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Laberdan - Meerenge

Laberdan

In meinem Fischkochbuch steht unter "Kabeljau": "Direkt am Fangort stark gesalzen und in Fässer gefüllt kommt er als Laberdan in den Handel, der vor der Zubereitung sorgfältig gewässert werden muß." Weder meine Verwandtschaft an der Küste noch mein Mann, der früher selber auf einem Fischkutter gefahren ist, haben dieses Wort je gehört. In meiner Kochbuch-Sammlung mußte ich bis ins 19. Jhdt. zurückgehen. Da findet man Rezepte für Laberdan. Gibt es ihn noch?
Jutta-Maria Schlee, Haina

Die Antwort finden wir im südfranzösischen Bayonne, nahe der spanischen Grenze. Dort gründeten die Römer einst das Militärlager „Lapurdum“, das ebenfalls als Hafen diente. Der Name ging als „Labourdain“ ins Altfranzösische über. Noch heute ist die Region als "Pays de Labourd" bekannt. Seit dem Ende des Mittelalters segelten baskische Fischer von dort zu den überaus reichen Fischgründen vor Neufundland, um Kabeljau zu fangen. Den legten sie in Salzlake ein, verpackten ihn in Holzfässer und verkauften ihn schließlich als „Laberdan“.

Die baskischen Handelsbeziehungen reichten offenbar bis über den Rhein hinweg, denn 1644 taucht der Begriff für so konservierten Kabeljau als „laperthan“ erstmals im Neuhochdeutschen auf. Inzwischen ist er allerdings selbst in der Fachwelt weitgehend unbekannt. Im Gegensatz zu Stock oder Klippfisch, den luftgetrockneten Varianten des Kabeljaus, ist der Laberdan aus dem Sortiment verschwunden. Das ergab jedenfalls eine Nachfrage bei Fischhändlern. In antiquarischen Kochbüchern und im Internet gibt es allerdings noch Laberdan-Rezepte. Wie zum Beispiel die kölsche Spezialität „Laberdan in Senfzaus“, also Kabeljau in Senfsoße.

Lachswanderung

Wie können Lachse zwischen Süß- und Salzwasser pendeln?

Alles, was im Wasser lebt, hat ein Problem: Salz. Knochenfische, zu denen auch der Lachs gehört, brauchen eine konstante Salzkonzentration in ihren Zellen. Diese liegt niedriger als die des Meerwassers, aber über der des Süßwassers. Besteht jedoch zwischen zwei Flüssigkeiten ein Unterschied in der Konzentration der in ihnen gelösten Stoffe, so baut sich der so genannte osmotische Druck auf. Er will die unterschiedlichen Konzentrationen von gelösten Teilchen, wie Salz, Zucker oder Proteinen, zwischen Körperzellen und Meerwasser angleichen.

Seinem Gefälle folgend, verliert der Lachs im Meer Wasser – auch wenn der Salzgehalt eines Ozeans dadurch kaum zu senken ist. Um den Wasserverlust auszugleichen, trinken Lachse viel Meerwasser. Einen Teil des Meersalzes scheiden sie dann über spezielle Zellen in den Kiemen wieder aus. Zudem produzieren sie nur sehr wenig, dafür aber salzigen Harn.

An ihren Laichplätzen im Süßwasser der Flüsse kehrt sich ihr Dilemma um: Hier dringt unkontrolliert Wasser ein, da ihre Zellen weniger Salz enthalten als das Flusswasser – sie drohen zu platzen. Um dies zu verhindern, nehmen Lachse über die Kiemen aktiv Salze aus dem Wasser auf und urinieren viel mehr als im Meer, bis zu 100 Mal mehr.

