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Logbuch POSEIDON 400

Das Forschungsschiff POSEIDON fährt auf seiner 400. Fahrt, vom 29. Juni bis zum 15. Juli 2010, in das Untersuchungsgebiet in der Porcupine Seabight vor der Südwestküste Irlands. Zusammen mit Kollegen vom Senckenberg Institut am Meer und vom University College Cork untersuchen MARUM-Wissenschaftler in diesem Gebiet Kaltwasserkorallen. Im Gegensatz zu ihren tropischen Artgenossen, die in flachen und warmen Gewässern leben, kommen Kaltwasserkorallen in wesentlich kälteren Zonen und in Tiefen von bis zu 1200 Metern vor.
Auch Kaltwasserkorallen bauen Riffe aus ihren Kalkskeletten auf und bilden so einzigartige Ökosysteme, wie die Korallenhügel vor der Küste Irlands. Im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes HERMIONE (Hotspot Ecosystem Research and Man's Impact on European Seas) untersuchen die Forscher die Entwicklung des Ökosystems in den vergangenen 10 000 Jahren. Sie wollen herausfinden, welche Änderungen in den Umweltbedingungen die Vitalität der Kaltwasserkorallen-Ökosysteme beeinflussten. Mit Hilfe des Tauchroboters MARUM-CHEROKEE können die Wissenschaftler den Meeresboden erkunden, Messungen vornehmen und Proben einsammeln.

Dieses Logbuch berichtet über die Arbeiten und das Leben an Bord des Forschungsschiffes.

Die aktuelle Position der POSEIDON und weitere Informationen zur Expedition finden Sie hier.

Haben Sie Fragen an die Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffes? Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail:

Mittwoch, 14. Juli, 20:40 Uhr

Nach Abschluss der Messungen gestern Abend, haben wir unser Untersuchungsgebiet in der Porcupine Seabight verlassen und uns auf den Weg nach Cork gemacht. Den heutigen Tag nutzten wir, um die restlichen Sachen einzupacken und die Labore zu putzen. Wir alle sind sehr zufrieden mit der erfolgreichen Ausfahrt.

Claudia und Marco betrachten die Küste von Irland (Foto: MARUM).

Wir haben 24 Probennahmen mit dem Schwerelot gemacht, wovon 18 erfolgreich waren. Rechnet man alle Kerne zusammen, so haben wir 78 Meter Meeresablagerungen gewinnen können. Von 31 Probennahmen mit dem Backengreifer waren 29 ein Erfolg. Hinzu kommen drei 12-Stunden-Messungen mit der CTD-Sonde. Besonders glücklich sind wir über die kurzzeitige Verbesserung der Wetterbedingungen, die uns erlaubten, insgesamt sieben Tauchgänge mit dem CHEROKEE durchzuführen. Das ROV war zusammengerechnet 23,5 Stunden unter Wasser.
Schiffsposition
51° 54’ nördliche Breite, 8° 27’ westliche Länge
Hafen von Cork, Irland
Wetter
Regen
15, 3° C

Koch Horst bereitet das Mittagessen vor (Foto: MARUM).

Claudia schreibt den Fahrtbericht (Foto: MARUM).

Die Fahrtteilnehmer der 400. Fahrt der POSEIDON: André, Götz, Jana, Lydia, Claudia, Mark, Markus, Werner und Marco (Foto: MARUM).

Heute Abend erreichten wir den Hafen von Cork. Hiermit endet unsere Expedition mit der POSEIDON. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei der Crew der POSEIDON für die professionelle Arbeit auf der Brücke und an Deck, für die tolle Arbeitsatmosphäre, für die sehr gute Verpflegung, für die Freundlichkeit und den Spaß bedanken.

Ein letztes Mal viele Grüße von Bord der POSEIDON an alle Leser unseres Logbuches, die uns auf unserer Reise begleitet haben!

Die POSEIDON im Hafen von Cork (Foto: MARUM).

Die POSEIDON vor der Küste von Irland (Foto: MARUM).

In Cork wird unser Container per Kran vom Schiff gehoben (Foto: MARUM).

Dienstag, 13. Juli, 21:11 Uhr

Wir begannen die Stationsarbeiten an den Macnas Mounds heute um 06:00 Uhr früh mit dem Einsatz des Schwerelots. An der ersten Station kam das Rohr zweimal ohne Inhalt zurück an Deck. Hier konnte das Schwerelot auch mit höchster Geschwindigkeit der Winde nicht in den Boden gestanzt werden.

Bootsmann Achim hilft den drei Ms beim Beladen des Containers (Foto: MARUM).

Nachdem wir an der zweiten Station einen Kern gewinnen konnten, nahmen wir als Ersatz für die erste Station an einer anderen Stelle in der Nähe einen weiteren Kern. Währenddessen wurde schon die CTD-Sonde für ihren 12-Stunden-Einsatz vorbereitet. Götz, Mark, Markus und Marco wechselten sich wieder beim Protokollieren der Messungen ab.

Motormann Rüdiger im Maschinenraum (Foto: MARUM).

Schiffsposition
51° 26’ nördliche Breite, 11° 33’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Macnas Mounds
Wetter
Regen
15, 0° C, Wind: 4 Beaufort

Ingenieur Heiko in der Werkstatt (Foto: MARUM).

Jana beschriftet Kerne im Geolabor (Foto: MARUM).

Da ein großes Tiefdruckgebiet auf uns zukommt und für den morgigen Tag Windstärken von bis zu 10 Beaufort vorhergesagt wurden, schließen wir das wissenschaftliche Programm der Reise mit der heutigen CTD-Messung ab. Die noch ruhige See nutzten wir, um schon den Großteil der Laborausrüstung und das Probennahme-Equipment für die Heimreise im Container zu verstauen. Alle packten mit an, so dass sich die Labore zügig leerten.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Markus und Marco packen die Laborausrüstung zusammen (Foto: MARUM).

