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Freitag, 21. August - Ein sonniger Tag auf dem Sunday Hill

Ein warmer Tag in der Subarktis! Wir hätten nicht gedacht, dass uns hier um 8:30 Uhr morgens schon 25 Grad Celsius erwarten. Happy Valley-Goose Bay liegt auf 53 Grad Nord in der Provinz Neufundland & Labrador. Diese Region war während der letzten Kaltzeit von einem riesigen Eispanzer bedeckt. Als das Eis schmolz, wurde die Landschaft neu geformt. Große und kleine Seen bildeten sich und Flüsse transportierten das Schmelzwasser Richtung Meer.

Die erste Tagesetappe führt hinauf zum “Sunday Hill” Park, der in den späten 1980er Jahren auf einer eiszeitlichen Moräne angelegt wurde. Für viele Innu-Familien war der Hügel Ziel ihres Sonntagsausflugs; so kam die Moräne zu ihrem Namen „Sonntagshügel“. Wir genießen die Aussicht über die weite, hügelige Waldlandschaft und hören Scott Neilson zu. Der Archäologe vom Labrador Institute informiert uns über das Leben und die Kulturen der Innu und Inuit in dieser Region. „Indianer“ und „Eskimo“, wie sie von den Europäern genannt wurden, siedeln hier bereits seit Jahrtausenden: Die Innu hauptsächlich im Landesinneren, wo sie den Karibus folgten und immer noch jagen; die Inuit weiter östlich entlang der Küste wo sie bis heute Robben fangen.

Als der Sunday Hill Park angelegt wurde, stieß man auf 5.000 Jahre alte steinerne Werkzeuge. Untersuchungen ergaben, dass der Feuerstein aus einem Steinbruch bei Ramah stammt, einem kleinen Ort weiter nördlich.

Im Labrador Interpretation Center, der zweiten Etappe unseres Tagesausflugs, sind weitere Steinwerkzeuge ausgestellt. Das kleine Museum liegt am Fuße des Sunday Hill in der Ortschaft Northwest River. Dort erfahren wir, dass Teilen ein wichtiger Bestandteil der Kultur der Ureinwohner Labradors war und ist. Freeman Russel aus Williams Harbour fasst es an der Museumswand wie so zusammen: “Whoever got the first salmon in spring shared it with everybody. You always shared it.” (Wer auch immer den ersten Lachs im Frühling fängt teilt ihn mit allen. Es wird immer geteilt.).

Auf der letzten Etappe des Tages führt uns die Geochemikerin Merline Fonkwe vom Labrador Institute zum Lake Melville, einem großen See, der sich über 140 Kilometer von der Atlantikküste bis nach Happy Valley-Goose Bay erstreckt und teilweise gut 250 Meter tief ist. Über einen Kilometer langen Feldweg geht es zum Strand von Welbourne Bay. Dessen Sand schimmert schwarz, denn er enthält eisenhaltige Minerale. Deren Herkunftsgebiet ist noch unbekannt und Teil von Merlines Forschungen. Nicht zu übersehen ist jedoch, dass sich insbesondere Himbeersträucher entlang dieser eisenhaltigen Sedimente ansiedeln… Kleiner Scherz am Rande! Natürlich können wir wissenschaftlich nicht belegen, dass das Eisen etwas mit den Himbeeren zu tun hat. Aber immerhin: Sie schmecken ausgesprochen lecker!

Tilia Breckenfelder

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Blick vom Sunday Hill.

Am Strand von Welbourne Bay.