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Logbuch M 180

Die Expedition M180 SONETT (Synoptic Observations — a Nested approach to study Energy Transfer & Turbulence in the ocean) ist ein zentraler Teil der Ozeanbeobachtungen in der zweiten Phase des TRR181 "Energy transfers in Atmosphere and Ocean“. Die Expedition führt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ein Meeresgebiet, in dem sie viele Prozesse beobachten können, die sich auf die Energieflüsse im Ozean und auf den Austausch des Ozeans mit der Atmosphäre auswirken.

Beteiligt sind Forschende des MARUM – Zen­trum für Ma­ri­ne Um­welt­wis­sen­schaf­ten der Uni­ver­si­tät Bre­men, der Uni­ver­si­tät Bre­men, der Universität Hamburg, des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und des Helmholtz-Zentrums Hereon.

Das Arbeitsgebiet liegt südöstlich des Walvis-Rückens im östlichen Südatlantik. In dieser Region treffen die so genannten Agulhas-Wirbel, die an der Südspitze Afrikas gebildet werden und durch den Atlantik nach Norden wandern, auf interne Gezeiten, die am Walvis-Rücken erzeugt werden, und beeinflussen die Ausbreitung der internen Gezeitenwellen. Die Wirbel bilden an ihren Rändern Fronten und sogenannte Filamente. Filamente sind Strukturen, die sich dort bilden, wo verschiedene Wassermassen aufeinander treffen. Auf Satellitenbildern sehen sie wie längliche Finger aus. Die geplanten Beobachtungen umfassen Oberflächenflüsse und -wellen, Deckschichtprozesse, mesoskalige und submesoskalige Variabilität, horizontale Vermischung, Energieflüsse interner Wellen, die Interaktion zwischen internen Wellen und Wirbeln sowie die Energiedissipation im Ozeaninneren.

Die Beobachtungen werden ergänzt durch Läufe eines hochauflösenden Ozean-Zirkulationsmodell mit Gezeitenantrieb (ICON SMT-WAVE) des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, das es ermöglichen wird, die Beobachtungen einzuordnen, Prozesse zu verstehen, und die Energiebilanz dieses Ozeangebietes in diesem Kontext zu untersuchen.

Die Expedition startet am 23. Februar in Montevideo (Uruguay), am 14. April wird das Team mit der METEOR in Kapstadt (Südafrika) zurückerwartet.

Hier berichten die Forscherinnen und Forscher in einem Logbuch vom Leben und Arbeiten an Bord.

Logo M180 SONETT
Die Expedition findet mit dem Forschungsschiff FS METEOR statt. Foto: MARUM/ Manita Chouksey
Die Expedition findet mit dem Forschungsschiff FS METEOR statt. Foto: MARUM/ Manita Chouksey

 

 

Geplantes Arbeitsgebiet der Expedition M180.
Geplantes Arbeitsgebiet der Expedition M180.

22. Februar 2022: Ankunft an Bord

Das an der SONETT-Expedition beteiligte Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kam nach einer langen Reise aus Deutschland sicher in Montevideo, Uruguay, an. Es gab einen Transfer vom Flughafen direkt zum Schiff FS METEOR. Am selben Tag wurden wiederholte PCR-Tests für die gesamte Besatzung und die Forschenden durchgeführt. Am nächsten Tag begann FS METEOR die Seereise vom Hafen von Montevideo, und die PCR-Testergebnisse waren für alle Mitglieder auf dem Schiff negativ. Um jedoch die Sicherheit aller während der Expedition zu gewährleisten, werden strenge Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um einen COVID-Ausbruch auf dem Schiff zu verhindern.

Dafür gibt es derzeit eine Woche tägliche Selbsttests und Maskenpflicht zu jeder Zeit für alle Mitglieder auf dem Schiff. Nach dieser Woche wird wieder ein PCR-Test für alle durchgeführt. In Übereinstimmung mit den Sicherheitsprotokollen werden FFP2-Masken, Antigen-Schnelltests, PCR-Tests sowie Impfstoffe auf dem Schiff bereitgestellt. Darüber hinaus sind notwendige Medikamente und ein kleines Krankenhaus mit notwendiger Ausstattung vorhanden. Wir wünschen allen eine gesunde Seereise!

Text von Manita Chouksey

Zwei typische Begleiter in der Anfangszeit der Reise: Der Corona-Selbsttest und …; Foto: MARUM, Manita Chouksey
Zwei typische Begleiter in der Anfangszeit der Reise: Der Corona-Selbsttest und …; Foto: MARUM, Manita Chouksey
…die FFP2-Maske gehören zu Beginn immer dazu an Bord. Foto: MARUM, Manita Chouksey
…die FFP2-Maske gehören zu Beginn immer dazu an Bord. Foto: MARUM, Manita Chouksey

23. Februar 2022: Leinen los!

Am Morgen des 23. Februar Ortszeit verließ die METEOR den Hafen von Montevideo zu ihrer langen Reise über den weiten Südatlantik.

Impression des Hafens von Montevideo im Dämmerlicht. Foto: MARUM, Manita Chouksey
Impression des Hafens von Montevideo im Dämmerlicht. Foto: MARUM, Manita Chouksey

Die negativen Testergebnisse aus dem PCR-Test vom Vortag haben unsere Stimmung für unsere Expedition gehoben. Nach dem Frühstück waren alle an Deck und beobachteten, wie das Schiff den Hafen verließ und die Skyline von Montevideo langsam mit dem Horizont verschmolz.

Leinen los! Die FS METEOR verlässt den Hafen. Foto: MARUM/ Marc Buckley
Leinen los! Die FS METEOR verlässt den Hafen. Foto: MARUM/ Marc Buckley

Gespannt auf unsere Expedition verabschieden wir uns von der wunderschönen Landschaft von Montevideo und halten ihre Bilder in bester Erinnerung, bis wir das nächste Stück Land sehen - in sieben Wochen.

Text von Manita Chouksey

24. Februar 2022: Auspacken

Nach einer langen Reise zu Land und in der Luft von Deutschland nach Uruguay, wo uns die METEOR erwartete, liegt eine noch längere Reise über den Ozean vor uns. Aber der entspannende Anblick des blauen Ozeans, der sich vor uns erstreckt, und der rollenden Wellen nimmt uns unsere Müdigkeit. Es bleibt jedoch keine Zeit zum Entspannen! Alle Wissenschaftsgruppen sind bereits damit beschäftigt, ihre Container auszupacken, die mit verschiedenen ozeanischen Geräten gefüllt sind: CTD, LADCP, Mikrostruktur, Scanfish, Katamaran, Gleiter und Drifter.

