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Eckmühl-Leuchtturm - Eukaryonten

Eckmühl-Leuchtturm

Woher hat der bretonische Leuchtturm Eckmühl seinen Namen?
Pit Seibert, Marburg

Eckmühl – kein Name, den man mit der schroffen Küste der Bretagne verbindet. Und doch genau dort steht der 65 Meter hohe „Phare d’Eckmühl“, einer der höchsten und schönsten Leuchttürme Frankreichs. Seine Geschichte beginnt am 22. April 1809 in dem kleinen, niederbayrischen Ort Eggbühl: Louis Nicolas Davout erobert für Napoleon das Schloss Eggbühl und wird dafür von seinem Dienstherrn – leicht verfremdet – zum Prinz von Eckmühl ernannt. Gut 80 Jahre später stirbt seine Tochter, die Marquise de Blocqueville in Paris. Sie hinterlässt dem Staat 300.000 Franc, um an einer der gefährlichsten Stellen der französischen Küste einen Leuchtturm zu erbauen. Er soll – als Gegengewicht zum von ihr verabscheuten Krieg – Leben retten. Bedingung: Der Turm soll solide gebaut sein und den Namen ihres Vaters tragen. Es wurde beschlossen, mit dem Geld den alten, zu niedrigen Leuchtturm in Penmarc’h zu ersetzen. Noch heute ziert eine bronzene Statue des Prinzen von Eckbühl den holzgetäfelten Raum direkt unter dem mächtigen Linsenapparat. Seit 1897 schickt der Leuchtturm seinen Strahl fast 50 Kilometer auf’s Meer hinaus und bietet sicheres Geleit in den Hafen. Er hat schon viele Leben gerettet.

Eisansatz

Wie gefährlich ist Eisbesatz an Schiffen?
G. Lenssen, per Email

Im Januar 1955 stampfen die britischen Trawler Lorella und Roderigo nördlich von Island durch eisige orkanartige Winde. Spritzwasser gefriert und bedeckt die Fischdampfer bald mit einem eisigen Panzer. Sie bekommen Schlagseite und kentern. 40 Seeleute verlieren ihr Leben. – „Tonnenschwerer Eisansatz kann, je nach Schiffsgröße, zu erheblichen Stabilitätsproblemen führen“, sagt Polarstern-Kapitän Uwe Pahl. Allerdings hat die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO inzwischen die sog. Torremolinos-Regularien verabschiedet, mit denen die Sicherheitsstandards bei Fischereifahrzeugen laufend verbessert werden. Das Regelwerk beinhaltet u.a. einen Zuschlagsfaktor für Eisansatz, der bereits beim Bau der Schiffe berücksichtigt wird. Seeleute unterscheiden zwischen Schwarzem Frost und Weißem Frost. Letzter ist weitaus häufiger und entsteht durch gefrierendes Spritzwasser. Da dieses salzhaltig ist, entsteht relativ mürbes Eis, das sich leichter abschlagen lässt als der Weiße Frost, der sich bildet, wenn salzfreier Seerauch, Nebel oder Regen zu einer äußerst harten Eisschicht gefrieren. „Auf der Polarstern beheizen wir in solch kritischen Situationen Arbeitsdeck, Reling und Lukensülls, um die Sicherheit von Schiff und Besatzung zu garantieren“, sagt Kapitän Pahl.

Eisausdehnung

Wieso dehnt sich Wasser aus, wenn es gefriert?
Dirk Schietke, per Email

Wenn Tauwetter einsetzt, enthüllen die abschmelzenden Schneemassen vielerorts Straßenschäden. Diese entstehen, wenn Wasser durch kleine Risse in den Straßenbelag eindringt und gefriert. Das Eis kann diese Sprengkraft entwickeln, weil es sich beim Gefriervorgang ausdehnt und dadurch mehr Raum einnimmt. Normalerweise dehnen sich Stoffe aus, wenn sie erwärmt werden. Die einzelnen Moleküle bewegen sich durch die zugeführte Wärme schneller und benötigen daher mehr Platz. Bei sinkenden Temperaturen ziehen sie sich wieder zusammen. Dies lässt sich gut am Beispiel eines Thermometers beobachten. Der Pegel der Thermometerflüssigkeit steigt je nach Temperaturentwicklung an oder fällt wieder ab. Gefärbtes Wasser wäre hierzu indes ungeeignet, da es sich bei sinkenden Temperaturen bis etwa 4° Celsius zusammenzieht, darunter aber – auch wenn es gefriert – wieder ausdehnt. Das Volumen nimmt beim Wechsel von Wasser zu Eis um etwa 9 Prozent zu, weil sich die Wassermoleküle bei 0° Celsius zu einer Kristallstruktur anordnen. Diese nimmt mehr Platz ein als die Anordnung der Teilchen im flüssigen Wasser. Man hat also dieselbe Anzahl von Teilchen in einem größeren Volumen, weshalb Eis leichter ist als Wasser und daher schwimmt.