Ladelinie

Was bedeuten die Buchstaben an den Ladelinien der Seeschiffe?
Helmut Braun, Bollschweil

Am 21. Juli 1968 trat das Internationale Freibord-Übereinkommen völkerrechtlich in Kraft. Seitdem müssen gewerblich genutzte Schiffe ab 24 Meter Länge eine Lademarke an der Bordwand tragen. Der nach ihrem Urheber Samuel Plimsoll (siehe mare Heft 69) benannte 300 Millimeter große, von einem waagerechten Strich und dem Buchstaben S geteilte Kreis zeigt an, wie tief das Schiff im Sommer (S) voll beladen eintauchen darf bzw. wie viel Freibord es haben muss. Für diese Berechnungen sind Klassifikationsgesellschaften wie der Germanische Lloyd zuständig, deren Initialen links und rechts neben den Kreis zu sehen sind. Weil die vom Salzgehalt abhängige Dichte und damit der Auftrieb des Meerwassers jahreszeitlich und regional schwanken, variieren auch die Lademarken. In stark salzhaltigen Tropen zeigt ein T die Tauchtiefe an. Das Schiff liegt tiefer im Wasser als etwa ein mit den Buchstaben WNA markiertes, denn für Schiffe unter 100 Meter Länge, die in stürmischen Wintern (W) auf dem Nordatlantik (NA) unterwegs sind, ist aus Sicherheitsgründen mehr Freibord notwendig.

Laterne des Aristoteles

Warum heißt der Kiefer der Seeigel „Laterne des Aristoteles“?
Helmut Braun, St. Ulrich

Aristoteles, der griechische Philosoph und Universalgelehrte beschrieb erstmals den Aufbau des Kieferskeletts bei Seeigeln und verglich ihn mit einer Laterne. Ihm zu Ehren prägte später Plinius den Begriff „Laterne des Aristoteles“. Die Bezeichnung trifft zu: Wie eine damals gebräuchliche, nach oben spitz zulaufende Laterne wirkt der komplizierte, fünfseitige Aufbau. Alle Stachelhäuter, zu denen auch die Seeigel zählen, lassen sich nicht oder nur schwer in rechts und links teilen. Sie besitzen also keine zweigeteilte bilaterale, sondern eine fünfseitige Symmetrie. Besonders gut zeigen dies die Seesterne. Entsprechend ist auch der Seeigelkiefer aufgebaut. Insgesamt sind es etwa 40 Elmente, die eng verzahnt ineinander greifen, um den Seeigeln das kraftvolle Zubeißen zu ermöglichen. Mit diesem Präzisionsinstrument schaben die etwa 1.000 Arten von Seeigeln Algen von Felsen, knabbern an Schwämmen und verzehren Würmer, Weichtiere und manche auch Korallen. Andere bohren sogar Löcher in Steine. Kein Wunder also, dass ihre Zähne beständig nachwachsen – bis zu 0,2 Millimeter am Tag. Das Abnutzen geschieht an Sollbruchstellen, die so aufgebaut sind, dass die Zähne immer scharf und somit einsatzfähig bleiben.

Leichen in der Tiefsee

Wie lange können Leichen etwa nach Flugzeugunglücken aus der Tiefsee geborgen werden?
Frank Panitz, Laatzen

Ein großer Teil des Weltverkehrs spielt sich auf bzw. über den Ozeanen ab. Dabei kommt es leider immer wieder zu Unglücksfällen. Sei es, dass Flugzeuge abstürzen so die Maschine der Air France im Frühsommer 2009 über dem Atlantik; sei es, dass Schiffe untergehen wie die Fähre „Estonia“ 1994 in der Ostsee. Bisweilen dauert es Monate, wenn nicht Jahre, die Havaristen aufzuspüren. Dann stellt sich zum einen die ethisch-moralische Frage, ob die Leichen noch geborgen werden sollen. Auf einem anderen Blatt steht, ob es überhaupt noch möglich ist, die Körper der Toten zu bergen, denn vom natürlichen Verwesungsprozess abgesehen sind in der Tiefsee Mikroorganismen aktiv, die die sterblichen Überreste zersetzen. Allerdings läuft dieser Prozess unter Wasser schleichend ab: „Im Wesentlichen sind es die sehr tiefen Temperaturen und der hohe Druck sowie die erheblich reduzierte Fauna, die den Zersetzungsprozess deutlich verlangsamen“, erklärt der Kölner Rechtsmediziner Prof. Markus Rothschild. Komplett gestoppt wird die biologische Uhr indes auch unter Wasser nicht. Nach zehn bis zwanzig Jahren dürfte nur noch das Skelett übrig geblieben sein.

