Logo Universitat Bremen
Die Inhalte dieser Seite sind leider nicht auf Deutsch verfügbar.
Seitenpfad:

Logbuch MSM 15/2

Logbuch MERIAN Mai-Juni 2010

Mit der MARIA S. MERIAN im Schwarzen Meer

Das Forschungsschiff MARIA S. MERIAN führt es auf seiner 15. Reise erstmals ins Schwarze Meer. Auf dem zweiten Fahrtabschnitt der Reise, vom 10. Mai bis 03. Juni, untersucht ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung von Professor Gerhard Bohrmann Gasaustritte am Meeresboden. Mit Hilfe des Tauchroboters MARUM-QUEST können die Forscher Untersuchungen am Meeresgrund durchführen, Proben sammeln und Fotos und Videos der Unterwasserlandschaft machen. Ebenfalls mit an Bord ist das autonome Unterwasserfahrzeug SEAL 5000, mit dem die Wissenschaftler den Meeresboden vermessen.

In einem Logbuch berichten die Fahrtteilnehmer über die Arbeiten und das Leben an Bord des Forschungsschiffes (siehe unten).

Haben Sie Fragen an die MARUM-Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffes? Schreiben Sie uns einfach eine Mail:

Dienstag, 1. Juni 2010, 20:30 Uhr

Schiffsposition:
39° 52’ nördliche Breite, 25° 43’ östliche Länge
Ionisches Meer

Wetter:
20°C, nordwestliche Winde 5 Beaufort

Mittlerweile haben wir sowohl das Marmarameer als auch die landschaftlich reizvollen Dardanellen passiert. Der Sonnenschein hat uns ab mittags ziemlich im Stich gelassen, aber da wir alle im Moment hauptsächlich unter Deck arbeiten, bekommen wir von dem Wetter draußen ohnehin nicht viel mit. Berichte wollen geschrieben werden, Geräte sind zu verpacken und in die Container zu verstauen

Das Arbeitsdeck ist aufgeräumt; die Container aus dem Schiffsinneren sind schon nach draußen gekrant und stehen an Deck gelascht, für den Umschlag im Zielhafen bereit (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Seit mehreren Stunden drehen wir nun Kreise und fahren Achten im Ionischen Meer, da das Flachwasserecholot neu kalibriert werden muss. Extra hierfür ist gestern Abend noch ein Techniker in Istanbul an Bord gekommen. Morgen werden wir gegen Mittag den Hafen bei Athen erreichen. Dort werden unsere sieben Container verladen und auf den Weg nach Hause geschickt. Wir werden das Schiff am Donnerstag verlassen und nach Deutschland fliegen. Bis dahin wird fleißig am Fahrtbericht gearbeitet.

Es grüßen im Namen aller ein letztes Mal

Kerstin Lange und Gerhard Bohrmann

Der letzte Abend auf See ist bei vielen mit Emotionen verbunden. Einige sind froh, ihre Familie und Kinder wieder zu sehen, andere sind noch so von den Erlebnissen der letzten Wochen eingenommen und würden am liebsten noch länger an Bord bleiben. (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Auch die Kammern sehen zunehmend aufgeräumt aus (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Unsere letzten überlebenden blinden Passagiere freuen sich bestimmt auf den nächsten Hafen (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Die blaue Moschee und die Hagia Sofia in Istanbul vom Wasser aus gesehen (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen)

Nun liegen wir bei der Reede von Istanbul und warten seit einiger Zeit auf den Techniker, der zur Kalibrierung des Flachwasserfächerecholots hier an Bord kommen soll. Dieses Lot wird auf der nächsten Reise benötigt und soll während unserer Weiterfahrt in der Ägäis noch kalibriert werden. Heute Nacht werden wir dann das Marmarameer durchfahren.

Es grüßen im Namen aller

Kerstin Lange und Gerhard Bohrmann

Mittlerweile befinden wir uns in türkischen Gewässern. Neben der deutschen Flagge und der Fahne der Reederei sind die türkische Gastlandsflagge sowie die gelbe „Pestflagge“ zu setzen, da wir nicht einklariert haben. Wir sind ja nur auf Transit nach Griechenland (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Dreharbeiten an Deck: Marcel Zarrouk filmt Miriam Römer (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Der Lotse klettert über die Strickleiter an Bord. Gleich beginnt die Passage durch den Bosporus (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

 

Montag, 31. Mai 2010, 20:30 Uhr

Schiffsposition:
40° 58’ nördliche Breite, 28° 56’ östliche Länge
Reede südlich von Istanbul

Wetter:
21°C, südliche Winde 2 Beaufort

Der Transit durch das Schwarze Meer Richtung Südwesten bescherte uns eine nette Grillabschiedsparty im Hangar und auf dem Arbeitsdeck. Extra für uns gab es zusätzlich noch einen schönen Sonnenuntergang und diverse Delphine, die uns auf unserem Weg grüßten.

Das AUV ist nach vielen Einsätzen an Deck gelascht. (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Morgens erreichten wir dann die Warteposition an der nördlichen Einfahrt des Bosporus. Da dieser nur im Einbahnverkehr passiert werden kann, verzögerte sich unsere Weiterfahrt bis mittags. Nachdem der Lotse an Bord war, ging es dann durch die historisch bedeutende Meerenge. Viele türkische Nationalflaggen, Moscheen und Minarette waren beidseits des Ufers zu sehen. An der südlichen Ausfahrt des Bosporus erreichten wir Istanbul – ein beeindruckender Anblick von See aus!

Die Maria S. Merian bei glatter See und Sonnenuntergangsstimmung (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Sonntag, 30. Mai, 12:30 Uhr

Schiffsposition:
43° 34’ nördliche Breite, 33° 33’ östliche Länge
Transit zum Bosporus

Wetter:
20°C, südwestliche Winde 2 Beaufort

Die geplanten Schwerelot- und Autoklavprobennahmen wurden aufgrund des AUV-Ausfalls dann alternativ auf der vorherigen Position durchgeführt, wo nun mittlerweile eine vorprozessierte Mikrobathymetriekarte vorlag, die sehr gezielte Einsätze ermöglichte.

Bereits beim Aufholen des Schwerelots ist die Blasenentwicklung sichtbar. Dies deutet auf sich zersetzende Gashydrate hin. Gleich muss es schnell gehen! (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Zuerst erfolgte der Einsatz des Schwerelots. Die Aufregung war groß, als sich bereits beim Heraufholen des Geräts eine starke Blasenbildung an der Wasseroberfläche abzeichnete. Dies ist auf Gashydrate zurückzuführen, die sich durch den sinkenden Druck bei abnehmenden Wassertiefen auflösen. Nachdem das Lot dann endlich sicher an Bord angelascht war und wir den Sedimentkern aus dem Rohr gezogen hatten, musste alles sehr schnell gehen. Der Kern wurde der Länge nach aufgeschnitten und nach Gashydratstückchen untersucht, die dann, in beschriftete Stoffbeutelchen verpackt, sofort in flüssigen Stickstoff gelegt wurden, um den Auflösungsprozess in der Umgebungstemperatur zu stoppen. Wir freuten uns über den erfolgreichen letzen Einsatz des Schwerelots auf dieser Reise!

Michael Reuter, Ralf Rehage, Norbert Bosselmann und Daniel Hüttich freuen sich über das erfolgreiche Aussetzen von ROV QUEST (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Nach dem Autoklavkolbenlot erfolgte dann der letzte nächtliche Einsatz des ROV. Nachdem sämtliche geplante Untersuchungen abgeschlossen waren, hatte unser Pilot, Volker Ratmeyer, um Mitternacht noch einen Marker mit dem ferngesteuerten Arm des ROV am Meeresgrund auszusetzen. Zwar kam ihm die Lokation für diesen Marker komisch vor, doch er ahnte nichts… Das Team hatte ihm einen „Geburtstagsmarker“ mit dem ROV in die Tiefe geschickt, so dass er seinen persönlichen Marker bei etwa 1700 Meter Wassertiefe auf dem Meeresgrund aufstellen durfte! Ob er diesen wohl einmal später wieder „besuchen“ kann?

ROV QUEST taucht ab. Für die nächsten 10 Stunden wird es auf dem Meeresboden diverse Proben entnehmen und Fotos und Filme aufnehmen (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Mit dem Auftauchen des ROV endeten nun auch unsere Stationsarbeiten. Jetzt sind wir schon auf dem Transit Richtung Bosporus, um rechtzeitig unseren Zielhafen Pireaus bei Athen zu erreichen.

