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Fangmethoden - Flaschenpost

Fangmethoden

Welche Fangmethoden sind am nachhaltigsten?
Jens Strackman, per E-Mail

Während der globale Fischkonsum stetig zunimmt, hat die industrielle Fischerei innerhalb weniger Jahrzehnte manche Fischbestände bereits um 50 bis 80 Prozent dezimiert. Ein Problem gängiger Fangmethoden ist der Beifang, d.h. ungewollt gefangene Arten, die dann wieder über Bord geworfen werden und meist verenden. Dies trifft neben wirtschaftlich uninteressanten Fischarten auch Meeressäuger, Seevögel, Schildkröten und Robben. In manchen Fällen beträgt der Beifang ein Vielfaches der eigentlichen Fangmenge. Einen hohen Anteil an Beifang verursachen Schlepp- und Stellnetze und die bereits weitestgehend von der UN verbotenen Treibnetze. Besonders kritisch ist die Fischerei mit Grundschleppnetzen, da sie Ökosysteme am Meeresboden massiv schädigt. Mancherorts wird bereits nachgebessert: So konnte z.B. durch den Einsatz von Fluchtfenstern in Netzen und speziell geformten Haken der Beifang einzelner Arten reduziert werden. Zu den wenigen Fangmethoden, die als nachhaltig gelten können, gehört das Fischen mit Angelruten, Haken und Leine, Handleinen oder Harpunen. Es ist sehr selektiv, so dass hierbei kein Beifang anfällt und die Meeresumwelt geschont wird. Nichtsdestotrotz ist für den Erhalt der teilweise schon überfischten Bestände die Regulierung durch Fangquoten und die Schonung von Jungtieren entscheidend.

Farbwechsel

Wie passen sich Tintenfische und Plattfische ihrer Umgebung am Meeresboden an?

So manches Mal möchte man einfach mit dem Hintergrund verschmelzen und unsichtbar werden. Für uns ist das leider nicht möglich, doch im Tierreich ist die Fähigkeit, die Farbe zu wechseln, weit verbreitet. Säugetiere und Vögel ändern über Fell- oder Federwechsel im Lauf des Jahres ihre Farbe.

Echsen, Frösche, Fische, Spinnen, Käfer und Tintenfische und andere hingegen wechseln ihre Farbe innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden. Sie tarnen, flirten oder drohen. Plattfische passen sich dem Untergrund, auf dem sie liegen, so gut an, dass sie sogar ein Schachbrettmuster nachbilden können – nicht perfekt, aber erkennbar.

Die Umgebungsfarbe nehmen sie dabei zwar über das Auge wahr, aber die Verarbeitung erfolgt nicht bewusst. Die Farbsignale lösen hormonelle Prozesse aus, die dazu führen, dass sich Farbzellen in der Haut erweitern oder verengen und somit ähnliche Muster erzeugen, wie sie sich ihrem Auge darbieten. Dies dauert bis zu 15 Minuten. Tintenfische können dies innerhalb von Sekundenbruchteilen, da sie ihre Farbzellen über Muskeln kontrollieren. So können sie unterschiedliche Muster auf einmal zeigen. Praktisch, wenn man zwischen Angebeteter und Rivale schwimmt: links flirten, rechts drohen.

Finnwal

Woher hat der Finnwal seinen Namen?
Stefan Lütt, Bremen

Fast alle Wale haben eine mehr oder minder ausgeprägte Rückenflosse, die Finne. Sie hilft den Tieren, eine stabile Lage einzuhalten. Der Finnwal hat mit etwa 60 Zentimetern eine auffällig große, nach hinten gebogene Finne. Sie ist sogar doppelt so groß wie die des Blauwals, obwohl dieser mit bis zu 33 Metern deutlich größer wird als der maximal 25 Meter lange Finnwal. Dennoch: Betrachtet man das gesamte Tier, erscheint auch die Rückenflosse des Finnwals als winziges Anhängsel.

Gleichwohl spielen Form, Position und Größe der Finne eine Rolle bei der Bestimmung von Walen auf See, denn der größte Teil der Meeressäuger bleibt unter Wasser verborgen. Auch für Walfänger war die Rückenflosse des Finnwals ein wichtiges Erkennungsmerkmal, daher beziehen sich so viele seiner Namen darauf.

Variationen des Namens sind Finner, Finback oder Razorback. Als einer der schnellsten Großwale wird der Finnwal auch als „Windhund der Meere“ tituliert. Wie alle Bartenwale ernährt er sich von kleinen Krebstieren und Fischen, die er mit seinen Barten aus dem Wasser siebt.