Leitfähigkeit von Meerwasser

Wie gut leitet Meerwasser Strom?
Matthias Grau, per Email

Meerwasser enthält im Schnitt etwa 35 Promille, also 35 Gramm gelöste Salze pro Liter; 95% davon macht unser Kochsalz, das Natriumchlorid aus. Gelöste Salze liegen ionisiert vor, Kochsalz also als negativ geladene Chlorid-Ionen und positiv geladene Natrium-Ionen.
Solch geladene Teilchen schaffen die Vorraussetzung, das in Flüssigkeiten Strom fließen kann. Da Meerwasser viel mehr Ionen hat, leitet es besser als Süßwasser. Umgekehrt bedeutet dass, das Süßwasser elektrischem Strom einen wesentlich höheren Widerstand entgegensetzt: Eine nur ein Millimeter dünne Süßwasserschicht hat denselben Widerstand wie eine 1,3 Kilometer dicke Schicht Meerwasser mit 35 Promille Salzgehalt. Bei einer Temperatur von 20°C weist Meerwasser einen spezifischen Widerstand von 0,3 Ohm/Meter auf. Unter denselben Bedingungen beträgt die Leitfähigkeit 47,5 Mikrosiemens/cm. Über die Leitfähigkeit lässt sich die Menge der im Wasser enthaltenen Ionen übrigens so genau bestimmen, dass Meereswissenschaftler seit 1978 den Salzgehalt von Meerwasser darüber definieren. Allerdings, je wärmer das Wasser ist und je größer der Druck, umso beweglicher werden die Ionen. Um den Salzgehalt zu bestimmen, müssen also immer die drei Parameter Druck, Temperatur und Leitfähigkeit zusammen gemessen werden.

Löcher in Steinen

Wie entstehen die Löcher in Steinen, die wir während unseres Urlaubs in Istrien beim Schnorcheln Steine entdeckt haben?
Familie Stanulla, per Email

Um sich vor Fressfeinden oder der Brandung im Küstenbereich zu schützen, haben manche Organismen erstaunliche Strategien entwickelt. Sie bohren Kalkstein an, wie es unter anderem an den Küsten Istriens vorkommt. „Das können Schwämme, Muscheln, Schnecken, Pilze, aber auch Bakterien sein“, sagt der Bremer Geologe Dr. Jürgen Pätzold. „Dementsprechend sind manche Organismen mikroskopisch klein, andere bis zu mehrere Zentimeter groß.“ Bohrschwämme aus der Familie der Clionidaen erweisen sich dabei als ganz besonders effektiv. Sie produzieren eine Säure, mit der sie verzweigte Gänge in Kalkstein ätzen. „Um die Gattung oder Art zu bestimmen, gießt man die Steine mit Kunstharz aus und löst anschließend den Kalkstein weg“, erklärt Dr. Pätzold. Auch Muscheln wie die Seedattel, die mit den heimischen Miesmuscheln verwandt ist, ätzen längliche oder birnenförmige Hohlräume in kalkiges Gestein. Manche Arten dieser Gattung werden bis zu neun Zentimeter lang und sind, was ihren Lebensraum angeht, nicht wählerisch. Neben Kalkfelsen besiedeln sie auch Korallen und andere Muscheln oder Schnecken. Wie effektiv diese Bioerosion funktioniert, ist mit vielen Fotos auf www.steinkern.de dokumentiert.

Magnetkompasse

Warum verwendet die moderne Schifffahrt heute keine Magnetkompasse mehr?
Phillip Lühring, per Email

Im 14. Jahrhundert revolutionierte der Magnetkompass die Schifffahrt in Europa. Erfunden hatten ihn die Chinesen aber schon gut 2.500 Jahre zuvor. Damaligen Kapitänen erschien er als Wunder. Er ermöglichte es ihnen, mit bis dahin unvorstellbarer Genauigkeit zu navigieren. „Für die Ansprüche moderner Navigation sind Magnetkompasse nicht genau genug“, sagt der Kapitän der Leitstelle des Forschungsschiffs Meteor, Michael Berkenheger.

