unsere Forschungsausrüstung bereits Anfang Februar per Container nach Mindelo schickten, sondern auch, indem wir ein Überlebens-Training zur Sicherheit auf See absolvierten. Dort haben wir im Schwimmbad der niederländischen Stadt Emmeloord geübt, wie man sich im Notfall verhält, z.B. wie man schnellstmöglich einen Sicherheitsanzug anlegt und in eine schwimmende Rettungsinsel steigt.

Training einer
Training einer "Hubschrauberrettung". Man muss die Arme steif an der Seite halten, um nicht aus der orangefarbenen Schlinge zu rutschen. Foto: Jan-Berend Stuut

Samstag 04.03.2023; "Ankunft im Frühling"

Mindelo/Kap Verden.

Heute sind wir wohlbehalten im warmen, sonnigen Mindelo (Kap Verden) angekommen.

Die Pelagia hatte etwas Verspätung, so dass wir das Schiff erst am späten Nachmittag in den Hafen von Mindelo einlaufen sehen konnten. Wir hatten dadurch etwas Zeit, uns an die Umstellung vom kalten, grauen Deutschland auf den subtropischen Frühling auf den Kapverden zu gewöhnen. Morgen werden wir uns auf dem Schiff einrichten und damit beginnen, die Ausrüstung aus dem Container auszuladen und unsere Arbeitsplätze einzurichten.

Ankunft am Flughafen Sao Vicente. Foto: K. Zonneveld
Ankunft am Flughafen Sao Vicente. Foto: K. Zonneveld
Pelagia läuft in den Hafen von Mindelo ein. Foto: K.Zonneveld
Pelagia läuft in den Hafen von Mindelo ein. Foto: K.Zonneveld

Montag 06.03.2023; “Parking Jam"

Mindelo/Kap Verden.

Unter einem wunderschönen blauen Himmel mit einer erfrischenden Brise begann ein arbeitsreicher Tag. Heute sind die Container mit unserer Ausrüstung angekommen und wir müssen die Labore für die bevorstehende Fahrt vorbereiten. Das hört sich zwar einfach an, erfordert aber in der Praxis einige logistische Tüfteleien. Denn die ankommenden Container mit der Ausrüstung für die bevorstehende “Dust-2023"- Fahrt müssen auf ihrem Rückweg nach Europa die gesamte Ausrüstung der vorherigen Fahrt enthalten. Also... müssen zunächst die Container geleert werden – wobei unsere Ausrüstung irgendwo gelagert werden muss, wo sie nicht im Weg ist. Dann muss die Ausrüstung der vorherigen Fahrt in den zuvor geleerten Containern gelagert werden und es muss darauf geachtet werden, dass jeder Container genau die Ausrüstung enthält, die auf den Zollpapieren steht... Zum Glück meistern die MARUM-Logistiker Marco und Götz diese Realitätsversion des Spiels "Parking Jam" mit Bravour.

Ausrüstungs-
Ausrüstungs- "Parking Jam" auf dem Deck der R.V. Pelagia. Foto: K. Zonneveld
Gruppenfoto vor der Pelagia. Foto: MARUM
Gruppenfoto vor der Pelagia. Foto: MARUM

Dienstag 07.03.2023; "Unterwegs"

Auslaufen aus dem Hafen von Mindelo. Foto: K. Zonneveld
Auslaufen aus dem Hafen von Mindelo. Foto: K. Zonneveld

Zwischen den Kapverdischen Inseln.

Am frühen Abend war die Pelagia endlich bereit zum Ablegen. Das bedeutete, dass der Treibstoff nachgefüllt, neue Lebensmittel und Wasser aufgenommen und die gesamte wissenschaftliche Ausrüstung in den Laboren und Lagercontainern sicher verstaut und vertäut war. Wir verabschiedeten uns von der freundlichen und farbenfrohen Stadt Mindelo und fahren am sonnenuntergangsgefärbten Horizont zwischen den Kapverdischen Inseln zu unserer ersten Forschungsstation, die wir am Donnerstagmorgen zu erreichen hoffen.

Mittwoch 08.03.2023; "Tests"

Südliche Kapverdische Inseln 14.5423 N, 23.8863 W.

Zum Glück ist uns das schöne Wetter aus Mindelo gefolgt und heute ist nicht nur der Himmel blau, sondern auch der Ozean zeigt sich von seiner besten Seite.