Fischatmung I

Wie gelangt bei Fischen der Sauerstoff ins Blut?
Philip Peters, per Email

Das was dem einen seine Lunge, sind dem anderen seine Kiemen. Fische nehmen das Wasser durch den Mund auf und leiten es über ihre Kiemen, die aus vielen feinen Blättchen bestehen. So bietet dieses Austauschorgan für Sauerstoff und Kohlendioxid insgesamt eine große Oberfläche – beim Karpfen etwa einen halben Quadratmeter. Zum Vergleich, die Lungenoberfläche eines Erwachsenen Menschen misst etwa 70 bis 80 Quadratmeter. Genau wie die Lungenbläschen sind auch die Kiemenblätter von feinen Blutbahnen durchzogen. Die Zellmembranen der Blättchen sind sehr dünn und so können Kohlendioxid und Sauerstoff leicht hindurchtreten. Dabei folgen sie dem Konzentrationsgefälle. Im Wasser ist mehr Sauerstoff als im verbrauchten Blut, das aus dem Körper der Fische in die Kiemen zurückkehrt. Dafür enthält das Blut mehr Kohlendioxid. Ähnlich wie beim Menschen wandert daher Kohlendioxid aus dem Blut ins Wasser. Das Blut nimmt im Gegenzug Sauerstoff auf. Das ganze funktioniert nach dem Gegentauscher-Prinzip, das sauerstoffreiche Wasser fließt also gegenläufig zum Blutstrom über die Kiemen. So ist sichergestellt, dass das Konzentrationsgefälle aufrechterhalten wird. Das Wasser, das schon einen Großteil seines Sauerstoffs an das Fischblut abgegeben hat, trifft nämlich am Ende seines Weges durch die Kiemen auf das direkt aus dem Körper zurückkehrende Blut. Dessen Sauerstoffkonzentration ist am niedrigsten, da es seinen Sauerstoff an die Muskeln und Organe abgegeben hat. Nach diesem Prinzip arbeiten auch Vogel- und Säugerlungen.

Manche Fische, die in sauerstoffarmen oder sehr flachen Gewässern leben, haben zusätzliche Atmungsorgane, mit denen sie wie wir Menschen an der Luft atmen können. Daher rührt die Bezeichnung Lungenfische. Andere Fischarten können den Sauerstoff bei Bedarf über die Haut oder über den Darm aufnehmen.

Fischatmung II

Wasser besteht doch chemisch zu einem Drittel des Wassers aus Sauerstoff. Wie ist es dann zu verstehen, dass in manchen Gewässern bei erklärtem 'Sauerstoffmangel' Fische leiden?
Hans Pieper, per Email

Ihre Beobachtung, dass Wasser zu einem Drittel aus Sauerstoff besteht, ist durchaus korrekt. Dieser Sauerstoff ist jedoch nicht frei verfügbar, da er ziemlich fest mit dem Wasserstoff verbunden ist. Um diese Verbindung zu knacken ist sehr viel Energie nötig.

Fische atmen, wie Sie ebenfalls richtig vermutet haben, den im Wasser gelösten Sauerstoff, der aus der Atmosphäre eingetragen wird. Er liegt in moleklarer Form vor, das heißt es sind immer zwei Sauerstoffatome zu einem O2-Molekül verbunden. Diese Moleküle werden dann wie beschrieben über die Kiemen aufgenommen. Dieser Prozess ist passiv, verbraucht also keine Energie. Der Sauerstoff folgt dabei dem Gefälle vom Wasser, in dem die Konzentration relativ hoch ist, zum Blut, in dem die Konzentration relativ niedrig ist.

Die Sauerstoffkonzentration im Wasser hängt von mehreren Faktoren ab: Am wichtigsten ist die Temperatur. Je kälter das Wasser, umso mehr Sauerstoff kann sich darin lösen. Der Salzgehalt des Wasser ist ebenfalls wichtig, je mehr Salz, umso weniger Sauerstoff. Dies sind die beiden Hauptfaktoren, die bestimmen, wie viel Sauerstoff, das Wasser aufnehmen kann.
Wenn das Wasser ganz ruhig ist und sich nicht bewegt, wird aber nur die oberste Schicht die maximale Menge an Sauerstoff aufnehmen. Unter anderem sorgen Stürme dafür, dass auch tiefere Wasserschichten an die Oberfläche gelangen und so Sauerstoff aufnehmen können.