Container mit wissenschaftlicher Ausrüstung. Bild: MARUM/ Manita Chouksey
Container mit wissenschaftlicher Ausrüstung. Bild: MARUM/ Manita Chouksey
Weitere Container mit wissenschaftlicher Ausrüstung. Bild: MARUM/ Manita Chouksey
Weitere Container mit wissenschaftlicher Ausrüstung. Bild: MARUM/ Manita Chouksey

Diese Geräte messen verschiedene Parameter des Ozeans wie Temperatur, Salzgehalt, Dichte und Strömungen. Darüber hinaus ist eine meteorologische Einheit am 35 Meter hohen Mast des Schiffes installiert, um Austauschprozesse zwischen der Oberfläche des Ozeans und der Atmosphäre zu beobachten. Nach dem Auspacken beginnt die Montage verschiedener Komponenten und die Einrichtung von Laboren für jedes Gerät. Sobald die Installation eines Instruments abgeschlossen ist, wird es getestet, bevor es bereit ist, die eigentlichen Messungen durchzuführen. Wir hoffen, dass alle unsere Instrumente so bereit sind wie wir!

Text von Manita Chouksey

25. Februar 2022: Ein Float geht baden

Ein Argo-Float in seinem Container. Foto: MARUM/ Jürgen Stake
Ein Argo-Float in seinem Container. Foto: MARUM/ Jürgen Stake

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind noch damit beschäftigt, verschiedene Instrumente zusammenzubauen und verschiedene Komponenten zu installieren. Einige Instrumente sind nach der Montage komplett und bereit zum Testen. Wir beginnen mit dem Einsatz eines Argo-Float als Teil des Weltklimaforschungsprogramms der Vereinten Nationen.

Ein Argo-Float ist ein autonomes Instrument, das mit den Meeresströmungen driftet und sich auf und ab bewegt, während es Temperatur, Salzgehalt und Dichte von der Meeresoberfläche aus misst. Viele solcher Argo-Float schwimmen und sammeln seit über zwei Jahrzehnten wertvolle Daten in vielen Teilen des Ozeans. Argo-Float sind eine große Hilfe für Ozeanographen, um Informationen über den Ozean zu erhalten, ohne tatsächlich auf einem Schiff auf See zu sein. Weitere Informationen zu den Argo-Float und wie sie Ozeandaten messen, finden Sie hier: https://argo.ucsd.edu/

Schon gewusst? Der Name "Argo" wurde von einer mythischen Überlieferung inspiriert. Er wurde gewählt, da das Float-Programm mit dem Erdbeobachtungssatelliten "Jason" zusammenarbeitet, der die Form der Meeresoberfläche misst. In der griechischen Mythologie war Argo ein von Göttern gebautes Schiff, auf dem Jason in Begleitung der Argonauten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies segelte. Das Schiff Argo ist seitdem in verschiedenen Formen der Kunst und Literatur erschienen.

Wissenschaft ist nicht auf Wissenschaft beschränkt!

Text von Manita Chouksey

Jürgen Stake von der Universität Bremen ist bereit, den Argo-Float einzusetzen, nachdem er ihn zuvor vorbereitet hat. Foto: MARUM/ Jürgen Stake
Jürgen Stake von der Universität Bremen ist bereit, den Argo-Float einzusetzen, nachdem er ihn zuvor vorbereitet hat. Foto: MARUM/ Jürgen Stake
Der Einsatz des Argo-Float von FS METEOR. Foto: MARUM/ Jürgen Stake
Der Einsatz des Argo-Float von FS METEOR. Foto: MARUM/ Jürgen Stake
Der Argo-Float schwimmt auf seiner Reise im Ozean. Foto: MARUM/ Jürgen Stake
Der Argo-Float schwimmt auf seiner Reise im Ozean. Foto: MARUM/ Jürgen Stake

25. Februar 2022: Tests und noch mehr Tests

Auf der anderen Seite des Schiffes war eine andere Gruppe von Forschenden damit beschäftigt, die CTD und LADCP auf den Kranzwasserschöpfer zu montieren, der auf Tausende von Metern im Ozean abgesenkt werden kann, um Daten zu sammeln. Die CTD misst Wassertemperatur, Salzgehalt und Druck; die LADCP messen die Geschwindigkeit von Meeresströmungen; und der Kranzwasserschöpfer besteht aus kreisförmig angeordneten langen Flaschen, mit denen Wasser aus verschiedenen Tiefen des Ozeans beprobt werden.

Wissenschaftliche Mitglieder der SONETT-Expedition während eines Tutorials auf dem Kranzwasserschöpfer, montiert mit CTD und LADCP. Foto: Andreas Raeke
Wissenschaftliche Mitglieder der SONETT-Expedition während eines Tutorials auf dem Kranzwasserschöpfer, montiert mit CTD und LADCP. Foto: Andreas Raeke

Nach einem Tutorial von Reiner Steinfeldt (Universität Bremen) zur Vorbereitung und Bedienung von Kranzwasserschöpfer und CTD wurde die CTD zusammen mit LADCP getestet, indem die Einheit bis zu 1000m und 200m Tiefe in den Ozean abgesenkt wurde. Der Test war erfolgreich und alle montierten Instrumente funktionierten reibungslos. Jetzt sind wir bereit, viele Daten von der CTD zu sammeln, sobald wir in unserem Arbeitsbereich ankommen: die Region südlich des Walvis Rückens im Südatlantik. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns!

Text von Manita Chouksey

26. Februar 2022: Going with the flow

Produktionskette der Drifters. Foto: Peter Dennert
Produktionskette der Drifters. Foto: Peter Dennert

Tag 26.02.2022, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord des FS METEOR versammeln sich um 44 Drifter zusammenzubauen. Jetzt sind sie startklar!

Heute, um 13:00 Uhr (Schiffszeit), direkt nach dem Auftanken beim Mittagessen, kamen alle Forschenden an Bord zusammen, um 44 von Hereon entworfene Oberflächendrifter (1 m tiefe Anker) zusammenzubauen.

 

 

Oberflächendrifter, der vom Hereon entworfen wurde. Foto: Pablo Sebastia Saez
Oberflächendrifter, der vom Hereon entworfen wurde. Foto: Pablo Sebastia Saez

Diese bestehen aus zwei Hauptteilen: dem Anker und dem Schwimmer. Der Schwimmer (graue Kapsel) bleibt während der gesamten Messung auf der Meeresoberfläche und übermittelt seine Position über Iridium Satellite Communications. Der Anker spielt eine ähnliche Rolle wie ein Segel auf einem Boot, so dass die Strömungen das Instrument treiben. Zusätzlich werden insgesamt 20 tiefe SV-Drifter (15 m tiefe Anker) zusammen mit den Oberflächendrifter eingesetzt.