Elektriker „Blitz“ Dietmar in der Werkstatt (Foto: MARUM).

Montag, 12. Juli, 19:15 Uhr

Heute fuhren wir ein weiteres Untersuchungsgebiet in der Porcupine Seabight an, um die Macnas Mounds zu untersuchen. Sie liegen östlich der von uns bereits beprobten Korallenhügel Poseidon, Pollux und Lions Head. Im Gegensatz zu diesen ca. 100 Meter hohen Korallenhügel sind die Macnas Mounds nur kleine Erhebungen von maximal 10 Metern Höhe. Einer Theorie zufolge könnten diese kleinen Hügel den Grundstein für große Korallenhügel bilden. Um dem nachzugehen, überflogen die ROV-Piloten die Macnas Mounds mit dem CHEROKEE.

Elektriker Dietmar und Leitender Ingenieur Kurre reparieren das Kabel der Winde (Foto: MARUM).

Wir sahen neben Korallenschutt wieder viele Krebse, Seesterne, Anemonen und Seeigel, konnten allerdings keine lebenden Korallen entdecken. Um weitere Informationen über die Beschaffenheit der Macnas Hügel zu erhalten, wurden nach dem Tauchgang zwei Kerne mit dem Schwerelot genommen. Auf den ersten Blick war das Sediment sehr sandig und enthielt keine Korallen. Dies lässt vermuten, dass es sich bei den Macnas Mounds um einfache Sanddünen am Meeresgrund handelt. Das kann aber erst nach den Untersuchungen der Kerne im Labor geklärt werden.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!
Schiffsposition
51° 33’ nördliche Breite, 11° 35’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Macnas Mounds
Wetter
Bewölkt
14, 4° C, Wind: 1 Beaufort

Werner steuert das CHEROKEE über die Macnas Mounds (Foto: MARUM).

Nach dem Tauchgang spült Götz Schmutz und Salzwasser vom CHEROKEE (Foto: MARUM).

Zweiter Offizier Alexander Hänsel hält das Schiff während des ROV-Tauchgangs auf Position (Foto: MARUM).

Mark und Kapitän Oliver Secchi auf der Brücke (Foto: MARUM).

Sonntag, 11. Juli, 20:09 Uhr

Wie die vergangenen beiden Tage starteten wir auch den heutigen mit einem ROV-Tauchgang. Diesmal tauchte das CHEROKEE den langen Kamm des Poseidon Hügels entlang, der sich über circa 900 Meter von Nordosten nach Südwesten erstreckt. Wir entdeckten Bereiche mit ausgeprägten Strömungsrippeln und sehr vielen „dropstones“.

Ein sehr großer „dropstone“ (Durchmesser: ca. 1,5 Meter) besetzt mit Seepocken. Im Vordergrund eine Tiefsee-Schwimmkrabbe und weitere „dropstones“ (Foto: MARUM).

Diese Steine wurden während der letzten Kaltzeit von Eisbergen in das Gebiet der Porcupine Seabight transportiert. Während sogenannter Heinrich-Ereignisse brachen vermehrt Eisberge von den Gletschermassen ab und drifteten im Nordatlantik gen Süden. Das letzte dieser Ereignisse fand vor etwa 14 000 Jahren vor heute statt. Im Eis eingeschlossen war Gesteinsmaterial, das die Eisberge beim Abschmelzen nach und nach verloren. Die Steine sanken auf den Meeresboden, wo sie in manchen Gebieten heute noch zu finden sind. Diese dropstones sind ein Indikator für starke Strömungen am Meeresboden. Diese sorgen dafür, dass die dropstones nicht durch absinkendes Material bedeckt werden. Die Strömungsverhältnisse wiederum sind wichtig für die Lebewesen am Meeresgrund, da sie den filtrierenden und Partikel fressenden Organismen Nahrung anliefern.
Schiffsposition
51° 20’ nördliche Breite, 11° 49’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Poseidon Hügel
Wetter
Bewölkt
15, 1° C, Wind: 4 Beaufort

Auch wir als Beobachter werden beobachtet: Ein Oktopus beäugt neugierig das CHEROKEE (Foto: MARUM).

Steward Uli deckt die Tische in der Messe für das Mittagessen ein (Foto: MARUM).

Kapitän Oliver Secchi hält das Schiff während des ROV-Einsatzes auf Position (Foto: MARUM).

An anderer Stelle auf dem Poseidon Hügel fanden sich großflächige, zerklüftete Karbonatstrukturen, die sich die Forscher nicht erklären konnten. Daher wurden mit dem CHEROKEE Proben eingesammelt, um sie später im Labor weiter untersuchen zu können.
Nach dem ROV Einsatz im Gebiet des Poseidon Korallenhügels wurden Kerne mit dem Schwerelot genommen. Beim ersten Versuch traf das Schwerelot auf zu harten Untergrund. Es konnte weniger als einen Meter ins Sediment eindringen und knickte dann um. Das Rohr kam verbogen an Deck zurück, was Meeresforscher als „Banane“ bezeichnen. Nachdem das Stahlrohr ausgetauscht worden war, konnten drei Kerne ohne weitere Zwischenfälle gewonnen werden. Marco, Markus and Mark unterteilten die Kerne an Deck in Segmente, die dann von Claudia und Jana im Geo-Labor verschlossen, gesäubert und beschriftet wurden.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Eine Fliegenfallen-Anemone und Seepocken auf einem „dropstone“, davor zwei Seeigel. Um den Stein herum liegt Korallenschutt (Foto: MARUM).

Das Schwerelot traf auf zu harten Untergrund und kam als „Banane“ zurück an Bord (Foto: MARUM).