Die tatsächlich vorhandene Konzentration wird aber natürlich auch davon bestimmt, wie viel Sauerstoff im Wasser von Pflanzen hergestellt, bzw. von Tieren und Bakterien verbraucht wird. Algen produzieren gerade in Süßwasserbereichen häufig so viel Sauerstoff, dass kleine Blasen zur Oberfläche steigen, da das Wasser mit Sauerstoff gesättigt ist. Verbraucht wird Sauerstoff im Wasser von Fischen, Krebsen, Muscheln und anderen Tieren und vor allem von Bakterien, die organisches Material abbauen.

Der Kreislauf von Aufbau und Abbau der organischen Substanz findet auch im Wasser statt. Wenn also Algen oder Fische absterben oder Blätter ins Wasser fallen, dann wird diese Substanz am Boden der Flüsse, Seen und Meere von Bakterien zersetzt. Dabei wird Sauerstoff verbraucht. Diese Abbauprozesse finden schneller statt, wenn die Temperatur steigt. Gerade dann ist aber weniger Sauerstoff im Wasser gelöst. Daher kommt es bei hohen Wassertemperaturen gerade in Gewässern in denen viel Material produziert wird (und daher auch abgebaut werden muss) zu Sauerstoffmangel.

Die Produktion in Gewässern wird u.a. durch Nährstoffe erhöht, die vom Menschen über Abwässer und über die Landwirtschaft eingetragen werden. Bekanntestes Beispiel sind wahrscheinlich die Phosphate, die aus den Waschmitteln entfernt wurden, da sie das Algenwachstum sehr stark angeregt haben und so zu Sauerstoffmangel und Fischsterben geführt haben.

Fischfarben

Warum sind Fische aus südlicheren Breiten auffälliger gefärbt als Fische nördlicherer Breiten?
Hans-Joachim Borecky, Angermünde

Korallenfische weisen eine enorme Farbenvielfalt auf; Fischarten aus kühleren Meeresregionen präsentieren sich hingegen eher in Grau-, Silber- und Brauntönen. „Das hängt mit der Artenvielfalt zusammen,“ sagt Fischbiologe Dr. Timo Moritz vom Meeresmuseum Stralsund. „Tropische Gewässer sind artenreicher. Entsprechend ist auch die absolute Anzahl `bunter` Arten höher.“ Indes spielen Umweltbedingungen für die Farbunterschiede vermutlich eine größere Rolle. „Tropische Meere sind nährstoffärmer, damit ärmer an Plankton und folglich klarer. Aufgrund der besseren Sichtverhältnisse ist der optische Sinn generell wichtiger; zum Beispiel, um Reviere abzugrenzen, vor Giftigkeit zu warnen, oder Räuber in die Irre zu führen“, weiß Timo Moritz. Ein kontrastreich gefärbter Fisch ist in einem bunten, stark strukturierten Riff ist eben schlechter zu erkennen als einheitlich gefärbte Arten. „Viele Fischarten in Korallenriffen sind sogar noch bunter, als wir sie wahrnehmen. Sie haben Muster, die ultraviolettes Licht reflektieren, das Menschen nicht wahrnehmen können. Artgenossen aber besitzen spezielle Sinneszellen in der Netzhaut, mit denen sie diese `zusätzlichen Farben` erkennen“, so die überraschende Antwort des Stralsunder Experten.

Fischgabel

Warum haben Fischgabeln oft so ausgefallene Formen, Fischmesser dagegen eher nicht?
Ulrich C. Berendsen, Bad Oeyenhausen

In ihrem Buch über die Rituale des Essens schreibt die südafrikanische Autorin Margaret Visser, dass es in aristokratischen Kreisen lange üblich war, Fisch mit zwei Gabeln zu essen. Etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand im Zuge der Industrialisierung ein neureiches Bürgertum, das mit seinem Wohlstand nicht hinterm Berg hielt. Die damals neu eingeführten Fischmesser fanden in diesen Kreisen daher guten Absatz. Sie waren aus schwerem Silber hergestellt und vor allem stark verziert. So zeigte man auch bei Tisch, wer man war und grenzte sich gleichzeitig gesellschaftlich nach unten, aber auch nach oben ab, denn aus aristokratischer Sicht hatte das neuartige Fischbesteck etwas parvenühaftes. „Das aufwändig gestaltete Messer war also wohl zuerst da“, sagt Andreas Runow von der Bremer Silberbesteckmanufaktur Wilkens. „Daher mussten auch die Fischgabeln entsprechend gestaltet werden.“ Davon zeugt etwa das 1870 entstandene und noch heute erhältliche Besteck „Straßburger Empire!“. Heute erscheinen diese Vintage-Kollektionen wie aus der Zeit gefallen. Moderne Fischbestecke wirken dagegen oft sehr sachlich, kühl und zurückgenommen.