Die Berufsschifffahrt schreibt heute elektrische Kreiselkompasse vor, die sich an der Drehung der Erde orientieren. Daher weisen sie auf den geographischen, nicht auf den magnetischen Nordpol. Magnetkompasse hingegen weichen wegen des unregelmäßigen Magnetfelds der Erde um bis zu über 30 Grad vom geographischen Norden ab. Zudem ändert sich die so genannte Missweisung von Seegebiet zu Seegebiet und von Jahr zu Jahr.

Trotzdem sind Magnetkompasse noch heute auf jedem Schiff zu finden. Denn fällt einmal der Strom aus, so nützt auch der genauest Kreiselkompass nichts mehr. Die Nadel des Magnetkompasses hingegen zeigt auch ohne Strom zum magnetischen Nordpol.

Manganknollen I

Woraus bestehen Manganknollen?
Herbert Stein, per E-Mail

Manganknollen gelten als eine zukünftige Rohstoffquelle, da sie mit wertvollen Metallen angereichert sind. Die einzelnen Knollen sind nur wenige bis maximal etwa 20 Zentimeter im Durchmesser groß und finden sich in drei- bis sechstausend Metern Tiefe am Meeresboden. Sie wachsen Schicht um Schicht um einen Keim – etwa ein Muschelstück oder ein Haifischzahn – herum, wobei der Zuwachs von einigen Millimetern bis zu eine Million Jahre dauern kann. Je nach Entstehungsort und -prozess enthalten die Knollen unterschiedliche Minerale. Forscher unterscheiden zwei Haupttypen: die diagenetischen und die hydrogenetischen Knollen. „Erstere wachsen in den oberen Schichten des Sediments. Sie werden aus Verbindungen gebildet, die dort im Porenwasser durch mikrobiologischen Abbau und Ausfällung entstehen. Ein Prozess, der zu besonders hohen Gehalten an Mangan, Kupfer, Nickel, Zink und Lithium führt“, erklärt Prof. Andrea Koschinsky von der Jacobs University Bremen. „Die Bildung hydrogenetischer Knollen wird durch die Zusammensetzung des Meerwassers bestimmt. An der Oberfläche dieser Knollen lagern sich Spurenmetalle an, die aus dem Wasser ausfallen. Sie sind reich an Kobalt, Seltenen Erden, Tellur, Zirkon und Platin.“ In den meisten Fällen beeinflussen beide Prozesse die Bildung der Knollen.

Manganknollen II

Warum liegen Manganknollen immer auf dem Meeresboden?
Herbert Stein, per E-Mail

Eigentlich müssten Manganknollen mit der Zeit von dem Material bedeckt werden, das stetig am Meeresboden abgelagert wird. Denn sie wachsen langsam – etwa 10 bis 20 Millimeter in einer Million Jahren. Sehr viel langsamer also als Sediment am Meeresboden abgelagert wird. Denn pro Million Jahre fallen durchschnittlich 5.000 Millimeter Sediment an. Aufgrund ihres Gewichts müssten die Knollen zudem in den Ablagerungen versinken. Warum sie dennoch immer obenauf sind, ist bis heute wissenschaftlich nicht gänzlich geklärt. „Die meisten Forscher gehen davon aus, dass die Knollen von Nahrung suchenden Tiefseebewohnern bewegt werden und dadurch nicht im Sediment verschwinden“, sagt Dr. Thomas Kuhn von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. „Die bodennahen Strömungen führen organisches Material mit, das an den Knollen hängenbleibt. Dieses wird von am Meeresboden lebenden Organismen wie Seesternen abgeweidet.“ Diese Annahme wird von Untersuchungen tieferer Sedimentschichten gestützt, in denen Manganknollen zu finden sind. Da sie zusammen mit Aschelagen auftreten, vermuten Forscher, dass zu Zeiten hoher Vulkanaktivität herabsinkende Asche die Lebewesen am Meeresboden abtötete und die Knollen unbewegt begruben.

Marineblau

Warum sind die traditionellen Farbe der Marine blau und weiß?