Eisbärenzunge

Die Schülerin Natalie (Familienname leider unbekannt) hat einen Besuch der Bonner Arktis-Antarktis-Ausstellung genutzt, um folgende Frage an uns zu richten: Warum haben Eisbären eine blaue Zunge?

Tja, der Eisbär hat’s schwer. Einerseits muss er, gut getarnt, in Schnee und Eis seine Beute umschleichen. Deshalb das gelblich-weiße Fell. Andererseits muss er in eisiger Kälte überleben. Ein schwarzes Fell wäre da von großem Nutzen, da es das einfallende Sonnenlicht sehr effektiv in Wärmeenergie umsetzen würde. Aber ob der Herrscher der Arktis unter diesen Umständen auch nur eine einzige Robbe fangen würde?

Wie auch immer, die Evolution hat dafür gesorgt, dass die Tiere den Zielkonflikt „Verhungern oder Erfrieren“ mit Hilfe eines Tricks lösen konnten: Unter dem weißen Eisbärenfell verbirgt sich eine stark pigmentierte, tiefschwarze Haut. Sie wandelt das über die Haare weitergeleitete Licht in Wärme um. Aber nicht nur die Haut, auch die Schleimhaut, die Zunge eingeschlossen, ist pigmentiert. Daher also das dunkle Blau. Möglicherweise ist die Zunge auch deshalb so dunkel, weil sie besonders stark durchblutet wird.

Denkbar ist, dass Eisbären mit Hilfe der Zunge ihre Körpertemperatur regulieren. Tiere, die nicht über die Haut transpirieren können, sind darauf angewiesen, dies über andere Körperteile zu tun. So die hechelnden Hunde, die überschüssige Wärme übrigens auch über die Unterseiten ihrer Pfoten abgeben können. Eisbärenpfoten sind dafür schlecht geeignet. Einerseits sind sie mit einer besonders dicken Hornhaut ausgestattet, damit sich die Tiere auf scharfkantigem Eis bewegen können. Andererseits wäre es nicht sinnvoll, die Pfoten zur Wärmeregulation einzusetzen, da die Bären beim Schwimmen und Laufen viel Wärme verlieren würden. Bleibt als Wärmetauscher also nur die blaue Zunge.

Eisbergkiel

Wie, bitte schön, nennt man den Teil des Eisbergs, der nicht die Spitze ist?
Stefan Schaaf, per Email

Da muss es doch einen Namen geben, dachte sich Stefan Schaaf und wandte sich an Wissenschaft am Telefon. Und richtig. „Der im Wasser verborgene Teil eines Eisbergs heißt Kiel“, wusste Dr. Jürgen Holfort vom Eisdienst des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock sofort. Denn: Form und Farbe – seltener die Größe – von Eisbergen erinnern an majestätisch und lautlos dahinziehende Segelyachten. Und wie bei diesen liegt auch bei den Eisriesen der größte Teil der Masse – bis zu acht Neuntel – unter Wasser.

Trotzdem kentern oder rollen Eisberge manchmal. Wellen, Wind und Sonne zermürben sie. Sie schmelzen ungleichmäßig, ihr Schwerpunkt ändert sich, oder sie brechen auseinander. Dabei entstehen unterschiedlichste Größen und Formen. Auch diese haben Namen: Tafeleisberg – wegen der tischglatten Oberfläche –, Bergy Bit oder Growler.

Bergy Bits ragen nur ein bis vier Meter aus dem Wasser, sind also keine Berge mehr. Sie sind leicht zu übersehen und daher gefährlich. Growler (vom Englischen growl = knurren), bis zu einem Meter große Brocken, knurren wirklich. Schaukeln sie in den Wellen, wird Luft in Eisspalten komprimiert und verursacht das namensgebende Geräusch.