Seekranke Fische

Können Fische seekrank werden
Helmut Braun, St. Ulrich

„Fische können heftig seekrank werden und sogar erbrechen“ weiß Dr. Gerd Wegner vom Institut für Seefischerei in Hamburg, der dies selbst schon auf einer seiner Forschungsreisen im Nordatlantik beobachten konnte. Die Seekrankheit, die mit Schwindel, Übelkeit und Erbrechen einhergeht, wird korrekterweise als Bewegungskrankheit bezeichnet. Denn sie wird nicht nur durch Wellengang ausgelöst. Manch einen trifft sie auch beim Autofahren oder im Flugzeug. Ursache hierfür sind widersprüchliche, im Gehirn zusammenlaufende Informationen über Lage und Bewegung des Körpers. So senden die Augen bei heftigen Schiffsbewegungen andere Informationen aus als der Gleichgewichtssinn, der im Innenohr liegt. Hier befinden sich kleine Kristalle aus Kalk, die Otolithen. Über diese Ohrsteinchen werden die Richtung der Erdschwerkraft und somit die Lage des Körpers im Raum wahrgenommen. Mit jeder Änderung der Körperlage verlagern sich auch die Otolithen. Sinneszellen geben diese Reize an das Gehirn weiter. Dies funktioniert bei Fischen genauso, nur dass deren Otolithen sehr viel größer sind.

Fischfilets

Haben Fische Blut? Und wenn ja - warum ist Fischfilet so weiss?
Stefan Schwarz, per Email

Wie alle Wirbeltiere haben auch Fische Blut, allerdings zu einem geringeren Anteil als beispielsweise der Mensch. Während sein Blutvolumen fünf bis zehn Prozent des Körpergewichts beträgt, macht es bei den meisten Fischarten nur etwa zwei Prozent aus. Rote Blutkörperchen sind auch bei ihnen für den Transport von Sauerstoff verantwortlich.

Dass viele Fische trotzdem helles, fast weißes Fleisch haben, hängt mit ihrem Schwimmverhalten zusammen. Meist gleiten sie gemächlich, quasi im ersten Gang durchs Wasser. Dafür benötigen sie nur einen schmalen Muskelstrang, der seitlich unter der Haut liegt und gut durchblutet ist – viele Filetesser schneiden dieses dunkle Fleisch heraus, weil sie denken, es wäre schlecht.

Wenn ein Fisch flieht oder angreift, also einen Gang hoch schaltet, kommt die weiße Muskulatur zum Einsatz, die nur von wenigen Blutbahnen durchzogen ist. „Die biochemischen Prozesse laufen dabei so schnell ab, dass die Muskelfasern nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden können“, sagt Cornelius Hammer von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg. Daher bleibt das Fleisch weiß.

Tunfische, die sehr schnelle Schwimmer sind und über eine geschickte Anordnung von Muskeln und Blutbahnen ihre Kerntemperatur über 10°C über der Wassertemperatur halten können, haben dagegen dunkleres Fleisch.

Fischluft

Warum schnappen Fische in flachen Buchten an der Wasseroberfläche nach Luft?
Helmut Braun, Bollschweil

Fische mussten sich im Lauf der Evolution an unterschiedlichste Umweltbedingungen anpassen. Auch an geringe Sauerstoffgehalte wie sie in warmen, langsam fließenden oder stehenden Gewässern Afrikas und Asiens zu finden sind. In tropisch-subtropischen Sümpfen kommt es besonders bei Nacht, wenn mikroskopisch kleine Algen keinen Sauerstoff mehr produzieren, sondern diesen konsumieren, zu Engpässen. „Daher schalten manche Arten auf Luftatmung um“, sagt Dr. Werner Ekau vom Bremer Zentrum für Marine Tropenökologie. Dazu zählen die farbenprächtigen und daher bei Aquarianern beliebten Labyrinthfische. Schlammspringer bevorzugen flache, oft von Mangrovenwäldern gesäumte Buchten, die bei Ebbe schnell trocken fallen. Ist die Luftfeuchtigkeit hoch genug, können sie Luft atmen, indem sie diese an speziellen, stark durchbluteten und gefalteten Schleimhäuten vorbei führen und dabei den Sauerstoff aufnehmen. „Von den Lippen über Mundhöhle und Magen bis zum Darmkanal scheint das gesamte Gewebe zur Ausbildung solcher Atmungsflächen geeignet zu sein.“ Wie Schlammspringer können auch Europäische Aale, falls sie im Wattenmeer bei Ebbe trocken fallen, den nächsten Priel erreichen, indem sie auf Luftatmung umschalten.