Dieses Projekt ist Teil der Arbeitsgruppe L3 „Meso- bis submesoskalige Turbulenz im Ozean“ aus dem Verbund TRR181 „Energietransfers in Atmosphäre und Ozean“. Ich habe mit zwei Wissenschaftlerinnen gesprochen, die diese Daten nutzen werden, um ihre Interessen und Strategien im Hinblick auf ihre wissenschaftlichen Ziele herauszufinden.

Dr. Alexa Griesel (Projektleiterin von L3 zusammen mit Dr. Maren Walter) erklärte, dass ihr Interesse in der Abhängigkeit der Energieverteilung auf verschiedenen Skalen und der Dispersion von Partikeln in verschiedenen turbulenten Regimen liegt. Sie präzisiert: „Zu den Zielen gehört die Berechnung von Energieübertragungsraten, die Aufschluss darüber geben könnten, wie viel Energie von kleineren zu größeren Skalen übertragen wird, und von Diffusitäten, die die horizontale Vermischung charakterisieren.“ Dazu wird das Verhalten der Oberflächendrifter mit den Tiefendriftern und begleitenden Beobachtungen verglichen

Dr. Julia Dräger-Dietel (PostDoc L3) erläutert ihre Einsatzstrategie und kommentiert: „Unser Ziel ist es, die Ergebnisse aus der statistischen Analyse der Bewegung des Drifters mit anderen In-situ-Messungen (ADCP, Mikrostrukturmessungen, CTDs) zu kombinieren. Um kleinräumige (10 m) und großräumige Dynamik (1000 km) zu verknüpfen, haben wir eine Einsatzstrategie entwickelt, die die gleichzeitige Messung verschiedener Maßstäbe gewährleistet.

Text von Pablo Sebastia Saez

Drifter-Einsatzstrategie des Drifters. Foto:  Julia Dräger-Dietel
Drifter-Einsatzstrategie des Drifters. Foto: Julia Dräger-Dietel

01. März 2022: Endlich ohne Masken

Nach einer Woche kontinuierlichen Masken Tragens und täglicher Selbsttests, als Vorsichtsmaßnahme gegen COVID, gab es heute wieder einen PCR-Test für alle Besatzungsmitglieder und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord der FS METEOR. Wir sind alle negativ getestet worden! Yay! Unsere Geduld und Beharrlichkeit mit den Sicherheitsregeln hat sich ausgezahlt und wir können unsere Arbeit nun erleichtert fortsetzen. Tag und Nacht überall auf dem Schiff bei Sommerwetter Maske zu tragen, kann schwierig sein, und es war wirklich schön, unsere Masken abnehmen zu können und die erfrischende Meeresluft einzuatmen. Wir nähern uns bald unserem Arbeitsbereich und sind bestrebt, mit der Erfassung von Daten aus dem Südatlantik zu beginnen. Endlich, jetzt, da jede und jeder an Bord der FS METEOR vor COVID sicher ist, sind die Angst und die Sorgen im Zusammenhang mit der Pandemie vorbei. Ab jetzt gilt: die Wissenschaft ist jenseits der Angst!

Text von Manita Chouksey

01. März 2022: Zurück in die Zukunft!

Der Pink Panther versucht sicherzustellen, dass Sie keine einzige Änderung der Schiffszeit verpassen. Foto: Ryan Mole
Der Pink Panther versucht sicherzustellen, dass Sie keine einzige Änderung der Schiffszeit verpassen. Foto: Ryan Mole

Zeit ist sehr wichtig für das Leben auf dem Schiff, mach es falsch und verpasse das Frühstück, aber es ist ein wenig komplizierter als an Land. Für unsere Reise bestiegen wir die METEOR in Uruguay (UTC -3), wir steigen in Südafrika aus (UTC +2), und da zwischen geht unsere Reise nach immer weiter nach Osten – doch welche Zeitzone sollten wir verwenden?

Um dieses Problem zu lösen, leben wir alle unser Leben an Bord durch die Schiffszeit, die sich während unserer Reise ändert. Wenn wir von Uruguay nach Osten reisen, wird die Schiffszeit ständig aktualisiert, um sicherzustellen, dass die Sonne ungefähr zur richtigen Tageszeit in der richtigen Position ist.

Alle Schiffsuhren werden automatisch aktualisiert, nur an die eigenen muss man selbst denken. Foto: Ryan Mole
Alle Schiffsuhren werden automatisch aktualisiert, nur an die eigenen muss man selbst denken. Foto: Ryan Mole

Dies hat dazu geführt, dass wir alle zwei Tage eine Stunde Schlaf verpassen, während wir uns langsam auf den Weg zurück in die Zukunft machen. An diesem Dienstagabend (01.03.22) ändern wir zum dritten Mal die Zeit und bringen uns damit in Einklang mit der Weltzeitkoordinate (UTC), eine Stunde hinter Deutschland. Die Schiffszeit wird hier für die nächsten Wochen bleiben, während wir in unserem Arbeitsgebiet sind, und sich dann wieder ändern, wenn wir nach Südafrika reisen.

Es kann ermüdend sein, so oft in einer Woche den Schlaf zu verlieren. Aber es ist eine gute Ausrede, wenn man ein Meeting verpasst!

Text von Ryan Mole

02. März 2022: Was ist CTD?

Das CTD-Gerät wird zur Vermessung der Wassersäule eingesetzt und hilft, deren physikalische und chemische Eigenschaften anhand der gewonnenen Daten besser zu verstehen. Die Abkürzung CTD steht für Leitfähigkeit (C= conductivity), Temperatur (T= temperature) und Tiefe (D= depth).

Die CTD Sensoren messen die Veränderung der Leitfähigkeit und Temperatur der Wassersäule in Abhängigkeit von der Tiefe.

Das CTD-Gerät ist unterhalb der Metallrosette angebracht. Foto: Janne Scheffler
Das CTD-Gerät ist unterhalb der Metallrosette angebracht. Foto: Janne Scheffler
Die Flaschen zur Wasserprobenentnahme sind an der CTD-Rosette befestigt. Foto: Nikos Lymperis
Die Flaschen zur Wasserprobenentnahme sind an der CTD-Rosette befestigt. Foto: Nikos Lymperis

Die Leitfähigkeit gibt Informationen darüber, wie gut eine Lösung (in unserem Fall Wasser) Elektrizität leitet und hängt direkt mit der Temperatur und dem Salzgehalt zusammen. Die Tiefe kann aus dem gemessenen Druck berechnet werden. Darüber hinaus kann aus Salzgehalt und Temperatur die Dichte ermittelt werden.

Die CTD ist an einem Metallrahmen, der Rosette, befestigt. Dort sind zudem Flaschen angebracht, die für die Wasserprobenentnahme genutzt werden. Zunächst wird die CTD auf eine Tiefe von etwa 10 m abgesenkt, um die Pumpe zu starten, die das Wasser an den Sensoren vorbeiführt. Die Messungen beginnen, sobald das Gerät wieder an der Wasseroberfläche ist. Nachdem das Gerät durch die Wassersäule bis zum Grund abgesenkt wurde, wird auf der Grundlage des CTD-Profils entschieden, in welcher Wassertiefe die Proben entnommen werden sollen. Die CTD-Flaschen werden dann auf der gewünschten Wassertiefe gefüllt, und das Gerät anschließend wieder an Bord gehievt.