Es grüßen im Namen aller

Kerstin Lange und Gerhard Bohrmann

Die einzelnen Bewegungen und Arbeitsschritte des ROV QUEST 4000 können in mehreren Laboren beobachtet werden. Hier sehen wir die Darstellung im Hangar auf einer Großbildleinwand (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Thomas Pape öffnet das Kunststoffrohr mit dem Sedimentkern (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Valentina Blinova und Kerstin Lange sind begeistert! Wir suchen nach Gashydraten, um sie schnell in flüssigen Stickstoff zu legen (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Die weiße Substanz im grauen Sediment: dies sind Gashydrate! (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Das ROV QUEST 4000 wird auf seinen Einsatz vorbereitet; Volker Ratmeyer klettert auf das Fahrzeug (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Ralf Rehage überwacht das Kabel bei dem Abtauchvorgang des ROV (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Unser Foto- und Kamerateam zeichnet den Start des ROV-Tauchgangs auf (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Samstag, 29. Mai, 15:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 25’ nördliche Breite, 35° 20’ östliche Länge
Westlicher Sorokin Trog, Odessa Schlammvulkan

Wetter:
21°C, südliche Winde 2 Beaufort

Nach dem gestrigen Transit zu einer neuen Lokation mit Gasaustritten, die vermutlich an eine Störungszone gebunden ist, führten wir dort nachmittags zunächst einen AUV-Tauchgang zur Vermessung der Mikrobathymetrie durch. Dieser Geräteeinsatz sollte immer vor dem Einbrechen der Dunkelheit abgeschlossen sein, damit das AUV leichter an der Wasseroberfläche wiedergefunden und an Bord gehievt werden kann. Es fährt, ohne Kabel-Verbindung zum Schiff, einen vorprogrammierten Kurs auf dem Grund ab. Danach taucht es eigenständig wieder auf und muss mit einem kleinen Motorboot wieder „eingefangen“ werden.

Carmen Friese und George Komakhidze entziehen dem Sedimentkern das Porenwasser in unterschiedlichen Tiefen (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Im Anschluss sind wir zu unserem Schlammvulkan gefahren, der bisher keinen Namen hatte. Nach langer Überlegung haben wir ihn nun „Helgoland Schlammvulkan“ getauft. Jetzt ist es also nicht mehr falsch zu behaupten, dass Helgoland im Schwarzen Meer liegt! Dort führten wir einen nächtlichen ROV-Tauchgang durch, mit dem Ziel, Gas- und Schlammproben zu sammeln und weitere Foto-Mosaike zu machen. Dies sind Bilder des Meeresbodens, die sich aus dem Zusammensetzen von vielen kleinräumigen Fotos ergeben.

In einer Kreisformation hakt man sich ein, damit keiner der Übenden wegdriften kann. Ein ausgesetztes Rettungsboot überwacht die Übung in ständiger Bereitschaft (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Nach einem kurzen Transit erreichten wir den Odessa Schlammvulkan. Dort sollte heute morgen eine AUV-Vermessung durchgeführt werden, um für einen anschließenden Tauchgang sowie eine Beprobung mit Schwerelot und Autoklavkolbenlot mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Leider machte das AUV auf seinem letzten geplanten Tauchgang wieder Mucken und wir haben nach einigen Abtauchversuchen den Tauchgang abgesagt.

Es grüßen im Namen aller

Kerstin Lange und Gerhard Bohrmann

Mit einem neuen Bergungsgerät können Personen in horizontaler Lage aus dem Wasser kreislaufschonend geborgen werden können (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Yann Marcon und Kerstin Lange bringen die Thermometer an verschiedenen Tiefen des Kolbenlots an, um Temperaturprofile des Meeresbodens zu erhalten (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Die Besatzung führt eine Rettungsübung mit feiwilligen Crewmitgliedern durch. Eingepackt in Überlebensanzügen springen die Freiwilligen nacheinander ins Wasser (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Mit Füßen beim Nachbarn eingehakt wirkt die Längsformation fast wie ein Ruderboot. Die Person am Kopf gibt den Takt der Armbewegungen vor und so wird durch synchrone Bewegungen der Arme fast wie in einem Ruderboot gerudert. Selbst die Steuerung durch koordinierte Bewegung nur einer Armreihe funktioniert (Foto: Eberhard Kopiske, MARUM, Bremen).

Freitag, 28. Mai, 07:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 32’ nördliche Breite, 35° 78’ östliche Länge
Westlicher Sorokin Trog auf dem Weg zu einer neuen Site

Wetter:
19°C, südöstliche Winde 2 Beaufort

Die letzten 24 Stunden haben wir am Kerch Flare viele Untersuchungen des Meeresbodens durchgeführt. Gleich morgens um 7 Uhr starteten wir mit unserem AUV, um ein vorher definiertes Gebiet kartieren zu können. Die Ergebnisse sind hervorragend; die Wissenschaft ist zur Zeit sehr daran interessiert, Ergebnisse solcher mikrobathymetrischen Vermessungen in den Händen zu halten!

Vor dem ROV- Tauchgang werden die wissenschaftlichen Geräte am Fahrzeug sehr genau überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Währenddessen bereitete sich das Team, das für den Gravity Corer (Schwerelot) verantwortlich ist, auf seinen Einsatz vor. Sobald das AUV wieder aufgetaucht war, wurde das Schwerelot ins Wasser gelassen. Als dieses dann wieder an Deck war, erfolgte der Einsatz des TV-Schlittens, um uns einen Überblick über die derzeitige Aktivität der Gasblasenströme zu verschaffen. Hierzu wurde neben der Kamera auch ein Sonar erfolgreich eingesetzt; wir konnten die Flares sehr gut identifizieren und aufzeichnen.

Das ROV QUEST 4000 entfernt sich vom Schiff und zieht das Strom- und Datenkabel mit den gelben Auftriebskörpern hinter sich her (Foto: Miriam Römer, MARUM, Bremen).

Am frühen Abend stand dann der nächste ROV-Tauchgang auf dem Programm; in mehreren Einsatzschichten arbeiteten wir die ganze Nacht hindurch. Wir stellten fest, dass ganz andere Gebiete aktiv waren als bei unserem letzten Einsatz, welches eine Quantifizierung der Methanaustritte nicht vereinfacht.

Heute früh um 5 Uhr morgens ging es ohne Verzögerung mit dem Autoklavkolbenlot (DAPC) weiter, nachdem wir nun auf dem Transit zur nächsten Station sind.

Es grüßen im Namen aller

Kerstin Lange und Gerhard Bohrmann

Carmen Friese, Kerstin Lange und Jan-Hendrik Körber untersuchen den frisch aus dem Wasser gezogenen Sedimentkern auf Gashydrate (Foto: Eberhard Kopiske).

ROV QUEST 4000 wird über den A-Rahmen am Heck des Schiffes ins Wasser gebracht (Foto: Miriam Römer, MARUM, Bremen).

Eine der beiden Steuerkonsolen des Remotely Operated Vehicle (ROV) im Steuercontainer Foto: Dimitriy Evtushenko).

Die beiden ROV-Piloten Ralf Rehage und Daniel Hüttich an ihrem Arbeitsplatz im Steuercontainer des Tauchroboters (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Hoang Anh Mai, Daniel Hüttich und Volker Ratmeyer bei der Anpassung von Payload vor einem ROV-Tauchgang (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Carmen Friese und Marcel Zarrouk machen Foto- und Filmaufnahmen von der MARIA S. MERIAN und dem Aussetzen des ROV QUEST 4000 von einem kleinen Gummiboot aus (Foto: Miriam Römer, MARUM, Bremen).

George Komakhidze feiert seinen Geburtstag an Bord (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Mittwoch, 26. Mai, 14:00 Uhr

Schiffsposition:
43° 22’ nördliche Breite, 38° 22’ östliche Länge
Auf dem Transit zwischen Georgien und Ukraine im östlichen Schwarzen Meer

Wetter:
19°C, südliche Winde 4 Beaufort

Gestern kam für uns eine große Überraschung. Wir waren am Tage zuvor in unserem neuen Arbeitsgebiet in Georgien angekommen und hatten sogleich mit den Arbeiten begonnen. Gerade diesen Teil der Forschungsarbeit hatten wir sehr genau vorbereitet: auf dem Kobuleti Rücken wollten wir im Batumi Seepgebiet und an den Ölaustrittstellen bei Pechori und Colkheti vieles an Methoden neu ausprobieren, um den Gasfluss dieser Quellen zu quantifizieren. Obwohl wir eine offizielle Forschungsgenehmigung hatten, wurden wir von georgischer Seite aufgefordert, keine Forschungsarbeiten zu Gas und Gashydraten durchzuführen. Die deutsche Botschaft war am Dienstag deshalb sehr aktiv und hat versucht mit dem georgischen Außenministerium noch eine Erlaubnis zu erwirken. Da es nicht abzusehen war, wann und ob wir überhaupt noch mit einer solchen Erlaubnis hätten rechnen können, haben wir entschieden, wieder zu unserem ersten Forschungsgebiet in der Ukraine zurück zu kehren.

Vorbereitung verschiedener Geräteeinsätze im Hangar (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Schweren Herzens haben wir uns dazu entschlossen; die große Enttäuschung war einigen Gesichtern der Expeditionstruppe anzusehen. Heute haben wir dann intensiv einen Plan besprochen, wie wir die letzten 3 Tage unserer Expedition in der Ukraine verbringen und weiterhin sehr gute Forschung machen können. Dabei klarten sich einige Gesichter wieder auf. Auch in der Ukraine haben wir noch sehr spannende Dinge vor, die uns bei den Erkenntnissen zu den Gasaustritten weiter voran bringen werden. Zurzeit durchfahren wir den russischen Sektor des Schwarzen Meeres und werden gegen 22 Uhr das ukrainische Hoheitsgebiet erreichen. Wir planen im Bereich südlich der Kertsch Straße mit Profilen heute Nacht nach weiteren Gasaustrittsstellen zu suchen und morgen mit einem AUV-Tauchgang früh zu beginnen. Die Vorbereitungen liefen dazu schon den ganzen Tag über.