Im November 1744 wurde John Russel, der vierte Herzog von Bedford, zum Ersten Lord der Britischen Admiralität ernannt. Weil damals in der Royal Navy viel über neue Uniformen disputiert wurde, ließ der Lord eines Tages den Flottenadmiral John Forbes zu sich rufen. Er präsentierte dem Untergebenen etliche Uniformentwürfe und bat ihn um ein Votum für die zweckmäßigsten Farben. Zögerlich schlug Forbes eine Kombination aus den Flaggenfarben Blau und Rot vor.

Doch der Herzog belehrte ihn eines Besseren. Der König habe schon längst anders entschieden. "Er hat nämlich meine Herzogin vor einigen Tagen beim Ritt im Park gesehen, in einem blauen Kostüm mit weißen Aufschlägen. Dieser Aufzug hat dem König so gut gefallen, dass er geruhte, ihn zur Marineuniform zu bestimmen." Überliefert wird diese Anekdote vom Autor Heinz-Hellmut Kohlhaus in seinem Buch `Marineblau - marinerot. Die Farben der Marineuniformen im Wandel der Zeit`. Bis Blau und Weiß die Marinefarben wurden, sollte indes noch einige Zeit vergehen. Der offizielle Uniformbefehl erging erst am 17. April 1748.

Mauna Kea

Nach dem höchsten Berg der Welt fragt Birgit Overmann aus Magdeburg

Der höchste Berg der Welt ist, wenn man nicht von Meeresspiegelniveau, sondern von seinem Fuß ab misst der Mauna Kea auf Hawaii. Der Gipfel liegt 4.200 Meter über dem Meer, aber er beginnt auf dem Meeresboden in 5.500 Metern Tiefe. Seine Gesamthöhe erreicht also stolze 9.700 Meter. Der Mount Everest dagegen erhebt sich über einem Hochplateau von 3.600 m Höhe, er ist also selbst nur 5.100 m hoch. Im Vergleich also ein recht kleiner Berg.

Entstanden sind beide Berge übrigens auf sehr unterschiedliche Weise: Der Mauna Kea ist nach und nach durch vulkanische Aktivität gewachsen. Der Mount Everest verdankt seine Existenz der Kollision des indischen Subkontinents mit der zentralasischen Platte. Wie bei einem Auffahrunfall hat sich dadurch das Himalayamassiv emporgetürmt.

Meer - Geschlecht

Warum ist das Wort für ‚Meer’ im Deutschen sächlich, im Französischen weiblich und im Spanischen männlich?
Bärbel Stein-Cadenbach, per Email

Das grammatische Geschlecht von Wörtern entspricht nicht immer dem natürlichen Geschlecht des Bezeichneten. ‚Die Mutter’ und ‚der Vater’ sind Ausnahmefälle. Mark Twain klagte in seinem Essay ´Die schreckliche deutsche Sprache´: „Im Deutschen hat ein Fräulein kein Geschlecht, wohl aber ein Kürbis.“ Ob nun Kürbis oder Ozean – wie Substantive grammatisch einmal als männlich, dann wieder als weiblich oder sächlich eingeordnet werden, ist von Sprache zu Sprache verschieden und erscheint auf den ersten Blick sehr willkürlich. So finden sich neben dem sächlichen Meer die weibliche See und der männliche Ozean. Das lateinische Wort mare ist ein Neutrum. Die meisten romanischen Sprachen haben aber kein Neutrum mehr, und wie im Spanischen el mar sind solche Wörter in der Regel dem Maskulinum zugeschlagen worden. Aber es gibt Ausnahmen – im Ausdruck en alta mar‚ auf hoher See’, ist das Wort mar feminin. Und dieses Genus hat sich im französischen la mer durchgesetzt. Ob also das Meer eine Frau ist, wie der kapverdische Dichter Eugénio Tavares behauptet, lässt sich zumindest anhand von Grammatik und Sprachgeschichte weder beweisen noch widerlegen.