Heute ist ein Tag des Testens. Wir begannen den Tag mit einer Sicherheitsübung, um uns mit dem schnellsten Weg aus dem Schiff zum Sammelplatz und den Rettungsinseln vertraut zu machen. Dies um im Notfall gut vorbereitet zu sein. Hier testeten wir auch, ob die Überlebensanzüge, die jeder zu Beginn der Fahrt erhielt, die richtige Größe hatten.

Danach begannen wir, unsere gesamte wissenschaftliche Ausrüstung zu testen, um zu sehen, ob beim Transport nach Mindelo nichts beschädigt wurde. Nach und nach passten wir unsere Ausrüstung an die spezifischen Eigenschaften des Schiffes an, z. B. die Dicke der Drähte, die für den Einsatz von Geräten in der Tiefsee verwendet werden.

Nicht alle Tests können an Deck durchgeführt werden. So funktioniert zum Beispiel die so genannte CTD, ein Gerät, das die Temperatur und Leitfähigkeit des Meerwassers von der Oberfläche bis knapp über den Meeresboden misst (an unserer Position 4038 m), nur, wenn es mit Meerwasser in Berührung kommt. 

Katell Alaime und Runa Reuter beim Testen des Sedimentsauerstoffsensors. Foto: K. Zonneveld
Katell Alaime und Runa Reuter beim Testen des Sedimentsauerstoffsensors. Foto: K. Zonneveld

Daher haben wir in der Nähe der südlichsten Kapverdischen Inseln angehalten, um eine Test-CTD durchzuführen und zu prüfen, ob nicht nur die CTD selbst, sondern auch die zusätzlichen Sensoren, die die Sauerstoffkonzentration und die Menge der Partikel in der Wassersäule (Trübung) messen, funktionieren.

Die erste CTD kommt an Deck. Foto: K. Zonneveld
Die erste CTD kommt an Deck. Foto: K. Zonneveld

Donnerstag 09.03.2023; "Laura" sammelt Staub

Südöstlich der Kapverdischen Inseln 11.3592 N, 22.9803 W.

Kurz nach dem Mittagessen sahen wir "Laura" als gelben Fleck am Horizont in einem strahlend blauen Ozean. "Laura" ist der Name einer der beiden Staubsammelbojen des Royal Netherlands Institute of Sea Research. Für einen Teil des MARUM-Teams war es ein "Willkommen zurück", denn sie wurde im November 2021 auf der MARUM-Expedition MSM104 ausgesetzt.

Seitdem sammelt sie Saharawüstenstaub aus der Atmosphäre. Dieser Staub enthält viele Nährstoffe, die den Ozean düngen und das Wachstum des Phytoplanktons anregen. Dieses Plankton nimmt auch CO2 auf, das aus der Atmosphäre in das Ozeanwasser diffundiert ist. Wenn das Plankton stirbt, sinkt es mit diesem CO2 auf den Meeresboden. Es handelt sich also um einen natürlichen Prozess, der der Atmosphäre CO2 entzieht, um es am Meeresboden zu speichern.

Bis heute ist jedoch nicht genau bekannt, wie viel CO2 der Atmosphäre entzogen wird, wenn Staub in den Ozean geblasen wird. Um die Studie diesen Prozess zu ermöglichen, sammelte "Laura" nicht nur Staub, sondern war auch mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die die Wassertemperatur, den Salzgehalt, die Niederschlagsmenge und die Windgeschwindigkeit registrierten.

Bergung der Staubboje Laura. Foto: K. Zonneveld
Bergung der Staubboje Laura. Foto: K. Zonneveld

Nach der sicheren Bergung von Laura hat das NIOZ-Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Jan-Berend Stuut sofort damit begonnen, die Daten aus den Sensoren zu extrahieren und die Boje zu warten, da wir planen, sie morgen wieder in See aus zu setzen, wo sie weitere zwei Jahre lang Staub und Daten sammeln soll.

 

Bob Koster (NIOZ) schult die MARUM-Doktorandin Runa um die Wetter- und ozeanographischen Daten, die
Bob Koster (NIOZ) schult die MARUM-Doktorandin Runa um die Wetter- und ozeanographischen Daten, die "Laura" seit November 2021 gesammelt hat zu extrahieren. Foto: K. Zonneveld

Freitag 10.03.2023; "Sedimentfalle"

Südöstlich der Kapverdischen Inseln 11.3592 N, 22.9803 W.