Eisdicken Ostsee

Wie stark kann die Ostsee in einem harten Winter zufrieren?
Dieter Bartsch, Giesen

Erste Eisbeobachtung gab es an der Ostsee schon 1706 in Sankt Petersburg. Allerdings vergingen noch zwei Jahrhunderte, bis von umfassender Eisaufzeichnung am Mare Balticum die Rede sein konnte. Die Deutsche Seewarte sammelt seit 1896 kontinuierlich Daten über Beginn, Dauer und Ende der jährlichen Eisbedeckung. Dabei werden zwischen extrem starken, starken, normalen und milden Eiswintern unterschieden. 38 Prozent der Winter der vergangenen 100 Jahre zählen zum milden Typus, in denen die Ostsee zu weniger als 35 Prozent mit Eis bedeckt war. Ein Fünftel ist den starken und extrem starken Eiswintern zuzurechnen. Dann war die Ostsee mindestens zu zwei Dritteln, in einigen Wintern, wie zuletzt 1986/87, zu fast 100 Prozent eisbedeckt. Das Eis wächst in den Nord- und Ostregionen des Baltischen Meeres auf bis zu 120 Zentimeter Dicke an. In der südlichen Ostsee dagegen werden in extrem starken Wintern „nur“ bis zu 70 Zentimeter gemessen.

Wenn allerdings Eisbrecher oder Seeschiffe die Eisdecke aufbrechen, können Winde und Strömungen die entstandenen Schollen selbst in der Mecklenburger Bucht auf bis zu vier Meter Höhe türmen.

Eisschmelze

Im Winter wird Salz gestreut, damit das Eis schmilzt. Warum schmelzen dann Eisberge und Meereis nicht, obwohl sie von Salzwasser umgeben sind?
Diana Oehm, Köln

Der Salzgehalt des Weltmeers liegt bei durchschnittlich 35 Promille, d.h. bei 35 Gramm Salz pro Liter. Dadurch werden Gefrier- bzw. Schmelzpunkt des Meerwassers zwar auf minus 1,8 Grad Celsius herabgesetzt. „Dennoch schmelzen Eisberge im Kontakt mit dem Meerwasser das ganze Jahr über, denn das Wasser ist ja wärmer als minus 1,8 Grad“, sagt Dr. Hans Oerter vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. „Unter dem Ekströmschelfeis, einem Eisstrom, der sich vom antarktischen Kontinent auf das Weddellmeer hinausschiebt und dabei aufschwimmt, haben wir Abschmelzraten von etwa 80 Zentimetern pro Jahr gemessen.“ Wenn die 100 bis 300 Meter dicken Eistafeln vom Schelfeis abbrechen, schmelzen sie umso stärker, je weiter sie gen Norden in wärmere Gefilde driften. Das gilt umgekehrt natürlich auch für die Eisberge der Arktis auf ihrem Weg gen Süden. „Das im Vergleich zu den Eisbergen relativ dünne, nur ein bis vier Meter dicke Meereis gefriert im Winter und schmilzt im Sommer,“ sagt der Eisexperte. „Sinken die Lufttemperaturen im Winter tief genug ab, legen die Eisschollen durch Gefrieren an ihrer Unterseite zu.“ Bei sommerlichen Temperaturen über dem Schmelzpunkt erwärmt sich das Meereis und schmilzt an Ober- und Unterseite.

El Nino

Wird der derzeitige El Nino allmählich zum Dauerzustand?
Thomas Lambert, per Email

Das Klima- und Wetterphänomen El Nino, das mit steigenden Wassertemperaturen an der Oberfläche des zentralen und östlichen äquatorialen Pazifiks einsetzt, ist kein Dauerzustand. Zwar legen die Statistiken der US-amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA nahe, dass sich El Nino-Phasen seit Mitte der 70er Jahre häufen und in manchen Jahren sehr drastisch ausfallen. Solche Warmphasen wurden jedoch immer wieder von Perioden unterbrochen, in denen die Wassertemperaturen, wie im ersten Halbjahr 2009, dem langjährigen Mittel entsprachen oder aber, wie in sogenannten La Nina-Phasen, sogar darunter lagen. Seit Juni bahnt sich allerdings ein neuer El Nino an. Entlang eines schmalen Bandes, das sich im östlichen Pazifik entlang des Äquators erstreckt, liegen die Wassertemperaturen derzeit bis zu 1,5 Grad Celsius über dem Durchschnitt. Die meisten Vorhersagemodelle sagen einen mäßigen bis strengen El Nino voraus, der im kommenden Winter seinen Höhepunkt erreicht, sich danach aber wieder abschwächt. Weil Ozean und Atmosphäre eng miteinander verzahnt sind, warnen NOAA-Forscher bereits jetzt vor den Fernwirkungen. Mit Trockenheit in Indonesien und höheren Niederschlägen über Teilen des Pazifiks sei zu rechnen.