Es grüßen im Namen aller

Kerstin Lange und Gerhard Bohrmann

Heiko Sahling baut sein neues autonomes Scanning-Modul auf. Dieses wird eingeklappt vom ROV QUEST mit zum Meeresboden genommen, dort ausgeklappt und kann je nach Einstellung viele Tage am Meeresboden Gasaustritte registrieren (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Blick in die Elektronikwerkstatt mit Michael Maggiulli, dem Systemoperator (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Fächerecholotkonsole bei der Vermessung des Meeresbodens (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Heiko Sahling and Carmen Friese in der Lotzentrale (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Dienstag, 25. Mai, 19:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 57’ nördliche Breite, 41° 6’ östliche Länge
Colkheti, georgische Gewässer vor Batumi

Wetter:
19 °C, 0 Beaufort

Heute waren wir richtig fleißig! Nachdem das ROV von seinem nächtlichen Einsatz wieder an Bord gehievt war, wurde gleich morgens um 7 Uhr das Autoklavkolbenlot (DAPC = Dynamic Autoclave Piston Corer) in die Tiefe gelassen. Dieses dient dazu, einen Sedimentkern aus dem Meeresboden zu holen, der unter dem dort vorherrschenden Druck zur Oberfläche gebracht wird. Kerne die nicht in Autoklaven geborgen werden, verlieren durch die Druckentlastung den größten Teil ihres Gases und Gashydrate zersetzen sich. An Bord wird dieses Gerät kontrolliert entgast; die Gasproben, die bei unterschiedlichen Drücken entnommen werden, können später auf ihre Zusammensetzung und Methangehalte untersucht werden.

Das AUV wird angehievt – Norbert steuert den Kran (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Im Anschluss wurde das AUV (Autonomous Underwater Vehicle) startklar gemacht. Nach einer Kalibrierung konnte das quitschgelbe Fahrzeug dann zu Wasser gelassen werden, von wo aus es selbstständig abtauchte und bis zum Abend auf seinen vorprogrammierten Bahnen entlangfuhr und die Topographie des Meeresbodens für die Erstellung einer Bodenreliefkarte aufnahm.

Das AUV „paddelt“ munter drauf los (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Jan-Hendrik erfreute sich diverser Ölspuren und wurde dann mit Thomas mit dem Dinghi, einem kleinen aufgeblasenen Gummi-Motorboot, ausgesetzt, um Wasser- und Ölproben zu entnehmen. Das Öl kommt aus natürlichen Quellen und steigt vom Meeresgrund auf.

Jan-Hendrik Körber, Thomas Pape und Johannes Werther nehmen Ölproben von den Schlieren, die wir an der Wasseroberfläche sehen können. Das Öl kommt aus natürlichen Quellen vom Meeresboden und gelangt mit den Gasblasen an die Oberfläche (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Jetzt haben wir unsere heutige Station verlassen und sind wieder auf dem Weg zum Batumi Seep Gebiet, wo wir heute Abend das ROV aussetzen werden, um einige Geräte einzusammeln, die wir im letzten Tauchgang dort abgestellt hatten, um Blasenentwicklungen und Methanhydratentstehungen am Meeresboden untersuchen zu können.

Es grüßt im Namen aller

Kerstin Lange

Der DAPC wird wieder an Bord gehievt. In seinem Inneren herrschen weit über 100 bar (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Das AUV-Team (Gerrit Meinecke, Eberhard Kopiske, Jens Renken) bereitet seinen Einsatz vor (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Paul Wintersteller und Eberhard Kopiske überwachen den AUV-Tauchgang (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Jens Renken kontrolliert die Tauchbahnen des AUVs, welches auf mehr als 1000 Meter Tiefe seinem vorprogrammierten Kurs folgt (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Nach seiner langen Mission wird das AUV wieder an Bord gehievt. Im Hintergrund sind die schneebedeckten Berge Georgiens zu sehen (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Montag, 24. Mai, 18:00 Uhr

Schiffsposition:
42° 06’ nördliche Breite, 41° 8’ östliche Länge
Georgischer Kontinentalrand vor Batumi

Wetter:
19 °C, südwestliche Winde 3 Beaufort
Schwacher Wind

Nachdem gestern Abend das Posidonia System neu kalibriert worden war, ging es schließlich auf den etwa 24-stündigen Transit nach Georgien. Auf unserem Weg führten wir kontinuierlich Parasound-Messungen zur Aufnahme des Meeresbodens, tieferen Sedimentschichtungen und Gasaustritten durch. Nur bei der Passage des russischen Sektors mussten wir sämtliche Aufzeichnungen aussetzen, da wir hier keine Genehmigung beantragt hatten.

Carmen Friese sammelt Porenwasser in dem Sedimentkern und überprüft das Vakuum in der Spritze (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Nach einer sonst ruhigen Nacht steht der heutige Tag bei leichtem Seegang zum einen im Zeichen der Nachbereitung des gestrigen Tauchgangs und der Schwerelotauswertungen. Zum anderen sind die Aktivitäten der heutigen Nacht und der nächsten Tage vorzubereiten. Soeben haben wir die nächste Station erreicht, das „Batumi Seep Gebiet“, bei dem in vorherigen Expeditionen viele Flare-Cluster nachgewiesen werden konnten. Dies sind mehrere Blasenströme, die am Meeresgrund aufsteigen, sozusagen Whirlpools am Meeresgrund. In eineinhalb Stunden ist der nächste ROV-Tauchgang geplant; vielleicht kann ich morgen ja wieder über erfolgreiche Messungen und Entdeckungen berichten!

Es grüßt im Namen aller

Kerstin Lange

Yann Marcon bereitet diverse Gasblasensammler für den heutigen ROV-Tauchgang vor. Die Temperatur des eingefangenen Gases kann bereits auf dem Meeresgrund gemessen werden. Zusammensetzung und mögliche Ölbestandteile werden dann an Bord untersucht. In einem Experiment soll ein Gasblasensammelbehälter am Grund abgesetzt werden, um zu sehen, ob sich darin nach einigen Tagen Gashydrate gebildet haben werden (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Valentina Blinova analysiert die mit dem Gasblasensammler eingefangenen Blasen des letzten ROV-Tauchgangs. Hierzu muss die Probe zunächst entgast werden. Hier an Bord wird bereits die molekulare Zusammensetzung analysiert; später in Bremen wird dann die isotopische Zusammensetzung der einzelnen Gasbestandteile untersucht, um Aussagen über den Ursprung des Gases (thermogen oder biogen) treffen zu können (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Thomas Pape entzieht den Wasserproben, die in unterschiedlichen Wassertiefen gezogen wurden, das Gas mit einer Vakuumpumpe. Anschließend kann er untersuchen, inwieweit sich die Methangaskonzentration in der Meeressäule verändert (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Miriam Römer und Jan-Hendrik Körber besprechen die Daten der Parasoundaufzeichnungen (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Paul Wintersteller bereitet die Karte für den heutigen ROV-Tauchgang vor (Foto: Kerstin Lange, ISL, Bremen).

Pfingstsonntag, 23. Mai, 14:30 Uhr

Schiffsposition:
44° 18’ nördliche Breite, 34° 59’ östliche Länge
Namenloser Schlammvulkan im Sorokin Trog vor der Ukraine

Wetter:
19 °C, nordnordöstliche Winde 1 Beaufort
Leichter Wind

Am 22. Mai verließ MARIA S. MERIAN Sewastopol und war bereits nachmittags wieder im Arbeitsgebiet des westlichen Sorokin Troges. Bei Sonnenschein und leichtem Wind wurde am Abend die erste Station zur Untersuchung des namenlosen Schlammvulkans geplant. Hier führten wir, der von Miriam Römer erstellten Positionskarte und der vom AUV-Team visualisierten hochauflösenden bathymetrischen Karte folgend, einen 8-stündigen ROV-Tauchgang im inneren Ring des Schlammvulkans durch. Unser Ziel bestand in dem Aufspüren und Analysieren von Gasaustritten am Meeresgrund, die bereits durch frühere Untersuchungen nachgewiesen wurden. Die Ausdauer des Teams wurde belohnt: Fasziniert konnten wir Eruptionen, große Gasblasen und den Überlauf von Schlamm am Vulkanrand in fast 2100 m Tiefe über die HD-Kamera verfolgen.

Das ROV QUEST 4000 wird für den nächtlichen Tauchgang vorbereitet (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Zudem wurden zwei Gasproben entnommen und mit dem Temperatur-Stick die Temperaturverteilung im Schlammbecken gemessen. Der gefundene Schlammfluss ähnelt Schlammflüssen von Vulkanen an Land. Unseres Wissens nach sind aber solche Schlammbewegungen, die durch Gasblasenaustritte beschleunigt werden, bisher noch niemals in 2000 m Wassertiefe nachgewiesen worden. Dass wir dies tun können, haben wir den hochentwickelten Bremer Tauchgeräten zu verdanken.

Nun müssen wir nur noch einen Namen für „unseren“ Vulkan finden!

