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Einarmig in die Tiefsee

15.07.2015
Tauchroboter
Der Tauchroboter MARUM-SQUID mit ausgefahrener Elektronikröhre (rechts).
Foto: V. Diekamp, MARUM

Neuer MARUM-Tauchroboter ausgeliefert
Anfang dieser Woche erhielt das Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften seinen neuen Tauchroboter MARUM-SQUID. Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug kann bis zu 2.000 Meter tief tauchen und soll zukünftig u.a. Kaltwasser-Korallensysteme, Gasaustritte am Meeresboden sowie schwarze und weiße Raucher, also die sog. Hydrothermalquellen in der Tiefsee erkunden. Dazu ist es u.a. mit einer Foto- sowie einer hoch auflösenden HD-Videokamera ausgestattet. Ein hydraulisch angetriebener, aus Edelstahl gefertigter Multifunktionsgreifarm kann bis zu 68 Kilogramm schwere Proben am Meeresboden einsammeln. – MARUM-SQUID ergänzt die institutseigene Flotte der autonom operierenden und ferngesteuerten Tauchfahrzeuge.

Hochbetrieb auf dem MARUM-Betriebshof! Vom Fähranleger in Rotterdam kommend liefert ein LKW den von einer britischen Firma gefertigten neuen Tauchroboter MARUM-SQUID an. Routiniert manövriert MARUM-Mitarbeiter Steffen Klar den Schwerlast-Gabelstapler Richtung LKW und hebt zunächst eine mehr als 1.045 Kilogramm schwere Holzkiste von der Ladefläche. Sie enthält Kabel, Kamerasysteme und weiteres Zubehör. Das knapp 1.200 Kilogramm schwere Tauchfahrzeug selbst verbirgt sich in einer zweiten Kiste. Während Projektleiter Dr. Nicolas Nowald mit Hilfe einiger Kollegen beginnt, die vielfach verschraubten Kisten zu öffnen, lädt Steffen Klar ein knallrotes Stahlgestell ab: der Rahmen für die Winde. 2.400 Meter Kabel sind dort aufgespult. Es enthält Kupferleitungen, die das Tauchfahrzeug mit Energie versorgen. Zudem Glasfaserleitungen, mit denen während der Tauchgänge Livevideos aus bis zu 2.000 Meter Meerestiefe an Bord des Forschungsschiffs übertragen werden.

Kaum eine halbe Stunde nach dem Abladen steht das Gerät ausgepackt auf dem Betriebshof: Kompakte 2,1 Meter lang, 1,17 Meter hoch und 1,16 Meter breit. Projektleiter Nowald untersucht es zunächst auf etwaige Transportschäden. Bei einem Investitionsvolumen von gut 1,2 Millionen Euro, das je zur Hälfte vom Bund bzw. dem Land Bremen finanziert wurden, muss er natürlich sicher gehen, dass unterwegs nichts passiert ist. „Das Gerät macht einen hervorragenden Eindruck“, sagt der Meerestechniker: „In den kommenden Wochen erledigen wir Restarbeiten. Zum Beispiel bekommt das Gerät noch ein Schubladenfach, in dem Messinstrumente oder Proben zwischen Meeresboden und Schiff transportiert werden. Abschließend werden wir das Tauchfahrzeug in unserem Tauchbecken auf Herz und Nieren testen“.

Das Chassis des MARUM-SQUID ist aus Edelstahl und Polypropylen gefertigt. Es bietet einen guten Kompromiss zwischen Gewicht und Stabilität. An seiner Frontseite sorgen fünf leistungsstarke Scheinwerfer für hinreichend gute Sicht in der dunklen Tiefsee. Sie sind besonders Energie sparend ausgelegt.

Besonders angetan sind die MARUM-Techniker von den insgesamt elf Propellern; drei an der Oberseite, und jeweils vier an Backbord und Steuerbord. „Kein Tauchroboter dieser Größe ist so kompakt und leistungsstark und dabei so mobil wie SQUID“, sagt Nicolas Nowald. „Das Gerät erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 3,5 Knoten, also gut sechs Stundenkilometer. Damit können wir SQUID z.B. in untermeerischen Canyons einsetzen, wo wir einerseits erhöhte Strömungsgeschwindigkeiten registrieren, andererseits aber daran interessiert sind, die dort wachsenden Kaltwasser-Korallen zu erforschen“, sagt Nicolas Nowald.

Dass das neue Tauchgerät die Tiefseeforschungen des MARUM beflügeln wird, gilt für den Direktor des Bremer Exzellenzcluster als ausgemacht: „Durch die hohe Antriebsleistung des MARUM-SQUID können wir nun auch in Gebieten forschen, die für uns bisher nur schwer zugängliche waren“, sagt Michael Schulz. Im Übrigen kann der neue Tauchroboter aufgrund seiner überschaubaren Größe bzw. seines Gewichts auch auf kleineren Forschungsschiffen eingesetzt werden. „Deswegen ist das Gerät eine sehr gute Ergänzung zu unserem Arbeitspferd, dem großen Tauchroboter MARUM-QUEST, der in Tiefen von bis zu 4.000 Meter eingesetzt wird“, sagt der MARUM-Direktor.

MARUM-SQUID ist bereits jetzt fester Bestandteil der Expeditionsplanungen. Im Spätherbst wird er nach Walvis Bay, dem wichtigsten Seehafen Namibias, verschifft. An Bord des deutschen Forschungsschiffs Meteor wollen MARUM-Wissenschaftler_innen im Januar 2016 Kaltwasserkorallen vor der Südwestküste des afrikanischen Kontinents untersuchen.

 

Weitere Informationen / Interviewanfragen / Bildmaterial:
Albert Gerdes
MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0421 218 65540
Email: [Bitte aktivieren Sie Javascript]

Der rote Stahlrahmen mit der Winde, auf die 2.400 Meter Tiefseekabel gespult sind.
Foto: V. Diekamp, MARUM

Fünf der elf Propeller des MARUM-SQUID.
Foto: V. Diekamp, MARUM

Ein Teil des MARUM-Geräteparks (von unten nach oben): MARUM-SQUID samt Winde; dahinter ein weiterer Tauchroboter, der derzeit entwickelt wird. Hinten das gelbe, torpedoförmige autonome Tauchfahrzeug MARUM-SEAL.
Foto: V. Diekamp, MARUM