Elbe: Wasserqualität

Wie sauber ist die Elbe? Kann man dort risikolos baden?
Andrea Thiem, per Email

Unsere Leserin staunte nicht schlecht, als sie bei Glücksstadt den Deich der unteren Elbe erklomm und im grau und träge dahin strömenden Wasser badende Menschen sichtete. Schließlich ist der Ruf der Elbe ziemlich ramponiert. Noch immer sind Wasser und Sedimente des 1.165 Kilometer langen Stroms mit Schwermetallen, chlororganischen Verbindungen und anderen Schadstoffen arg belastet. So rauschen pro Jahr 1,4 Tonnen Quecksilber (1985: 28 Tonnen) den "Bach" runter.

Zwar sammelt sich das Schwermetall im Gewebe der Elbfische an; die Haut des Menschen vermag es freilich nicht zu durchdringen. Und wer sich mal am brackigen Elbwasser verschluckt, muß Spätfolgen wohl kaum befürchten. Schließlich liegen die mittleren Quecksilberkonzentrationen bei Glücksstadt unter 0,09 Millionstel Gramm pro Liter.

Auch in Hinblick auf Colibakterien besteht kaum Grund zur Besorgnis. Zwar kommt es in weiten Abschnitten der Süßwasserelbe vor allem in warmen Sommern immer wieder zu Überschreitungen der in der EU-Baderichtlinie festgelegten Grenzwerte. Doch bei Glücksstadt, wo sich salziges Nordsee- mit Süßwasser aus Ober- und Mittellauf vermischt, sterben die gefährlichen Fäkalienanzeiger schnell ab. "Von den oft niedrigen Wassertemperaturen einmal abgesehen, steht dem Glücksstädter Badevergnügen also nichts im Wege", bilanziert Michael Bergemann von der Wassergütestelle Elbe

Weiter Infos zum ökologischen Zustand der Elbe: www.arge-elbe.de

Energie aus dem Meer: Wirkungsgrad

Welchen Wirkungsgrad haben Generatoren, die Elektrizität mit Hilfe von Meeresströmungen erzeugen?
Falk Rosenthal, Morsum

Im mare No. 25 wurde über das Projekt „Seaflow“ berichtet. Ziel: die Energiegewinnung mit Hilfe eines Rotors, der vom Gezeitenstrom angetrieben wird. Im März 2002 hat ein Team der Universität Kassel vor Englands Südküste eine 350-Kilowatt-Pilotanlage in Betrieb genommen. „Wie bei Windrädern ist auch bei der Wasserströmung der Wirkungsgrad eines frei umströmten Rotors wegen der Energie- und Impulserhaltung auf theoretische 59 Prozent beschränkt“, erklärt Projektleiter Jochen Bard.

„Berücksichtigt man die realen Verhältnisse am Rotor sowie Umwandlungs- und Reibungsverluste im Triebstrang, ergibt sich ein realistischer Gesamtwirkungsgrad von etwa 40 Prozent.“ Das entspricht in etwa dem Wirkungsgrad von Windkraftanlagen. Allerdings sind die Leistungen der Unterwasserrotoren genauer vorhersagbar. Für Wirtschaftlichkeitsberechnungen und -vergleiche müssen jedoch ohnehin andere Größen zu Grunde gelegt werden: die Anzahl der jährlichen Volllaststunden oder die Leistung je Quadratmeter Rotorfläche zum Beispiel.

Für Dr. Bard in diesem Zusammenhang besonders interessant: "Ein Unterwasserrotor von 20 Metern Durchmesser leistet bei einer Strömungsgeschwindigkeit von 2,5 Metern pro Sekunde bereits ein Megawatt. Der Rotor einer Einmegawatt-Windkraftanlage hat demgegenüber einen Durchmesser von etwa 54 Metern."