Samstag, 10. Juli, 22:15 Uhr

Gegen 7:00 Uhr begannen die Vorbereitungen für einen weiteren Tauchgang mit dem ROV. Als wir die Station erreichten, wurde zunächst eine Probe mit dem Backengreifer genommen, um einen Eindruck vom Meeresboden unter uns zu bekommen. Dann tauchte das CHEROKEE zu einem etwas kleineren Hügel südlich des Poseidon Hügels, der Little Poseidon genannt wird. Die beiden ROV-Piloten flogen das Unterwasserfahrzeug dicht über den Meeresboden. Dabei setzten sie es immer wieder an interessanten Stellen auf dem Grund ab, um Fotos zu machen oder Proben einzusammeln. Auch heute begegneten uns wieder viele der Rückenfüßer-Krabben, die oftmals Korallen auf ihrem Rücken mit sich herumtragen. Ein Raunen ging durch den Raum, als eine dieser Krabben sich vom Meeresboden abstieß und vor dem CHEROKEE davonschwamm. Bislang wurde noch nie beobachtet, dass diese Krabbenart schwimmt.

Bathymetrische Karte der Korallenhügel Poseidon und Little Poseidon (copyright: Andreas Beyer).

Die ROV-Piloten lesen alle Informationen, die sie zum Steuern des Geräts benötigen, von mehreren Bildschirmen ab: Ein Bildschirm zeigt ihnen eine Karte mit der Topographie des Meeresbodens sowie die Positionen des CHEROKEE und der POSEIDON. Ein anderer bildet das Sonarbild ab. Auf weiteren Bildschirmen kommen die Signale der Video- und der Fotokamera an. Gegen Mittag erreichte das CHEROKEE die Spitze des Little Poseidon und tauchte den Hang wieder hinab in Richtung des großen Poseidon Hügels. Als das CHEROKEE nach seinem erfolgreichen Tauchgang wieder an Deck stand, wurde das Schwerelot wieder in die Tiefe hinabgelassen. Die heutigen Stationsarbeiten wurden mit zwei Kernen von der Spitze des Poseidon Hügels abgeschlossen.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!
Schiffsposition
51° 37’ nördliche Breite, 11° 55’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Poseidon Hügel
Wetter
Sonnig
14, 4° C, Wind: 5 Beaufort

Das CHEROKEE wird ins Wasser gelassen (Foto: MARUM).

Jana filmt die Arbeiten an Deck (Foto: MARUM).

Wale kamen ganz dicht an die POSEIDON heran (Foto: MARUM).

Alle haben sich im Kontrollstand eingefunden, um den Tauchgang des CHEROKEE auf den Bildschirmen zu verfolgen (Foto: MARUM).

Freitag, 09. Juli, 18:08 Uhr

Über Nacht hatte die Dünung abgenommen, so dass die geplanten Tauchgänge mit dem CHEROKEE am Lions Head Korallenhügel durchgeführt werden konnten. Das ROV (remotely operated vehicle) wird über ein Kabel von Bord aus ferngesteuert und kann bis zu einer Tiefe von 1000 Metern tauchen. Die beiden ROV-Piloten Götz und Werner machten das Gerät noch vor dem Frühstück startklar. Vor jedem Tauchgang werden alle Systeme und Instrumente am Gerät, wie Greifarm, Antriebe und Lampen, geprüft. Dann wurde das 450 Kilogramm schwere Gerät ins Wasser gelassen. Diese ersten Minuten im Wasser sind besonders kritisch, da das CHEROKEE von den Wellen gegen die Bordwand gedrückt werden könnte. Daher brachte Werner sofort einen sicheren Abstand zwischen Tauchroboter und Schiff. Solange Sichtkontakt besteht, kann er das Gefährt über eine tragbare Steuerkonsole von Deck aus lenken. Sobald es abtaucht, wird es vom Kontrollstand in einem der Labore gesteuert. Neben den ROV-Piloten fanden sich hier auch alle anderen Fahrtteilnehmer ein, um den Tauchgang an den Bildschirmen zu verfolgen.

Steinkorallengarten mit verschiedenen Korallenarten wie Lophelia pertusa und Madrepora oculata (Foto: MARUM)

Das CHEROKEE tauchte auf 850 Meter Wassertiefe zum südwestlichen Rand des Lions Head Hügels ab. Währenddessen bediente Marco die Winde und gab kontinuierlich Kabel nach. Götz und Werner flogen das Unterwasserfahrzeug am Meeresboden entlang den Hang des Hügels hinauf bis zur Spitze in einer Wassertiefe von 720 Metern. Damit wurde der Lions Head Hügel zum ersten Mal mit einem Tauchroboter erkundet. Alle waren begeistert von der lebendigen Unterwasserwelt, die sich uns dank der Videokamera am CHEROKEE eröffnete.
Schiffsposition
51° 20’ nördliche Breite, 11° 41’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Lions Head Hügel
Wetter
Regen
14, 7° C, Wind: 5 Beaufort

Solange das CHEROKEE noch an der Wasseroberfläche ist, kann Werner es mit einer tragbaren Steuerkonsole lenken (Foto: MARUM).

Eine Zylinderrose (Cerianthus) (Foto: MARUM)

Dort unten, wo kalte Temperaturen herrschen und kein Sonnenlicht mehr durchdringt, entdeckten wir verschiedene Arten von Kaltwasserkorallen, Krebse, Seeigel, Seesterne, verschiedenartige Fische, Röhrenwürmer, Anemonen, Schnecken, Seelilien und vieles mehr. Für die Forscher überraschend war die große Anzahl lebender Korallen auch im unteren Bereich des Hügels. Je höher das ROV kam, desto dichter besiedelt war der Hügel und desto mehr Korallen lebten dort.

Eine Rückenfüßer-Krabbe (Paromola cuvieri) trägt eine Gorgonie mit ihren Hinterbeinen (Foto: MARUM).

Marco bedient die Winde während des Tauchgangs mit dem CHEROKEE (Foto: MARUM).