Text von Janne Scheffler

02. März 2022: Verwendung von Schallwellen zur Berechnung von Wasserströmungsgeschwindigkeiten

Foto: Nikos Lymperis
Auf der M180 werden CTDs (Conductivity-Temperature-Depth) zusammen mit LADCPs an den Kranzwasserschöpfer (1) montiert. Es werden zwei LADCPs verwendet, von denen eines unten nach oben und eines oben an der Rosette nach unten zeigt (2), um die Geschwindigkeiten bis ca. 120m ober- und unterhalb der Rosette zu messen. Foto: Nikos Lymperis

 

Ein Lowered Acoustic Doppler Current Profiler (LADCP) ist ein hydroakustisches Instrument zur Geschwindigkeitsmessung ähnlich einem Sonar. LADCP-Systeme werden routinemäßig verwendet, um Tiefenprofile der Strömungsgeschwindigkeit zu erfassen. Diese Profile könnten sowohl auf horizontale als auch auf vertikale Geschwindigkeit analysiert werden. Wie der Name impliziert, misst das LADCP die Strömungsgeschwindigkeiten nach einem Prinzip der Schallwellen, dem Dopplereffekt: "Eine Schallwelle hat eine höhere Frequenz oder Tonhöhe, wenn sie sich zu Ihnen bewegt, als wenn sie sich wegbewegt". Doch wie wird das umgesetzt? Der LADCP überträgt Schall mit einer bestimmten hohen Frequenz ins Wasser. Während sich der Klang bewegt, trifft er auf sich bewegende Partikel im Wasser und reflektiert zurück zum Instrument. Die Unterschiede der Frequenz zwischen den reflektierten Schallwellen werden durch den Dopplereffekt bestimmt:

  • Wasserpartikel, die sich vom Instrument wegbewegen, reflektieren niederfrequente Wellen
  • Wasserpartikel, die sich auf das Instrument zu bewegen, reflektieren höherfrequente Wellen

Die Frequenzdifferenz zwischen den Schallwellen, die das LADCP sendet und empfängt, wird als Dopplerverschiebung bezeichnet. Das Instrument verwendet diese Verschiebung, um zu berechnen, wie schnell sich die Partikel und das Wasser um es herumbewegen, also die aktuelle Geschwindigkeit in verschiedenen Tiefen.

Auf der M180 werden CTDs (Conductivity-Temperature-Depth) zusammen mit LADCPs an den Kranzwasserschöpfer (1) montiert. Es werden zwei LADCPs verwendet, von denen eines unten nach oben und eines oben an der Rosette nach unten zeigt (2), um die Geschwindigkeiten bis ca. 120m ober- und unterhalb der Rosette zu messen. Nachdem die Geräte wieder an Deck sind, werden die Daten über ein Kabel an den Computer übertragen. Die gewonnenen Daten werden weiter analysiert, um die Einzelmessungen der beiden Geräte zu kombinieren und Profile der horizontalen Geschwindigkeit über die gesamte Wassertiefe zu erhalten. Die Profile werden verwendet, um die Struktur und das Verhalten von Internen Schwerewellen (Internal Gravity Waves, IGW) in der Walvis Ridge Region zu charakterisieren und später mit IGW in verschiedenen Regionen im Atlantischen Ozean zu vergleichen.

Text von Nikos Lymperis

02. März 2022: Wellen der Solidarität

Auch wenn wir uns derzeit mitten im riesigen Südatlantik befinden, umgeben von mehreren tausend Metern tiefem Wasser, soweit die Augen reichen, hat uns die eher eingeschränkte Internetverbindung, die uns mit dem Rest der Welt verbindet, die beunruhigenden Nachrichten von Krieg gebracht.

 

Die Forschenden und die Crew auf der FS METEOR sprechen der Ukraine ihre Solidarität aus. Foto: Harry Schulz
Die Forschenden und die Crew auf der FS METEOR sprechen der Ukraine ihre Solidarität aus. Foto: Harry Schulz

 

Während wir für die Wissenschaft auf dem Ozean fahren, weg vom Komfort unseres Hauses und der Wärme unserer Familien, ist das Unbehagen, das durch die Nachricht von den Anschlägen und ihren Folgen verursacht wird, weitaus größer. Gespräche über Mahlzeiten haben sich von wissenschaftlichen Strategien zu Diskussionen über den Krieg verlagert. Die Stimmung ist düster und die Laune nicht gut. Wir, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Besatzung an Bord von FS METEOR als Teil der SONETT-Expedition, sprechen den Menschen in der Ukraine unsere Solidarität aus. Wir verurteilen die Angriffe und drängen auf die sofortige Wiederherstellung des Weltfriedens. Wir hoffen, dass die Situation bald gelöst wird und dass, wenn wir an Land zurückkehren, es so friedlich ist, wie wir es vor nicht allzu langer Zeit verlassen haben.

Text von Manita Chouksey

03. März 2022: Ahoi Tristan Da Cunha!

Am dritten März passierten wir auf dem Weg in unser Arbeitsgebiet die südatlantische Vulkaninsel Tristan Da Cunha. Diese ist bekannt dafür, dass sie die abgelegenste Insel der Welt ist – und wir haben sie tatsächlich (wenn auch zu einem geringen Teil) sehen können. 

Die Karte zeigt den Kurs des Schiffes (zoom in). Grafik: Janne Scheffler
Die Karte zeigt den Kurs des Schiffes (zoom in). Grafik: Janne Scheffler
Links im Bild scheint die Flanke von der Hauptinsel Tristan da Cunha durch die Wolkendecke hindurch. Der Umriss des kegelförmigen Vulkans lässt sich vermuten. Foto: Janne Scheffler
Links im Bild scheint die Flanke von der Hauptinsel Tristan da Cunha durch die Wolkendecke hindurch. Der Umriss des kegelförmigen Vulkans lässt sich vermuten. Foto: Janne Scheffler
Ein Teil der Insellandschaft vom Schiff aus sichtbar. Foto: Pablo Sebastia Saez
Ein Teil der Insellandschaft vom Schiff aus sichtbar. Foto: Pablo Sebastia Saez

Aus einer Entfernung von 20 nautischen Meilen konnten wir die Umrisse unter der Wolkendecke erahnen. Glücklicherweise ließ es die Insel zu, dass wir wenigstens eine Flanke des 2000m hohen Vulkans sehen durften. Trotz der eingeschränkten Sicht haben wir uns gefreut, dass wir in die Nähe von so einem abgelegenen Ort kamen. Dies können mit Sicherheit nicht viele Menschen von sich behaupten.