Fischoperation

Im Heft No. 6 haben wurde bei Mare eine Operation an einem Fisch erwähnt. Wie geht das?

Auch Mare-Redakteure sind nicht allwissend. Zumal ein Thema wie Operationen an Fischen nur selten auf der Tagesordnung der Redaktionskonferenz steht. Da liegt es nahe, sich im Fall des Falles an die MARUM-Hotline zu wenden. Was nun das Schicksal der in Mare No. 6 erwähnten Elritze angeht, der ein Teil des Groß-hirns operativ entfernt worden war, läßt sich folgendes sagen: Fische zählen zu den wechselwarmen Tieren. Diese auch als Kaltblüter bezeichneten Organismen können ihre Körpertem-peratur gar nicht bzw. nur unvollkommen regulieren. Die Temperatur paßt sich daher den jeweiligen Umgebungsbedingungen an.

Dies kann bei Experimenten, bei denen auf operative Eingriffe nicht verzichtet werden soll, von Nutzen sein. Bei länger andauernden Operationen ist es hilfreich, die Körpertemperatur der Fische abzusenken, um so die Stoffwechselvorgänge zu verlangsamen. Solange die spontane Atmung noch funktioniert, ist eine künstliche Beatmung nicht notwendig. Doch auch die stellt kein Problem dar. Über einen ins Fischmaul gesteckten Schlauch läßt sich sauerstoffangereichertes Wasser durch die Kiemen pumpen. Zudem stehen für solche Operationen - wie beim Menschen - unterschiedliche Narkosetechniken zur Verfügung, denn die meisten für Säuger entwickelten Narkosemittel wirken auch am Fisch.

Am Ende eines jeden Eingriffs steht der Griff zur Tube. Die Operationswunde wird mit einem speziellen, physiologisch verträglichen Schuppenkleber verschlossen. Dann heißt es endlich wieder: Ab ins kühle Naß!

Fischpupsen

Können Fische pupsen?
Martin Eicher, Regensburg

Die Frage, ob Fische beim Verdauen ihrer Nahrung Gase entwickeln bzw. wie sie diese abgeben, ist keineswegs trivial. Würde sich im Fischmagen zu viel Gas ansammeln, könnte das Tier seine Balance verlieren. "Es würde hoffnungslos auftreiben oder müsste zumindest unverhältnismäßig viel Energie aufwenden, um eine bestimmte Tiefenposition, sprich, seine Bewegungsfreiheit zu erhalten", sagt der Hamburger Fischereibiologe Cornelius Hammer.

Daher wundert es nicht, dass Fische im Vergleich zu Landtieren verhältnismäßig wenig Darmgase produzieren. Manche Fische geben Gase und Kot, verpackt in schleimigen Hüllen, in kleinen Portionen ab. Ob diese "Schleimbeutel" zum Meeresboden absinken, im Wasser driften oder aber zur Oberfläche steigen, hängt davon ab, wie viel Gas sie enthalten. Von einem Pupsen kann in diesem Fall wohl kaum die Rede sein. Gleichwohl ist diese Erscheinung im Reich der Fische nicht ganz unbekannt.

Dr. Rüdiger Riehl hat zum Beispiel die unter Aquarianern beliebten mexikanischen Hochlandkärpflinge dabei ertappt, wie sie kleine perlende Methangasblasen abliessen. Der Düsseldorfer Zoologe und Herausgeber des Aquarienatlas verweist darauf, daß sich gerade im Magen-Darmtrakt pflanzenfressender Fische wie etwa Kärpflingen oder Buntbarschen während des Verdauungspro-zesses relativ viel Gas entwickelt.

Andere Fische wie etwa der Sandtigerhai schnappen an der Meeresoberfläche nach Luft, um ihren Auftrieb zu kontrollieren. Wenn die Haie ihre gewünschte Tauchtiefe erreicht haben, wird die Luft wieder abgegeben. Da dies aber mit Verdauung nichts zu tun hat, fällt es wohl nicht in die hier erörterte Verhaltenskategorie.

Fischschlaf

Können Fische schlafen?

