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Große Mittelmeerexpedition des Bremer Ozeanbodenclusters beendet

26.11.2020
Forschungsschiff SONNE kehrt nach Deutschland zurück
Schiffsbesatzung und Wissenschaftler beim Einholen des autonomen Tauchroboters AUV MARUM-SEAL 5000 nach seinem ersten Einsatz auf dem Bergamo Schlammvulkan. Foto: Heike Dugge
Schiffsbesatzung und Wissenschaftler beim Einholen des autonomen Tauchroboters AUV MARUM-SEAL 5000 nach seinem ersten Einsatz auf dem Bergamo Schlammvulkan. Foto: Heike Dugge

 

Am kommenden Dienstag, den 1. Dezember, endet nach 50 Tagen die diesjährige Mittelmeerexpedition des MARUM mit Forschungsschiff SONNE SO278 im Hafen von Emden. Im Rahmen des Exzellenzclusters „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ wurden in der Forschungseinheit „Der Ozeanboden als Reaktor“ Untersuchungen am Meeresboden entlang des Mittelmeerrückens vom Kalabrischen Bogen bis südlich Kreta durchführt.

In dieser Kollisionszone zwischen Afrika und Europa sind eine Vielzahl von Schlammvulkanen entstanden, die Schlamm, Gesteinsbrocken, Gase und Fluide aus großen Tiefen zum Meeresboden transportieren. Sie sind neben magmatischen Vulkanen die aktivsten Strukturen am Meeresboden, die für zahlreiche Austauschprozesse mit dem Meerwasser verantwortlich sind. Von den über 500 gezählten Schlammvulkanen des östlichen Mittelmeeres wurden 16 Vulkane in 4 verschiedenen Provinzen untersucht. Eine präzise Beprobung der Schlammbrekzien möglichst im Schlot der Vulkane war möglich, da in zahlreichen Fällen zuvor hochauflösende Karten mit dem MARUM AUV SEAL vermessen wurden. Neben der Vermessung des Meeresbodens mit den Schiffsloten und dem AUV wurden Sedimentkerne beprobt, Direktbeobachtungen am Meeresboden mit einem TV-Schlitten, sowie Profile zum Wärmetransport in den Sedimenten durchgeführt. Einen bisher unbenannten Schlammvulkan, der sowohl mit dem AUV vermessen und mit Schwerelot und Multicorer beprobt wurde, haben die Forschenden den Namen Helios Schlammvulkan (griechisch für Sonne) gegeben. Eine Besonderheit der Schlammvulkane im Mittelmeer sind Wechselwirkungen mit Salzablagerungen im Untergrund und so hatten drei der untersuchten Schlammvulkane bis zu 7-fach erhöhe Salzkonzentration im Porenwasser der Schlammflussablagerungen. In der Umgebung der Schlammvulkane wurden erstmals kreisrunde Erdfälle entdeckt, die wohl durch Auflösung der unterirdischen Salze und Nachsacken des Untergrundes entstanden sind und nach den AUV-Kartierungen keine Seltenheit darzustellen scheinen. 

Das MARUM AUV SEAL kehrt von einem Tauchgang an die Oberfläche zurück. Foto: Tabea König
Das MARUM AUV SEAL kehrt von einem Tauchgang an die Oberfläche zurück. Foto: Tabea König
Neuentdeckter Schlammvulkan Helios. Grafik: Miriam Römer
Neuentdeckter Schlammvulkan Helios. Grafik: Miriam Römer
Gruppenfoto der Expeditionsteilnehmenden. Bild: Tabea König
Gruppenfoto der Expeditionsteilnehmenden. Bild: Tabea König
Volle Konzentration an Deck des Forschungsschiffes SONNE. Foto: Heike Dugge
Volle Konzentration an Deck des Forschungsschiffes SONNE. Foto: Heike Dugge
Probennahme. Foto: Tabea König
Probennahme. Foto: Tabea König

Zehn der beprobten Schlammvulkane zeigten gegenüber dem Meerwasser bis zu 4-fach abgereicherte Konzentrationen im Salzgehalt. Diese niedrigen Salinitäten des Porenwassers sind durch Freisetzung von Wasser aus Mineralreaktionen in sehr tiefen Schichten zur erklären, die das marine Porenwasser verdünnen. Aus welchen Tiefen und aus welchen Gesteinseinheiten die Porenwässer und Gase stammen werden durch weiterführende Analysen verschiedener Isotopensysteme am Exzellenzcluster der Universität Bremen untersucht. Die Expedition bringt eine große Kollektion an sehr gut ausgewählten Proben zurück, deren Analysen und Interpretationen die Forschenden in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird.

 

Mehr Informationen zur Expedition findet sich hier in den Wochenberichten.

 

Außerdem findet sich hier ein Interview zur Forschungsreise mit Fahrtleiter Gerhard Bohrmann.