Eine Fliegenfallen-Anemone (Actinoscyphia) (Foto: MARUM)

Zusätzlich zur Videodokumentation machte Götz viele wunderschöne Unterwasserfotos. Mit dem Greifarm des CHEROKEE wurden verschiedene Kaltwasserkorallen gesammelt und in einer Schublade im Gerät verstaut. Wieder an Deck untersuchten Lydia und André die Proben, Götz und Werner lasen die Fotos aus und bereiteten das ROV für einen zweiten Tauchgang vor. Diesmal sollte es den Hang von Westen nach Osten hinauftauchen. Anfangs wurde das ROV von starker Strömung verdriftet, konnte dann aber wieder auf Kurs gebracht werden. Insgesamt war das Gerät heute auf seinen zwei sehr erfolgreichen Tauchgängen siebeneinhalb Stunden unter Wasser.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Eine Kolonie von Oktokorallen der Art Anthomastus grandiflorus (Foto: MARUM).

In einer Schublade bringt das CHEROKEE die am Meeresboden gesammelten Proben an Bord (Foto: MARUM).

Donnerstag, 08. Juli, 20:52 Uhr

Heute schauten wir besonders neidvoll auf die sommerlichen Temperaturen, die derzeit in Deutschland herrschen. Wir erreichten hier gerade einmal 15°C. Dazu regnete es stetig und Wellen schwappten über das Deck und unsere Füße. Die nasse Kälte kroch uns in die Glieder und auch warme Pullis und dicke Socken konnten das klamme Gefühl nicht vertreiben.

Lydia und Mark warten auf dem Achterdeck auf die nächste Backengreifer-Probe (Foto: MARUM).

Wir setzten die gestrige Probennahme am Poseidon Hügel fort und nahmen bis zum Mittagessen fünf Proben mit dem Backengreifer. Auch hier fanden die Wissenschaftler lebende Lophelia-Korallen. Der Großteil der Proben bestand jedoch aus abgestorbenen Kaltwasserkorallen der Art Madrepora oculata.
Schiffsposition
51° 28’ nördliche Breite, 12° 07’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Poseidon Hügel
Wetter
bewölkt
14, 8° C, Wind: 3 Beaufort

Lydia untersucht feines Material, das sie im Sieb aufgefangen hat (Foto: MARUM).

Ein Seeigel aus der Backengreifer-Probe (Foto: MARUM).

Die Windrichtung drehte immer wieder und sorgte für eine unruhige Kreuzsee. Daher konnten wir den für den Nachmittag vorgesehenen Einsatz des Schwerelots nicht durchführen. Claudia entschloss sich, weitere Proben mit dem Backengreifer zu nehmen. Nach dem Mittag konnten wir eine weitere Probe an Deck holen. Danach konnten die Probennahmen aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen nicht fortgesetzt werden. Allerdings ist für morgen eine deutliche Verbesserung der Wetterlage vorhergesagt, so dass wir den morgigen Tag gleich mit einem Tauchgang des CHEROKEE beginnen wollen.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Marco und Lydia spülen eine Probe aus dem Sieb in die Aluschale (Foto: MARUM).

André macht Fotos von der Probe (Foto: MARUM).

Lydia und Marco kippen die Probe zum Schlämmen über die Siebe (Foto: MARUM).

Mittwoch, 07. Juli, 22:52 Uhr

Gleich nach dem Frühstück begannen die Vorbereitungen für eine weitere Probennahme mit dem Schwerelot. Im Container auf dem Achterdeck lagern die fünf Meter langen Kunststoffrohre, die in das Stahlrohr des Schwerelots geschoben werden. Um die ein Meter langen Teilstücke später in der richtigen Ausrichtung wieder aneinanderlegen und bearbeiten zu können, wird auf jedes Rohr zur Orientierung längs eine Linie gezeichnet.

Mark und Marco zeichnen die Linie auf das Kunststoffrohr (Foto: MARUM).

Marco und Mark bereiteten das Schwerelot vor und setzten zum Schluss den Kernfänger auf das untere Ende. Während die gewonnenen Kerne im Geo-Labor weiter bearbeitet wurden, bereiteten die beiden wieder die nächste Probennahme vor.
Schiffsposition
51° 20’ nördliche Breite, 12° 18’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Pollux Hügel und Poseidon Hügel
Wetter
leicht bewölkt
15, 3° C, Wind: 5 Beaufort

Der Kernfänger wird am unteren Ende des Schwerelotes angebracht und verhindert, dass die Probe auf dem Weg nach oben verloren geht (Foto: MARUM).

Mark und Marco schieben das Kunststoff in das Stahlrohr des Schwerelots (Foto: MARUM).

Wir konnten drei Kerne am Pollux Hügel aus Wassertiefen von 910 bis 945 Metern gewinnen. Das Aussetzen und Einholen sowie die weitere Bearbeitung der Kerne wurden mit der Videokamera gefilmt. Nach dem Mittagessen fuhren wir den Poseidon Hügel an. Dieser wurde erstmalig auf einer Ausfahrt im Jahre 2002 mit dem Forschungsschiff POSEIDON beprobt. Mit an Bord war damals auch André, der dem Hügel seinen Namen gab. Es wurden vier Proben an unterschiedlichen Stationen mit dem Backengreifer genommen.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Der Kernfänger wird noch mit Nägeln am Rohr gesichert (Foto: MARUM).

Marco und Mark schieben das Kunststoff in das Stahlrohr des Schwerelots (Foto: MARUM).

Das Ende des Schwerelots wird eingefettet, bevor der Kernfänger aufgesetzt wird (Foto: MARUM).

Eine Gitterbox ist bereits mit Kernen gefüllt (Foto: MARUM).