Im Gegensatz zu uns Menschen haben Fische keine Augenlider, die sie im Schlaf schließen könnten. Daher ist nicht immer auf Anhieb zu erkennen, ob Fische schlafen. Dass sie es tun, steht freilich außer Frage. Das gilt sowohl für nacht- als auch für tagaktive Tiere. Die meisten Fische verbringen einen guten Teil einer 24-Stunden-Periode in einem ruhenden Zustand, in dem der Stoffwechsel deutlich „heruntergefahren“ wird.

Korallenriffbewohner etwa ziehen sich während dieser Ruhephasen in Höhlen oder Spalten zurück. Manche Süßwasserfische wechseln die Körperfarbe und werden gräulich bleich, während sie am Boden oder auf Pflanzenteilen ruhen. Manche Fische sind während der Ruhephase so weit „weggetreten“, dass Taucher auf sie zuschwimmen und sie berühren können.

Papageienfische hüllen sich in einen Schleimkokon, der verhindert, dass ihr Geruch hungrigen Jägern in die Nase steigt. Von Fischen, die, wie die Tune, im offenen Meer leben, heißt es, dass sie während ihrer Ruhephase zwar langsam weiterschwimmen, um genügend Sauerstoff aufzunehmen, dabei aber eine Hälfte ihres Hirns quasi abschalten.

Fischschmerzen

Empfinden Fische Schmerzen?

Bisweilen, so erzählen passionierte Angler, würden sie Merkwürdiges beobachten. Fische, vom Haken gelöst und ins Wasser zurückgeworfen, hätten nichts besseres zu tun, als schnurstracks wieder auf den Köder zuzuschwimmen und erneut anzubeißen. Die Anekdote wirft so manche Frage auf: Handelt es sich dabei um Anglerlatein? Sind Fische nicht lernfähig? Oder empfinden sie etwa keinen Schmerz?

Für Tierschützer ist die Sache schnell entschieden. Mit Blick auf Haie heißt es im `Shark Info` der Erlenmeyer-Stiftung für Tiere: "Weil Knochen- und Knorpelfische über alle chemischen, optischen und akustischen Rezeptoren verfügen, wie sie auch bei warmblütigen Wirbeltieren und dem Menschen vorkommen, muß man davon ausgehen, daß auch Haie schmerzempfindlich sind. Auch im Bereich des Gehirns sind die Voraussetzungen für eine Aufnahme und Verarbeitung von Schmerzreizen gegeben."

So weit, so gut und so richtig. Ob aber "Angeln dem Fisch schwerste Qualen bringt", wie in der Broschüre weiter zu lesen ist, steht auf einem anderen Blatt. Zu denken geben sollte, daß Schmerz nicht zuletzt eine Sache der Erfahrung, des Lernens ist - zumindest beim Menschen. Ein Kind, daß hinfällt, weint häufig erst dann, wenn es bemerkt, daß es von seinen Eltern beobachtet wird. "Man muß also zwischen dem neuronalen Schmerzsystem im Gehirn und der subjektiven Schmerzempfindung unterscheiden", sagt Prof. Gerhard Roth, Biologe und Hirnforscher an der Uni Bremen.

"Mir sind keine Untersuchungen über Schmerz bei Fischen bekannt", ergänzt sein Kollege Mario Wullimann. "Selbst in einem gerade erschienen Buch, das die neuesten Ergebnisse der Fischphysiologie zusammenfaßt, taucht der Begriff Schmerz im Sachregister nicht auf." Dabei böten sich Haie als Untersuch-ungsobjekte geradezu an. "Es gibt anekdotische Berichte, nach denen Haie zuweilen in Raserei geraten, wenn sie über ihre Beute herfallen." Bei diesem "feeding frenzy", so Wullimann, würden sie sich bisweilen selbst schwer verletzen. Sind die Schmerzbahnen dann blockiert? Macht sich der Schmerz erst bemerkbar, wenn die außer Kontrolle geratene Freßattacke vorbei ist? Wir wissen es nicht.

Und die Sache mit dem Angelhaken? "Natürlich kann man sich denken, daß es für Fische unangenehm ist, wenn sie am Haken zappeln", sagt Mario Wullimann. Das klingt plausibel. Schade nur, daß es noch nicht nachgewiesen wurde. Dann hätten Natur-schützer ein weiteres Argument an der Hand, um schonendere Fangmethoden zu fordern.