Meere, Seen, Ozeane

Was macht das Meer zum Meer, die See zur See und den Ozean zu eben diesem?
Sonja Westermann, per Email

Im Dornseiff, dem Wörterbuch, das den deutschen Wortschatz nach Sachgruppen ordnet, finden sich zum Eintrag „Gewässer“ sage und schreibe 61 Begriffe – die leider keineswegs immer trennscharf sind. Sehr genau sind Seen abzugrenzen. Also jene süßen oder salzigen Maare, Tümpel, Weiher, Krater-, Stau- und sonstigen Binnenseen, die sich in natürlichen oder künstlich geschaffenen kontinentalen Senken angesammelt und keine direkte Verbindung zum Ozean haben. Wenn da nur nicht Ostsee, Sargassosee, Hochsee und viele ähnlich zusammengesetzte Begriffe wären, bei denen der Begriff Meer näher läge, weil er stärker mit bestimmten Regionen des Ozeans assoziiert ist. Letzterer wird im Duden kurz und bündig als große zusammenhängende Wasserfläche zwischen den Kontinenten definiert. Er setzt sich aus dem Pazifischen, Indischen und Atlantischen Ozean zusammen – zu denen die Neben-, Rand- und Mittelmeere hinzuzurechnen sind. Meere? Ja, mit den Meeren ist es ein wahres sprachliches Kreuz. Mal bezeichnet der Begriff bestimmte Ozeanregionen wie etwa das Rossmeer; mal bezeichnet er Binnengewässer wie das Tote oder das Kaspische Meer, die per Definition den Seen zuzurechnen sind.

Meeresrauschen Muschel

Wie kommt das Meeresrauschen in die Muschel?
Katina Klähnhardt, München

Zunächst: auch wenn in diesem Zusammenhang immer wieder von Muscheln gesprochen wird, es handelt sich immer um Schnecken. Denn Muscheln bestehen i. a. Regel aus zwei Schalen und haben daher keinen Hohlraum. Genau dieser Hohlraum ist es aber, der uns das Meeresrauschen vorgaukelt. Das Rauschen an sich ist zwar real – es lässt sich sogar aufzeichnen. Aber was wir hören ist, weder das Meer, noch unser eigenes Blut. Vielmehr sind es leise Umgebungsgeräusche, die der Hohlraum in der Schnecke verstärkt. Die Luft darin besitzt eine so genannte Eigenfrequenz. Diese ist für jede Schnecke anders, da sie von Länge und Form des Hohlraums abhängt. Geräusche aus der Umgebung, die diese Frequenz aufweisen, bringen die Luftsäule in der Schnecke zum Schwingen. Das ganze funktioniert übrigens auch mit einem Glas. Drückt man den Hohlraum direkt ans Ohr, verhindert man, dass Geräusche in den Hohlraum gelangen und das Rauschen verstummt. Wer wirklich sein eigenes Blut hören will, braucht ein paar Minuten Ruhe und drückt dann mit den Fingern die kleinen Ohrläppchen über den Gehörgang und voilà, das Blut rauscht! Und das Meeresrauschen, na ja, das hört man am besten… am Meer.

Meereis - Salzgehalt

Wie salzig ist gefrorenes Meerwasser, und kann man es zu Trinkwasser schmelzen?
Claudia Hönck, Hamburg

In seinem großartigen Bericht über die Drift der Fram durch das Nordpolarmeer schreibt Fridtjof Nansen: „Einige Expeditionen sind in dem Aberglauben befangen gewesen, dass Trinkwasser, in welchem sich die geringste Menge Salz befindet, schädlich sei. Das ist ein Irrtum ...“ Nansens legendärer Fußmarsch war nur möglich, weil er und sein Begleiter Johansen sich quasi von einer Meereis-Trinkwasserquelle zur nächsten bewegten – und die enthalten unter Umständen kleine Mengen Salz: „Der über der Oberfläche des Meeres befindliche Theil des Seewassereises, namentlich hervorstehende Stücke, der während des Sommers den Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen ist, wird von dem größeren Theile seines Salzgehaltes befreit, indem die Salzlake nach und nach durch die Poren des Eises versickert; solches Eis liefert daher ausgezeichnetes Trinkwasser.“