Dienstag, 06. Juli, 20:31 Uhr

Am Morgen war vom gestrigen guten Wetter nichts mehr zu spüren. Und ohne aus dem Bullauge zu schauen, konnte man schon am Seegang merken, dass ein Einsatz des Unterwasserfahrzeuges heute nicht möglich sein würde. Daher fuhren wir einen anderen Korallenhügel namens Pollux an, um dort Proben mit dem Backengreifer zu nehmen. Vom Topbereich und an der Westflanke des Pollux Hügels wurden – zum ersten Mal auf dieser Fahrt – lebende Lophelia-Korallen mit an Deck gebracht. Wir konnten insgesamt neun Proben aus verschiedenen Wassertiefen von 900 bis 980 Metern gewinnen.

Kieselschwämme aus einer Backengreifer-Probe (Foto: MARUM).

Sobald der Backengreifer an Bord gehievt wurde, stand schon die große Wanne für die Probe bereit. Im Gänsemarsch folgten die Wissenschaftler dann der Probe vom Arbeitsdeck zum Achterdeck, wo sie weiter bearbeitet wurde. Der Wind nahm über den Tag wieder zu und Wellen schwappten über das Deck, was manchen nasse Füße bescherte. Die nach ihrer Größe fraktionierten Proben wurden zum Trocknen in Aluschalen gefüllt und sollten mehrere Stunden in den Trockenschränken gelagert werden. Einer dieser Schränke fiel jedoch aus und der andere konnte die riesige Menge an Probenmaterial nicht fassen. Und so war das Labor rasch mit Aluschalen übersät.
Schiffsposition
51° 22’ nördliche Breite, 12° 06’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Pollux Hügel
Wetter
bewölkt
16, 3° C, Wind: 6 Beaufort

Der Backengreifer wird gespannt, bevor er zum Meeresboden gefiert wird (Foto: MARUM).

Die Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa tritt in Kolonien auf (Foto: MARUM).

Nach dem Abendessen wurde dann entschieden, die Proben über Nacht am wärmsten Platz an Bord, dem Maschinenraum, zu lagern. Zur Freude der anderen Fahrtteilnehmer – manche der Proben verströmten einen eigentümlichen Gestank. Anhand der heutigen Greiferproben wählte Claudia die Stationen am Pollux Hügel aus, an denen wir morgen Kerne mit dem Schwerelot nehmen werden. Für heute ist nun erst einmal Feierabend, den alle gemeinsam in der Messe verbringen, um das erste Halbfinalspiel der Fußball-WM zu sehen.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Die verkalkende Hydrozoe Pliobothrus gehört zu den Stylasteridae (Foto: MARUM).

Mit der Winde über dem Arbeitsdeck wird der Backengreifer zum Meeresboden herabgelassen. Das Schwerelot blieb heute festgezurrt an Deck (Foto: MARUM).

In Aluschalen werden die nach Größe fraktionierten Unterproben getrocknet (Foto: MARUM).

Montag, 05. Juli, 21:37 Uhr

Seit unserer Ankunft im Untersuchungsgebiet hatten wir heute die besten Wetterbedingungen überhaupt, die wir natürlich den ganzen Tag über für Probennahmen nutzten. An acht Stationen wurden Proben an einer bislang unbenannten Korallenhügel-Struktur genommen. Wir tauften den etwa 100 Meter hohen Hügel „Lions Head“ nach dem berühmten Berg in Kapstadt, weil sich dort am Samstag die deutsche Fußballmannschaft ins Halbfinale schoss.
Wir nahmen zunächst acht Proben mit dem Backengreifer in verschiedenen Wassertiefen von 730 bis 800 Meter. Dessen zwei Schaufeln werden gespannt, bevor das Gerät zum Meeresboden gefiert wird. Dort angekommen, schnappen die beiden Schaufeln bei Bodenkontakt automatisch zu und bringen die Probe sicher wieder an Bord. Hier wurden die Proben schon von den Kollegen des Senckenberg Instituts (SaM) mit leuchtenden Augen empfangen. Sie machten erst einmal Fotos der Proben sowie eine Bestandsaufnahme und notierten, was der Greifer alles ans Tageslicht gehievt hatte: Neben verschiedenen Arten von Kaltwasserkorallen fanden sich Würmer, Schnecken, Krebse, Schwämme, Seeigel und vieles mehr. Für weitere Untersuchungen im Labor wurden Proben entnommen, bevor der Rest über verschieden große Siebe gespült wurde – „geschlämmt“ wie wir es nennen. Die so in unterschiedlich große Fraktionen unterteilten Proben wurden dann für mehrere Stunden im Trockenschrank gelagert.

Neugierig wird die Probe von allen begutachtet (Foto: MARUM).

Da wir an jeder Station mit dem Backengreifer gleich beim ersten Versuch eine Probe gewinnen konnten, hatten wir diesen Teil des Arbeitsplanes rasch abgeschlossen. Als nächstes wurden an drei der acht zuvor beprobten Stationen Kerne mit dem Schwerelot genommen. Mit einer Ausbeute von insgesamt 14 Metern waren dies die ersten Korallenkerne, die wir auf unserer Reise gewinnen konnten. Nach Abschluss der erfolgreichen Probennahmen mit Backengreifer und Schwerelot schlug der Kapitän vor, das anhaltende gute Wetter für einen Tauchgang mit dem CHEROKEE zu nutzen. Die Tauchgänge waren eigentlich erst für morgen geplant, da dann aber schon wieder schlechteres Wetter aufziehen sollte, wurde nicht gezögert und das CHEROKEE nach einem Check aller Instrumente ins Wasser gelassen. Alle Fahrtteilnehmer fanden sich im Kontrollstand des Pilotenteams ein und konnten an den Bildschirmen verfolgen, wie das Gefährt in die Tiefe tauchte.
Schiffsposition
51° 20’ nördliche Breite, 11° 41’ westliche Länge
Porcupine Seabight, Lions Head Hügel
Wetter
sonnig
15, 4° C, Wind: 3 Beaufort

Der Backengreifer wird mitsamt der Probe zurück an Bord gehievt (Foto: MARUM).