Siehe dazu neuere Forschungen der Humboldt-Universität Berlin:

Fischsschwarm

Bilden Fischschwärme einen großen Fisch nach, um Räuber abzuschrecken?
Olivia Schulz, per Email

Knapp 80 Prozent der 20.000 bekannten Fischarten finden sich in irgendeiner Phase ihres Lebens zu Schwärmen zusammen. Es scheint also, dass dieses Verhalten die Überlebenschancen mehr oder minder deutlich erhöht. Allerdings nehmen Schwärme nicht bewusst die Gestalt eines großen Fisches an, um potenzielle Räuber abzuschrecken. Schließlich würde ein solches Verhalten voraussetzen, dass der Schwarm als „Superorganismus“ ein übergeordnetes Bewusstsein entwickelt.

Die Vorteile des Schwarmverhaltens sind subtilerer Natur. Die schiere Masse der glitzernden Fischleiber und die sich ständig ändernden Formen und Farben des Schwarms erschweren es dem Räuber, sich auf einen einzelnen Beutefisch zu konzentrieren. Überdies sinkt das Risiko jedes Fischindividuums, gefressen zu werden, mit wachsender Größe des Schwarms. Denn zum einen vergrößert dies für den Raubfisch die Qual der Wahl; andererseits kann er ohnehin nur eine begrenzte Anzahl von Beutefischen vertilgen. Dagegen lässt sich naturgemäß einwenden, dass die Chancen, einem Räuber zu entkommen, vor allem für jene Fische sinken, die den äußeren Rand des Schwarms bilden.

Flachmeere

Welches ist das flachste (Salzwasser-)Meer der Welt?
Christian Schmidt

Die küstennahen Flachmeere, die so genannten Schelfe, sind das Bindeglied zwischen den durchschnittlich 840 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Kontinenten und dem im Mittel etwa 3.700 Meter tiefen Ozean. Zwischen Küstenlinie und Schelfkante beträgt das Bodengefälle nur wenige Prozent.

Der Knick zwischen Schelf und Tiefsee liegt im Weltmaßstab durchschnittlich in 132 Meter Wassertiefe. Darauf bezogen machen die Küstengewässer nördlich von Alaska das Rennen. Dort, in der Beaufortsee, verläuft die Schelfkante im Schnitt in nur 64 Meter Wassertiefe. Und unsere Nordsee? Sie ist nur südlich einer Linie von der mittelenglischen Bridlington Bay zum dänischen Skagen flacher als 50 Meter. Bis zur Schelfkante, die bei den Orkney- und Shetland-Inseln verläuft, werden Tiefen von 200 Meter erreicht.

Flaggenalphabet

Warum sind die Flaggen Alpha und Bravo des internationalen Flaggenalphabets als Doppelstander ausgeführt, während alle anderen rechteckig sind?
Johannes Krey, per Email

„Bis zur Einführung des Funkes und des Morsealphabets waren die Signalflaggen das wichtigste Kommunikationsmittel“ auf See, schreibt Andreas Herzfeld in seinem kürzlich erschienenen Buch zum Thema. In den Signalbüchern, die ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts erschienen, waren Signalflaggen der Handelsschiffe entweder rechteckig oder dreieckig. Doppelstander, d.h. Flaggen aus zwei spiegelbildlich angeordneten Dreiecken, die eine schwalbenschwanzförmige Aussparung ergeben, werden nur hier und da verwendet. Bedingt durch den zunehmenden Seehandel erscheinen ab 1857 erste international verbindliche Signalbücher. Sie verzichten zunächst auf Vokale. „B(ravo)“ ist also der erste Buchstabe des Flaggenalphabets. „Er ist besonders wichtig, denn er signalisiert, woher ein Schiff kommt und welcher Nationalität es ist,“ sagt Andreas Herzfeld. Um eine gute Erkennbarkeit zu gewährleisten, ist das B als Doppelstander ausgeführt. Anfang des 20. Jahrhunderts werden Vokale in das internationale Flaggenalphabet aufgenommen. Warum das „A(lpha)“ ebenfalls als Doppelstander ausgeführt ist, ist nicht belegt. Möglicherweise ging es nur darum, die bis dahin gebräuchliche Form des ersten Buchstabens im Alphabet nicht zu verändern.