Es grüßt im Namen aller

die frisch in Sewastopol zugestiegene Kerstin Lange

Gerhard Bohrmann beobachtet den Kranvorgang und erklärt Kerstin Lange den Ablauf und die Herausforderungen des ROV-Tauchganges (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Konzentriert steuert Daniel Hüttich die Winde für das Aussetzen des ROV QUEST 4000 und hält das Strom- und Datenkabel unter Spannung (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau).

Daniel Hüttich überwacht den Tauchvorgang. Jens Renken, Gerrit Meinecke und Klaus Dehning schauen den Aktivitäten auf dem Arbeitsdeck von der Zuschauertribüne zu. Fast so spannend wie das Championsleague-Spiel am heutigen Abend, aber im Gegensatz hierzu mit einem sehr erfolgreichen Ausgang! (Foto: Valentina Blinova, MSU, Moskau)

Das ROV wird bei optimalen Wetterbedingungen ausgesetzt (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

An dem obersten Schwimmkörper wird eine weitere Posidonia-Antenne für die genaue Positionsbestimmung einer definierten Kabelstrecke montiert (Foto: Yann Marcon, MARUM, Bremen).

Freitag, 21. Mai, 21:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 35’ nördliche Breite, 33° 30’ östliche Länge
Im Hafen von Sewastopol

Wetter:
19°C, windstill und sonnig

Auch dieser Tag stand im Zeichen des Schiffsbesuchs. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Vertretung von Ministerialrat Michael Schlicht nahm den Besuch von MARIA S. MERIAN ebenfalls zum Anlass, um zu einem Workshop „Deutschland – kompetenter Partner in der Meeresforschung“ am IBSS einzuladen. Dazu waren auch Vertreter der wichtigsten Meeresforschungsinstitute aus Deutschland angereist. Deutsche und ukrainische Forscher stellten ein breites Spektrum an Meeresforschungsaktivitäten vor und diskutierten neue Optionen der Zusammenarbeit.

Das A.O. Kovalevskey Institut der Biologie der Südmeere ist eines der ältesten marinen Forschungseinrichtungen. Die biologische Station wurde 1871 als die erste in Russland und als dritte in Europa gegründet und hat bis heute hohe Reputation in der Forschung. Daneben ist das Aquarium mit seiner speziellen Ausrichtung ein Anziehungspunkt für Interessierte (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Weiterhin war das Schiff Anziehungspunkt für hochrangige Besucher. So besuchten der Bürgermeister Walerii Saratow und eine 13-köpfige Delegation von EU-Botschaftern das Schiff. Wissenschaftler und Crew-Mitglieder nutzten den Tag in Sewastopol bei herrlichem Sonnenschein und konnten Stadt und Umgebung erkunden.

Es grüßt im Namen aller

Gerhard Bohrmann

Herr José Manueal Pinto Teixeira (2. von rechts) Leiter der EU-Botschafter Delegation und Attaché Antoine Callot (rechts), sowie Gerhard Bohrmann lauschen den Ausführungen am ROV QUEST (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Walerii Saratow der Bürgermeister von Sewastopol (2. von links) im Gespräch mit Kapitän Ralf Schmidt auf der Brücke des Forschungsschiffes (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Bürgermeister und Botschafter Dr. Hans-Jürgen Heimsoeth am Steuerstand von Tiefseeroboter QUEST. Beide sind sehr interessiert an den Ausführungen von Volker Rathmeyer zum Einsatz unseres ROV (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Sonnenuntergang über der Hafenausfahrt von Sewastopol (Foto: Yan Marcon, MARUM, Bremen).

Donnerstag, 20. Mai, 22:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 35’ nördliche Breite, 33° 30’ östliche Länge
Im Hafen von Sevastopol

Wetter:
18°C, windstill und sonnig

Am Donnerstag, den 20. Mai, passierte die MARIA S. MERIAN frühmorgens die Einfahrt zum Hafen von Sewastopol und bog nach kurzer Fahrt vorbei an der Begrüßungspromenade in die Südbucht, um am vorgesehnen Platz am „Nachimow“-Anleger festzumachen. Dieser liegt im Zentrum der Stadt und nur drei Gehminuten vom O.A. Kovalevski Institut der Biologie der Südmeere (IBSS) entfernt und das Forschungsschiff der ukrainischen Kolleginnen und Kollegen FS Prof. WODJANIZKIJ lag direkt vor uns. Der Besuch unseres Forschungsschiffes in der Ukraine bildete den Auftakt der „Deutschen Tage auf der Krim“, die von der Deutschen Botschaft in Kiew durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Aktivitäten finden zahlreiche Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge, Konferenzen und sonstige Kulturveranstaltungen in dieser Woche auf der gesamten Krim statt.

Pressekonferenz im Hangar des Forschungsschiffes (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Um die gemeinsamen Forschungsaktivitäten auch der breiten Öffentlichkeit vorzustellen, gab es heute um 11 Uhr eine Pressekonferenz, die unter Anwesenheit von mehr als 30 Journalisten und drei nationalen Fernsehsendern durchgeführt wurden. Vertreter von Politik und Wissenschaft aus der Ukraine und Deutschland gestalteten den Rahmen. Neben Botschafter Dr. Hans-Jürgen Heimsoeth waren Ministerialrat Michael Schlicht (BMBF), Direktor des IBSS Prof. Walerij Eremejew sowie Kapitän und Fahrtleiter anwesend. Am Nachmittag führten wir Gruppen zahlreicher Besucher über das Schiff, deren Begeisterung und Interesse auch uns viel Freude bereitete.

Die Wissenschaftler nutzen den Zwischenstopp von MARIA S. MERIAN in Sewastopol für einen Landgang (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Am Abend hatten Kapitän und Fahrtleiter 120 geladene Gäste und Vertreter des öffentlichen Lebens, inklusive 13 Botschafter aus verschiedenen EU-Ländern, zu einem Empfang auf dem Schiff geladen.
Es war ein für die Forschung auf dem Schiff untypischer Tag, der aber trotzdem sehr anstrengend war.

Es grüßt im Namen aller
Gerhard Bohrmann

Begrüßung von FS MARIA S.MERIAN am „Nachimow“ Quai in Sewastopol (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM, Bremen)

Dr. Manfred Schlösser vom MPI für Marine Mikrobiologie, Bremen (rechts) bereitete mit dem BMBF und der Deutschen Botschaft Kiew die Presseaktivitäten in Sewastopol vor. Hier im Gespräch mit Bremer Kollegen (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Ansprache des Kaptäns Friedhelm von Staa während des festlichen Empfangs auf dem Forschungsschiff (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Mittwoch, 19. Mai, 14:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 16’ nördliche Breite, 34° 59’ östliche Länge
Namenloser Schlammvulkan

Wetter:
17°C, nordöstliche Winde 1 Beaufort
Leiser Zug

Nach dieser sehr spannenden Nacht mit Bergung der Temperaturverankerung wurde am Morgen das AUV-Fahrzeug wieder auf eine Messkampagne zum Meeresboden geschickt. Eine 10-stündige Vermessung der Mikrobathymetrie eines namenlosen Schlammvulkans östlich des Dvurechneskii Schlammvulkans (DSV) stand auf dem Programm. Beide Vulkane liegen sehr nahe beieinander und haben sehr wahrscheinlich das gleiche Schlamm- und Gas-Reservoir in der Tiefe. Im Gegensatz zu dem DSV hat der namenlose Vulkan eine sehr unruhige Morphologie, die möglicherweise eine Kollapsstruktur darstellt. Die genaue Vermessung wird uns sicher Hinweise auf die Entstehung der Vulkane geben.

Noch füllt Ralf Schmidt (links) die Aufgaben des leitenden Offiziers aus. Ab Sewastopol übernimmt er das Schiff als Kapitän. An seiner Seite Elektriker Hendrik Schmidt (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Während das AUV am Meeresboden fleißig seine Bahnen abfährt, bereiten wir auf dem Schiff den morgigen Besuch in Sewastopol vor; d.h. die Labore werden gründlich gesäubert, damit unsere Gäste ein möglichst sauberes Schiff vorfinden. Die Matrosen sind schon eine ganze Weile damit beschäftigt, das Schiff auch von außen gründlich zu säubern.
Am Abend wollen wir dann noch ein paar Profile mit Parasound und dem Fächerecholot abfahren, bevor wir uns auf den Weg nach Sewastopol machen.

Es grüßt im Namen aller

Gerhard Bohrmann

Gruppenfoto der Fahrtteilnehmer in der Zusammensetzung vor Sewastopol. Von links nach rechts: Akihiro Hiruta, Hoang Ahn May, Daniel Hüttich, Gerhard Bohrmann, Volker Rathmeyer, Thomas Pape, Jan-Hendrik Körber, Klaus Dehning, Tatyana Malakhova, Michael Ivanov, Marcel Zarrouck, Heiko Sahling, Michael Reuter, Ralph Rehage, Christian Reuter, Stephan Klapp, Carmen Friese, Paul Wintersteller, Miriam Römer, Jens Renken, Dimitriy Evtushenko, Gerrit Meinecke (Foto: MARUM, Bremen).