Claudia bestimmt mit Hilfe einer Farbtafel für Sedimente die Farbnuance unserer Probe (Foto: MARUM).

Am östlichen Fuß des Lions Head konnten wir in etwa 810 Metern Wassertiefe den Meeresboden vor uns auftauchen sehen. Hier konnten wir besondere Steine, sogenannte „drop stones“, am Grund ausmachen. Sie sind ein Indikator für sehr starke Bodenströmungen, die auch die Piloten zu spüren bekamen: die Strömung am Meeresgrund war so stark, dass das CHEROKEE nicht seine vorgesehene Route nach Westen über den Hang des Korallenhügels abfahren konnte und verdriftet wurde. Auch wenn der Tauchgang abgebrochen werden musste, war dieser Tag dank der ergiebigen Probennahmen doch für alle Beteiligten ein großer Erfolg!

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

André und Lydia vor der Probe, die mit dem Backengreifer genommen wurde (Foto: MARUM).

Claudia notiert die erste Bestandsaufnahme der Backengreifer-Probe (Foto: MARUM).

André begutachtet eine Koralle mit der Lupe (Foto: MARUM).

Lydia sammelt Proben für weitere Analysen im Labor (Foto: MARUM).

Sonntag, 04. Juli, 23:11 Uhr

Der Morgen begrüßte uns wieder einmal mit unruhiger See. Nach einer kurzen Lagebesprechung auf der Brücke wurde beschlossen, heute nur die CTD-Sonde einzusetzen, da für die anderen Geräte die Dünung zu hoch war. Das Gerät wurde 08:45 Uhr ins Wasser gelassen und bis 15 Meter über den Meeresboden heruntergelassen, was an dieser Station fast 1000 Meter Wassertiefe entsprach. Dann wurde ein Messprogramm wie vorgestern gestartet, d.h. die Sonde wurde über 12 Stunden lang an derselben Stelle gehievt und gefiert. Die aufgezeichneten Parameter wie Salzgehalt und Temperatur geben Aufschluss über die verschiedenen Wasserkörper, die sich innerhalb eines Tidenzyklus sozusagen unter dem Schiff hin und her bewegen. Die Datenverarbeitung während der Messungen wurde wieder im Wechsel von verschiedenen Fahrtteilnehmern übernommen.

Blick auf den Bug (Foto: MARUM).

Fahrtleiterin Claudia schrieb in Abstimmung mit der Brücke den Arbeitsplan für den morgigen Tag, an dem uns laut Vorhersage endlich einmal besseres Wetter erwartet. Aber auch wenn der Wind schon stetig nachlässt, wird die Dünung vermutlich noch zu hoch sein für einen Einsatz des Unterwasserfahrzeuges. Daher sind Probennahmen mit dem Backengreifer geplant. Insgesamt soll das Gerät an acht verschiedenen Stationen Proben von der Oberfläche eines Korallenhügels an Deck bringen. Wir alle schauen voller Erwartung der morgigen Probennahme entgegen!

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!
Schiffsposition
51° 19’ nördliche Breite, 11° 38’ westliche Länge
Porcupine Seabight
Wetter
bewölkt
14, 8° C, Wind: 4 Beaufort

Blick aus dem Bullauge auf Kammer (Foto: MARUM).

Die POSEIDON von der Back aus gesehen (Foto: MARUM).

Einer von vielen Basstölpeln, die das Schiff begleiten (Foto: MARUM).

Samstag, 03. Juli, 21:28 Uhr

Heute Morgen hatte der Seegang so weit abgenommen, dass endlich Probennahmen mit dem Schwerelot möglich waren. Hierbei wurden mit einem Rohr Kerne aus dem Meeresboden herausgestanzt. Wir verwendeten ein sechs Meter langes Stahlrohr, das mit 1,2 Tonnen Gewicht beschwert war. Das Rohr wurde über eine Winde bis auf den Meersboden herabgelassen. Durch das Gewicht am oberen Ende des Rohres wurde dieses in den Meeresboden gedrückt. Der Kernfänger, eine Manschette am unteren Ende des Rohrs, schließt beim Hieven automatisch und verhindert so, dass das Sediment auf dem Weg nach oben verloren geht.

Das Schwerelot gefüllt mit Sediment zurück an Deck (Foto: MARUM).

Schiffsposition
51° 32’ nördliche Breite, 11° 36’ westliche Länge
Porcupine Seabight
Wetter
bewölkt
15, 8° C, Wind: 6 Beaufort

Das Schwerelot wird ins Wasser gelassen (Foto: MARUM).

Wieder an Deck wurde das Schwerelot festgezurrt und Sedimentreste von außen abgespült. Ein Kunststoffrohr innerhalb des Stahlrohres enthielt den ausgestanzten Sedimentkern. Mit einem Rohrschneider wurde der Kern in Segmente von je einem Meter Länge zerteilt. Die Teilstücke wurden mit Kappen verschlossen und beschriftet. Geöffnet und untersucht werden die Kerne erst im Labor in Bremen.

Götz und Marco zerteilen den Sedimentkern in Teilstücke von je einem Meter Länge. Markus hält schon die Kappen bereit, um die Teilstücke verschließen zu können. (Foto: MARUM).