Mit dem Fortsetzen unserer Route rückte die Insel weiter in die Ferne und unser Arbeitsgebiet ein Stück näher.

Text von Janne Scheffler

 

Die Karte zeigt den Kurs des Schiffes und die Insel Tristan da Cunha mit rotem Stern. Grafik: Manita Chouksey
Die Karte zeigt den Kurs des Schiffes und die Insel Tristan da Cunha mit rotem Stern. Grafik: Manita Chouksey

04. März 2022: Durch den Ozean gleiten

Darf ich vorstellen: Sebastian, Comet und Jimi (Hendrix) – unsere drei Unterwasser Gleiter. Sie sehen fast aus wie Weltraum Raketen, doch anstatt der Weite des Weltraums erkunden sie die Tiefe des Ozeans. Während Sebastian und Comet „nur“ 100 Meter beziehungsweise 200 Meter tief tauchen können, erreicht Jimi Tiefen bis 1.000 Meter. Doch wie können sie so tief tauchen?

 

Der Gleiter Comet wird langsam in den Testtank gesetzt. Foto: Henri Renzelmann
Der Gleiter Comet wird langsam in den Testtank gesetzt. Foto: Henri Renzelmann

 

Vielleicht hast du schonmal etwas Ähnliches erlebt: Du schwimmst im Wasser und atmest tief ein. Jetzt ist es ganz einfach an der Oberfläche zu bleiben. Doch wenn du tief ausatmest, fängst du an zu sinken. Die Gleiter machen das ähnlich. Schauen wir uns dafür Jimi an:

Anstatt Luft, „atmet“ Jimi schwereres Öl ein, um zu sinken. [Genauer gesagt: Jimi pumpt Öl von einer äußeren in eine innere Blase. Da er noch dieselbe Masse, aber ein größeres Volumen hat, das ihn nach oben hält, verringert sich sein Auftrieb und er beginnt zu sinken. Sebastian und Comet benutzen dafür Luft anstelle von Öl]

In einer Tiefe von bis zu 1000 Meter „atmet“ Jimi das Öl wieder aus und beginnt damit seinen Aufstieg zurück zur Oberfläche. Ein Teil der auf-und-ab Bewegung wird durch Gewichtsverlagerungen und den Auftrieb der Flügel und des Rumpfes zu einer Bewegung in der Horizontalen umgewandelt. So können die Gleiter mit 30-40 Zentimeter pro Sekunde durch das Wasser gleiten. Innerhalb eines Tages legen sie damit 20 Kilometer zurück. Ganz ähnlich wie ein Wanderer an Land.

Im Tank werden verschiedene Tests durchgeführt, um zu sehen, wie gut Comet schwebt, absteigt und aufsteigt. Foto: Henri Renzelmann
Im Tank werden verschiedene Tests durchgeführt, um zu sehen, wie gut Comet schwebt, absteigt und aufsteigt. Foto: Henri Renzelmann

Doch unsere Gleiter wandern nicht ohne Sinn durch den Ozean. Sie tragen mehrere Instrumente mit sich: eines dieser Instrumente ist ein CTD Sensor. Mit diesem messen wir, wie kalt und salzig das Wasser in jeder Tiefe ist. Ein anderer Sensor misst kleine Fluktuationen in Temperatur und Geschwindigkeitsscherung. Durch das ein und aus „atmen“ können die Gleiter aufnehmen, was in unterschiedlichen Tiefen passiert.

Der Gleiter Comet im Wasser im Testtank. Foto: Henri Renzelmann
Der Gleiter Comet im Wasser im Testtank. Foto: Henri Renzelmann

Um uns diese Daten zukommen zu lassen, bläst sich an der Oberfläche eine weitere Blase auf. Diese hält die Finne des Gleiters aus dem Wasser, sodass wir mit unserer Schiffsantenne oder dem Satelliten Netzwerk Iridium die Daten empfangen können.

Die Daten der Gleiter werden uns helfen, unseren Ozean besser zu verstehen. Wünscht ihnen eine gute Reise und freut euch auf den nächsten Post!

Text von Emelie Breunig

05. März 2022: Künstlerische Inspiration

Während unserer recht langen Transitzeit zu unserem wissenschaftlichen Arbeitsgebiet im Südostatlantik bleibt etwas Zeit für andere Aktivitäten, während wir darauf warten, mit unserer wissenschaftlichen Arbeit zu beginnen. Die beruhigende Meereslandschaft mit tanzenden Wellen und der malerische Himmel mit Wolken, die mit Sonne und Mond Verstecken spielen, bieten unendlich viel Inspiration für künstlerische Arbeiten. Da ich selbst Künstlerin bin, konnte ich nicht anders, als meine Inspirationen auf Papier zu bringen, und so entstand eine Mischung aus Realismus und einer Flucht in die Fantasie. Kunst kann manchmal auch wissenschaftliche Denkprozesse fördern, und die Wissenschaft kann die Kunst inspirieren - einige der größten Künstler der Geschichte waren auch Wissenschaftler!

Text von Manita Chouksey

Zeichnung von Manita Chouksey, Bildnachweis: Manita Chouksey
Zeichnung von Manita Chouksey, Bildnachweis: Manita Chouksey

06. März 2022: Ankunft

Auch die Sonne bricht durch die Wolken, als wir näher an unseren Arbeitsbereich herankommen. Foto: Manita Chouksey
Auch die Sonne bricht durch die Wolken, als wir näher an unseren Arbeitsbereich herankommen. Foto: Manita Chouksey

Nachdem wir Tausende von Seemeilen durch den Südatlantik gesegelt sind, von Westen aus den mittelatlantischen Rücken überquert haben und 12 Tage unterwegs waren, hat das Warten ein Ende! Wir haben Veränderungen in der Höhe der Meeresoberfläche anhand von Satellitenaufnahmen verfolgt, um wichtige ozeanische Prozesse zu identifizieren. So planen wir unsere Arbeitsstationen, um die wissenschaftlichen Daten für die Expedition zu sammeln. Wir werden heute um 19 Uhr UTC an der ersten Station unseres Arbeitsbereichs im Südostatlantik ankommen. Es gab einen leichten Regenschauer am Morgen, der ganze Tag war bewölkt und das Meer war voller rauer Wellen; aber die Sonne erschien schließlich – wenn auch nur vorübergehend – um sich am Abend zu verabschieden, als sie unter dem Horizont unterging. Mit diesen Bildern und viel Aufregung, dass die wissenschaftliche Arbeit endlich beginnt, ist es an der Zeit, unsere Instrumente in Betrieb zu nehmen und die Geheimnisse zu enthüllen, die in den Tiefen des Ozeans verborgen sind!