Blick in eines der Deckslabore von FS MARIA S.MERIAN (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Mit zahlreichen Kränen und Winden ist die MARIA S. MERIAN sehr gut für alle möglichen Einsätze gerüstet (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Bei der Stationsauswahl von Schwerlotpositionen werden alle zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen herangezogen. Hier wird mit Hilfe einer Sidescan Sonar-Aufnahme bei der Auswahl von Stationen mit Rückstreuungsintensitäten und –mustern gearbeitet (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Dienstag, 18. Mai, 24:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 16’ nördliche Breite, 35° 58’ östliche Länge
Am Dvurechnskii Schlammvulkan

Wetter:
17°C, nordöstliche Winde 1 Beaufort
Leiser Zug

Der Tauchgang in der Nacht war leider erfolglos geblieben, da wir vergeblich mit dem Sonar von ROV QUEST Gasblasenaustritte an einer Störungszone gesucht hatten. Solche Rückschläge treten auf Expeditionen immer wieder auf, werden aber meist durch Fortschritte und Highlights wieder ausgeglichen. Ein solches Highlight kündigte sich auch an, da Heiko Sahling bei der Auswertung der AUV-Karte vom Dvurechenskii Schlammvulkan eine aus dem Boden ragende Struktur gefunden hat, die sehr nach der vermisst geglaubten Temperaturverankerung aussah. Die deutliche Reflektion dieses Gerätes lag etwa 90 m weiter südwestlich von der bekannten Position, wo zuletzt vor drei Jahren die Temperaturverankerung eingemessen wurde. Die Diskussion darüber, ob die Positionsangabe nicht ganz stimmt, oder ein Schlammvulkanfluss die Temperaturverankerung am Boden verschoben hat, ist noch nicht beendet. Aufgrund dieses bedeutenden Fundes, wurde der Tauchgang mit ROV QUEST am Abend auf jeden Fall dazu geplant, zumindest den Datenlogger der Temperaturverankerung zu bergen.

Kapitän Karl Friedhelm von Staa und sein 2. nautischer Offizier Johannes Werther auf der Brücke der MARIA S. MERIAN am Steuerstand der dynamischen Positionierung während auf dem Arbeitsdeck ein Geräteinsatz stattfindet (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Zuvor aber gab es noch 2 Sedimentkernprobennahmen an der letzten Flare-Station und auf dem Tbilisi Schlammvulkan. Bis zum Abend wurden Parasound und Fächerecholotprofile gefahren, bevor um 20 Uhr der 267. Tauchgang von ROV QUEST auf dem Dvurechenskii Schlammvulkan in 2100 m Wassertiefe begann. Die neue Position der Temperaturverankerung war durch den AUV-Tauchgang recht gut eingegrenzt worden, wir haben uns nur darüber gewundert, dass wir die Verankerung im Sonar des ROV nicht sehen konnten. Wieder kamen Zweifel auf. Wir mussten feststellen, das die Sonareinstellungen nicht stimmen konnten und während wir uns bemühten, die Sonar-Einstellungen zu verbessern, flog der ROV (unsere ROV-Piloten sprechen immer vom Fliegen und nicht vom Tauchen) langsam weiter und plötzlich standen wir, wie durch ein Wunder, vor der Verankerung. Es war natürlich kein Wunder, denn die vorher bestimmte AUV-Position der Verankerung war sehr genau und auf diese Position hatten wir uns zu bewegt. Die Verankerung sah noch so aus, wie wir sie vor drei Jahren am Meeresboden zuletzt gesehen hatten: das Schwerlot schaute 2 m aus dem Boden; darüber war eine Kette angebracht, an deren Ende der Auftriebskörper mit dem Datenlogger hing. Der Auftriebskörper hatte seine gelbe Farbe verloren und erschien nun grün.

Beim nächtlichen Abtauchen von ROV QUEST ist das Fahrzeug durch seine hell leuchtenden Lampen im Wasser sehr gut auszumachen (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Schnell wurde der Datenlogger von dem Arm des ROV geborgen und dann wurde eine recht komplizierte Bergungsarbeit zur Bergung des Schwerelotes eingeleitet. Im Prinzip wurde vom Schiff ein Tiefseedraht mit dem Bergegeschirr ganz in der Nähe der Temperaturverankerung zum Boden gelassen. ROV QUEST nahm das Ende des Drahtes und befestigte diesen an der Kette der Verankerung. Dann ging ROV QUEST auf sicheren Abstand und die Winde der MARIA S. MERIAN hat das Schwerelot aus dem Boden gezogen. Alle Elemente der Verankerung konnten auf dem Schiff gesichert werden. Der Datenlogger hat sehr erfolgreich drei Jahre lang die Temperaturdaten im Sediment aufgezeichnet. Was hier wie eine recht einfache Prozedur klingt, ist aber in Wahrheit eine höchst anstrengende, komplizierte Bergungsaktion gewesen, die nur von einem sehr eingespielten und erfahrenen ROV-Team so routiniert durchgeführt werden kann. Daher haben Volker Rathmeyer und seine ROV-Crew ein ganz großes Lob verdient.

Im Namen aller Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

Die Videoprojektionswand im Steuercontainer von ROV QUEST 4000 zeigt die verschiedenen Kamerabilder während des 267. Tauchganges unmittelbar nachdem die Temperaturverankerung am Meeresboden wiedergefunden wurde (Foto: MARUM, Bremen).

Volker Ratmeyer, Projektleiter im ROV-Team prüft vor dem nächtlichen Tauchgang das Fahrzeug gründlich durch (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Die 3D-Ansicht der AUV-Bathymetrie (nur grob prozessiert) vom Dvurechenskii Schlammvulkan zeigt, dass der Vulkan bis an den Rand mit Schlamm gefüllt ist (Abbildung: MARUM, Bremen).

Während der rastermäßigen AUV-Vermessung des Dvurechenskii Schlammvulkans wurde die verloren geglaubte Temperaturverankerung in der Seitensichtsonarfunktion als eine 6 m in die Wassersäule aufragende Struktur ca. 90 m von seiner ursprünglich ausgesetzten Position entdeckt (Abbildung: MARUM, Bremen).

Mit dem Schiffsdraht wurde die Temperaturverankerung nach drei Jahren Standzeit vom Meeresboden geborgen, nachdem ROV QUEST den Schiffsdraht mit der Verankerung verbunden hatte (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Montag, 17. Mai, 15:20 Uhr

Schiffsposition:
44° 16’ nördliche Breite, 35° 58’ östliche Länge
Am Dvurechnskii Schlammvulkan

Wetter:
18°C, südwestliche Winde 4 Beaufort
Mäßige Brise

Nachdem es gelungen war, an der Kertsch Flare in 900 m Wassertiefe die erste hochgenaue Mikrobathymetriekarte nach einer erfolgreichen AUV-Vermessung herzustellen, waren wir heute sehr gespannt auf den nächsten Tauchgang des AUV (autonomous underwater vehicle). Dieser gelang mit einer erstaunlichen Routine, so dass wir für den noch geplanten ROV-Tauchgang eine hochgenaue morphologische Karte erhielten. Der gesamte Bereich der Caldera, der mit Schlamm aufgefüllt ist und teilweise über die Ränder des Vulkans ausfließt, konnte damit erfasst werden.

Nach dem Auftauchvorgang wird das AUV mit dem Schiffsdraht verbunden. Dazu sind Eberhard Kopiske (blauer Overall) und der 1. Offizier Holm Behnisch (roter Overall) schon ein eingespieltes Team (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Allerdings planen wir für heute Abend einen ROV-Tauchgang an einer neuen Flare-Strukur, die wir im Rahmen unserer Profilvermessung vorerkundet haben. Die akustische Anomalie in der Wassersäule, die uns die Gasemissionen in diesem Areal verdeutlicht, ist sicher mit großer Vorsicht zu genießen.

Im Namen aller Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

3D-Darstellung des Tauchweges des autonomen Tauchfahrzeuges (AUV = autonomous underwater vehicle) während seines 32. Tauchganges auf dem Dvurechenskii Schlammvulkan (Abbildung: MARUM, Bremen).

Jens Renken bei der Prüfung elektronischer Teile bei geöffnetem Druckgehäuse des autonomen Tiefseefahrzeuges (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Sonntag, 16. Mai, 15:20 Uhr

Schiffsposition:
44° 23’ nördliche Breite, 35° 09’ östliche Länge
Am Tbilisi Schlammvulkan

Wetter:
18°C, südwestliche Winde 4 Beaufort
Mäßige Brise

Der Tauchgang in der Nacht brachte Klarheit über die Gasgasaustrittstellen der Kertsch Flare am Meeresboden in 900 m Wassertiefe. Während der vorhergehende ROV-Tauchgang wenige und vor allem nur sehr langsam sprudelnde Gasblasenaustritte dokumentieren konnte, belegte der zweite Tauchgang an der Kertsch Flare doch sehr intensive Blasenaustritte. Das Gas konnte mit Hilfe des Roboters beprobt werden und besteht der Analyse nach zu mehr als 95 % aus Methan.

Thomas Pape bei der früh-morgendlichen Entgasung zweier Gasblasenprobennehmer (GBP), welche der ROV QUEST von seinem 266. Tauchgang vom Meeresboden mitgebracht hat. Die GBPs haben in der Nacht fleißig Gasblasen am Meeresboden gesammelt und werden nun für die anschließenden gaschromatographischen Analysen im Labor vorbereitet (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Die Beprobung des Meeresbodens an der Kertsch Flare mit dem Schwerelot gab uns die Möglichkeit der erstmaligen Bergung von Gashydraten an dieser Lokation. Am späten Nachmittag und in der Nacht werden wir weitere Schlammvulkane aus der Umgebung vermessen und uns ein Bild über deren Aktivität machen. Dies wird einem Großteil der Mannschaft und der Wissenschaft erlauben, den Sonntagabend etwas mit Bier und Wein in geselliger Gemeinschaft im Hangar des Schiffes zu zelebrieren. Eine Einladung dazu wurde bereits an alle ausgesprochen.