Im Gegensatz zu den Gewässern in der Nähe des MARUMs, wo sich der Winter mit Schneegrüßen verabschiedet, begann unser Tag wieder mit blauem Meer und subtropischen Temperaturen. Der Morgen dieses Freitags war damit ausgefüllt, "Laura" für ein weiteres Probenahme-Intervall vorzubereiten. Sie bekam komplett neue Geräte, die bereits am NIOZ  in die Niederlande vorbereitet wurden. Kurz nach dem Mittagessen konnte sie wieder in den Ozean entlassen werden.

Nachdem wir uns von ihr verabschiedet hatten, machten wir uns sofort auf dem weg zur Position der nahegelegenen Verankerung der Sedimentfalle. Sedimentfallen sind große Trichter, die Partikel auffangen, die von der Meeresoberfläche auf den Meeresboden sinken. Sie sind über einen Draht mit einem Anker am Meeresboden verbunden und werden mit Schwimmkörper aufrecht gehalten.

Unter dem Trichter der Sedimentfalle sind Probebehälter montiert, die das Material auffangen, das durch die Trichter herunterfällt. Ein Computersystem sorgt dafür, dass die Behälter nach einer bestimmten Anzahl von Tagen ausgetauscht werden. An der Position "Laura" wurden die Fallen bei 1150 m und 1250 m Wasser positioniert und während die letzte anderthalb Jahre würde alle 4 Tage eine neue Behälter unter der Falle geschoben.

Auf Wiedersehen “Laura”. Foto: K.Zonneveld
Auf Wiedersehen “Laura”. Foto: K.Zonneveld
Geborgene Sedimentfallen auf dem Backdeck der R.V. Pelagia. Foto: K.Zonneveld
Geborgene Sedimentfallen auf dem Backdeck der R.V. Pelagia. Foto: K.Zonneveld

Ein Großteil der gesammelten Partikel besteht aus Planktonresten von Plankton das im oberen Ozean  gelebt hat und CO2 aufgenommen hat. Durch das kombinieren von der von der Staubboje "Laura" gesammelten Informationen mit dem Inhalt der Behälter erhält man Informationen darüber, wie der Staubeintrag mit der Menge und Zusammensetzung der sinkenden Partikel und der Entziehung von CO2 aus der Atmosphäre zusammenhängt.

Samstag 11.03.2023; "Schlamm und Torte"

Südöstlich der Kapverdischen Inseln 11.4542 N, 22.7145 W.

Unser Samstagmorgen begann mit dem Sammeln von Meeresbodensedimenten mit einem Multicore. Dieses Gerät ist über ein Kabel mit dem Schiff verbunden und wird auf dem Meeresboden platziert (an unserer Position in 5200 m Tiefe). Durch Gewichte an der Oberseite des Geräts werden die Kerne in die Sedimente "geschoben", woraufhin Deckel den oberen und unteren Teil der Kerne verschließen.

Katell und Runa beim
Katell und Runa beim "Schneiden" des ersten Sedimentkerns. Foto: K.Zonneveld
Sauerstoffsensor (die kleine Nadel, die oben in den Sedimentkern ragt) bei der Messung des Sediments. Foto: K.Zonneveld
Sauerstoffsensor (die kleine Nadel, die oben in den Sedimentkern ragt) bei der Messung des Sediments. Foto: K.Zonneveld
Gemessene Sauerstoffprofile (x-Achse = Sauerstoffkonzentration (μmol/l), y-Achse = Tiefe im Kern (mm). Foto: K.Zonneveld
Gemessene Sauerstoffprofile (x-Achse = Sauerstoffkonzentration (μmol/l), y-Achse = Tiefe im Kern (mm). Foto: K.Zonneveld

An Deck wird ein Teil der gesammelten Kerne in Scheiben geschnitten, ein Teil der Kerne wird bei -20°C gelagert, um in Bremen weiter beprobt und untersucht zu werden. Dort werden wir die Menge und (molekulare) Zusammensetzung der organischen Partikel untersuchen, die sich auf dem Meeresboden abgesetzt haben. Einige organische Partikel neigen dazu, bei Anwesenheit von Sauerstoff abgebaut zu werden, und geben dabei wieder CO2 an das Meerwasser ab.  Um Einblick in diesen Prozess zu erhalten, messen wir die Sauerstoffkonzentration im oberen Teil der gesammelten Sedimentkerne unmittelbar nach der Bergung mit eine hochpreise Sauerstoffsensor.

Nach der Bergung der Kerne gab es Kaffee mit einer Überraschung. Ein Mitglied der Pelagia-Crew feierte seinen Geburtstag und Alex, der Koch, verwöhnte uns mit einem super leckeren selbstgebackenen Torte.