Entenmuscheln

Ich habe merkwürdige weiße Dreiecke mit Stiel am Strand gefunden, was ist das?
Susanne Neuhaus, per Email

Am Strand findet man die ungewöhnlichsten Dinge. Frau Neuhaus stolperte in Südportugal über mehrere, etwa zwei bis drei Zentimeter große, weißlich durchsichtige, dreieckige Objekte, die mit einem langen Stiel an einem Stein angeheftet waren. Korrekt bezeichnet heißen sie Entenmuscheln. Auch wenn dies irreführend ist, so klingt es gut auf der Speisekarte. Denn: Ihr Fleisch gilt als Delikatesse. Die wenigsten Gourmets wissen allerdings, dass sie nicht Muscheln, sondern Verwandte der Seepocken essen. Ähnlich wie diese wachsen die gestielten Kalkschaler fast weltweit auf Steinen, Muscheln, Treibgut oder eben auch Schiffsrümpfen und Hafenanlagen, meist dicht unter der Wasseroberfläche. Man findet sie auch an Nord- und Ostsee. Sie fischen mit ihren borstenbesetzten Beinchen kleine Planktonpartikel aus dem Wasser, von denen sie sich ernähren. Ihr Name hat seinen Ursprung im Irrtum - aufgrund der aus dem Tierkörper hervorstehenden bewimperten Fangbeine glaubte man, es handele sich um Vogeleier, genauer Ringel- oder Nonnenganseier. Diese waren an den Küsten häufig aber niemand hatte sie je brüten sehen - dies tun sie in der arktischen Tundra.

Entsalzungsanlagen

Was passiert mit dem Salz aus Entsalzungsanlagen?
Helmut Braun, St. Ulrich

In vielen Ländern reichen die natürlichen Wasservorkommen nicht aus, um die wachsende Bevölkerung mit trinkbarem Wasser zu versorgen. Küstenländer wie Saudi-Arabien oder Spanien setzen daher zunehmend auf Meerwasserentsalzungsanlagen. Zwei Verfahren werden praktiziert: das recht kostspielige Verdampfungsverfahren und die Umkehrosmose, bei der das Meerwasser unter hohem Druck durch Membranen gepresst wird, die das Salz zurückhalten. In Deutschland wird so die Hochseeinsel Helgoland mit Wasser versorgt. Allerdings entstehen bei keinem der beiden Verfahren feste Salzrückstände. Denn genaugenommen entnimmt man dem Meerwasser nicht das Salz, sondern eher das Frischwasser. Zurück bleibt eine Sole, die 1,2 bis 2-fach salzhaltiger ist als das ursprünglich verwendete Meerwasser. Diese endgültig in Salz und Wasser zu trennen, wäre mit zu hohen Kosten verbunden, um wirtschaftlich rentabel zu sein. Daher wird die Sole zurück ins Meer geleitet – wobei wichtig ist, sie nicht in ruhige Gewässer zu geben. Die schwere Salzlösung würde auf den Meeresgrund sinken und dort aufgrund ihrer Sauerstoffarmut alles Leben töten.

Erdachse

Stimmt es, dass das Seebeben vor Japan die Erdachse verschoben hat?
Helmut Braun, St. Ulrich

Das Seebeben vor Japan ist eines der am besten dokumentierten Beben. GPS-Messungen ergaben, dass das Inselreich, je nach Entfernung vom Epizentrum, um mehrere Millimeter bis maximal 4,3 Meter nach Osten verschoben wurde. Neben dieser horizontalen gab es auch eine vertikale Masseverschiebung Richtung Erdmitte. Die führte dazu, dass sich die Gewichtsverteilung auf der ganzen Erde veränderte. Die Folge: laut Berechnungen der NASA verschob sich die sogenannte Figurenachse der Erde um 17 Zentimeter. Diese Achse liegt etwa 10 Meter von der normalen Nord-Süd-Achse der Erde versetzt. „Die Änderung der Figurenachse führt dazu, dass die Erde bei ihrer Drehung etwas anders taumelt als zuvor“, sagt der Bremer Geologe Dr. Michael Strasser. Außerdem dreht sich unser Heimatplanet infolge des Japanbebens minimal schneller, was laut NASA unsere Tage um ein 1,8 Millionstel Sekunde verkürzt. Dies ist auf den sogenannten Pirouetteneffekt zurückzuführen: Zieht ein Eiskunstläufer während einer Drehung seine Arme dichter an den Körper, dreht er schneller.