Denn die Kristallstruktur des Meereises verhindert den Einbau der meisten Salz-Ionen. Die Lücken im Kristallgitter sind nämlich kleiner als die Durchmesser jener sechs Ionen, die 99 Prozent allen Meersalzes bilden. Wenn das Meerwasser gefriert, werden die Salz-Ionen also verdrängt. Sie sammeln sich in den schmalen Spalten zwischen den Eiskristallen. Der Sud, der sich dort bildet, wird Sole genannt: extrem salziges Wasser, das auch Lebensraum für Algen und Bakterien ist. Nach zwei bis drei Jahren sickert der größte Teil der Sole durch haarfeine Poren, z.T. aber auch zentimeterweite Gänge aus den Eisschollen in die Wasserschicht darunter. Das Meereis süßt aus und kann zu Trinkwasser geschmolzen werden – mehrjähriges Eis ist ohnehin schneebedeckt, was den Restsalzgehalt weiter herabsetzt.as Meeresrauschen, na ja, das hört man am besten… am Meer.

Meereisschmelze

Schmilzt das arktische Meereis aufgrund der globalen Klimaerwärmung stärker von unten durch das wärmere Meerwasser oder von oben durch die höheren Lufttemperaturen?
Andreas Püschel, per E-Mail

Die größte Menge des arktischen Meereises schmilzt in den äußeren Regionen des Packeises, wo zwischen den Eisschollen immer auch etwas offenes Wasser ist. Da das Wasser dunkler ist als das Eis, reflektiert es weniger Sonnenlicht, nimmt also mehr Wärme aus der Sonnenstrahlung auf. Diese Wärme lässt einen großen Teil des Eises schmelzen, wodurch noch größere dunkle Wasserflächen entstehen und somit noch mehr Wärme aufgenommen wird. „Dieser Teufelskreis ist sowohl dafür verantwortlich, dass im Laufe eines Sommers immer mehr Eis abschmilzt, als auch dafür, dass sich die Eisbedeckung in den letzten Jahrzehnten so drastisch reduziert hat,“ erklärt Mischa Ungermann, Nachwuchswissenschaftler im deutsch-kanadischen Graduiertenkolleg ArcTrain. „Nachdem anfangs die leichten Erwärmungen der Luft dafür gesorgt haben, dass etwas weniger Eis vorhanden ist, wurde dieser Trend durch das "Mehr an Meer", also mehr offenes Wasser zwischen den Schollen, Jahr für Jahr verstärkt.“ In Regionen, in denen die Eisbedeckung nahezu komplett ist, wie am Nordpol oder vor der Nordküste Grönlands, schmilzt ungefähr gleich viel Meereis von oben wie von unten, aber dafür insgesamt deutlich weniger als an den Rändern des Packeises.

Meerenge

Wie nennt man die Verbindung zwischen zwei Meeren?
Marc Franz, per Email

Wie eine Verbindung zwischen zwei Ozeanen bezeichnet wird, hängt von deren Gestalt ab. So ist der Übergangsbereich zwischen Südatlantik und Indischem Ozean buchstäblich fließend. Zu groß ist die Distanz zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und der Antarktis, als dass man ein definiertes Meeresgebiet als Übergangszone angeben könnte. Anders stehen die Dinge im Grenzbereich von Südatlantik und Südpazifik. Beide Teilozeane sind durch die 600 Seemeilen "schmale" Drake-Passage verknüpft.

Wieder andere Meeresregionen sind durch weitaus schmalere Meerengen verbunden, wie durch die Straße von Gibraltar, das Skagerrak oder die Dardanellen. Begriffe wie „Belt, Sund, Meerenge, Bosporus, Isthmus, Passage, Straße oder Kanal bezeichnen alle verschiedene Meeresgebiete – doch kein Begriff ist spezifisch für den Übergang von einem Meer zum andern, insbesondere nicht für einen offenen Übergang. Diese begriffliche Vielfalt spiegelt die höchst unterschiedliche Gestalt der Übergangszonen, die häufig dadurch entstanden, dass Kontinentalbereiche unter den Meeresspiegel absanken oder durch Bewegungen von Erdplatten Grabenbrüche entstanden.