Selbstgebackene Torte. Foto: K.Zonneveld
Selbstgebackene Torte. Foto: K.Zonneveld

Montag 13.03.2023; "Transit"

Richtung Norden. Foto: K. Zonneveld
Richtung Norden. Foto: K. Zonneveld

Wir sind auf dem Weg nach Norden auf "Transit" in die Region nordöstlich der Kapverdischen Inseln, wo wir am Mittwochmorgen anzukommen hoffen.

Während des Transits halten wir jeden Tag um acht Uhr morgens an, um die Eigenschaften der Wassersäule zu messen und Wasserproben zu sammeln. Diese Wasserproben werden von Catharina auf ihren Planktongehalt untersucht. Sie filtert das gesammelte Wasser direkt nach der Entnahme, lagert die Filter aber für weitere Untersuchungen an ihrer Heimatuniversität in Lissabon (Portugal).

Mikroskopische Aufnahme einer tropischen Dinoflagellaten (Phytoplankton), die aus der Treibfalle gewonnen wurde (Vergrößerung 1000x). Foto: K. Zonneveld
Mikroskopische Aufnahme einer tropischen Dinoflagellaten (Phytoplankton), die aus der Treibfalle gewonnen wurde (Vergrößerung 1000x). Foto: K. Zonneveld

Die Transitzeit wird vom MARUM-Team genutzt, um die Partikel zu untersuchen, die von der Treibfalle in der Nähe der Staubboje "Laura" gesammelt werden. Diese kleinen Fallen sind mit einem Draht verbunden, der wiederum an Schwimmkörper befestigt worden ist. Die treibenden Fallen werden im Wasser ausgesetzt und treiben frei mit der Strömung. Die Fallen wurden so platziert, dass sie Partikel in 100 m, 200 m und 400 m Wassertiefe auffangen. Während des Transits untersuchen wir, welche Partikel die Falle gesammelt hat. Zu diesem Zweck wurde das gesammelte Material konzentriert und auf mikroskopische Objektträger fixiert, damit es mit dem Lichtmikroskop untersucht werden kann.

Dienstag 14.03.2023; "Auf der Jagd nach Auftriebsfilamenten"

Nordöstlich vor den Kapverdischen Inseln 18.0157 N, 21.6852 W.

Auf dem Weg nach Norden verlassen wir langsam die angenehm warmen tropischen Gewässer und erreichen die ersten Anzeichen von kälterem Wasser, das vor dem Kap Blanc herrscht. Dies führt dazu, dass wir zum ersten Mal auf dieser Reise Pullover statt T-Shirts tragen müssen, wenn wir an Deck arbeiten.

Satellitenbild der Meeresoberflächentemperaturen im Forschungsgebiet. Der Stern stellt den geplanten Probenahmeort dar (Bild mit freundlicher Genehmigung der NASA State of the Ocean: https://soto.podaac.earthdatacloud.nasa.gov)
Satellitenbild der Meeresoberflächentemperaturen im Forschungsgebiet. Der Stern stellt den geplanten Probenahmeort dar (Bild mit freundlicher Genehmigung der NASA State of the Ocean: https://soto.podaac.earthdatacloud.nasa.gov)

Diese kälteren Gewässer haben ihren Ursprung in der Nähe der Küste vor Kap Blanc. Die vorherrschenden Winde aus Nordost treiben das Oberflächenwasser des Ozeans von der Küste weg in den offenen Ozean. Dieses "weggedrückte Wasser" wird durch Wasser aus den tieferen Teilen des Ozeans ersetzt. Dieser Vorgang wird als Auftrieb bezeichnet. Das Auftriebswasser ist nicht nur relativ kalt, sondern auch reich an Nährstoffen, die den oberen Ozean düngen und die Planktonproduktion und damit die CO2-Speicherung in organischen Partikeln erhöhen. Das Auftriebswasser, das "weggeblasen" wird, bildet große, vor der Küste wegtreibende Filament aus kälterem Wasser, die derzeit sogar in einer Entfernung von etwa 640 km von der Küste (ca. 340 Seemeilen) beobachtet werden können. Morgen wollen wir den distalen Teil eines dieser Filamente untersuchen und Wasserproben entnehmen. Dies soll Aufschluss über die Menge und Zusammensetzung der organischen Partikel geben, die auf den Meeresboden sinken, sowie über deren Ablagerung in den Sedimenten des tiefen Meeresbodens.