Wie auf den Fotos zu sehen ist, hatten wir mit der heutigen Wetterlage alles andere als optimale Bedingungen für eine Probennahme mit dem Schwerelot. Doch dank der professionellen Navigation und der perfekten Zusammenarbeit von Brücken- und Decksmannschaft wurde der Schwerelot-Einsatz ein voller Erfolg! Fahrtleiterin Claudia freut sich über die sehr ergiebige Probennahme: Insgesamt wurden fünf Kerne aus verschiedenen Wassertiefen von 530 bis 950 Metern gewonnen. Zusammen ergeben sie 24 Meter Meeresablagerungen. Durch den vollen Einsatz aller konnten die Stationsarbeiten heute pünktlich abgeschlossen werden. Um 16:00 Uhr versammelten sich dann alle in der Messe, um dem WM-Spiel Deutschland – Argentinien beizuwohnen. Der Jubel über den Einzug der deutschen Mannschaft ins Halbfinale schallte weit auf den Atlantik hinaus.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Blick über den Bug bei rauer See (Foto: MARUM).

Marco spült Sedimentreste von außen ab (Foto: MARUM).

Claudia befestigt die Kappen mit Klebeband am Rohr ...

... und beschriftet die Kerne (Fotos: MARUM).

Freitag, 02. Juli, 22:15 Uhr

Heute Nacht erreichten wir endlich unser Untersuchungsgebiet in der Porcupine Seabight. Die Stationsarbeiten sollten morgens um 6:00 Uhr mit dem Einsatz der CTD-Sonde beginnen. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen musste der Start jedoch auf 10:00 Uhr verschoben werden. Die meisten Fahrtteilnehmer nutzten die Zeit bis dahin, um etwas Schlaf nachzuholen. Denn in der vergangenen Nacht wurden wir immer wieder durch die heftigen Schiffsbewegungen und die quietschenden und klappernden Geräusche, die diese verursachten, aus dem Schlaf gerissen.

Matrose Gent und Marco lassen das Gestell mit der CTD-Sonde – nun ohne Flaschen – ins Wasser (Foto: MARUM).

Schiffsposition
51° 21’ nördliche Breite, 11° 42’ westliche Länge
Porcupine Seabight
Wetter
bewölkt
15, 2° C, Wind: 6 Beaufort

Morgens um 6:00 Uhr war der Seegang noch zu stark, um die CTD-Sonde – im Gestell unten angebracht – einsetzen zu können (Foto: MARUM).

Etwas munterer als zuvor kamen wir dann gegen 10:00 Uhr für den zweiten Anlauf zur CTD-Messung zusammen. Da keine Wasserproben genommen werden sollten, wurden die Flaschen abgenommen und nur das leere Gestell mit der Sonde ins Wasser gelassen. Mit Hilfe einer Winde wird die Sonde bis in 850 Meter Wassertiefe herabgelassen (gefiert) und dann wieder bis auf zehn Meter unter der Wasseroberfläche heraufgezogen (gehievt). Wie ein Jojo wird die Sonde nun über einen ganzen Tidenzyklus hinweg gefiert und gehievt, während das Schiff seine Position hält. Die CTD-Sonde misst dabei kontinuierlich die Leitfähigkeit (conductivity) und die Temperatur (temperature) des Wassers sowie die Tiefe (depth). Aus diesen Parametern lassen sich der Salzgehalt und die Dichte des Wassers berechnen.

Matrose Ralf bedient die Winde, mit der die Sonde gehievt und gefiert wird (Foto: MARUM).

Im Wechsel arbeiten Marco, Markus und Mark mit dem Programm, das diese Daten aufzeichnet. Sie kontrollieren die Tiefe und geben die Kommandos zum Hieven und Fieren an den jeweiligen Seemann weiter, der die Winde bedient. Die Stationsarbeiten werden heute voraussichtlich gegen 23:00 Uhr abgeschlossen. Morgen früh sollen dann die ersten Korallenhügel untersucht werden.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Ein kurzer Schauer bescherte uns diesen wunderschönen Anblick am Abendhimmel (Foto: Lydia Beuck, SaM)

Markus und Mark kontrollieren stetig die Messungen der CTD-Sonde (Foto: MARUM).

Die Daten, die die CTD-Sonde misst, werden in diesem Programm aufgezeichnet und bearbeitet (Foto: MARUM).

Donnerstag, 01. Juli, 21:35 Uhr

Während der Nacht verschlechterte sich das Wetter und der Wind nahm weiter zu. Wellen von drei bis vier Metern Höhe ließen das Schiff stark schaukeln und raubten so vielen Fahrtteilnehmern den Schlaf. Zum Morgen hin beruhigte sich die See ein wenig und auch die Sonne kam wieder heraus. Die Wellen erreichten tagsüber immer noch Höhen von zwei bis drei Meter und schwappten häufig über das Deck.

Eine Welle schwappt über das Arbeitsdeck (Foto: MARUM).

Schiffsposition
50° 46’ nördliche Breite, 11° 35’ westliche Länge
Auf dem Weg ins Untersuchungsgebiet
Wetter
bewölkt
16,5° C, Wind: 6 Beaufort

Manche Wellen türmen sich so hoch auf, dass der Horizont nicht mehr zu sehen ist (Foto: MARUM).

Wir hoffen, dass die Dünung weiterhin abnimmt, damit dem Einsatz der Probennahme- und Messgeräte im Untersuchungsgebiet nichts mehr im Wege steht. Aufgrund der Wetterbedingungen verzögert sich unsere Ankunft in der Porcupine Seabight, die wir nun im Laufe der kommenden Nacht erreichen werden. Fahrtleiterin Claudia hat bereits einen Arbeitsplan für die nächsten Tage erstellt. Mit den Stationsarbeiten soll morgen früh um sechs Uhr begonnen werden. Als erstes Gerät soll die CTD-Sonde eingesetzt werden. Während sie über eine Winde bis auf etwa 800 Metern Wassertiefe herabgelassen wird, misst die Sonde kontinuierlich die Temperatur und die Leitfähigkeit des Wassers. Über die Leitfähigkeit wird dann der Salzgehalt bestimmt. Mark und Markus werden die Sonde im Wechsel über 12 Stunden hinweg bedienen und erhielten hierzu von Götz eine Einweisung zur Bedienung der Software.