Text von Manita Chouksey

06. März 2022: CTD: Das erste Profil

Das CTD-Rosettensystem war bereit, auf Tiefen unter 5000 Meter herabgelassen zu werden. Mit Hilfe der Deckseinheit an Bord können wir das CTD-Profil im Wasser verfolgen und Echtzeitinformationen über Temperatur, Salzgehalt und Dichte erhalten. Alle waren begeistert von dem ersten CTD-Profil und im CTD-Labor gab es mehr Zuschauer als Platz war! Alles schien gut zu funktionieren. Bis es nicht mehr funktionierte. Beim allerersten Profil stoppte das Gerät die Kommunikation in etwa 800 Metern Tiefe. Keine Verbindung mit der Deckseinheit bedeutete, dass wir das Gerät wieder an Bord bringen mussten. Normalerweise bedeutet ein solcher Fehler, dass es möglicherweise irgendwo eine lose Verbindung gibt und unsere erste Vorgehensweise bestand darin, alle Verbindungskabel am CTD durch die neuen zu ersetzen, die wir mitgebracht haben.

Also wird der CTD von der Rosette abgeschraubt, alle Kabel werden von den Anschlüssen getrennt, die Anschlüsse werden mit einer Reinigungslösung gereinigt und dann gut getrocknet, und die neuen Kabel werden fixiert. Nun muss der CTD auf Verbindung mit der Deckseinheit getestet werden. Eine Testverbindung war erfolgreich und der CTD konnte sich mit der Deckseinheit verbinden. Der CTD ist jetzt bereit, wieder ins Wasser zu gehen.

Währenddessen werden Turbulenz-Messungen mit dem Vertical Microstructure Profiler (VMP) am anderen Ende des Decks durchgeführt. Dies geschah während der Zeit, die wir mit der Reparatur der CTD verbracht haben, denn auf einem Schiff können wir es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren, um Wissenschaft zu betreiben!

Text von Manita Chouksey

07. März 2022: VMP: Vertical Microstructure Profiler

Das VMP an Deck. Foto: Letizia Roscelli
Das VMP an Deck. Foto: Letizia Roscelli

Hauptsächlich zwischen Sets von CTD- und LADCP-Casts setzen wir während der Zeitreihenstationen einen Vertikalen Mikrostrukturprofiler (“VMP”) ein, der sehr kleine und schnelle Fluktuationen von Geschwindigkeiten und Temperatur im Ozean messen kann. Diese Beobachtungen kann man dann benutzen, um Dissipationsraten von turbulenter kinetischer Energie zu bestimmen.

Unser VMP (im Bild zu sehen, wir haben ihn “Marea” getauft -- Italienisch für ‚Gezeiten’) kann in Tiefen von bis zu 1000m eingesetzt werden und “fällt” mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 0.65 m/s. Auf dem Instrument befinden sich schnell messende Sensoren für Geschwindigkeitsscherung und Temperaturfluktuationen, sowie ein Drucksensor und ein kompakter Temperatur- und Leitfähigkeitssensor, die aber etwas langsamer messen als die anderen Sensoren. Dieses Setup ist sehr ähnlich zu den MicroRidern, die wir auf den Gleitern einsetzen. Der VMP hat eine sehr charakteristische “Bürste” am oberen Ende, die für einen gleichmäßigen und stabilen freien Fall durch die Wassersäule sorgt.

Während eines Einsatzes wird der VMP am Heck des Schiffs, das sich währenddessen mit ungefähr einem Knoten bewegt, ins Wasser gelassen, wo es dann bis ca. 900m Tiefe sinkt. Das Instrument wird dann mithilfe einer Winde hochgezogen und kann dann direkt wieder eingesetzt werden, ohne es zwischenzeitlich an Deck zu holen.

Ein Einsatz dauert bei uns meistens zwei Stunden, in denen wir drei Profile bis zu 900m aufnehmen können. Dafür benötigt man zwei Personen: Eine Person bedient die elektrische Winde, während eine zweite Person sicherstellt, dass das Seil gut abrollt und immer etwas “zu viel” Leine gegeben wird, damit das Instrument frei fällt und nicht vom Seil gebremst wird.

Die Sensoren an der Spitze des Instruments sind unglaublich empfindlich, und obwohl wir einige Ersatzsensoren dabei haben, sind wir sehr glücklich, dass uns bei bisher über zehn Einsätzen noch kein Sensor zerbrochen ist!

Text von Letizia Roscelli

07. März 2022: CTD: Es wird schlimmer, bevor es besser wird

Mit den neuen Kabeln schien die CTD-Sonde gut zu funktionieren, aber wir mussten immer noch den Grund für den Fehler herausfinden. Was könnte es sein? Könnte es das Kabel an der Winde sein, dass die Deckseinheit mit der CTD verbindet und die Rosette durch die Meerestiefen auf und ab trägt? Dies schien unwahrscheinlich, denn das Windenkabel des Schiffes ist sowohl stark als auch robust, und speziell für diesen Zweck hergestellt. Es kann längeren Wasser- und Tiefeneinflüssen standhalten. Aber um die genaue Quelle des Fehlers zu finden, musste er getestet werden - und wurde es auch.

Danach, nach einigen weiteren Problemen mit der Verbindung und den Sensoren, funktionierte die CTD schließlich reibungslos und wir konnten mehrere erfolgreiche Messungen durchführen. Ein paar weitere Würfe wurden im Laufe des Tages erfolgreich durchgeführt – dies hob unsere Stimmung erheblich an, um weiterhin Messungen während der Nacht durchzuführen. Das Wetter war in den letzten Tagen schlecht, die Wellen schlugen auf das Deck, und die daraus resultierenden Schiffsbewegungen hielten einige vom Schlafen ab, während einige von uns durch die Probleme mit dem CTD wachgehalten wurden. In der Hoffnung, dass in den kommenden Tagen alles gut geht!

Text von Manita Chouksey

08. März 2022: CTD: Reise auf den Grund des Ozeans

Es kann etwa 2,5 Stunden dauern, bis das CTD-Rosettensystem eine Rundreise durch die 4000 Meter der Wassersäule macht. Nach einigen weiteren Verbindungsproblemen mit dem CTD-System war schließlich alles repariert und wir waren bereit, ein Profil über die gesamte Wassersäule zu messen. Angefangen in den späten Nachtstunden des gestrigen Tages bis in den frühen Morgen des heutigen Tages, insgesamt etwa 3 Stunden, war das erste tiefe CTD-Profil bis hinunter auf etwa 5200 Meter erfolgreich. Wir wollten die verlorene Zeit wieder aufholen, und schon bald wurde die CTD für das nächste Profil vorbereitet und ins Wasser gelassen. Auf dem Weg hinunter in eine Tiefe von etwa 5200 Meter lief alles gut. Und dann... auf dem Rückweg nach oben riss das Verbindungskabel in etwa 4000 Metern Tiefe, und das CTD-Rosetten-System mit Tausenden von Metern des Windenkabels verschwand im Meer.