Wir freuen uns weiterhin über das herrliche Arbeitswetter
und grüßen die Heimat.
Gerhard Bohrmann

Kleine Gashydratstücke, die gerade mit einem Schwerelot geborgen wurden, zersetzten sich langsam in einer Spritze. Das Methangas perlt mit seiner geringen Dichte nach oben aus, wobei die Bläschen in einem Gasbehälter aufgefangen werden. Das Gas kann danach gaschromatographisch untersucht werden (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Der Arm von ROV QUEST hält den Gasblasenprobennehmer (GBP) über einer Gasblasenaustrittsstelle am Meeresboden. Die nach oben aufsteigenden Blasen sammeln sich nur langsam im Trichter. Ist dieser voll, dann öffnet der zweite Greifarm durch Umlegung des Hebels die Druckkammer und Gasblasen werden durch den Unterdruck in der Kammer dort hineingezogen. Nach erneuter Umlegung des Hebels ist die Probe gesichert (Foto: MARUM, Bremen).

Obwohl Werder Bremen gestern Abend das DFG-Pokal Endspiel verloren hat, haben wir als treue Werder-Fans den Werder Marker an einer wichtigen Position im Schwarzen Meer in 2000 m Wassertiefe ausgesetzt. Er markiert am Meeresboden den Beginn eines größeren Areals mit verteilten Gasblasenaustritten an der Kertsch Flare (Foto: MARUM, Bremen).

Koch Johann and Stewardess Iris bei der abendlichen Essensausgabe in der Messe des Forschungsschiffes (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Samstag, 15. Mai, 21:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 37’ nördliche Breite, 35° 41’ östliche Länge
An der Kertsch Gasaustrittsstelle

Wetter:
18°C, nordöstliche Winde 3 Beaufort
Schwache Brise

Kurz vor Beginn des DFG-Pokalspiels Werder Bremen gegen FC Bayern München in Berlin ist auch die Spannung auf der MS MERIAN sehr hoch. Wir haben eine Stunde Zeitverschiebung zu Deutschland. Radio- und Fernsehübertragungen werden teilweise genutzt, um immer auf dem aktuellen Spielstand zu sein.

Die Werder Fans auf Forschungsschiff MARIA S. MERIAN haben sich anlässlich des heutigen DFB-Pokalfinales FC Bayern München gegen Werder Bremen auf dem Arbeitsdeck vor dem ROV eingefunden und präsentieren den eigens für heute gebastelten Marker in unverkennbarem Werder Design, den wir als wissenschaftlichen Marker im Tauchprogramm des nächsten Tauchganges einbauen werden (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Diesem abendlichen Fußballereignis vorausgehend konnten wir heute unser wichtigstes Forschungsergebnis einfahren. Erstmals auf dieser Schwarzmeer-Reise hat das AUV einen kompletten Trackplan am Meeresboden abgefahren und dabei eine Detailkarte des Meeresbodens im Bereich der Kertsch Flare erstellt. Die hoch auflösende Feinstruktur zeigt
linienhafte Elemente, die auf ein Störungsmuster aus dem Untergrund deutet. Solche Störungszonen sind hervorragende Wegsamkeiten in den Sedimenten an denen Gase sehr schnell aufsteigen können und dann am Meeresboden ausperlen.

Nachdem das Bremer AUV-SEAL 5000 über 10 Stunden Daten vom Meeresboden aufgezeichnet hat wurde es nach seiner Mission aus dem Wasser auf das Arbeitsdeck gehievt der (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Völlig klar, solche Befunde müssen am Meeresboden unmittelbar untersucht werden, so dass wir für das Nachtprogramm einen Tauchgang an der Kertsch Flare geplant haben. Der ROV wurde entsprechend vorbereitet und ist auf dem Weg zum Meeresboden.

Es grüßt im Namen aller

Gerhard Bohrmann

Die Profilmessungen an der Kertsch Flare zeigen mehrere wunderbar ausgebildete Gas-Plumes an dieser Lokation (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Das AUV-Team wird von Gerrit Meinecke (mitte) Jens Renken (links) und Eberhard Kopiske (rechts) gebildet. Die drei Mitfahrer auf MARIA S. MERIAN prüfen nach dem Tauchgang erst einmal die Datenaufzeichnung (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Im AUV Container wird der Fortschritt der durchgeführten Vermessungsmission an den Bildschirmen mit verfolgt (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Freitag, 14. Mai, 21:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 17’ nördliche Breite, 35° 0’ östliche Länge
Südwestlich der Strasse von Kertsch, an der Kersch Flare

Wetter:
17°C, nordöstliche Winde 2 Beaufort
Leichte Brise

Die Nacht von Donnerstag auf Freitag nutzten wir wieder ausgiebig für Profilfahrten im Bereich des Odessa Schlammvulkans, dabei wurden auf dem Weg vom Dvurechenskii Schlammvulkan (DSV), der Vodyanitskii und der NIOZ Schlammvulkan überfahren. Beide waren durch intensive Gasaustritte gekennzeichnet. Auch am Odessa Schlammvulkan konnten wir mit dem Parasound Gasemissionen kartieren.

Nach dem Ende der Kartierung führten wir eine Schwerelotbeprobung in einem Schlammfluss an der Ostseite des Odessa Schlammvulkans durch. Der eigentliche Schlammfluss war in der Sedimentkernabfolge selbst nur wenige Zentimeter mächtig und darunter fanden wir die normale Sedimentabfolge des Schwarzen Meeres. Gashydrate waren vor allem in der untersten Einheit im Schwerelot zu finden. Die größten Probenstücke konnten geborgen werden und liegen nun in flüssigem Stickstoff gekühlt bei -192°C, bereit für den Probenrücktransport nach Deutschland. Eine Beprobung mit dem Autoklavkolbenlot wurde angeschlossen. Dieses Lot nimmt etwa 2,5 m lange Kerne, die aber am Meeresboden in einen Druckbehälter gezogen werden. Ein Kugelventil schließt den Druckbehälter und beim Hieven der Probe können weder Gas noch Gashydrate der Probe entweichen. Diese Beprobung ist besonders wichtig für die Quantifizierung von Gashydraten in den Sedimenten des Schwarzen Meeres.

Die Sedimentlote werden vor dem Hangar des Schiffes vorbereitet. Dort werden sie am großen Schiebebalken zu Wasser gelassen. Gerade ist das Schwerelot im Wasser und soll in 30 Minuten wieder an Deck sein. Stephan Klapp (links) schaute gerade über die Reeling, um dies zu kontrollieren. Klaus Dehning (mitte) und Daniel Hüttich (rechts) bereiten das Autoklavkolbenlot für den nächsten Einsatz vor (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Nach der erfolgreichen Beprobung am Odessa Schlammvulkan dampften wir weiter nach Osten zur sogenannten Kertsch Flare, einer Gasanomalie am Kontinentalhang der Kertsch Halbinsel in 900 m Wassertiefe. Diese Wassertiefe ist insofern interessant, da sie relativ knapp noch im Stabilitätsbereich der Methanhydrate liegt und nach der Theorie jegliches freie Gas in Form von Gashydraten vorkommen sollte. Tritt dann doch freies Gas aus, dann ist dieses in großem Übermaß meist relativ schnell aus der Tiefe der Sedimente aufgestiegen, so schnell, dass sich kein Gashydrat bilden konnte. Der vor einer halben Stunde gestartete Tauchgang mit ROV QUEST wird in ca. 30 Minuten den Meeresboden erreichen und wir werden dann die Gasaustrittsstelle genauer untersuchen. Der Bericht folgt morgen.

Alle sind an Bord wohl auf und grüßen

Roboter QUEST 4000 kommt auf unserer Reise meist am Abend zum Einsatz und führt seine Tauchgänge über Nacht durch. In den meisten Fällen hatten wir beim Eintauchen des ROV herrliche Sonnenuntergänge. Kommt dazu noch die malerische Kulisse des Krimgebirges, dann ist das Stimmungsbild perfekt (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Heute wurden die ersten Delphine gesichtet, die uns eine ganze Zeit in spielender Weise begleitet haben (Foto: Carmen Friese).