Für die Planung wo genau diese Prozesse untersucht werden sollen, benötigen wir Informationen über die genaue Position dieser hochdynamischen Filamenten. Zu diesem Zweck untersuchen wir Satellitenbilder der Meeresoberflächentemperaturen, die im Rahmen des NASA-Projekts "State of the Ocean" bereitgestellt werden: https://soto.podaac.earthdatacloud.nasa.gov

Mittwoch 15.03.2023; "Proben, Proben, Proben"

Westlich von Kap Blanc 20.2407 N, 20.7812 W.

Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang erreichten wir den äußersten Teil des Kap-Blanc-Auftriebsfilament. Wegen des Saharastaubs in der Luft war die aufgehende Sonne oranger gefärbt als sonst, und die Luft sieht aus, als hätte man einen leicht orangen Filter vor unsere Augen gesetzt.

 

Ausbringen der Treibfalle am frühen Morgen. Foto: K. Zonneveld
Ausbringen der Treibfalle am frühen Morgen. Foto: K. Zonneveld

Wir begannen den Tag mit dem Aussetzen der Treibfalle, die mit dem Filamentwasser treiben wird, um 24 Stunden lang sinkende Partikel aus dem oberen Wasser zu sammeln. Anschließend haben wir die Partikel in den tieferen Gewässern knapp über dem Meeresboden in 3988 m und 3983 m Tiefe mit In-situ-Pumpen beprobt.

Wiederherstellung des Multicore am späten Abend. Die blauen Farben stammen von den blauen Lichtern, die das Arbeitsdeck in der Nacht beleuchten. Dieses Licht ist für die Seevögel weniger störend als normale weiße Lichter. Foto: K. Zonneveld
Wiederherstellung des Multicore am späten Abend. Die blauen Farben stammen von den blauen Lichtern, die das Arbeitsdeck in der Nacht beleuchten. Dieses Licht ist für die Seevögel weniger störend als normale weiße Lichter. Foto: K. Zonneveld

Dabei handelt es sich um eine Art Unterwasserstaubsauger, der Wasser durch einen Filter pumpt, in unserem Fall etwa 800 Liter. Die Probenahme endete für uns mit der Entnahme von Oberflächensedimentproben mit dem Multicore. Alle Geräte haben einwandfrei funktioniert, und nach einem sehr langen Tag der Probenahme sind wir zwar sehr müde, aber sehr zufrieden.

Donnerstag 16.03.2023; "Delfine und "Carmen" auf freiem Fuß"

Vor Kap Blanc 21.22 N, 21.0348 W.

Heute sind wir an der Position der zweiten Staubboje "Carmen" angekommen, … zumindest dort, wo "Carmen" hätte sein sollen. "Carmen" ist mit einem Sensor ausgestattet, der alle zwei Stunden ein Signal über ihre genaue Position abgibt. Dieses Signal wird im Kontrollraum des Königlich Niederländischen Instituts für Meeresforschung empfangen. Anfang dieses Jahres wurde festgestellt, dass sich die Position von "Carmen" plötzlich in Richtung des zentraleren Atlantiks verschob… Aus irgendeinem Grund war das Kabel, das sie mit dem Anker verband, gerissen und sie begann, mit den Strömungen zu treiben.

Glücklicherweise konnte ein anderes Forschungsschiff sie auffangen und sicher nach Mindelo bringen. Dort holten wir sie ab, und sie wartet nun auf dem Achterdeck darauf, wieder in den Ozean entlassen zu werden.

Zuvor müssen wir jedoch noch den Rest des Kabels bergen, das noch im Wasser liegt und mit dem Anker verbunden ist. Dieses Kabel hat eine Länge von 4 km, und da es mehrere Monate lang lose im Wasser lag, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich verknotet hat. Wir brauchen also etwas Glück bei der Bergung, dass die "Verknotung" nicht zu stark war.

Glück könnten wir haben, denn auf dem Transit zwischen der letzten Station und der Position von Carmen wurden wir fast eine halbe Stunde lang von einer Gruppe von etwa 40 Delfinen begleitet. Die Delphine "spielten" in der Bugwelle des Schiffes und wir wurden mit einer echten Delphinen-show verwöhnt. In vielen Geschichten sind Delphine "Glücksbringer" für das Schiff, das sie begleiteten, und seine Besatzung, und wir hoffen, dass sich das bewahrheitet. Es zauberte bereits ein breites Lächeln auf unser aller Gesichter, diese schönen Tiere in ihrem Element zu sehen. 

Delfine vor dem Schiff. Video: K. Zonneveld