Gerade als wir dachten, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, passierte es doch! Wir hatten beabsichtigt, dass es so nah wie möglich an den Boden kommt, aber nicht so nah! Dieses Ereignis war, gelinde gesagt, eine schockierende Katastrophe.

Die Sonne lugt durch die Wolken und winkt uns zum Abschied, während sie unter dem Horizont untergeht, um in einem anderen Himmel aufzugehen. Foto: Manita Chouksey
Die Sonne lugt durch die Wolken und winkt uns zum Abschied, während sie unter dem Horizont untergeht, um in einem anderen Himmel aufzugehen. Foto: Manita Chouksey

 

Sobald die Dämmerung den neuen Tag ankündigte, begannen wir mit der Rettungsmission, um nach dem verlorenen CTD-Rosettensystem zu suchen. Das Dredgen wurde den ganzen Tag mit wenig Erfolg fortgesetzt. Glücklicherweise gibt es ein Backup-CTD-Rosettensystem an Bord, mit dem weitere Messungen durchgeführt werden können. Gleichzeitig mussten wir auch über alternative Wissenschaftsstrategien nachdenken und darüber, wie wir die verlorene Zeit aufholen, um die Prozesse im Ozean mit anderen Instrumenten weiter messen können. Der Himmel war den ganzen Tag bedeckt, in Kombination mit den traurigen Ereignissen vom frühen Morgen, verdunkelte das auch die Laune aller an Bord. Zum Glück durchbrach die Sonne zum Ende des Tages die Wolkendecke noch einmal und schenkte uns nicht nur einen spektakulären Sonnenuntergang am Horizont, sondern brachte auch uns einige Momente der Hoffnung und Freude.

Text: Manita Chouksey

11. März 2022: Kleine Dinge, große Wirkungen

Eines unserer Instrumente ist am Boden des Schiffes befestigt und läuft fast ununterbrochen: Das an Bord des Schiffes montierte ADCP sendet Schallimpulse in den Ozean und hört auf die Echos, die zurückkommen. Wenn wir wissen, wie lange ein Echo gebraucht hat, um zurückzukehren, und ob sich sein Klang auf seiner Reise verändert hat, können wir die Geschwindigkeit und Richtung der Wasserbewegungen in verschiedenen Tiefen unter dem Schiff berechnen. Leider bedeutet dies, dass wir keine Messungen erhalten, wenn sich nichts im Wasser befindet, das ein Echo zurücksenden könnte.

Wenn wir uns die Stärke des Signals dieses Instruments seit dem Verlassen Uruguays ansehen, zeigt sich ein seltsames Muster. In der Nacht erhalten wir Informationen aus einer Tiefe von bis zu 600 Metern, wo das Echo zu leise wird, um es zu hören. Tagsüber entsteht kurz nach Sonnenaufgang eine Lücke in unserem Signal, die sich kurz nach Sonnenuntergang wieder schließt. Die Stärke unseres Signals nimmt in Oberflächennähe zu, während wir gleichzeitig keine Echos aus tieferen Gewässern, insbesondere aus 300 Metern, zurückbekommen.

 

Kurz nach Sonnenaufgang (gelbe gestrichelte Linie) wächst eine große Lücke in unserem Signal in etwa 300 Metern Tiefe und schließt sich kurz nach Sonnenuntergang (schwarze gestrichelte Linie). Gleichzeitig bewegen sich unsere stärksten Signale (alles oberhalb der dunklen Linie) näher an die Oberfläche. Dies ist auf die Bewegung des Planktons zurückzuführen. Grafik: Ryan Mole
Kurz nach Sonnenaufgang (gelbe gestrichelte Linie) wächst eine große Lücke in unserem Signal in etwa 300 Metern Tiefe und schließt sich kurz nach Sonnenuntergang (schwarze gestrichelte Linie). Gleichzeitig bewegen sich unsere stärksten Signale (alles oberhalb der dunklen Linie) näher an die Oberfläche. Dies ist auf die Bewegung des Planktons zurückzuführen. Grafik: Ryan Mole

 

Das liegt an der Bewegung von mikroskopisch kleinen Pflanzen und Tieren, dem Plankton, und die fast zu klein sind, um sie mit dem Auge zu sehen. Allerdings sind sie hervorragend geeignet, um ein Echo zurückzuwerfen. Jeden Tag wandern sie Hunderte von Metern weit: bis zur Oberfläche in 100 Metern Tiefe, wo sie sich tagsüber ernähren und Photosynthese betreiben können, und nachts zurück in die dunklen Tiefen des Meeres, wo sie sich vor Fressfeinden verstecken und ihre Abfälle loswerden.

Diese Wanderung findet jeden Tag in weiten Teilen des Ozeans statt und ist weltweit ein wichtiger Weg, um Nährstoffe und Kohlenstoff in tieferes Wasser zu bringen. Es ist sehr interessant, dass wir dies in unserem Signal sehen können, aber es ist wirklich ziemlich unverschämt vom Plankton, die Qualität unserer Daten nicht zu berücksichtigen.

Text von Ryan Mole

15. März 2022: Blinder Passagier

Wenn man Geräte in die Tiefen des Ozeans herablässt, kann es durchaus mal passieren, dass man zufällig einen Beifang mit hochzieht. Dies können Pflanzen sein oder aber auch Tiere und Gesteine.

Am Mittwoch auf CTD-Station holten wir ein wurmähnliches Tier mit aus dem Wasser. Die halbdurchsichtige Röhre wirkte fast wie Plastik und hatte interessante Noppen unterschiedlicher Größe an seinem Mantel. Niemand wusste auf Anhieb, was wir dort geangelt hatten.

Die erste Idee war, dass es sich um eine Seegurke handeln könnte. Nach einer Zeit wurde jedoch festgestellt, dass es sich um eine  ”Feuerwalze” handelt und im Prinzip eine Kolonie ist, welche aus mehreren tausend Einzeltieren besteht. Insbesondere in den Nachtwachen ist uns aufgefallen, dass diese Manteltiere häufig sogar nahe der Wasseroberfläche zu sehen sind. Sie wirken dann nicht nur leuchtend weiß, sondern auch etwas rosa und fast pink.