Iris Seidel die Chefstewardess der MARIA S. MERIAN macht zwei bis dreimal ihren Laden nach dem Abendessen auf. Die Auswahl ist zwar nicht so groß, wie in einem Kaufhaus, aber ihre Artikel, Zigaretten, Getränke, Schokolade, Kekse etc., sind dennoch auf dem Schiff begehrt. Häufig gibt es vor ihrem Laden eine lange Warteschlange (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Daniel Hüttich führt Wartungsarbeiten am ROV QUEST durch. Die Piloten haben ein genau vorgelegtes Arbeitsprogramm, welches jeweils vor und nach einem Tauchgang abgearbeitet werden muss (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Donnerstag, 13. Mai, 22:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 17’ nördliche Breite, 35° 0’ östliche Länge
Am Dvurechenskii Schlammvulkan

Wetter:
17°C, nordöstliche Winde 2 Beaufort
Leichte Brise

In der Nacht begannen wir nach einem Beprobungsprogramm mit Schwereloten eine Profilvermessung mit dem Echolot Parasound. Drei Schlammvulkane wurde auf Gasemissionen hin untersucht und alle drei zeigten starke Aktivitäten. Auch der ausgewählte Dvurechenskii Schlammvulkan (DSV) zeigt wieder deutliche Gasaustritte, sodass der geplante ROV- Tauchgang sehr spannend zu werden versprach. Dieser Schlammvulkan wurde während einer Expedition mit FS METEOR 2007 in einem Zeitraum von 4 Wochen häufig aufgesucht und zeigte damals keinerlei Aktivitäten. Erst an dem allerletzten Tag der damaligen Expedition kam es zur Bildung von solchen Gasemissionen. Es ist daher sehr spannend, dass wir gerade jetzt eine aktive Phase des Schlammvulkans haben. Im Jahre 2007 hatten wir im Boden eine ca. 5 m tiefe Temperaturverankerung angebracht in der Hoffnung, durch spätere Bergung des Datenloggers die Schlammvulkanereignisse der letzten 3 Jahre durch Temperaturereignisse rekonstruieren zu können. Während man an Land die Eruptionszeiten von Schlammvulkanen durch direkte Beobachtung schon lange kennt, ist dies im Meeresboden völlig ungeklärt, denn dort können Gashydrate zum Teil die Vulkanschlote verstopfen.

Schiffscrew und ROV-Crew auf dem Arbeitsdeck beim Aussetzen von ROV QUEST 4000 (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Man kann sich die Spannung des ersten Tauchganges auf dem DSV vielleicht vorstellen. Der erste Tauchgang auf einer neuen Reise ist sowieso immer sehr spannend, da auch die Technik ihre Tücken hat. Technisch lief der Tauchgang allerdings hervorragend, nur der Schlammvulkan hat nicht mitgespielt und hat unsere Temperaturverankerung wahrscheinlich im Rahmen der Schlammflüsse in den Untergrund versenkt. Zumindest konnten wir die Verankerung nicht mehr finden und sahen stattdessen einen sehr frischen Schlammfluss auf der Oberfläche des DSV. Für einen relativ frischen Ausbruch sprachen auch die zahlreichen und an vielen Stellen unregelmäßig austretenden Methangasblasen. Wir mussten für diesen Tauchgang unsere Suche nach der Temperaturverankerung erst einmal abbrechen. Sicher werden wir noch weitere Versuche machen, das Gerät doch noch zu finden und unsere Leserinnen und Leser werden dies dann auch erfahren.

Für heute grüßt im Namen aller an Bord

Gerhard Bohrmann

ROV QUEST wird nach dem über 8 Stunden langen Tauchgang am Dvurechnskii Schlammvulkan aus dem Wasser gehievt (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Die Echolotaufzeichnung der Wassersäule über dem in 2000 m gelegenen Dvurechenskii Schlammvulkan zeigt drei Gasaustritte, sogenannte Flares. Das rechte Flare reicht über 600 m in die Wassersäule (Foto: MARUM).

Die Videobilder von ROV-Tauchgang 264 auf dem Dvurechenskii Schlammvulkan zeigen einen völlig durchpflügten Meeresboden, welcher durch einen frischen Schlammvulkanausbruch stark verändert wurde (Videobild der ZEUS-Kamera, MARUM).

Beim ROV-Einsatz von Geräten sind die beiden Greifarme und die Videokameras auf dem ROV die wichtigsten Hilfs- und Orientierungsmittel. Das Videobild der PEGASUS-Kamera mit Blick fast senkrecht nach unten zeigt, wie der ROV-Pilot mit der Klaue des Orion-Armes eine sogenannte Affenfaust greift um eine Gummibefestigung der T-Lanze zu lösen. Im nächsten Schritt wird der Pilot die freigegebene T-Lanze greifen und für eine Temperaturmessung im Meeresboden einsetzen (Foto: MARUM).

Nachdem die T-Lanze aus dem Geräteschacht des ROV mit dem Greifarm herausgezogen wurde, wird sie aus der horizontalen Lagerung in die vertikale gedreht und dann vorsichtig vor dem ROV in das Sediment gedrückt. Während einer der ROV-Piloten den Greifarm bedient, optimiert der zweite ROV-Pilot durch geschickte Kameraführung die Sichtmöglichkeiten auf den Meeresboden und die Geräte. Beide Piloten bilden daher ein eingespieltes Team, deren Fähigkeiten den wissenschaftlichen Erfolg der Reise wesentlich mit bestimmen (Videobild PEGASU-Kamera; MARUM).

Mittwoch, 12. Mai, 22:00 Uhr

Schiffsposition:
44° 17’ nördliche Breite, 35°0’ östliche Länge
Am Dvurechenskii Schlammvulkan

Wetter:
16°C, südliche Winde 1 Beaufort
Glatte See

Die Nacht wurde genutzt, um eine Profilfahrt über drei weitere Schlammvulkane durchzuführen und als Transit, um den Dvurechenskii Schlammvulkan (DSV) zu erreichen, wo eine AUV-Kartierung geplant ist. Während der Profilfahrt über die Schlammvulkane Malyshev, Kornev und Goncharov sollte vor allem geprüft werden, ob es Gasaustritte gibt, die Anzeichen für heutige Aktivitäten der Schlammvulkane sein könnten. Solche Gasaustritte können wir sehr gut mit dem Parasound Echolot des Schiffes in der Wassersäule als große Anomalien feststellen. Alle drei Schlammvulkane zeigen keinerlei Aktivität. Diese Befunde unterstützen die bisherige Vorstellung, dass die Schlammvulkane des zentralen Schwarzen Meeres zur Zeit in einer relativen Ruhephase sind. Der sich anschließende AUV Einsatz gestalten sich leider etwas schwierig und wurde nach einer Weile abgebrochen.

Thomas Pape, Jan-Hendrik Körber und Stephan Klapp schauen gespannt auf das aus dem Wasser kommende Schwerelot (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Dann begannen wir ein Beprobungsprogramm mit Schwereloten auf dem Dvurechenskii Schlammvulkan und einem seiner Nebenkrater. Die geborgenen Sedimentkerne bestehen vorwiegend aus Schlammbrekzien. Diese sind aus weichem Schlamm, der aus mehr als tausend Meter Tiefe im Schlot des Schlammvulkans aufgestiegen ist und am Meeresboden entsprechend dem lokalen Gefälle ausfließt. Von seiner Erscheinung her ist dies durchaus mit einem Lavafluss eines Lavavulkans zu vergleichen, nur dass wir hier im Schlammvulkan keine flüssige Gesteinsschmelze vorliegen haben. Innerhalb des Schlammes vom DSV werden feste Gesteinsbrocken mittransportiert, die aus einer 20-30 Millionen Jahre alten Gesteinformation aus dem Untergrund stammen.

Beim Reinholen wir das nun mit Sediment gefüllte Schwerelot aus der vertikalen Lage in die horizontale Lage gekippt und dann auf den Boden des Arbeitsdecks in einen Rahmen abgelassen. (Foto: Tatyana Malakhova).

Alle geborgenen Sedimentkerne enthalten Gashydrate, eine feste Verbindung aus Gas und Wasser, die nur bei hohem Druck und kalten Temperaturen, wie sie am Meeresboden im Schwarzen Meer unterhalb von 750 m Wassertiefe existieren, stabil sind. In Proben, die aus der Tiefe auf Meeresniveau gehievt werden, zersetzen sich die Gashydrate. Das Gas entweicht und das frei werdende Wasser führt zu einer Verflüssigung des Schlammes, der am Meeresboden selbst viel zähfließender ist. Bei der Beprobung der Sedimente hören wir deutlich das Knistern der sich zersetzenden Gashydrate. Noch zwei Schwerelote sind geplant bis wir nach Mitternacht das Programm wechseln.