Erdkrümmung

Kann man von einem Schiff aus die Krümmung des Horizonts erkennen?
Frau Scheuren per Email

Selbst ein Krähennest von 30 m Höhe ist zu niedrig, um die Krümmung des Horizonts zu erkennen. Die Sichtweite aus dieser Höhe beträgt unter optimalen Bedingungen ca. 21 km. Nehen wir an, dass Sie, Frau Scheuren mit ihren Augen einen Bereich von 150° scharf abbilden können. Dann könnten Sie aus dem Krähennest einen Horizont von 150 km Länge überblicken. Auf dieser Länge krümmt sich der Horizont nur um etwa 45 Meter. Zu wenig um wahrgenommen zu werden. Anders sieht das aus, wenn sie auf einem Berg stehen, zum Beispiel auf dem über 3.000 m hohen Pico del Teide auf Teneriffa. Lassen Sie von dort Ihr Auge in die Ferne schweifen, so können Sie bei optimalen Bedingungen etwas weniger als 200 km weit sehen. Die Horizontlänge beträgt grob 1.500 km. Die auf dieser Strecke um 450 m verbogene Erdkante lässt sich wirklich erkennen. Ab welcher Höhe genau der Horizont als gebogen erscheint, konnten wir allerdings nicht recherchieren. Dies variiert vermutlich von Mensch zu Mensch.

Eskimos

Gibt es Eskimos, die ständig auf Eisschollen leben?
Laura (8 Jahre), St. Ulrich

„Nein“, sagt die Ethnologin Gudrun Bucher, Mitautorin an einem umfassenden Handbuch über die Nordamerikanischen Indianer. „Eskimos und Inuit bewegen sich über das Eis und jagen auf ihm, aber sie leben nicht darauf – dazu ist es zu wandelbar und zu beweglich. Das haben aus der Not heraus aber schon des öfteren Schiffbrüchige, meist Polarforscher getan.“
Ganz im Gegenteil – laut einer Sage der Tschuktschen, die am östlichsten Zipfel Russlands leben, verwandelt sich ein Polarjäger, der auf einer Eisscholle abtreibt in ein Teryky, ein fellbewachsenes Ungeheuer. Kehrt es an Land zurück, muss es getötet werden. Davon schreibt der tschuktschische Autor Juri Richtëu eindringlich in seinem Roman „Teryky“. Wären die Tschuktchen den berühmtesten „Eisschollenbewohnern“, dem Antarktisforscher Sir Ernest Shakleton und seiner Mannschaft begegnet, so wäre es kein Wunder gewesen, wenn sie sie für Teryky gehalten hätten. Die 28 Mann überlebten nach dem Untergang der Endurance am 27. Oktober 1915 fast sechs Monate auf dem Packeis der Antarktis. Insgesamt dauerte ihr Martyrium fast zwei Jahre. Das danach niemand gut rasiert und wohlduftend an Land kommt, ist wohl verständlich und lieferte eine mögliche Erklärung für die Entstehung der Sage.

Eukaryonten

Wann genau tauchen die ersten komplexeren Lebewesen im Meer auf?
Claudia Rust, per E-Mail

Die ältesten bekannten Spuren versteinerten Lebens finden sich in 3,5 Milliarden Jahre alten Felsen

in Australien. Hierbei handelt es sich um Stromatolithe, zwiebelartige Strukturen, die von Bakterien gebildet wurden. Sucht man jedoch den Ausgangspunkt für höheres Leben, so muss man die Evolutionsgeschichte um einige Millionen Jahre vorspulen: Zum Zeitpunkt, als die ersten Einzeller mit Zellkern – die Eukaryonten – auftauchen. Aus ihnen haben sich im Laufe der Erdgeschichte alle komplexeren, mehrzelligen Lebensformen, also alle Pflanzen und Tiere, entwickelt. Die einfachsten Vertreter der Vielzeller, die Schwämme, entstanden vor etwa 600 bis 700 Millionen Jahren. Über die genetischen Verwandtschaftsgrade im Stammbaum haben Forscher errechnet, dass der letzte gemeinsame Vorfahre aller eukaryotischen Lebensformen etwa vor 1,8 Jahrmilliarden gelebt haben muss. Die ältesten eukaryotischen Mikrofossilien, die man bislang gefunden hat, sind etwa 1,5 bis 1,6 Milliarden Jahre alt. Auf etwa 1,64 Milliarden Jahre vor heute datieren die ersten sedimentären Steroide, sozusagen molekulare Überreste von Eukaryonten, die sich in frühesten Meeressedimenten finden.