Text von Janne Scheffler

Als die CTD auftauchte, wurde das vorerst mysteriöse Tier sofort  auf dem Rahmen des Geräts entdeckt. Foto: Henri Renzelmann
Als die CTD auftauchte, wurde das vorerst mysteriöse Tier sofort auf dem Rahmen des Geräts entdeckt. Foto: Henri Renzelmann
Die Feuerwalze  lag auf dem Rahmen  der CTD Rosette. Foto: Emelie Breunig
Die Feuerwalze lag auf dem Rahmen der CTD Rosette. Foto: Emelie Breunig
Feuerwalzen haben eine  längliche Form mit einer offenen und einer  geschlossenen Seite. Foto: Nikos Lymperis
Feuerwalzen haben eine längliche Form mit einer offenen und einer geschlossenen Seite. Foto: Nikos Lymperis
Der Mantel des Tieres zeigte ein interessantes Relief aus unterschiedlich großen Noppen. Foto: Emelie Breunig
Der Mantel des Tieres zeigte ein interessantes Relief aus unterschiedlich großen Noppen. Foto: Emelie Breunig

18. März 2022: Wetter auf dem Schiff

Auf dem FS METEOR gibt es auch eine Bordwetterwarte welche von Mitarbeitern des Deutschen Wetterdienstes besetzt ist.

Schiffseinsatz und Forschungstätigkeit sind in hohem Maße wetter- und seegangabhängig. Um den Einsatz wissenschaftlicher Geräte und Ausrüstung optimal und ohne Schäden für Schiff und Besatzung durchführen zu können, ist eine meteorologische Beratung der Schiffsführung und Fahrtleitung sehr von Vorteil.

Die Bordwetterwarte des FS Meteor ist ein Meteorologisches Observatorium, das gemäß den Richtlinien der WMO (World Meteorological Organization) mit Messgeräten und Messerfassungsanlagen ausgestattet ist. Der Wettertechniker führt tagsüber Augenbeobachtungen und Beobachtungen des Seegangs durch. Täglich werden auf hoher See Wetterballone von Bord gestartet.

 

Andreas Raeke, vom DWD, vor der Bordwetterwarte. Foto: Manita Chouksey
Andreas Raeke, vom DWD, vor der Bordwetterwarte. Foto: Manita Chouksey

 

Wettervorhersagen für das Schiff und weitere Beratungsunterlagen werden von der Maritimen Wetterberatung aus Hamburg an die Bordwetterwarte gesendet. Der Wettertechniker vermittelt und erläutert die Vorhersagen zum morgendlichen Brückenmeeting der Schiffsführung und den wissenschaftlichen Fahrtteilnehmern.

Die Seewetterberichte im bordeigenen Intranet und am Aushang „Schwarzes Brett“ stehen allen Fahrtteilnehmern zur Verfügung. Dazu gehören auch weitergehende Informationen, wie z.B. aktuelle Satellitenbilder, Bodenanalysekarten, meteorologische Themen des Tages und die „Heimatwettermeldungen“

Welche Wetterelemente gemessen und beobachtet werden, was ein Wetterballon so alles messen kann, wie weit und wie hoch er fliegt und wie ein Arbeitstag eines Wettertechnikers abläuft, dazu mehr an einem anderen Tag.

Text von Andreas Raeke

21. März 2022: Fliegender (Scan-) Fish

Die fliegenden Fische bekommen bald Konkurrenz von unserem kürzlich ausgesetzten Messinstrument. Der Scanfish ist ein Instrument, welches hinter dem Schiff gezogen wird und mehrere Größen wie z.B.: Temperatur, Salzgehalt, Fluoreszenz und Sauerstoffgehalt misst. Die letzteren beiden können uns einen Hinweis geben, wie hoch die biologische Aktivität im Wasser ist. Anfangs machte das Messgerät einen kleinen Freudensprung, seitdem steigt und sinkt es wie ein Yo-Yo auf 160m Tiefe und wieder zurück. Mit dem Scanfish hinter uns durchqueren wir momentan den Wasserwirbel -- einmal durch die Mitte und dann an den Rändern entlang. Dadurch wollen wir besser verstehen, wo warmes und kaltes Wasser aufeinandertreffen und wie sich diese beiden Wassermassen vermischen.

Text von Emelie Breunig

Scanfish an Deck. Foto: Janne Scheffler
Scanfish an Deck. Foto: Janne Scheffler

Aus dem Wasser springender Scanfish. Video: Emelie Breunig

 

24. März 2022: Die erste Mitfahrt auf einem Forschungsschiff

Bevor es mit der Reise los ging, habe ich mich bei Bekannten ausgiebig über die Lebensweise auf einem Forschungsschiff informiert. Die Erfahrungen reichten von: „Die Kammern werden regelmäßig sauber gemacht“ bis „Nimm auf jeden Fall Badelatschen mit, man will sonst nicht in die Duschen gehen“. Die Fülle an unterschiedlichen Erlebnissen war ziemlich verwirrend, weshalb ich einfach viel gepackt habe, um möglichst vorbereitet zu sein.

Das Schiff kam mir zu Beginn so groß vor, dass ich mich immer wieder verlaufen habe. Dass niemand davon sprach in welchem Stockwerk welche Räume sind, sondern vielmehr welche Farbe das Deck hat, war bei der Orientierung nicht besonders hilfreich.

Und dann sind es einfach viele Menschen an Bord. Um die Namen den Gesichtern der Wissenschaftler und der Crew besser zuzuordnen, wurde zu Beginn der Reise ein Poster erstellt. Die aktuelle Besatzung kann man im Intranet des Schiffes einsehen. Trotz der Größe des Schiffes ist es schwer mal Zeit für sich zu haben. Ich wurde von Freunden gefragt, ob man sich nicht mal einsam fühlt, so auf dem offenen Meer ohne Land weit und breit. Die Antwort darauf ist ein simples: NEIN. Tagsüber wird zusammengearbeitet, abends zusammengespielt. Ich habe definitiv mehr Sozialkontakt als in der ganzen Corona Zeit.

Des Weiteren ist alles deutlich komfortabler als ich dachte. Wer mehr Bewegung braucht, kann einfach im Fitnessraum trainieren gehen. Mittwochs gibt es im Konferenzraum einen Filmabend mit Popcorn. Morgens macht man gemeinsam draußen Yoga. Die Essenszeiten sind die stärkste Struktur, die in einem sonst dauerhaft wechselnden Tagesablauf bleibt. Eigentlich würden wir im Schichtsystem arbeiten, aber jeden Tag gibt es eine neue Aufgabe und man hilft auch außerhalb seiner Arbeitszeit, wo man kann.

Es gab einen Sturm letzte Woche, bei dem ich mich das erste mal so richtig eingesperrt fühlte. Wir durften wegen der schlechten Wetterbedingungen nicht raus gehen - das schloss alles vom Hauptdeck bis zum Peildeck ein. In der Situation wurden mir die ganzen Menschen auf begrenztem Raum doch etwas zu viel. Da habe ich mich gefreut, dass mein Bett einen Vorhang hat, sodass ich ein bisschen Ruhe bekam. Aber auch das Gefühl war schnell wieder vorbei, sobald der normale Alltag wieder hergestellt wurde.

Text von Grete Boskamp