Im Namen aller an Bord grüßt

Gerhard Bohrmann

Während viele Geologen feste Hartschalenröhren als Liner für die Schwerelotsedimente benutzen, verwenden wir lange Plastikschläuche, die unmittelbar nach der Bergung mit einem Messer aufgeschnitten werden können. Auf diese Weise können wir sofort Gashydratstücke beproben, die sich unter den Bedingungen an Deck zersetzen. (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Bootsmann Norbert Bosselmann im Arbeitsgespräch mit seinem Kollegen Frank Schrage, immer dabei den Handlungsablauf bei der Schwerelotbeprobung zu optimieren (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Das Schwerelot wird am Tiefseedraht über einen seitlich ausfahrbaren Kran in die Tiefe gefiert und soll einen bis zu 6m langen Sedimentkern beproben. Beim Eindringen in den Meeresboden hilft der 1,2 Tonnen schwere Gewichtssatz aus Bleiplatten, der oberhalb des Rohres angebracht ist (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Nach der Ablage auf dem Decksboden wird der Kernfänger am Schwerelot rasch abzogen, damit die Geologen an Bord den Sedimentkern aus dem Rohr herausziehen können. (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Dienstag, 11. Mai, 17:00 Uhr

Schiffsposition:
43° 37’ nördliche Breite, 33°2’ östliche Länge
Am Malyshev Schlammvulkan

Wetter:
16°C, südwestliche Winde 3 Beaufort
Leichte Dünung

Nach dem Transit gestern ist der heutige Tag unser erster richtiger Arbeitstag, während dem wir das ganze Schiff mit unseren Forschungsaktivitäten in Anspruch nehmen. Das Programm begann um 02:30 Uhr in der Nacht, nachdem wir unser Arbeitsgebiet in der Ukraine erreicht hatten, mit der Aufnahme eines aktuellen Schallgeschwindigkeitsprofils durch die Wassersäule. Dies ist zur Kalibrierung unserer akustischen Messsysteme auf dem Schiff eine Grundvorrausetzung. Dazu wurde eine Messsonde am Schiffsdraht bis in große Wassertiefe gefahren. Durch die komplizierten Verhältnisse der Salinität und Temperatur vor allem in den oberen Wasserschichten muss hier sehr genau registriert werden.
Danach begann die erste Profilfahrt mit dem Fächerecholot und dem Echolot Parasound über die beiden Schlammvulkane MSU und Yuzhmorgeologiya. Beide Vulkane konnten wir sehr gut erfassen. Den MSU Schlammvulkan haben wir anschließend mit einem Schwerlot beprobt.

Miriam Römer und Carmen Friese bei der Übergabe der Wachablösung vor der Parasound-Anlage. Der konisch aufragende Malyshev Schlammvulkan wurde gerade vermessen und ist auf den Bildschirmen zu erkennen (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Danach hat das AUV Team das autonome Tiefseefahrzeug einem Schwimmtest unterzogen. Durch das Anbringen von kleinen Gewichten wurde das Fahrzeug austariert, damit es bei seiner morgigen Tauchfahrt zum Meeresboden auch gute Schwimmeigenschaften hat. Dieser Test ist gerade zu Ende gegangen und in den folgenden Stunden wird eine weitere Profilfahrt über bekannte Schlammvulkane genutzt, um Gasaustritte am Meeresboden zu detektieren. Über das Ergebnis wird morgen zu berichten sein.

Wir grüßen für heute aus dem Schwarzen Meer sehr herzlich

Im Namen aller FahrtteilnehmerInnen

Gerhard Bohrmann

Einer der Schiffkräne hebt gerade das autonome Wasserfahrzeug SEAL (AUV) nach der notwendigen Tarierung im Wasser zum Schiffsdeck zurück (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Miriam Römer und Michael Ivanov diskutieren in der Lotzentrale vor den PARASOUND und Fächerecholotrechnern das weitere Vermessungsprogramm (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Der Blick in die Lotzentrale des Forschungsschiffs zeigt eine Menge verschiedenster Rechner, auf denen sehr unterschiedliche Datenerfassungen durchgeführt werden (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Montag, 10. Mai, 11:00 Uhr

Schiffsposition:
41° 10’ nördliche Breite, 29°4’ östliche Länge
Ausfahrt Bosporus ins Schwarze Meer

Wetter:
18° C, fast windstill 2-3 Beaufort
kaum Seegang

Heute um 08:42 Uhr hieß es alle Leinen los und Forschungsschiff MARIA S. MERIAN verließ nach wenigen Hafentagen, die für die Schiffsmannschaft besonders anstrengend waren, die Pier von Haydarpasa. Die Sicherheitsübung machte uns nach der theoretischen Einweisung am Vortag nun auch mit der Praxis im Notfall vertraut. Nach Ertönen des Alarm-Signals haben sich alle am Wissenschaftler-Sammelplatz mit ihrer Schwimmweste eingefunden und den Instruktionen der Schiffsführung gelauscht.

Die obligatorische erste Sicherheitsübung zu Anfang jeder Seereise ist eine wichtige Orientierung für den Ernstfall auf dem Schiff. Auch seeerfahrene Wissenschaftler, wie Michael Ivanov, Gerrit Meinecke und Anh Mai (von links nach rechts) üben einen solchen Fall (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Etwas mehr als eine Stunde lang dampfte FS MERIAN bei herrlichem Sonnenschein durch den Bosporus in nordnordöstliche Richtung zum Schwarzen Meer. Mit seinen bis zu 200 m über dem Meeresspiegel ansteigenden Ufern bietet der Bosporus, der einem alten versunkenen Flusstal folgt, eine reizvolle Kulisse. Die meisten von uns genossen die Fahrt, die uns wunderschöne Einblicke in zahlreiche pittoreske Palais, Sommerresidenzen, Burgruinen und andere historische Gebäude zu beiden Seiten der Wasserstraße eröffnete.

Um 10:05 Uhr verließ der Lotse das Schiff im Einfahrtsbereich zum Schwarzen Meer und FS MERIAN nahm sogleich Fahrt auf zum ersten Ansteuerungspunkt in ukrainischen Gewässern, den wir in der Nacht um ca. 02:30 Uhr erreichen sollten.

Alle sind wohlauf und es grüßt im Namen aller Fahrtteilnehmer

Gerhard Bohrmann

Blick vom Bosporus in das sich öffnende Schwarze Meer. In der griechischen Volksetymologie wird der Bosporus als die Rinderfurt interpretiert. Der Sage nach hatte Zeus sich in die Priesterin Io verliebt, welches seine eifersüchtige Gemahlin Hera nicht merken sollte. Zeus verwandelte Io in eine Kuh. Hera kam ihrem Gemahl jedoch auf die Schliche und setzte eine Stechmücke auf die Kuh an. Auf ihrer Flucht vor dem unangenehmen Insekt durchschwamm die Kuh jene Wasserstrasse, die Europa und Asien trennt (Foto: Tatyana Malakhova).

Während der fast 30 km langen Passage durch den Bosporus von Istanbul ins Schwarze Meer hat man vom Peildeck über der nautischen Brücke des Schiffs die beste Sicht (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM).

Ein Blick zurück auf das fahrende Schiff im Bosporus zeigt das mit mehreren Containern und Geräten beladene Arbeitsdeck und die hinterlassene Wasserspur (Foto: Tatyana Malakhova).

Erste Vorbesprechung des wissenschaftlichen Tagesprogrammes im Konferenzraum der MS MERIAN (Foto: Dimitriy Evtushenko).

Sonntag, 9. Mai, 12:00 Uhr Mittags

Schiffsposition:
41° 0’ nördliche Breite, 29°0’ östliche Länge
Hafen von Haydarpasa (Istanbul)

Wetter:
23° C, fast windstill 1-2 Beaufort
kein Seegang

Die 20 Wissenschaftler und Techniker aus Bremen wurden heute Vormittag eingeschifft während wir unsere russischen und ukrainischen Gäste am Nachmittag erwarten. Unsere Vorgänger auf dem Schiff haben ihre wissenschaftlichen Geräte und Proben bereits am gestrigen Samstag von Bord genommen und nur noch wenige Packstücke werden heute von Bord gehen.
Piloten- und Technikerteams der Unterwasserfahrzeuge und die Wissenschaftlergruppen begannen sehr schnell damit, ihre Geräte auf dem Arbeitsdeck und in den Laboren aufzubauen. Sehr rasant änderten sich Stellplätze einzelner Geräte und Gerätekomponenten auf dem Arbeitsdeck, galt es doch, die optimalen Positionen für die kommende Fahrt zu finden. Insgesamt hatten wir sieben 20-Fuß-Container aufgenommen, was aber auf diesem wunderbaren Schiff kein Problem darstellt.

Noch steht einer der vier roten Container des Bremer Tauchroboters auf der Pier am Liegeplatz des FS MARIA S. MERIAN und schaut von der asiatischen Seite von Istanbul über die Kontinentgrenze, wo Blaue Moschee und Hagia Sofia, beides Wahrzeichen der Altstadt von Istanbul, bereits in Europa thronen (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM).

Besonders viele Arbeiten an Deck sind zur Installation des Tiefseeroboters notwendig. Neben den Anpassungsarbeiten am großen A-Rahmen am Heck des Schiffes sind Winde und Kontroll-Container des Roboters startklar zu machen. Genauso fleißig wird das autonome Unterwasserfahrzeug (AUV) des MARUM vorbereitet, und als Fahrtleiter habe ich ein gutes Gefühl, dass wir bei diesem Arbeitstempo gut voran kommen.

Es grüßt aus dem Hafen von Istanbul
Gerhard Bohrmann

Noch liegt Forschungsschiff MARIA S. MERIAN an der Pier im Hafen von Haydarpasa, einer von vielen Häfen in Istanbul (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM).

Die letzten Proben der vorherigen Reise werden von den türkischen Mitfahrern mit dem LKW der Universität vom Schiff abgeholt – das geht so viel einfacher als die aufwendige Versendung der Proben nach Deutschland (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM).

Viele fleißige Hände sorgen für die Anpassungsarbeiten auf dem Schiff, die den Einsatz des Bremer Tauchroboters auf FS MARIA S. MERIAN erst ermöglichen (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM).

Daniel Hüttich und Anh Mai vom MARUM in Bremen bereiten den mitgebrachten Block für die Kabelführung des Roboters vor (Foto: Gerhard Bohrmann, MARUM).