Götz erklärt Marco, Markus, Mark (ja, wir denken bereits über Spitznamen nach) und Claudia die Programme zur Bedienung der CTD-Sonde (Foto: MARUM).

Wir alle können es kaum erwarten, die Porcupine Seabight zu erreichen und endlich mit dem wissenschaftlichen Programm beginnen zu können.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Auf der Brücke der POSEIDON (Foto: MARUM)

Kurs und Untersuchungsgebiet werden auf den Seekarten eingezeichnet (Foto: MARUM).

Mittwoch, 30. Juni, 21:00 Uhr

Bei schönstem Wetter setzt die POSEIDON ihre Fahrt zur Porcupine Bucht vor der Küste von Irland fort. Fahrtleiterin Claudia Wienberg legte zusammen mit den Kollegen vom Senckenberg Institut die Strecken für die Tauchgänge des CHEROKEE fest. Anhand von bathymetrischen Karten, die die Höhenunterschiede des Meeresbodens zeigen, können die Wissenschaftler die einzelnen Korallenhügel ausmachen, die der Tauchroboter erkunden soll. Die vorgesehenen Wegstrecken werden in die Karten gezeichnet und mitsamt den Koordinaten an die Piloten des CHEROKEE weitergegeben.

Claudia und Lydia legen anhand bathymetrischer Karten die Wegstrecken fest, die das Unterwasserfahrzeug CHEROKEE abfahren soll (Foto: MARUM).

Am Vormittag kam es in der Biscaya zu einem unvorhergesehenen Stopp, als vor der POSEIDON Auftriebskörper und eine Art Verankerung auftauchten. Das Schiff wurde gestoppt, um alles zu bergen. Es handelte sich um die Überreste eines Fischernetzes. Teile des Stricks wurden gleich für die Wissenschaft sichergestellt, da sie mit Hydrozoen und Entenmuscheln besiedelt waren, die unter dem Mikroskop genauer untersucht wurden.

André und Markus schneiden Stücke des geborgenen Strickes ab, um die daran haftenden Organismen zu untersuchen (Foto: MARUM).

Schiffsposition
47° 16’ nördliche Breite, 10° 51’ westliche Länge
Auf dem Weg ins Untersuchungsgebiet
Wetter
bewölkt
19,4° C, Wind: 6 Beaufort

Diese Markierung hatte sich vermutlich losgerissen und trieb nun auf die POSEIDON zu (Foto: MARUM).

Matrose Pedro und Bootsmann Joachim bergen die Auftriebskörper, die sich als Überreste eines Fischernetzes entpuppen (Foto: MARUM).

Entenmuscheln und Hydrozoen haften an dem geborgenen Strick (Foto: MARUM).

Da uns nach der Wettervorhersage morgen ein Tief erwartet, nutzte das Pilotenteam das derzeitig gute Wetter und den unvorhergesehenen Stopp, um einen ersten Test-Tauchgang mit dem CHEROKEE durchzuführen. Nach einem Check aller Instrumente wurde der Tauchroboter mit dem Schiffskran ins Wasser gelassen und dann vom Kontrollstand aus gesteuert. Das Gerät funktionierte einwandfrei und wurde nach seinem Tauchgang an Bord gehievt und für die Weiterfahrt wieder auf dem Arbeitsdeck festgezurrt. Danach setzte die POSEIDON ihren Weg ins Untersuchungsgebiet fort, das wir voraussichtlich morgen Abend erreichen werden.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Pedro und Joachim setzen den Tauchroboter CHEROKEE aus (Foto: MARUM).

Vom Kontrollstand aus steuert Götz das CHEROKEE (Foto: MARUM).

Dienstag, 29. Juni, 23:45 Uhr

Die 400. Fahrt des Forschungsschiffes POSEIDON startete in Vigo an der spanischen Atlantikküste. Sieben der insgesamt neun Fahrtteilnehmer waren bereits am Wochenende angereist und haben gestern das vorausgeschickte Equipment aus den Containern geräumt. Die Labore an Bord wurden bestückt und Probennahmegeräte auf dem Arbeitsdeck aufgebaut. Das Pilotenteam des Unterwasserfahrzeuges CHEROKEE machte das Gerät und dessen Steuerstand startklar.

Delphine begleiten uns ein Stück des Weges (Foto: MARUM)

Heute morgen dann verließ die POSEIDON bei Sonnenaufgang den Hafen von Vigo und machte sich auf den Weg zum Untersuchungsgebiet vor der Küste von Irland. Bei guter Wetterlage werden wir das Gebiet am Donnerstag erreichen und gleich mit einem Test-Tauchgang des CHEROKEE beginnen.
Schiffsposition
44° 16’ nördliche Breite, 09° 51’ westliche Länge
Auf dem Weg ins Untersuchungsgebiet
Wetter
wolkenloser Himmel
18,6° C, Wind: 2 Beaufort

Ausfahrt aus dem Hafen von Vigo bei Sonnenaufgang (Foto: MARUM).

Götz, Claudia und André mit Rettungswesten beim Sicherheitstraining (Foto: MARUM).

Beim Sicherheitstraining erklärte der erste Offizier allen Fahrtteilnehmern die Sicherheitsregeln an Bord und die Vorgehensweise im Ernstfall. Beim Übungsalarm mussten alle ihre Rettungswesten anziehen und sich am Sammelplatz auf dem Arbeitsdeck einfinden.
Nach der Einweisung nutzen die Fahrtteilnehmer die Zeit, um Geräte einzustellen und letzte Vorbereitungen für die Probennahmen zu treffen.

Grüße von allen Fahrtteilnehmern an Bord der POSEIDON!

Lydia und Götz stellen die Mikroskopkamera im Labor ein (Foto: MARUM).

Das Forschungsschiff POSEIDON im Hafen von Vigo (Foto: MARUM).