Flaggenbräuche

Warum wird auf Segelschiffen bei Sonnenuntergang die Landesflagge eingeholt und am Morgen wieder gehisst?
Michelle Brendel, per E-Mail

„Flaggen waren seit jeher Tagsignale“, sagt Michael Stoldt vom Deutschen Seglerverband. Bereits in der Ära der Landsknechte hatten sie einen besonderen Nimbus. Die Truppe scharte sich um ihr Banner; es trennte Freund von Feind. Dem Fähnrich oblag es, die Flagge zu verteidigen und sie abends, wenn der Gefechtslärm abgeklungen war, sicher bis zum nächsten Morgen zu verwahren. Die Flaggenparade auf den Schiffen der Bundesmarine, also das allmorgendliche Hissen und das Einholen am Abend, sowie der entsprechende Brauch an Bord von Yachten und Sportschiffen kann als Fortschreibung einer in Jahrhunderten gewachsenen Tradition gesehen werden. Freilich wird diese Regel der guten Seemannschaft in den einzelnen Revieren unterschiedlich gehandhabt. So ist es an Nord- und Ostsee, aber auch in brasilianischen Gewässern strikt verpönt, Flaggengebräuche zu missachten. „Er flaggt für den Teufel“, sagen die Dänen, sollte ein Segelkamerad es versäumen, abends seine Flagge einzuholen. Hobbysegler berichten, dass nicht eingeholte Landesfahnen nachtsüber sogar gestohlen wurden. Im Mittelmeerraum geht es nach übereinstimmenden Berichten von Segelfreunden dagegen deutlich laxer zu. Über das Warum ließe sich trefflich spekulieren.

Flaschenpost I

Kann eine Flaschenpost innerhalb von drei Wochen von Düsseldorf nach New York gelangen?
Michael Ringelsiep, Erftstadt

Die Flaschenpost ist wahrlich ein schlichtes Kommunikationsmittel - Bestimmungsort und Empfänger bleiben den Launen der Natur überlassen. Bei Düsseldorf im Rhein ausgesetzt, würde sie zunächst dem Fluss folgen, bis er in die Nordsee mündet. Dort angekommen, wäre die Flaschenpost den Meeresströmungen ausgesetzt, die in der Nordsee im Allgemeinen gegen den Uhrzeigersinn verlaufen. Daher besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass sie auf ihrem Weg zuerst die deutschen und dänischen Küsten passierte, dann Skandinavien und schließlich im Nordmeer landete. „Über ein komplex verzweigtes System von Strömungen besteht theoretisch die Möglichkeit, dass die Flaschenpost das Nordmeer überquert, in den Ost- und Westgrönlandstrom sowie den Labradorstrom gelangt und so, dem nordamerikanischen Küstenverlauf folgend, eines Tages nach New York driftet“, sagt Dagmar Kieke, Ozeanografin an der Universität Bremen -eine Strecke, die in drei Wochen niemals zu bewältigen wäre. Die Drift würde eher mehrere Jahre beanspruchen. Ein Beispiel mag dies veranschaulichen: Im Mai 1998 wurden während einer Schiffsreise im Ostatlantik neun Nachrichten per Flaschenpost versandt. Nur zwei wurden schließlich gefunden: Eine Flasche erreichte Kuba im Oktober 2000, die andere im Februar 2004 die Bahamas.

Flaschenpost II

Kann eine Flaschenpost innerhalb eines Jahres durch Meeresströmungen von der Elbmündung bis nach Spitzbergen gelangen?
Benjamin Piel, Lüchow

In der Nordsee bestimmen die Gezeitenwellen das Strömungsgeschehen. Die Flaschenpost könnte also von der gegen den Uhrzeigersinn laufenden Strömung erfasst und Richtung Skagerrak bzw. weiter nach Südnorwegen transportiert werden. Bei einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von 5 Zentimetern pro Sekunde wären die etwa 700 Kilometer in rund 162 Tagen überbrückt – falls im Skagerrak nicht gerade ein heftiger Westwind bläst. Der wird durch gut ausgeprägte Azorenhochs und Islandtiefs angefacht und könnte die Flasche in die Ostsee peitschen. Andernfalls würde sie vom norwegischen Küstenstrom mit durchschnittlich 30 Zentimetern pro Sekunde Richtung Nordkap transportiert. Vorausgesetzt, sie bliebe nicht im Labyrinth der Schären stecken, könnten die rund 1.900 Kilometer in etwa 73 Tagen bewältigt sein. Die verbleibenden 750 Kilometer Richtung Bäreninsel und Spitzbergen könnten mit den äußersten Ausläufern des Nordatlantikstroms bei einer Geschwindigkeit von 15 Zentimetern pro Sekunde nach weiteren 58 Tagen absolviert sein. Ob die Flaschenpost es aber wirklich in knapp 300 Tagen von der Elbe in den eisigen Norden schafft, ob sie in der Ostsee, den norwegischen Schären oder im Nichts der Barentssee strandet, wissen letztlich nur die Meeresgötter.